Ja, das war für mich auch die eigentliche Überraschung. In Polen und vor allem in Tschechien hat man wirklich tabula rasa gemacht und versucht die jahrhundertelange deutsche Geschichte auszutilgen. Es gibt zwar auch dort Bestrebungen und Tendenzen, die heute wieder einiges wiedergutmachen, aber es ist halt doch eher selten. Vor allem kann man in diesen Ländern noch immer mit der (neurotischen und primitiven) Angst vor den Deutschen Wahlen gewinnen - siehe den wirklich sehr einfach gestrickten Herrn Zeman in der Tschechei (selbst bei uns würde so ein Typ maximal zu einem Hausbesorger taugen). Naja, aber wieder zurück zum genauen Gegenteil - nach Siebenbürgen.
In Deutsch Weißkirch habe ich mit einem relativ jungen (naja 37 Jahre) Sachsen sprechen können, der zwar auch mit seinen Eltern nach D auswanderte, aber offensichtlich nicht lange dort blieb und wieder zurückkehrte und nun mit einer Rumänin verheiratet ist. Er meinte, dass die Rumänen alles was deutsch ist lieben und es sehr schade finden, dass der Großteil der Sachsen ihre Heimat verließen. Die Sachsen haben sowohl den Rumänen als auch den Zigeunern früher Arbeit gegeben. Im Sommer haben die Sachsen sie für die Landwirtschaft gebraucht und im Winter war es umgekehrt - da haben die Sachsen ihnen Unterkunft gewährt und sie über den Winter gebracht. Wohlgemerkt, er sprach vom Landleben. Auch während der kommunistischen Zeit hat die rumänische Bevölkerung sehr zu den Sachsen gehalten, aber der verfluchte Kommunismus mit seinen Vasallen hat alles zerstört. Zuerst haben die Kommunisten die arbeitsfähigen Sachsen in die SU geschickt, dann hat man alle enteignet, zwangskollektiviert et cetera. Schließlich hat man auch noch ein Geschäft damit gemacht (Menschenhandel), jährlich eine bestimmte Anzahl von Sachsen an die BRD zu verkaufen...als dann auch noch der Schwachkopf Condukator die sächsischen Dörfer und Städte abreissen wollte, war das Vertrauen und die Zukunftshoffnung der Sachsen endgültig dahin. Die eigentliche Katastrophe dieses Jahrhunderts war garantiert der Kommunismus ohne den die Welt heute eine bessere und schönere wäre, aber ändern lässt sich das leider nimmermehr. Zu den Flächenabrissen kam es dann dank der Revolution doch nicht mehr und der Schwachkopf wurde leider zu spät aber doch noch mitsamt seiner Hexe in die Hölle geschickt.
Den großen Exodus hat das nicht mehr verhindern können...aber das Erbe der Sachsen wird sowohl von den verbliebenen und zurückgekehrten Sachsen gepflegt als auch von den Rumänen selbst. Auf Schritt und Tritt begegnet man den sächischen Spuren und die evangelische Kirche ist ein gutes und notwendiges Bindeglied vor Ort. In jedem Ort, den ich in Siebenbürgen besuchte habe ich einmal mehr und einmal weniger viele Sachsen angetroffen, wobei die Malmkroger am zuversichtlichsten waren, dass die sächische Kultur auch weiterexistieren werden wird, da hier genug Nachwuchs aus den eigenen Reihen gedeiht mit eigener Volksschule und einem zweisprachigem Gymnasium im wenige Kilometer entfernten Schäßburg.
Über dieses Thema könnte man noch seitenweise schreiben. Vor allem die Erzählungen der angetroffenen Sachsen wären ein eigenes Buch wert. Die zweisprachigen Ortschilder und mitunter auch Straßenschilder tragen ihr übriges dazu bei, damit sich die Sachsen weiterhin daheim fühlen...
Danke für den Link zu Roverandoms Reisebericht! In den wenigen Jahren ist doch viel in Schäßburg geschehen, aber auch noch weiterhin viel zu tun!