Straubing (Galerie)

  • Nach Landsberg/Oberbayern und Lindau/Schwaben geht es nun ins tiefste Niederbayern. Straubing liegt im fruchtbaren, agrarlich intensiv genutzten Gäuboden, etwa 35 km donauabwärts von Regensburg. Nördlich und östlich erstreckt sich der Bayerische Wald. Straubing hat etwa 45000 Einwohner und ist nach Landshut und Passau die drittgrößte Stadt Niederbayerns.
    Straubing – Wikipedia

    Kurz zur Geschichte der Stadt:
    Die Römer errichteten östlich der heutigen Stadt das Lager Sorviodurum. Aus dieser Zeit stammt der bei Bauarbeiten 1950 gefundene Römerschatz, zu bewundern im Gäubodenmuseum. Um 900 wird eine Ansiedlung namens Strupinga erwähnt, etwa im Bereich der Kirche St. Peter. Unter dem Wittelsbacher Herzog Ludwig dem Kelheimer 1218 Gründung einer planmäßigen Neustadt etwa 1km westlich der alten Siedlung auf hochwassersicherem Terrain etwas südlich der Donau. Günstig gelegen am Schnittpunkt der Fernstraßen vom Mittelrhein durch das Donautal nach Wien bzw. von München über Landshut nach Cham und Böhmen. Wie bei zahlreichen weiteren Stadtgründungen der Wittelsbacher im 13. Jahrhundert erfolgte dabei die Anlage eines Straßenmarktes. Dieser erstreckt sich von West nach Ost über 600m Länge, unterteilt vom Stadtturm mit dem Rathaus. 1255 bei der Teilung des Herzogtums wurde Straubing Sitz eines Rentamtes und blieb dies bis 1805. Als Erbe Ludwig des Bayern stieg die Stadt 1353 zur Residenzstadt des Teilherzogtums Straubing-Holland auf. Die Herzöge Wilhelm und Albrecht verbrachten dabei aber die meiste Zeit in den niederländischen Provinzen. 1356 entstand unter Herzog Albrecht I. das Herzogschloß unweit der Donaubrücke im NO der Stadt. Weithin bekannt wurde das Schicksal der Baderstochter Agnes Bernauer, die von Herzog Ernst 1435 in der Donau ertränkt wurde, nachdem sie und Albrecht (einziger Sohn des Herzogs) heimlich heirateten und dieser sich Sorgen um die Erbfolge machte. Nach dem Landshuter Erbfolgekrieg fiel Straubing an die Münchner Linie der Wittelsbacher. Im Zuge der Reformation wanderte auch Ulrich Schmidl aus Straubing aus und wurde Mitbegründer von Buenos Aires. Große Verluste brachte der 30-jährige Krieg. 1780 gingen etwa 1/5 der Bebauung bei einem Stadtbrand in Flammen auf. Den 2. Weltkrieg überstand Straubing dagegen fast unbeschadet.

    Ausführlich unter:
    Straubing – Wikipedia

    Das im August stattfindende Gäubodenfest gilt als zweitgrößtes Volksfest Bayerns.
    Bilder vom Gäubodenfest, darunter auch ein paar Luftaufnahmen von Straubing (das Riesenrad lohnt sich allein schon wegen der Aussicht auf die Altstadt):
    Gäubodenvolksfest Straubing Bilder Fotos Buidl Luftaufnahmen Volksfest

    Gäubodenvolksfest Straubing Blick aus dem Riesenrad auf Stadt Straubing Basilika St. Jakob

    Alle 4 Jahre finden im Hof des Herzogsschlosses die Agnes-Bernauer-Festspiele statt.
    :: Agnes-Bernauer-Festspielverein e.V. Straubing ::

    Und Straubing hat sogar einen Zoo, den einzigen in Ostbayern:
    Tiergarten Straubing online

    Nebenbei:
    Habe mal ein wenig zu den für Ostbayern typischen Straßenmärkten „nachgeforscht“ und bin zumindest in folgenden Städten und Märkten fündig geworden:
    Niederbayern: Landshut/Isar, Neustadt/Donau, Kelheim, Deggendorf, Vilsbiburg, Plattling, Vilshofen, Landau/Isar, Dingolfing, Eggenfelden, Bogen, Osterhofen, Geiselhöring, Reisbach, Velden, Geisenhausen, Langquaid und Pilsting (zumeist Wittelsbachergründungen des 13. Jh.)
    Oberbayern: Weilheim, Schongau, Bad Tölz, Murnau, Rosenheim, Neuötting, Neumarkt-St. Veit, Dorfen, Erding, Moosburg, Freising, Dachau und Schrobenhausen (ebenfalls zumeist Neugründungen der Wittelsbacher im 13. Jh.), in gewisser Hinsicht auch noch das früher salzburgische Mühldorf oder das jetzt österreichische Braunau
    Schwaben: Lauingen/Donau (Anm. 11/09: trifft nicht zu, siehe auch spätere Anmerkung von Zeno), Aichach
    Oberpfalz: insbes. Weiden und Neumarkt, noch einige weitere Orte (gerade keine Literatur parat…aus der Erinnerung würde ich da noch Auerbach, Hirschau und Freystadt ergänzen)
    Mittelfranken: Altdorf, Lauf/Pegnitz und Hersbruck
    Auch der Stadtplatz von Domazlice ähnelt stark bayrischen Straßenmärkten.
    Einen Stadtturm wie in Straubing hat von den oben angeführten Städten nur Deggendorf (dort auch noch i.V. mit dem Rathaus), ansonsten zumindest unweit des Schnittpunktes der N-S- und W-O-Achse noch Ingolstadt (Pfeifturm), Lauingen/Donau (Schimmelreiterturm) und Erding (Glockenturm).


    Nun aber zur Altstadt Straubings:

    Kurz zur Stadtanlage: W-O-verlaufender Stadtplatz mit Bürgerhäusern, am W-rand Jesuitenkirche und –kolleg, in der Mitte der Stadtturm. Im nordwestlichen Teil auf einem eigenen Platz die Stadtpfarrkirche St. Jakob, nördlich davon das tiefergelegene Gerberviertel, entlang der Simon-Höller- und Fraunhoferstraße vornehmere Bürgerhäuser, am Nordrand das Spital, im Nordosten die Klosterkirchen der Karmeliten und Ursulinen und bei der Donaubrücke das Herzogschloß. Südlich des Stadtplatzes einfachere Bürger- und Handwerkerhäuser sowie als einzige Kirche St. Veit.

    siehe auch:
    Bildarchiv Foto Marburg

    Das spätmittelalterliche Stadtbild überliefert im Holzmodell des Straubinger Drechslers Jakob Sandtner (Original im Bayr. Nationalmuseum, Kopie im Gäubodenmuseum) von 1568.

    Ansicht des Stadtplatzes von Osten mit Stadtturm und St. Jakob:

    Bildarchiv Foto Marburg


    Nachfolgend nun eine Bilderauswahl von der Altstadt vom Oktober 2007 (wie unschwer zu erkennen sonntags) und ein paar frühere Aufnahmen insbesondere vom August 2002 (Gäubodenfest, Auszug der Festwirte). Los geht es mit dem Stadtrundgang am Stadtturm.

    Der 66m hohe Stadtturm entstand im 14. Jh. (evtl. nach flämischen Vorbild? Seinerzeit gehörte z.B. Gent zu Straubing-Holland, der dortige Belfried nicht unähnlich) am Schnittpunkt der Hauptverkehrsachsen und diente als Wachtturm. Ehemals bemalt, davon nichts erhalten. Führungen auf den Turm im Sommerhalbjahr und während des Weihnachtsmarktes.


    Stadtturm und Dreifaltigkeitssäule


    Stadtturm von Osten. Anbauten im Osten (ehem. Trinkstube) und Westen. Bis 1382 auch das Rathaus in der Mitte des Stadtplatzes, dieses wurde wegen Erweiterungen an die Nordseite des Stadtplatzes verlegt (rechts am Bildrand, derzeit in Renov.).

    Strahlenmadonna in einer Nische der ehem. Trinkstube:


    Ludwigsplatz mit Stadtturm abends

    Gewölbte Durchfahrt des Stadtturmes mit Kreuzrippen:

    Kielbogenportal der ehem. Trinkstube:

    Stadtturm von der Steinergasse aus:


    Nun zum Stadtplatz. Dieser erstreckt sich in gesamter W-O-Breite der Altstadt über 600m und ist damit einer der größten Straßenmärkte Ostbayerns. Er wird unterteilt in den Oberen und Unteren Markt, seit dem 19. Jh. Theresienplatz (Westhälfte) und Ludwigsplatz (Osthälfte) genannt. Die Bürgerhäuser wurden immer wieder erneuert, ein großer Teil der Fassaden insbesondere in der 2. H. des 19. und 1. H. des 20. Jh. Von den vielen Hauskapellen und Arkadenhöfen überstanden nur ein paar wenige das 20. Jh. Die Erdgeschosse fast durchwegs modern zu Läden ausgebaut. Zuerst der Ludwigsplatz und die umliegenden Bürgerhäuser, beginnend mit der Nordseite:

    ganz rechts der Wasserturm von 1922, der von O in den Stadtplatz hereinragt


    Breit angelegte, stattliche Giebelhäuser im Wechsel mit schmalen Häusern, ganz links zu sehen das Rathaus mit neugotischem Giebel. Die Fassaden sämtlich um 1900 erneuert, das Haus hinter dem Traktor ehem. das Stadthaus der Schwarzendorfer (Ludwigsplatz 3) mit einem wertvollen dreigeschossigen Renaissance-Arkadenhof, der offenbar Mitte des 20. Jh. bei einem Brand stark beschädigt wurde (und dann vermutlich abgebrochen…?). Die Beschreibung dieses Gebäudes und weiterer ebenso teilweise abgegangener Bürgerhäuser gab es irgendwo in den Weiten des www und ist wohl noch vorhanden, finde es aber derzeit nicht mehr…

    Ein paar Häuser weiter, Ludwigsplatz 8 mit einer überlebensgroßen Hausmadonna von 1710:

    Es folgen die ehem. der Patrizierfamilie Zeller gehörenden Häuser mit Treppengiebel-Brandmauern:

    Eines der am besten erhaltenen Bürgerhäuser ist das Eckhaus Ludwigsplatz 10, das Zellerhaus zur Krone (erstmalige Erwähnung des Hauses Mitte des 15. Jh.), heute Volksbank („die einzige Bank Deutschlands mit einer Hauskapelle…“). Auf der Webseite der Bank ist von der Hauskapelle nichts zu sehen, genauso wenig wie vom Arkadenhof des 17. Jh., dafür gibt es die Belegschaft während des Gäubodenfestes in Dirndln und Lederhosen zu bewundern…Immerhin gibt es ein Buch über die Patrizierfamilie Zeller:
    https://www.volksbank-straubing.de/aktuelles/patrizier

    Die Räume des Hauses Nr. 10 im Erdgeschoß gewölbt, z.t. mit Kreuzgewölben (ob noch?), der Arkadenhof aus dem 17. Jh., die Hauskapelle spätgotisch, später barockisiert. Die Fassade mit Rokokostuck, vermutlich von M. Obermayr, M. 18. Jh.:

    Die prachtvolle Bürgerhausgruppe Ludwigsplatz 10-13:

    Links das Zellerhaus zur Krone, mittig das „Haus im Mond“, jetzt Löwenapotheke, dann Nr. 12 „Haus im Stern“, allesamt einst der Patrizierfamilie Zeller gehörend, daneben Nr. 13, das Haus der Lerchenfelder.

    Ludwigsplatz 11, das einstige „Haus im Mond“ mit Fassadendekor um 1925/30:


    rechts der Jakobsbrunnen

    Anschließend Ludwigsplatz 12 mit Barockfassade:

    …und das Patrizierhaus der Lerchenfelder (Nr. 13), ebenfalls spätmittelalterlich und in barocker Zeit erneuert. Das Haus besteht aus Vorderhaus und Rückgebäude, verbunden mit Seitenflügel, die einen Arkadenhof umschließen. So wie das Erdgeschoß aussieht, bleibt zu hoffen, dass die Beschreibung aus dem Buch „Das Bürgerhaus in Altbaiern“ (von 1984) noch aktuell ist… Werde da mal nachforschen müssen… Die Fassade wie bei Nr. 10 mit Rokokostuck, vermutlich von M. Obermayr:

    Der Zwerchgiebel von Nr. 13 und Treppengiebel-Brandmauern


    Die Häusergruppe am Ludwigsplatz abends:


    Der Jakobsbrunnen auf dem Ludwigsplatz, errichtet 1644. Jakob ist der Stadtpatron Straubings.

    Das Haus links (Ludwigsplatz 15) im Kern spätmittelalterlich und wie viele andere Häuser am Stadtplatz die Fassade nach 1900 völlig neu gestaltet. Rechts wieder ein ebenfalls stark modernisiertes Haus, aber noch mit den ursprünglichen Treppengiebel-Brandmauern:

    Ludwigsplatz 16, der ehem. Gasthof Goldene Gans mit einer in Straubing einzigartigen, sehr ansprechenden Fassadengestaltung aus der Mitte des 17. Jh.:

    Der Stadtplatz wurde bis 1810 vom Unteren Tor abgeschlossen. An selber Stelle heute das klassizistische Ludwigstor. Von dort nochmals der Blick zurück über den Ludwigsplatz zum Stadtturm:

    In der Nähe zweigt die Rosengasse ab. An der Ecke zum Viktualienmarkt steht dieses im Kern spätgotische Wohnhaus mit Erker und Treppengiebel, die Putzfassade aus dem 19. Jh.:

    Wieder zurück am Ludwigsplatz folgt nun die Bebauung auf der Südseite, beginnend mit Ludwigsplatz 25, die Rosenapotheke, mit Eckerker und Rokokostuck an der Fassade, das Erdgeschoß besonders schlimm modernisiert:

    Ein hübsches Traufseithaus mit hohem Dach, Zwerchgiebel und einer noblen Neurenaissancefassade folgt (Ludwigsplatz 29):

    Ludwigsplatz 30 war eines der schönsten Bürgerhäuser Altbayerns. Das sogenannte Höllerhaus wurde 1928 durch den heutigen Bau ersetzt, erhalten blieb im 2. Obergeschoß die Hauskapelle, entstanden 1645 unter dem Bürgermeister Simon Höller (leider offensichtlich nicht zugänglich), das aufwendigste Beispiel der früher zahlreichen Hauskapellen. Die ehm. Dichte an Hauskapellen erinnert an Regensburg. Im Gebäude heute das Straubinger Tagblatt. Auf der nachfolgenden Aufnahme (während des Auszugs der Festwirte, Gäubodenfest August 2002) von links nach rechts die Häuser Ludwigsplatz 29-31. Das Haus rechts mit Vorschussmauer (Häuser im sog. Inn-Salzach-Stil sind in Straubing nicht so verbreitet und kommen erst donauabwärts häufiger vor, z.B. in Vilshofen und v.a. Passau).


    Ludwigsplatz, Südseite und Jakobsbrunnen


    Links ein weiteres Haus mit Vorschussmauer und Rokokostuckfassade (Ludwigsplatz 32), rechts eine neubarocke Fassade, um 1925


    Detail der Rokokofassade am Haus Ludwigsplatz 32

    Weiter geht es mit den Wohnhäusern Ludwigsplatz 36-39:

    Links ein Patrizierhaus aus dem 17. Jh. mit Walmdach, Stuckfassade und Eckerker, anschließend ein nur zwei Achsen aber 4 Geschosse aufweisendes Haus mit hohem Dach und Treppengiebel-Brandmauern (noch wie auf dem Sandtnerschen Stadtmodell von 1568)


    Detail vom Eckerker des Hauses Ludwigsplatz 36, laut "Die Baudenkmäler Niederbayerns" Ende 19. Jh. und noch ein Detail:


    Das Haus rechts Ludwigsplatz 39 mit besonders hohem Steilsatteldach und markanten Treppengiebel-Brandmauern das höchste der Stadt, die Barockfassade von um 1700, das Erdgeschoß (Ende der 70er Jahre?) völlig erneuert. Das Haus wird in älterer Literatur als Vorderhaus mit Rückgebäude, verbunden durch einen langen Seitenflügel mit Arkadenhof und Hauskapelle, beschrieben. Ob das noch aktuell ist? Die Luftaufnahme http://www.volksfestfan.de/bilder_2005/di…images/4402.jpg (unten rechts) lässt jedenfalls schlimmstes befürchten…


    Nochmals Ludwigsplatz, Südseite im gesamten

    …und mit dem Stadtturm, rechts im Hintergrund die Jesuitenkirche:

    Soweit zum Ludwigsplatz, weiter geht es demnächst mit der Westhälfte des Stadtplatzes, dem Theresienplatz, anschließend folgt die Stadtpfarrkirche St. Jakob…

    5 Mal editiert, zuletzt von Markus (3. September 2014 um 14:51) aus folgendem Grund: Serverwechsel, Linkreparatur

  • Zitat

    Es folgen die ehem. der Patrizierfamilie Zeller gehörenden Häuser mit Treppengiebel-Brandmauern:

    Diese Treppengiebel-Brandmauer sind doch wirklich wunderbar! Ich erwaege, eine als Avatar zu nehmen. Das sind sehr schoene spaetmittelalterliche Haeuser, leider wurden die Giebel alle "modernisiert".

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Teil 2

    @ Brandmauer:
    Der Stadtplatz in Straubing ist bzgl. Brandmauern eine der ersten Adressen in Bayern, Schwäb. Hall hat mir aber auch ganz gut gefallen...

    Nun zum Theresienplatz, dem früheren Oberer Markt, der westlichen Hälfte des Stadtplatzes.
    Der Stadtplatz ist übrigens seit 1983 im Bereich beidseitig des Stadtturmes Fußgängerzone. Insgesamt sind an beiden Längsseiten des Stadtplatzes etwa 85 Parzellen aneinandergereiht (seit dem Stadtmodell von 1568 ist diese Aufteilung offenbar weitgehend unverändert geblieben!). Der Theresienplatz diente früher als Getreideschranne, Pferde- und Gesindemarkt.


    Theresienplatz Rtg. O zum Stadtturm, links der Röhrlbräu ("Straubinger Weisse")

    Der Theresienplatz, beginnend mit der Nordseite (von Westen):

    Der einzige Kirchenbau am Stadtplatz ist die Jesuitenkirche. 1631 kamen die Jesuiten nach Straubing und übernahmen die zweischiffige, gotische Frauenkapelle. Ende des 17. Jh. weitgehender Umbau der Kirche.

    Am Chor eine Kalkstein-Madonna (um 1400):


    Inneres der Jesuitenkirche


    Der barocke Hochaltar von 1683 mit der Aufnahme Mariens in den Himmel


    Silberfigur der Immaculata an einem Seitenaltar

    Sogar in der Jesuitenkirche ist der Stadtturm noch präsent:


    Nordseite des Theresienplatzes angrenzend an die Jesuitenkirche, dahinter der Turm der Stadtpfarrkirche St. Jakob


    Das Haus Theresienplatz 8a, ein im Kern spätgotisches Bürgerhaus mit erhaltenen Fenstergewänden aus dieser Zeit und Aufzugsgaube


    Theresienplatz mit der etwa 15m hohen Dreifaltigkeitssäule, gelobt 1704 vor der erfolglosen österreichischen Belagerung, eingeweiht 1709. Links der ehem. Getreidekasten des Regensburger Klosters St. Emmeram, mehrfach umgebaut und erneuert, aktuell als Bankgebäude genutzt.


    Im Hintergrund wieder St. Jakob


    Theresienplatz 11-15 mit um 1900 erneuerten Häusern, z.t. mit Neurenaissancefassaden.


    Tiburtiusbrunnen (1685) und Stadtturm. Tiburtius war 2. Stadtpatron.

    Theresienplatz abends:


    Das Rathaus an der Nordseite gegenüber dem Stadtturm:

    Der neugotische Treppengiebel um 1890 beim Rathausumbau in Anlehnung an den ursprünglichen gotischen errichtet.

    Kurzer Abstecher in die N-S-verlaufende Steinergasse, rechts ein ehem. Adelshaus mit barocker Fassade (Steinergasse 15):

    Am Platz „Am Platzl“ auch die Kirche St. Veit, ursprünglich gotisch, um 1700 barockisiert:


    Weiter geht es mit der Südseite des Theresienplatzes.

    Zuerst ein weiteres Adelspalais (Theresienplatz 23), viergeschossig mit Vorschussmauern und barocker Stuckfassade (leider keine Details gemacht…):


    Das Haus rechts wieder mit Treppengiebel-Brandmauer und Umgestaltungen in der 1. H. des 20. Jh.


    Links das erneuerte ehem. Vicedomushaus (Theresienplatz 25) mit Treppengiebel zur Aprilgasse, mittig ein ehem. Adelshaus mit barockem Volutengiebel, auch A. 20. Jh. erneuert

    Theresienplatz 32 mit erhaltener gotischer Fenstergruppe, Fassade um 1900:

    …und schließlich noch Theresienplatz 40, das Gasthaus zum Geiß, eines der letzten noch fast ursprünglich erhaltenen spätgotischen Häuser, zweigeschossig mit hohem Steilsatteldach und Treppengiebeln, wohl aus der Mitte des 16. Jh. (eines der wenigen Häuser aus dem Sandtner´schen Stadtmodell um 1568, das in die heutige Zeit nahezu unverändert überkommen ist):

    “Zum Geiß“ bezieht sich dabei nicht auf die Ziege, sondern auf einen früheren Eigentümer gleichen Namens. Hier ist die Erdgeschoßeinteilung mit Mittelflur und seitlichen Räumen noch erhalten, das Gebäude aktuell als (offensichtlich beliebte) Gaststätte genutzt.

    Angrenzend entstand vor wenigen Jahren ein Gebäude als westlicher Abschluß des Theresienplatzes (am ehem. Oberen Tor), das mich - wieso auch immer - an ein Einkaufszentrum in Downtown San Diego erinnert:

    Soweit zum Theresienplatz.


    Es folgt ein Abstecher vorbei an der Baustelle des vor den Toren der Altstadt derzeit entstehenden Komplexes des Theresiencenters zur Wallfahrtskirche Frauenbrünnl am Westrand Straubings.


    Ein origineller Zentralbau in der Art weiterer Wallfahrtskirchen wie die Kappel bei Waldsassen. Am Hang gelegen oberhalb einer Quelle, mit achteckiger verschindelter Kuppel, entstanden 1705-07 (sieht für mich von außen so aus wie eine kleine Ausgabe der Ettaler Klosterkirche), innen mit Fresken, die Georg Asam zugeschrieben wurden.

    Soweit Teil 2

    Weiter geht es dann im Teil 3 wieder in der Altstadt mit den beiden mächtigen gotischen Baukörpern der Stadtpfarrkirche St. Jakob und der Karmeliten-Klosterkirche.

    4 Mal editiert, zuletzt von Markus (3. September 2014 um 23:28) aus folgendem Grund: Serverumzug

  • Zitat

    Der Stadtplatz in Straubing ist bzgl. Brandmauern eine der ersten Adressen in Bayern, Schwäb. Hall hat mir aber auch ganz gut gefallen...

    Schwaeb. Hall ist aber nicht in Bayern und trotz der Name auch nicht in Schwaben, sondern im fraenkischen Teil Wuerttembergs. Die sehr grossen fraenkischen Fachwerkhaeuser haben manchmal besonders weit auskragende Brandmauer 8) Wie zB. manchmal auch in Dinkelsbuehl.

    Treppengiebelbrandmauer hat zB. auch das Fuggerhaus in Augsburg.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Intressant ist dass die Marktplatz ist sozusagen ein erweiterte Strasse. Das gibt öfter in Bayern. Intressant ist dass Landshut hat zwei: Neustadt und Altstadt...

  • Tolle Eindrücke!

    Die Brandmauern mit ihrer Staffelung erinnern mich spontan an die
    Bauweise der Baar. Städte und Dörfer rund um Donaueschingen,
    Hüfingen und Bräunlingen (Schwarzwald-Baar-Kreis; Regierungsbezirk
    Freiburg, Baden-Württemberg) weisen diese charakteristische Bauweise,
    sowohl als Brandabschnitt zum Nachbargebäude als auch in repräsen-
    tativer Form der Giebelgestalung zum Straßenraum auf.

  • Straubing hat ein wirklich beeindruckendes Stadtbild. Der Wohnbau bietet einen schönen Querschnitt durch die Architektur der letzten 500 Jahre. Und die sakralen Leitbauten werden noch folgen...

    Interessant ist auch die ehemalige Verbindung in die Niederlande. Von 1353 bis 1425/29 bildeten die nordöstlichen Teile Niederbayerns und die niederländischen Graf- und Herrschaften Hennegau, Holland, Seeland und Friesland das wittelsbachische Herzogtum Straubing-Holland mit den beiden Residenzen Straubing und Den Haag.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Straubing-Holland

    Architektonisch blieb dies nicht folgenlos. So ist der Rittersaal im Straubinger Herzogschloss, erbaut 1421/1422, mit 39 m Länge, 10,5 m Breite und 12 m Höhe zu seiner Zeit einer der größten Festsäle Deutschlands, möglicherweise nach dem Vorbild des Ridderzaals in Den Haag entstanden. Die spätgotische Grabplatte des Bürgermeisters und herzoglichen Kämmerers Ulrich Kastenmayr (gestorben 1431) in St. Jakob weist in Richtung des Arnolfini-Bildnisses Jan van Eycks. Eine lohnende Aufgabe wäre es auch, die altbayerische Backsteinspätgotik und ungefähr zeitgleiche niederländische Kirchen (z. B. die Nieuwe Kerk in Delft) auf mögliche Verbindungen hin zu untersuchen.

    Rittersaal in Straubing:
    http://www.ao-straubing.de/konzerte/rittersaal.jpg
    http://www.straubing.de/kultur-events/…/rittersaal.jpg

    Ridderzaal in Den Haag:
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/nl/2…gonaal_2221.jpg

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Zitat

    Interessant ist auch die ehemalige Verbindung in die Niederlande. Von 1353 bis 1425/29 bildeten die nordöstlichen Teile Niederbayerns und die niederländischen Graf- und Herrschaften Hennegau, Holland, Seeland und Friesland das wittelsbachische Herzogtum Straubing-Holland mit den beiden Residenzen Straubing und Den Haag.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Straubing-Holland

    Architektonisch blieb dies nicht folgenlos. So ist der Rittersaal im Straubinger Herzogschloss, erbaut 1421/1422, mit 39 m Länge, 10,5 m Breite und 12 m Höhe zu seiner Zeit einer der größten Festsäle Deutschlands, möglicherweise nach dem Vorbild des Ridderzaals in Den Haag entstanden. Die spätgotische Grabplatte des Bürgermeisters und herzoglichen Kämmerers Ulrich Kastenmayr (gestorben 1431) in St. Jakob weist in Richtung des Arnolfini-Bildnisses Jan van Eycks. Eine lohnende Aufgabe wäre es auch, die altbayerische Backsteinspätgotik und ungefähr zeitgleiche niederländische Kirchen (z. B. die Nieuwe Kerk in Delft) auf mögliche Verbindungen hin zu untersuchen.

    Das ist ja ungemein interessant, und in Holland ist diese Verbindung natuerlich in Vergessenheit geraten. Wenigstens hoert oder liest man nie was davon.
    Ohne das zu wissen, sind mir, als ich vor drei Jahren in Muenchen war, bei St. Peter schon mal Grabplatten mit fast niederlaendischen Inschriften aufgefallen, die, wenn ich mich richtig erinnere, aus der Spaetgotik stammen!

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Zitat von "Brandmauer"

    Das ist ja ungemein interessant, und in Holland ist diese Verbindung natuerlich in Vergessenheit geraten. Wenigstens hoert oder liest man nie was davon.
    Ohne das zu wissen, sind mir, als ich vor drei Jahren in Muenchen war, bei St. Peter schon mal Grabplatten mit fast niederlaendischen Inschriften aufgefallen, die, wenn ich mich richtig erinnere, aus der Spaetgotik stammen!

    Die "Länge" des niederländischen Wikipedia-Artikels zu Straubing-Holland im Vergleich zum deutschen spricht Bände. Die Geschichte ist dennoch in den Niederlanden bis heute ablesbar. Im deutschen Wikipedia-Artikel steht geschrieben: "In den Küstengebieten des Herzogtums war daneben das Amt des Deichgrafen von besonderer Bedeutung. Die Wasserbehörden waren hier geradezu lebenswichtig. Albrecht I. förderte deshalb das für den Küstenschutz zuständige Hooghemraadschap nach Kräften. Es führt noch heute das Wappen der Herzöge von Straubing-Holland." Das Hoogheemraadschap van Delfland führt tatsächlich noch heute die weiß-blauen bayerischen Rauten im Wappen.


    Quelle: http://www.wikipedia.org


    Die erwähnte Grabplatte des Ulrich Kastenmayr findet sich im Bildindex.


    Quelle: http://www.bildindex.de

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Georg Friedrich

    Zitat

    Die "Länge" des niederländischen Wikipedia-Artikels zu Straubing-Holland im Vergleich zum deutschen spricht Bände.

    Abgesehen von der besonders negativen Sicht auf Bayern in Holland- Das nl. Geschichtsbewusstsein vermeidet es konsistent, sich vor 1648 im Reichs- und dt. Koenigreichsverband zu sehen. Man sieht es ungefaehr so: zunaechst gab es Grafen von Holland, dann die Herzoege von Burgund, und schliesslich der Koenig von Spanien (Philipp II.) von dem man sich freigekaempft hat.

    Der Beitrag Herzog Albrechts an die Werdung des neuzeitlichen Hollands ist ebenso voellig vergessen wie der entscheidende Beitrag flaemischer und niederlaendischer Siedler an der Entstehung und der Ausbau von zB. Brandenburg und Westpreussen im Hochmittelalter. (von neuzeitlicher Siedlung weiss man, soweit Westpreussen Teil des poln. Koenigreiches war.)

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Straubing Teil 3


    Stadtansicht Straubings vom nördlichen Donauufer mit den beiden gotischen Kirchen der Stadt, links die Karmeliten-Klosterkirche, rechts die Stadtpfarrkirche Sankt Jakob, in der Mitte der Stadtturm.

    Straubing hat vier herausragende Kirchenbauten, St. Peter (romanisch), St. Jakob (gotisch), die Karmelitenkirche (gotisch, barocke Ausstattung) und die Ursulinenkirche (Rokoko).

    Zuerst die Stadtpfarrkirche Sankt Jakob.
    siehe auch http://www.basilika-st-jakob.de (sehr ansprechend und ausführlich!)

    Diese liegt wie in Ingolstadt und München in der nordwestlichen Hälfte der Altstadt auf einem eigenen Platz abseits der großen Straßen. Baubeginn der heutigen Kirche war Ende des 14. Jh., der Bau zog sich durch das gesamte 15.Jh. und erst 1512 war das Langhaus vollendet. In gewisser Hinsicht diente St. Jakob auch als Vorbild für den Münchner Liebfrauendom. Der mächtige Backsteinbau ist wie auch der Liebfrauendom in München, das Ingolstädter Münster, die Heiliggeistkirchen in Landshut und München oder auch St. Georg in Freising eine dreischiffige Hallenkirche mit Umgangschor. Insgesamt gibt es 20 Seitenkapellen (München 22, Ingolstadt 14).

    Ein Blick auf die Stadtpfarrkirche vom nördlichen Donauufer. Der Westturm ragt 89m in den Himmel:

    davor der Agnes-Bernauer-Turm der Stadtmauer und die Spitalkirche

    Mit einem Turm der Stadtmauer, von Westen:


    Innenansicht:

    Das Dach der Kirche mitsamt dem Netzgewölbe wurde beim Stadtbrand 1780 zerstört und danach klassizistisch erneuert.

    Der Chor mit dem weitgehend neugotischen Hochaltar:


    1590 wurde aus dem ehem. Augustiner-Chorherrenstift in Nürnberg ein spätgotischer Flügelaltar angekauft. Dieser wurde 1670/71 durch einen mächtigen barocken Hochaltar ersetzt, der wiederum 1894/95 entfernt und durch den heutigen neugotischen Altaraufbau ersetzt wurde. In diesen wurden die fünf Hauptfiguren und sechs Tafelgemälde des ursprünglichen spätgotischen Flügelaltars übernommen.


    In der Mitte Maria mit Kind, es folgen nach außen die beiden Stadtpatrone Jakobus und Tiburtius (die beim Umzug von Nürnberg nach Straubing umgeschnitzt werden mussten, ursprünglich waren es einmal Johannes der Täufer und Katharina), ganz rechts noch Leonhard (ursprünglich Dominikus) und ganz links die hlg. Magdalena.

    Zwei Flügelgemälde, der Werkstatt Michael Wolgemut zugeschrieben, u.a. mit einer detaillierten Ansicht der Nürnberger Burg:



    Eine prächtige Zutat des Rokoko ist die Kanzel:


    Das südliche Seitenschiff mit den Seitenkapellen:

    Eine der 20 Seitenkapellen, die Tod-Mariä-Kapelle, Ausstattung durch die Gebrüder Asam:

    Blasiuskapelle mit Renaissancealtar:

    Barocke Wandgemälde oberhalb der Kapellen, mit 23 Darstellungen aus dem Leben Jesu und Mariens:

    Im nördlichen Seitenschiff:


    Sehr beeindruckend sind auch die vielen Glasgemälde, allein in fünf Fenstern finden sich noch wertvolle spätgotische Glasmalereien. Der Großteil der Fenster stammt aus der Zeit um 1900.


    Glasgemälde in der Maria-Hilf-Kapelle, Teile um 1418

    Hervorzuheben das Moses-Fenster an der Südseite (es stammt wohl von einem Nürnberger Meister, um 1490):


    …und schließlich noch drei Grabdenkmäler:

    Neben der Sakristeitüre Grabstein des Stadtpfarrpredigers Johannes Gmainer, gest. 1482, mit Darstellung des verwesenden Leichnams.


    Der bereits von Georg Friedrich erwähnte Grabstein des Bürgermeisters und herzoglichen Kämmerers Ulrich Kastenmayr, gestorben 1431, aus Rotmarmor, der Bürgermeister in holländischer Mode dargestellt, liegend, den Kopf auf ein Kopfkissen gebettet und leicht zur Seite geneigt, dem Arnolfini-Bildnis des Jan von Eyck nahe stehend.


    Zum heutigen Abschluss noch ein paar Abendstimmungen am Donauufer:




    3 Mal editiert, zuletzt von Markus (3. September 2014 um 14:53)

  • Zitat

    Der 66m hohe Stadtturm entstand im 14. Jh. (evtl. nach flämischen Vorbild? Seinerzeit gehörte z.B. Gent zu Straubing-Holland, der dortige Belfried nicht unähnlich)

    Wenn es wirklich eine so grosse Beeinflussung gegeben haette, dann waere es auch nicht undenkbar, dass die Treppengiebel aus dem niederlaendischen Raum uebernommen wurden. Sie waren sehr typisch fuer Steinbauten in den Niederen Landen im Spaetmittelalter und bis zur 1. Haelfte des 17. Jh. einschliesslich. Da die Haeuser in den Niederen Landen meistens nicht traufenseitig, sondern giebelseitig zur Strasse standen, waren es dort richtige Treppengiebel, nicht Brandmauer mit Treppengiebel. In den Niederen Landen scheinen die Treppengiebel wiederum von den Hansestaedten der Deutschen Hanse uebernommen worden zu sein.

    Schade, dass in der Stadtpfarrkirche St. Jakob die gotischen Kreuzrippengewoelben von etwas moderneres (Barock ? Klassizismus ?) verdeckt werden.

    Zitat

    Auch der Stadtplatz von Domazlice ähnelt stark bayrischen Straßenmärkten.

    Diese Stadt heisst auf Deutsch uebrigens Taus

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Zitat von "Brandmauer"


    Wenn es wirklich eine so grosse Beeinflussung gegeben haette, dann waere es auch nicht undenkbar, dass die Treppengiebel aus dem niederlaendischen Raum uebernommen wurden. Sie waren sehr typisch fuer Steinbauten in den Niederen Landen im Spaetmittelalter und bis zur 1. Haelfte des 17. Jh. einschliesslich. Da die Haeuser in den Niederen Landen meistens nicht traufenseitig, sondern giebelseitig zur Strasse standen, waren es dort richtige Treppengiebel, nicht Brandmauer mit Treppengiebel. In den Niederen Landen scheinen die Treppengiebel wiederum von den Hansestaedten der Deutschen Hanse uebernommen worden zu sein.

    Das diese Treppengiebel-Brandmauern auch auf die Verbindungen in die Niederlande zurückgehen ist sehr gut möglich. Auf dem Stadtmodell Straubings von Sandtner aus dem Jahr 1568 stehen von etwa 85 Hausparzellen am Stadtplatz auf der Südseite nur 2 Häuser mit dem Giebel zur Straße, auf der Nordseite sind es etwa 8, fast durchwegs Eckhäuser. Alle anderen Häuser standen damals mit der Traufseite zur Straße und waren zur Gänze mit solchen Treppengiebel-Brandmauern versehen. Ein nicht geringer Teil auch der übrigen Häuser, gerade der nördlichen Altstadt, hatte 1568 ebenfalls Brandmauern gehabt, in diesem Bereich wütete 1780 allerdings der große Stadtbrand.

    Da auf diese Blütezeit Straubings, insbesondere der 1. H. des 15. Jh., ein größerer Teil der Häuser im Kern zurückgeht, wie ja auch die zwei großen Stadtkirchen (noch bevor München mit dem Neubau der Frauenkirche begann), passt das zeitlich hervorragend.

    In den weiteren Stadtmodellen Sandtners aus der 2. H. des 16. Jh. von den anderen seinerzeit wichtigsten Städten Altbayerns (München, Ingolstadt, Landshut und Burghausen) kommen zumindest in den drei letzt genannten Städten solche Brandmauern offenbar nicht vor, dort standen die Häuser aber auch nahezu ausschließlich mit dem Giebel zur Straße (in Burghausen Grabendächer und Vorschussmauern), das hervorragend erhaltene Landshut hat ja heute noch große Ähnlichkeit mit dem Stadtmodell von vor über 400 Jahren (Ingolstadt muss seinerzeit unwahrscheinlich prachtvoll gewesen sein mit den vielen, vielen gestäbten Giebeln).


    Zitat von "Brandmauer"

    Schade, dass in der Stadtpfarrkirche St. Jakob die gotischen Kreuzrippengewoelben von etwas moderneres (Barock ? Klassizismus ?) verdeckt werden.


    die gotischen Netzgewölbe und das Dach wurden beim großen Stadtbrand von 1780 schwer beschädigt. Anschließend wurde ein flacheres Kirchendach aufgesetzt und das Gewölbe etwa drei Meter tiefer neu eingezogen.

  • Straubing Teil 4

    Weiter geht es mit der Karmeliten-Klosterkirche, dem zweiten großen Backsteinbau in Straubing aus gotischer Zeit (begonnen nach 1368).

    siehe auch: http://karmelitenorden.de/straubing/fuehrung_lage.html

    Die Barockfassade von Westen, nach 1700, ähnlich St. Paul in Passau:

    Der Mönchschor von Osten:

    Innenansicht mit der nach Plänen von Wolfgang Dientzenhofer barockisierten Kirche:


    Der Hochaltar von 1741/42 ragt 21m in die Höhe und zählt zu den größten barocken Altarwerken in Bayern.

    Der besonders prächtige Tabernakel:


    Am linken Seitenaltar das Gnadenbild „Maria von den Nesseln“, 1661 von Heilbronn nach Straubing gekommen


    Am rechten Seitenaltar das Martyrium des hl. Sebastian in einer Winterlandschaft


    Eine der Gruften

    Einer der Rotmarmor-Grabsteine:

    …und der Mönchschor hinter dem Hochaltar:

    Dort auch das bedeutende Hochgrab von Albrecht II., Graf von Holland, Seeland, Hennegau und Herr zu Friesland, um 1410/20, im Mönchschor hinter dem Hochaltar zählt zu den prächtigsten Grabsteinen der Zeit und ist ausführlich unter http://karmelitenorden.de/straubing/fuehrung_tueren.html beschrieben und abgebildet. Besonders bemerkenswert die Weißfleckung des Rotmarmors.




    Die Karmelitenkirche von Norden. Auf der linken Straßenseite folgt die Ursulinen-Klosterkirche, ein von außen unscheinbarer Bau der Gebrüder Asam…


    Ursulinen-Klosterkirche


    …der innen die volle Pracht entfaltet und einerseits an die Asamkirche in München erinnert, aber größere Ähnlichkeit mit der Dreifaltigkeitskirche und der Damenstiftskirche St. Anna in München hat.

    Das letzte gemeinsame Werk der Gebrüder Asam 1736 begonnen und 1740 weitgehend vollendet.


    Das Hochaltarbild stammt von 1981, in Anlehnung an das ursprüngliche


    Seitlich am Hochaltar kniend der Hl. Karl Borromäus, ein Hauptwerk E. Qu. Asams


    Über der Empore die Einschiffung der hl. Ursula mit Gefolge und das Martyrium vor Köln


    Zum heutigen Abschluss noch ein Blick von der Donaubrücke, rechts St. Peter:


    Soweit für heute, demnächst folgen noch die Fraunhoferstraße, das Herzogschloss und die romanische Kirche St. Peter mit dem stimmungsvollen Petersfriedhof…
    (wegen CPU-Problemen nicht mehr erfolgt, Anmerkung 09/2014)

    5 Mal editiert, zuletzt von Markus (3. September 2014 um 15:09) aus folgendem Grund: Serverwechsel, Linkreparatur

  • Markus: Besten Dank für deine neuen Bilder aus Straubing. Straubing gehört für mich zu den zahlreichen leicht verschlafenen, aber Ruhe und Gemütlichkeit ausstrahlenden Orten in Bayern, die vor allem durch ein sonst seltenes Maß an hervorragender Sakralkunst gesegnet sind. Gerade auch für Freunde des Barocks wie mich gibt es dort viel zu entdecken. Nur so weiter mit deinen Bildserien!

  • Nachfolgend möchte ich Markus Bildserie über Straubing ein wenig ergänzen. Dabei möchte ich seine Motive nicht wiederholen, sondern euch weitgehend nur bisher nicht gezeigte Gebäude vorstellen. Die Hauptsehenswürdigkeiten Straubings in der „Neustadt“ genannten Straubinger Altstadt sind die lang gezogene Stadtachse aus Ludwigs- und Theresienplatz und die bedeutenden Stadtkirchen. Diese hat Markus ja schon ausführlich präsentiert. Ich zeige euch vor allem Bilder aus den umgebenden Straßen der Neustadt und von zwei bedeutenden Kirchen außerhalb des Zentrums.

    Die Neustadt ist der von den Stadtgräben genannten Straßen umgebene zentrale Bereich in folgender Karte

    http://maps.live.de/LiveSearch.LocalLive?cp=48.88273020632092~12.56877779960632&style=h&lvl=16&dir=0&tilt=-90&alt=-1000\r
    maps.live.de/LiveSearch.LocalLiv ... &alt=-1000

    Die Neustadt wurde 1218 westlich von der damaligen „Altstadt“ (zur Altstadt später mehr) gegründet und war seitdem das kulturelle, politische und architektonische Zentrum der Stadt. Wie so häuft ist die Neustadt von einem Gürtel Gründerzeitbebauung umgeben, von dem sich einiges noch erhalten hat, das meist wenig spektakuläres ist.

    Hier ein typisches Beispiel:

    Ein dreiflügliges Schulgebäude vom 1909 im Neorenaissancestil:

    Noch ein Beispiel mit modernistischem Cafegebäude…

    …in dessen Nähe sich die St. Veitskirche von 1400, die im 18. Jahrhundert im Innern barockisiert wurde:

    Hier ein Blick in die angrenzende Rosenstraße, mit dem stattlichen spätgotischen Treppengiebelhaus auf der rechten Straßenseite:

    Geht man von dort zum Ludwigsplatz und gibt dann in die Seminargasse ein, hat man folgenden Blick (links lässt sich der Chor der Jakobskirche, rechts das 1783 errichtete langestreckte Stiftskapitelgebäude erahnen:

    Weiter geht´s in Richtung Nordosten wo das ehemalige Herzogschloss liegt, eine unregelmäßige burgartige Anlage, die vor allem in Straubings Blütezeit im 15. Jahrhundert errichtet wurde. Das südwestliche Ende der Anlage bildet folgendes Haus, das im 18. Jahrhundert von den bedeutenden Münchner Barockkünstlern Effner und Gunetzrhainer im Rokokostil umgestaltet wurde:

    Fortsetzung mit weiteren Bildern des Schloss folgt…

  • Nun weitere Ansichten des Herzogsschlosses, das heutzutage Sitz des Finanzamtes ist und einen um 1421/1422 erbauten Rittersaal umfasst ( http://www.straubing.de/kultur-events/veranstaltungen/veranstaltungsorte/rittersaal/index.html\r
    http://www.straubing.de/kultur-events/v ... index.html ).

    Hier der Schlossplatz mit dem Schlossbrunnen, der 1850 fast komplett erneuert wurde…

    …und von dem aus man einen Blick auf Ursulinenkirche links und Karmelitenkirche rechts hat:

    Hier noch ein Blick auf das Ursulinenkloster mit der Asamkirche, die Markus bereits ausführlich gezeigt hat:

    Zurück auf dem Weg zum Ludwigsplatz geht´s in die Fraunhoferstraße mit dem „Haus im Stern“ links, einem Patriziersitz des 15. Jahrhunderts mit Rokokofassade,…

    …wie z.B. mit diesem Stuckrelief über der Hauseinfahrt:

    Weitere Häuser in der Fraunhoferstraße…


    Fortsetzung folgt…

  • In der Fraunhoferstraße befindet sich auch das Gäubodenmuseum (http://www.gaeubodenmuseum.de/index.cfm?resid=1&res=7681\r
    http://www.gaeubodenmuseum.de/index.cfm ... 1&res=7681 ), welches in einem ehemaligen vierflügligen Bürgerhaus…

    …mit prächtiger Barockfassade um 1700…

    …untergebracht ist. Hier die Durchfahrt zum Innenhof des Gebäudes:

    Eine Parallelstraße mit Blick auf den Turm der Bürgerspitalkirche:

    Vom Theresienplatz, den Markus ausführlich vorgestellt hat, möchte ich euch bloß noch dieses Photo mit einem recht neu erscheinenden Sparkassenhaus vorstellen (weiß jemand, ob das ein Neubau oder ein vollkommen überformter Altbau ist?):

    Über den Theresienplatz gelangt man auf den Ludwigsplatz, der östlich vom frühklassizistischen Ludwigstor begrenzt wird:

    Das weiße Gebäude im Hintergrund des vorherigen Bildes ist die Realschule von 1913 in Neorenaissanceformen. Teile der Schule sind auch auf folgendem Bild mit dem Kriegerdenkmal von 1876 zu erkennen:

    Links hiervon am gleichen Platz befindet sich das etwas isoliert erscheinende einzige Barockhaus des Platzes, das freistehende Bürgermeisterschlössl (heute Standesamt) aus den 1750er Jahren:

    Nachfolgend die nördliche Seite des Gebäudes. Dahinter ist ein Backsteinparkhaus (das sicherlich zu den gelungenen Exemplaren dieser Gebäudegattung gehört) und die Spitze des Wasserturms von 1922 zu erkennen:

    Fortsetzung folgt…

  • Straubing erstaunt mich. So klein und doch so groß...
    Die Sparkasse ist toll, würde gut an die Ecke Schloß / Sporer (QVIII) in Dresden passen.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Beenden möchte ich meine ergänzende Bildreihe zu Straubing mit zwei Straubinger Kirchen, die sich außerhalb des Zentrums befinden. Im erst 1972 eingemeindeten Stadtteil Sossau befindet sich die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt, deren Ursprungsbau der Legende nach 1177 von Engeln in Sossau abgesetzt worden ist. Im 12. Jahrhundert wurde ein einschiffiges Kirchenbau mit Westturm errichtet…

    …, der im 15. Jahrhundert mit einem erhöhten Ostchor erweitert….

    …und im 18. Jahrhundert Innen barock dekoriert wurde…

    Die andere Kirche ist die St. Peterkirche, die sich östlich des Zentrums in der eigentlichen Altstadt, dem ältesten Siedlungskern Straubings befindet. Der Bereich um St. Peter war schon in der Römerzeit besiedelt, verlor aber nach der Gründung der Neustadt um 1218 an Bedeutung. Zudem wurde die Altstadt im Gegensatz zur Neustadt im letzten Krieg schwerer zerstört, so dass dort heute nicht mehr viel alte Bausubstanz zu finden ist.

    St. Peter gehört zu den großen romanischen Kirchen in Südbayern…

    …und weist noch…

    zwei hervorragende romanische Portale auf…

    Das Innere erfuhr im Laufe der Zeit zahlreiche Umgestaltungen und wurde nach Barockisierung im 18., Neoromanisierung im 19. dann leider in den 1970er Jahren in sehr karger zeittypischer Weise pseudo-romanisch umgestaltet, wobei ua. das barocke Gewölbe durch eine Flachdecke ersetzt und die neoromanische EInrichtung und die Ausmalung im Nazarenerstil entfernt wurde:

    Innerhalb einer Ringmauer ist St. Peter von einem Friedhof umgeben, der mit seinen Grabdenkmälern aus dem 14. bis 19 Jahrhundert zu den bedeutendsten und stimmungsvollsten Friedhöfen in Süddeutschland gehört:

    Auf dem Friedhof befindet sich u.a., rechts im folgenden Bild teilweise zu erkennen, die Totentanzkappelle von 1486, die um 1763 Innen erneuert…

    …und die Wände mit einem umfangreichen Totentanz ausgemalt wurden, wobei u.a. 37 Bilder zeigen, wie der personifizierte Tot Menschen aller Schichten mitten im Leben stehend überrascht:

    Vor einigen Jahren war die Kappelle noch frei zugänglich, heutzutage ist sie leider wegen Diebstahl und Vandalismus nur noch durch ein Gitter zu besichtigen. Schade, aber sehr verständlich.

    Das war´s.