Dächer, Dachaufbauten und -materialien

  • Zum Thema Solarzellen auf dem Dach hätte ich ein aktuelles Beispiel aus [lexicon='Leipzig'][/lexicon]. Hier fallen die Zellen auf Grund der dunklen Dachziegel nicht so auf, somit ganz verträglich mit dem Gebäude insgesamt.


    Bei einem Nachbargebäude mit Flachdach stehen die Solarzellen auf dem Gebäude, von Unten ist es jedoch kaum zu sehen.

    MfG
    Steve

  • Ja stimmt, das scheint kaum zu stören.
    Man muss viele Aspekte beachten, um ein Urteil abgeben zu können. Zwei Beispiele.
    a) Bei Häusern mit nicht zu steilen Dächern und vier oder mehr Stockwerken, die in engen Straßen und auf ebenem Gelände stehen, sind Solarzellen kein Problem. Gut, man versaut sich den Blick vom Kirchturm, aber das ist in den meisten Fällen zu verschmerzen.
    b) Es gibt aber auch das krasse Gegenteil: Man stelle sich vor, die Häuser ein Altstadt, die auf hügeligem Grund steht, bekämen Solardacher (z.B. Rothenburg http://www.kirikou.com/alemania/rothenburg/rothenburg2.jpg\r
    http://www.kirikou.com/alemania/rothenb ... nburg2.jpg), oder niedrige Häuser mit steilen Dächern (nochmals Rothenburg: http://www.dmf.unicatt.it/iniziative/germania_2005/materiale/rothenburg.2.jpg\r
    http://www.dmf.unicatt.it/iniziative/ge ... burg.2.jpg) - das wäre ein GAU.

    Solarziegel wären eine gute Sache.
    Der Artikel ist allerdings so lala... ;)

    Und bei

    Zitat

    Ein Solardach auf einem Haus mit drei Schlafzimmern, das nach Süden zeigt, kann 20 bis 30 Prozent des Elektrizitätsbedarfs decken


    weiß man, aus welchem Land der Artikel kommt. ;)

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Mit einer entsprechenden Staffelung sollte auch die Übertragung auf altdeutsche, d.h. steile Dächer um 60° Dachneigung möglich sein, oder nicht ? Die Überdeckung der Dachhaut durch "Solarbretter" dürfte wohl ein geringeres Problem darstellen als die grundsätzliche "solargerechte" Absenkung der Dachneigung - letzteres wäre in der Tat ein entscheidender (und irreversibler) Eingriff in bestehende Dachlandschaften und sollte nach Möglichkeit vermieden werden.

    Mit einer schwarzen bzw. dunkelbraunen Variante dürfte dem "technokratischen" Charakter der bisherigen dunkelblauen Solaranlagen auch etwas abgeholfen sein.

    Nein, die werden gedünstet

  • Bei allgemein schwarzen Ziegeldächern kann man das sicherlich machen. Aber wenn Schiefer oder rote Dächer vorherrschen dann schon wieder nicht. Ist aber auch nicht so extrem tragisch, denn Photovoltaik wird allgemein viel zu sehr überschätzt.

  • Photovoltaik ja, Solarenergie für die Hausheizung nicht. Nur da kann man keine Ziegel einbauen. Aber wie Antiquitus schon schreibt... manchmal ist es ja kein Problem. Bei gründerzeitlichen Wohnblocks würde es sich vllt lohnen, im Innenhof eine Erdwärmeleitung zu bauen. Und für Städte wie Rothenburg etc. gibts ja dann immernoch Wind- und Solarparks ;)

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Bei meiner Recherche um die bestmögliche Neueindeckung von traditionellen Neubauten und Rekonstruktionen habe ich ein Beispiel aus dem Quartier 1 ausfindig gemacht, dessen Dachziegel mir durchaus gelungen erscheinen.

    Wer kann zu diesen Ziegeln nähere Auskunft erteilen?

    Ich vermute es handelt sich um Biberschwanz-Segment- oder Korbbogenschnitt-Ziegel....optisch vorteilhafter als Rundschnitte.
    Über die Oberfläche und Optik, die ja entschieden von der Brenntemperatur und vom Ausgangsmaterial abhängig sind, kann ich nur sagen, dass sie matt , evtl. angeraut und in ihrer Farbe meliert scheinen, in jedem Fall sehr harmonisch für ein neues Dach. Auch der verwendete Dachlattenabstand wäre interessant zu wissen.

    Wer nähere Infos hierrüber erteilen kann, soll sich bitte mitteilen.

  • Zitat von "Stadtmensch"

    Auch eine interessante Frage: Was ist das für ein Kasten auf dem Dach? Ein Schornstein mit Deckel und Blitzableiter?


    Nun, das ist die peinliche Prisco-Zierschornsteinattrappe vom Dresdner Nuemarkt.


    Sehr gut gefallen mir übrigens die traditionellen französischen Dachschindeln, die auch bei den meisten Neubauten Verwendung finden.

    http://www.lafarge-couverture.fr/cgi-bin/imfra/…tOID=-536880063

  • Zitat von "Oliver"

    Kann man das Material nicht feuerfest machen ?

    Reet?

    Von innen ja, zumindest für den privaten Gebrauch, bei öffentlichen Gebäuden bekommt man Reetdächer aber normalerweise nicht mal auf der grünen Wiese durch.

    Von aussen bleibt Reet aber immer feuergefährlich, da kann man gar nichts machen.

  • Na gut, aber dann kann man nicht mehr wirklich von Reet sprechen.

    Wenn du ein Blechdach mit Dachpfannenoptik hast spricht du ja auch nicht von Dachsteinen.

  • Heute sind mir mal wieder Bauarbeiten an Altbauten in Hamburg negativ aufgefallen. Alte verrottete Balkone wurden durch diese sicher allen bekannten Stelzenplattformen ersetzt. Und das sogar zur Straßenseite hin!
    Das hat bestimmt einiges Geld gekostet und war wohl technisch notwendig (Absturzgefahr). Lieber hätte ich eine Rekonstruktion/Restaurierung der alten, originalen Balkone gesehen.

    Da denke ich bei mir: Es müsste Zustandsnoten für Altbauten geben, so wie es Zustandsnoten für Oldtimer, klassische Autos gibt. Die Liebhaberei alter Bausubstanz ist als Phänomen noch vergleichsweise jung, etwa da wo sich die Odtimerszene Mitte der 1970er Jahre befand. In dieser Szene haben sich mit den Jahren Zustandsnoten für Oldtimer herausgebildet, die seit Anfang der 1990er Jahre sogar als gerichtsfeste Zustandsbeschreibung in Kaufverträgen gelten. Die Zustandsnote eines Oldtimers ist wichtig für die Preisfindung. Hier mal die Noten für Oldtimer:

    Note 1
    Makelloser Zustand. Keine Mängel an Technik, Optik und Historie (Originalität). Fahrzeuge der absoluten Spitzenklasse.
    Unbenutztes Original (Museumsauto) oder mit Neuteilen komplett restauriertes Spitzenfahrzeug. Wie neu (oder besser). Sehr selten!

    Note 2
    Guter Zustand. Mängelfrei, mit leichten Gebrauchsspuren. Original oder fachgerecht und aufwendig restauriert.
    Keine fehlenden oder zusätzlich montierten Teile.

    Note 3
    Gebrauchter Zustand. Normale Spuren der Jahre. Kleinere Mängel, aber voll fahrbereit. Keine Durchrostungen.
    Keine sofortigen Arbeiten notwendig. Nicht schön, aber gebrauchsfertig.

    Note 4
    Verbrauchter Zustand. Nur bedingt fahrbereit. Sofortige Arbeiten notwendig. Leichtere bis mittlere Durchrostungen.
    Einige kleinere Teile fehlen oder sind defekt. Teilrestauriert. Leicht zu reparieren (bzw. restaurieren).

    Note 5
    Restaurationsbedürftiger Zustand. Nicht fahrbereit. Schlecht restauriert bzw. teil- oder komplett zerlegt. Größere Investitionen nötig, aber noch restaurierbar. Fehlende Teile.

    Um jetzt mal das Beispiel mit der Balkonsanierung auf Oldtimer zu übertragen:
    Das Gebäude befand sich vor der Sanierung in Zustand 4 (Rost an den Balkonen) , nach der Sanierung in Zustand 3 (Nicht schön, aber gebrauchsfähig) Zustand 2 oder Zustand 1 kann man mit der Stelzenplattformmethode nicht erreichen, denn: Es ist weder original, noch originalgetreu. Mit der richtigen Wahl der Methode hätte man das Gebäude aber von Zustand 4 auf Zustand 2 heben können und so eine größere Wertsteigerung der Immobilie bewirkt (vorausgesetzt, es gäbe bereits Zustandsnoten für Altbauten)
    Heute würde kaum jemad auf die Idee kommen, einen Mercedes 190 SL mit Motorschaden zu reparieren, indem er einen modernen Mercedesmotor einbaut, das Ergebnis der Aktion würde sich sogleich negativ im Wagenwert niederschlagen. Das Auto ist danach nur schwer verkäuflich: Einerseits kann es trotz modernem Motor nicht wirklich mit modernen Konkurrenten mithalten (Fahrwerk, Aerodynamik), andererseits ist es kein "richtiger" Oldtimer mehr. So was will kaum jemand haben...

    Auf welchem Stand befindet sich die Liebahberei für Altbauten heute?
    Meiner Meinung nach: Da wo die Oldtimerei Mitte der 70er war. 1975 waren Oldtimer nicht mehr ausschließlich das Hobby von irgendwelchen merkwürdigen älteren Millionären. Oldtimer wurden von der breiten Masse als "irgendwie sympathisch" angesehen und es gab vermehrt "Freaks", die sich Oldtimer als Hobby hielten. Auf Originalität wurde kein gesteigerter Wert gelegt und deshalb findet sich heute in vielen Kaufberatungen für wirklich alte Oldtimer (Mercedes 170 und älter) der Warnhinweis: Vorsicht vor älteren Restaurierungen, erfüllen heutige Ansprüche an Originalität nicht mehr.
    So wie Oldtimer in den 1970ern, so behandelt man Altbauten heute. Sie werden allgemein durchaus geschätzt und erhalten, in vielen Details werden aber Fehler gemacht.

    Sind Zustandsnoten für Altbauten wünschenswert?

    Wonach sollten sie sich richten?

  • Ich persönlich sehe durchaus den Sinn in solchen Zustandsnoten und wenn sie sich - wie in der Oldtimerszene - weitgehend durchsetzen, kann es durchaus Anreiz für manche Hausbesitzer sein, Details wiederherzustellen um auf den Zustand 1 zu kommen.... weil 3 für eine gepflegte Altbauwohnung mit Baumarktfenstern und -türen eben den Mietpreis drücken könnte....

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ja, Zustandsnoten für Altbauten wären durchaus wünschenswert.
    Wenn man sieht, welche z. T. "faulen" Kompromisse bei Altbausanierungen gemacht werden, die nun nicht gerade zur Originalität beitragen, wie z. B. Sprossenfenster aus Plastik mit dünnen "Sprossen" zwischen zwei Scheiben (die berühmten "Sprossen in Aspik" :zwinkern: nach Manfred Gerner), "historische" Türen vom Baumarkt oder moderne Bretterverkleidung statt vorbildgerechten Holzschindeln...

    Bei einem offiziellen "Altbau-Notensystem" wüsste man sofort, woran man ist. Eventuell könnte es wirklich Anreize schaffen, mehr Geld ausgegeben dafür aber besser zu sanieren.

  • Im Zeitung von Samstag stand ein Artikel das Bürger am liebsten steile Dächer (mit Dachboden!) haben wollen aber Architekten und Bauherren für Flachdächer sind.

    Architekten: Flachdächer stehen für "Modern" und ekönomisch und funktionel.
    Steildächer wird von ihnen mit "Altmodisch" assoziert. Ein "wuchtiges, augenfassendes Dach" ist für ihnen fast eine Bedrohung und leitet zu viel ab vom nüchterne und modern aussehende Baukörper.
    Ein Haus oder Gebäude muss "auffallend" sein in der Umgebung.
    Deswegen sollen Bauten sich so viel wie möglich vom Umgebung unterscheiden.
    Wichtig für sie um die letzte Techniken und Einsichten aus zu probieren.
    Und dann wieder, unter die Architekten, ihre Status zu erhöhen!!!!

    Bürger dagegen sprechen sich immer mehr aus gegen Flache Dächer. Sie wollen kein Haus das zu jeder quadrat Meter ausgedacht ist. überraschende Räume, versteckte Räume, ein dunkeler Dachboden: das ist was sie besonders gerne wollen. Ein schönes Haus um in zu wohnen. Ein Haus mit ein Steildach!!!!

    Bauherren sind für Profit und deswegen für ekönomische Prinzipe wie Flachdächer. Billige Materialen usw.

    Was hier beschrieben ist kommt heute in der Städtebau immer wieder zu Krach zwischen Bürger und Architekten und Bauherren.

    Diese Burschen bauen nicht für die Bürger aber nur für sichselbst!!! Für das eigene Ego.

    Deswegen sollen die Behörden doch eine wichtige Rolle spielen müssen um Architekten und Bauherren zu überzeugen von andere mehr von Bürger erwünschte Zielen.

  • Ein steiles Dach ist witterungsbedingt, Schnee und Regen sollen ablaufen, flache Dächer gehören ans Mittelmeer (wobei es da in Spanien bei überraschend starkem Schneefall auch schon unliebsame Überraschungen gegeben hat).
    Die mod. Architekten haben ihren Kanon aufgegeben, sie sind einerseits wie Kinder, die aus Trotz und Übermut alles anders machen wollen, als ihre Eltern, zum anderen bedeutet "ökonomisch" eigentlich "teuer", denn die Kosten aufgrund undichter Flachdächer, denen die Witterung zusetzt, werden der nächsten Generation aufgebürdet.