• Diesen sehr interessanten Artikel von Dankwart Guratzsch fand ich in DIE WELT vom 27.05.06

    Propaganda für die Platte


    Halle - "Kolorado Neustadt" überschreiben Markus Bader und Christof Mayer ihren Aufsatz im gerade erschienenen Heft "Stadtumbau in Großsiedlungen" des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, Berlin. Am Beispiel Halle-Neustadt propagieren sie darin ein neues Planungsziel für den Stadtumbau Ost. Nicht mehr der Rückbau von außen nach innen, sondern die "Difersifizierung" der Großwohnsiedlungen solle angestrebt werden, um deren "Bedeutung innerhalb der Gesamtstadt zu stärken".

    Nach der "perforierten" nun also die "diversifizierte Stadt" - ein Planungsleitbild, das dazu dienen soll, die aus gleichförmigen Typenbauten bestehenden Stadtrandsiedlungen durch Einteilung in separat zu entwickelnde "Felder" für die unterschiedlichsten Zielgruppen wieder attraktiv zu machen. Warum?

    Seit der Wende haben sich die Großwohnsiedlungen zu Problemgebieten sowohl im Osten wie auch im Westen Deutschlands entwickelt. Allerdings nicht, weil sie - wie Wendelin Strubelt in demselben Heft meint - schlechtgeredet wurden, sondern weil ihnen die Bewohner abhanden kommen. Das Beispiel Halle-Neustadt, dem nach Berlin-Marzahn zweitgrößten städtebaulichen Projekt der DDR: Die Einwohnerzahl verringerte sich von 91000 auf 54000, jede fünfte der 35300 Wohnungen steht leer. Bis 2010 sollen sich die Leerstände auf 10000 erhöhen, obwohl, was der Bericht verschweigt, bereits zu D-Mark Zeiten mehr als 500 Mio. Euro in die Aufmöbelung des Stadtteils gesteckt worden sind.

    Der Grund für die nachlassende Beliebtheit der Großsiedlungen liegt in Halle wie in fast allen Städten Ostdeutschlands in der Kehrtwende der Baupolitik. War es das erklärte Ziel der DDR-Führung gewesen, die mittelständischen Eigentümerstrukturen zu zerschlagen und die alte, "feudal" und "bourgeois" geprägte Stadt physisch in den Ruin zu treiben, so rehabilitierte das wiedervereinigte Deutschland die Altbaugebiete und unterstützte ihre Sanierung mit Förderprogrammen.

    Das Resultat setzte die Politiker und besonders die Theoretiker des Städtebaus in Staunen. Die sanierten Altbauten erwiesen sich als vollauf konkurrenzfähig gegenüber den modernen Großtafelbauten. Mehr noch: Sie warben der unfertigen "sozialistischen Stadt" an der Peripherie die Mieter ab. Aus den zu DDR-Zeiten leergezogenen Innenstädten wanderten die Leerstände in die Plattenbauten am Stadtrand. Die "sozialistische Idealstadt", laut Bader/Mayer der "städtebauliche Gegenentwurf zur historischen gewachsenen Stadt", wurde zum Auslaufmodell.

    Bei schrumpfender und alternder Bevölkerung, so die Prognose der Autoren, wird sich der Trend noch verstärken: "Wenn in absehbarer Zeit die aktuell im Rentenalter befindliche Generation der Gründer ausstirbt, werden die Einwohnerzahlen in den Großsiedlungen nochmals sprunghaft zurückgehen". Dann aber würden sich auch Infrastruktur und öffentliche Einrichtungen bei gleichbleibenden Betriebs- und Instandhaltungskosten als hoffnungslos überdimensioniert erweisen, und zum Beispiel Bibliotheken, Parkanlagen und öffentlicher Personennahverkehr "nicht mehr finanzierbar" sein.

    Diesem apokalyptischen Bild setzen die Autoren die "Hauptforderung" entgegen, der Plattenbausiedlung Halle-Neustadt "im gesamten Stadtgefüge Halles eine herausragende Rolle zu geben" und sie neben der Altstadt als "zweiten urbanen Pol" zu entwickeln. Es würde die Umkehrung der Prioritätensetzung bedeuten, die mit den "integrierten Stadtentwicklungskonzepten" für die Ostdeutschen Länder beabsichtigt war. Denn diese sollten immer in die Betrachtung der Gesamtstadt eingebettet sein - und zwar aus wohldurchdachtem Grund: Bei schrumpfender Bevölkerung wird der Mieter zur Mangelware, mit der haushälterisch umgegangen werden muß. Wer einen "zweiten urbanen Pol" schafft, nimmt dem anderen Pol die Existenzgrundlage weg.

    Das Neue nicht nur in Halle, sondern auch in Städten wie Chemnitz, [lexicon='Leipzig'][/lexicon], Weißenfels ist, daß die Phalanx der Großvermieter - Wohnungsgesellschaften, Genossenschaften und Kommunalbehörden - die Abwanderung der Mieter umzulenken versucht, um die Hauptmasse der eigenen Besitzstände zu retten. Dafür kann der folgende Schlüssel gelten: Ein Hochhaus mit 150 Wohnungen entspricht der Kapazität von 15 Gründerzeithäusern. Kann ich dieses halten, sind jene vom Markt zu nehmen.

    Gerade das Beispiel Halle zeigt, was dies für die Gesamtstadt bedeutet. Wenn Ricarda Ruland in derselben Broschüre unterstreicht, in Zukunft werde es entscheidend sein, "daß die Städte ihre Identität weiterentwickeln", und wenn sie dabei der "Bestandserhaltung im Altbau ... eine wichtige Rolle" zuweist, so erscheint die gezielte Förderung eines "zweiten Pols" diesem Ziel eher abträglich. Dennoch hat sie, gleichsam durch die Hintertür, sogar schon Eingang in die Förderpolitik gefunden. Ruland: "Waren in der ursprünglichen Konzeption noch 50 Prozent der Finanzmittel für Aufwertung vorgesehen, so haben einige Länder bis zu 80 Prozent der Fördermittel zugunsten des Abrisses eingesetzt".

    Das hat zu einer Situation geführt, die die Autorin so beschreibt: "Trotz des mancherorts mittlerweile festzustellenden Trends der Rückkehr der Bevölkerung in die Innenstädte und einer steigenden Nachfrage nach sanierten Altbauten sind noch immer viele für das Erscheinungsbild der Innenstadt wesentliche Gebäude vom Verfall und mittlerweile sogar wieder vom gezielten Abriß bedroht".

    Beispiele wie Chemnitz, [lexicon='Leipzig'][/lexicon], Weißenfels scheinen das auf beklemmende Weise zu belegen. Hier haben sich die Großvermieter gegen die mittelständischen Haus- und Grundbesitzer durchgesetzt und dem Stadtumbau ihren Stempel aufgedrückt. In Halle gingen sie mit Klagen und Schadensersatzforderungen gegen die Rückbaupläne vor. Daß damit "die Umsetzung des Stadtentwicklungskonzeptes auf Jahre blockiert" wurde (Bader/Mayer), ist die eine Seite. Die andere fällt schwerer ins Gewicht: der Verfall in einer der schönsten Altstädte Deutschlands geht weiter.


    Ich finde der Artikel zeigt deutlich, dass es genauso wichtig bei unserer schrumpfenden Bevölkerung ist, die Plattensiedlungen in den Außenbezirken rückzubauen als in der Innenstadt, um die Infrastruktur nicht zu überdehnen. In Dresden ist das ja auch das Problem: Früher hatte die Stadt 630000 Einwohner und war kleiner, heute müssen nur 470000 die größere Ausdehnung der Infrastruktur zahlen.
    Und Dresden zeigt auch was passiert wenn man einen zweiten Pol schaft: Dort sind die Vorstädte urbaner und lebendiger als das Zentrum. Man hat dann natürlich enorme Probleme, das Zentrum wieder zu beleben, wenn dort kaum jemend wohnt und die Vorstädte attraktiver sind.
    Warum [lexicon='Leipzig'][/lexicon] im Kern einen besseren Eindruck macht als Halle ist mir jetzt auch klar. Das arme Halle: Noch ist es fast genauso schön wie Erfurt oder Lübek. Noch... :weinenstroemen::weinenstroemen::weinenstroemen:

  • Zitat von "jojojetz"

    Ich finde der Artikel zeigt deutlich, dass es genauso wichtig bei unserer schrumpfenden Bevölkerung ist, die Plattensiedlungen in den Außenbezirken rückzubauen als in der Innenstadt, um die Infrastruktur nicht zu überdehnen. In Dresden ist das ja auch das Problem: Früher hatte die Stadt 630000 Einwohner und war kleiner, heute müssen nur 470000 die größere Ausdehnung der Infrastruktur zahlen.
    Und Dresden zeigt auch was passiert wenn man einen zweiten Pol schaft: Dort sind die Vorstädte urbaner und lebendiger als das Zentrum. Man hat dann natürlich enorme Probleme, das Zentrum wieder zu beleben, wenn dort kaum jemend wohnt und die Vorstädte attraktiver sind.
    Warum [lexicon='Leipzig'][/lexicon] im Kern einen besseren Eindruck macht als Halle ist mir jetzt auch klar. Das arme Halle: Noch ist es fast genauso schön wie Erfurt oder Lübek. Noch... :weinenstroemen::weinenstroemen::weinenstroemen:


    Dresden ist ein Sonderfall,
    denn es hat nach dem Krieg nie wieder eine urbane Innenstadt besessen und ein Teil der Neubau-"Schlafstädte" gruppiert sich unmittelbar um das Stadtzentrum herum auf den 1945 zerstörten und danach beräumten Gebieten.

    Außerdem sind ja hier die großen Bestände erst kürzlich privatisiert worden.
    Während zuvor zumeist linke und PDS-nahe Kräfte in der Kommunalpolitik beständig Steuermittel für die Förderung und Erhaltung der Plattenbaugebiete einforderten, muß man nun abwarten, ob sie zukünftig bereit sind, sich dadurch zum Lobbyisten und Sachwalter der Besitzstände der US-Investoren zu machen...

  • @ Miwori

    Natürlich hast Du recht, Dresden ist ein Sonderfall.
    Aber durch den Verfall oder drohenden Abriß von Gebäuden aus der Innenstadt Halle u.a. werden die Innenstädte ja ausgedünnt und die dichte, urbane Atmosphäre geht auch hier verloren. Ich empfinde es deshalb immer schlimmer, wenn Altbausubstanz in der Innenstadt fällt, als in den Außenbezirken. Jede Stadt braucht einfach eine Identitätsstiftende Mitte.
    Und wenn man bedenkt, dass für den Erhalt eines Plattenhochhauses 15!!! Gründerzeitler geopfert werden, dann erschreckt mich das schon sehr.

  • Zitat von "jojojetz"


    Und wenn man bedenkt, dass für den Erhalt eines Plattenhochhauses 15!!! Gründerzeitler geopfert werden, dann erschreckt mich das schon sehr.


    Es ist aber auch ein bißchen eine Milchmädchenrechnung,
    denn bei einem sauber restaurierten, auch innen erhaltenen Gründerzeitler mit Stuck und Eichenparkett liegen die Mieten schon aufgrund der Selbstkosten auf einem deutlich höheren Niveau, als bei Platte oder Genossenschaftswohnung.

    Wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis umschaue:
    Die Plattenbau-Bekannten aus DDR-Zeiten, die von der Einkommenssituation her für eine Gründerzeitwohnung
    gehobenen Komforts in Frage gekommen wären, haben mittlerweile Neubau-Eigenheime am Stadtrand.
    Das ist in den Neunzigern völlig verschlafen worden, daß man diese Klientel in die Innenstädte holt. Stattdessen wurde großzügig mit Eigenheimzulage usw. der Neubau auf der Grünen Wiese forciert.

    Die anderen mit wenig Geld blieben in den Plattenbauten wohnen und wenn ein Block abgerissen wird, ziehen sie eine Platte weiter.

    Entscheidend sind die jungen Leute, die ihren ersten eigenen Hausstand aufmachen. Wenn man die schon als Studenten für die Innenstädte begeistern kann, daß sie statt im Plattenbau-Wohnheim in einer WG oder Einraumwohnung im Gründerzeitviertel wohnen, dann hat man schon halb gewonnen.

  • Ergänzend ein Artikel, der schon etwas älter ist, aber das ganze Dilemma der ostdeutschen Städte und ihrer Altstadt-Schätze verdeutlicht:


    http://www.bpb.de/veranstaltunge…_Umbau_Ost.html


    Görlitz – die Stadt, ihre Schönheit und der "Umbau Ost"

    Wolfgang Kil

    Als vor einiger Zeit die Klasse Baukunst der Sächsischen Akademie der Künste Görlitz besuchte und dort im Rathaus mit Stadtvertretern diskutierte, notierte das Protokoll u.a. folgende Gesprächspassage:

    Herr L., freier Architekt in Görlitz: "Es gibt bei uns ein erstklassiges Kulturleben, preiswerte Wohnungen, ein erfahrenes Gesundheitswesen, gute Verkehrsanbindungen. Alles Werte, die die Chance bieten, Rentiers in großer Zahl hierher zu holen. Rentier, das klingt nach gesichertem Einkommen, Wohlstand, Konzertbesuch, Tourismus und Dienstleistung. Notwendig wäre jedoch eine Imagekampagne im Westen für den noch immer diskreditierten Ost-Standort. Ziel sollte es sein, einen wohlhabenden Rentier, beispielsweise aus Baden-Württemberg, dazu zu veranlassen, hierher zu ziehen."

    Prof. B., Stuttgart: "Mit Baden-Württemberg fühle ich mich angesprochen. Vor die Frage gestellt, wo ich mich niederlassen soll, überlege ich, ob ich mir in Marokko ein Haus kaufe oder in Florida. Warum ausgerechnet in Görlitz?" Prof. T., Dresden: "Erschütternd! Florida, Mallorca! So denken Fußballspieler oder Tennisspieler über die Anlage ihrer Millionen. Aber es gibt durchaus Dinge, wie die Sonnenorgel, das Schlesische Museum mit der einzigartigen Bibliothek, die einen hierher ziehen können. Leider macht die Stadt darauf nicht genügend aufmerksam. Sonst wäre Kollege B. wohl kaum auf die Idee gekommen, Görlitz mit Marokko zu vergleichen." Prof. W., Stuttgart: "Das ist genauso wie bei diesen Kurbädern hier im südlichen Sachsen, wo man auch die Mittelschicht, sportliche junge Menschen, anziehen will. Aber wo wird denn einer heute hinfahren, wenn er seine vier Wochen Urlaub macht? Der fährt eben nicht ins Kurbad, sondern nach Marokko." Prof. S., Bonn: "In diesem Spektrum müssen wir jetzt die alte Stadt sehen."

    In diesem leicht gereizten Wortwechsel einiger älterer Herren ist schon das ganze Dilemma umrissen. Görlitz an der Neiße, schönste und größte Stadt zwischen Dresden und Breslau/Wroclaw, "Perle der Oberlausitz" und "Tor nach Schlesien", bald tausendjähriges Juwel der Baukunst und zweitwichtigste Grenzstadt zu Polen: Görlitz steckt in einer beispiellosen Krise, und keiner weiß so recht, wie es weitergehen soll. Die Industrie hat als Daseinsfaktor nur bis zum Ausgang des 20. Jahrhunderts vorgehalten. Mit dem Ende der DDR ging nahezu die gesamte Firmenpalette verloren, insbesondere in der Textil- und Elektrobranche, und mit den Hauptprodukten verschwand auch die weitgefächerte Zulieferstruktur. Der Braunkohletagebau am südlichen Stadtrand wurde 1997 stillgelegt, vom dazugehörigen Großkraftwerk Hagenwerder, das einmal zehn Prozent des Strombedarfs der DDR deckte, sind zwei von drei Betriebsteilen bereits spurlos abgeräumt – Verlust 6.000 Arbeitsplätze. Der letzte Produzent von überörtlicher Bedeutung, der kanadische Waggonbaukonzern Bombardier mit derzeit etwa tausend Arbeitsplätzen, hat sich, nach den jüngsten Querelen um seine zwei anderen ostdeutschen Standorte Vetschau und Ammendorf, als eher wankelmütiger Zukunftsgarant erwiesen.

    Insgesamt ist die Zahl betrieblicher Arbeitsplätze von 17.500 auf 2.300 geschrumpft, Ende 2000 hatte die offizielle Arbeitslosigkeit in Görlitz fast schon die 18-Prozent-Marke erreicht; Beschäftigungs- und Umschulungsmaßnahmen hinzu addiert, kommen real fast 33 Prozent zusammen. Schon die geographische Lage ist kompliziert. Durch die Grenzziehung 1945 hatte die Stadt ihr gesamtes östliches Hinterland verloren. Von Süden und Westen her machen heute die historisch ebenfalls attraktiven Nachbarn Bautzen, Kamenz, Löbau und Zittau Konkurrenz, denen hat Görlitz als „Mittelzentrum im oberzentralen Städteverbund“ etliche der lukrativen Landesverwaltungen überlassen müssen. Was ökonomisch aus der Region wird, wenn die EU-Außengrenze nach Polen fällt, darüber haben Experten alle Spekulationen eingestellt. Für die Euro-Region Neiße, das Dreiländereck zwischen Hoyerswerda und Kamenz in Sachsen, Hirschberg/Jelenia Gora in Polen und Reichenberg/Liberec in Tschechien, rechnen Optimisten mit Synergieeffekten. Doch garantieren mag die heute keiner mehr. Viele fürchten den endgültigen Absturz, wenn Brüssel seine Förderprioritäten neu verteilt, eine „Austrocknung zur Transitwüste zwischen den eigentlichen Boomregionen des Westens und den künftigen Wachstumszentren Osteuropas“ halten Skeptiker inzwischen für möglich.

    Gründerzeiten

    Bislang hatte Görlitz immer Glück gehabt. Im Unterschied etwa zu Dresden oder Chemnitz hatte es keinerlei Kriegszerstörungen gegeben, weshalb die 930 Jahre alte Stadt eine ziemlich kontinuierliche Entwicklung aufweist. Wichtigster Schub war die Industrialisierung, welche der seit 1815 zu Preußen gehörenden Garnison (1810: 8.000 Einwohner) innerhalb des 19. Jahrhunderts eine Verzehnfachung der Bevölkerung bescherte (1910: 80.000 Einwohner). Seit jener Zeit bestimmten Schienenfahrzeuge und Elektromaschinen das Image der Arbeitsstadt. In Erwartung einer grandiosen Zukunft wurde 1847 weit draußen auf freiem Feld ein großer Bahnhof errichtet und der Zwischenraum zur alten Stadt mit respektablen Wohn- und Geschäftsstraßen aufgefüllt. Im Zuge dieser luxuriösen "Gründerzeit" verlagerten sich die Gewichtungen, seitdem hat Görlitz zwei Zentren. Zum einen die "Altstadt" – mit Ober- und Untermarkt, Wehrtürmen, Bastei "Kaisertrutz", spätgotischer Stadtkirche hoch über dem Neißeufer, mit Rathaus, Renaissance-Hallenhäusern und barocken Stadtpalais eine touristische Sehenswürdigkeit von europäischem Rang. Zum anderen die "Gründerzeitviertel" als Einkaufs- und Flanierareal von erstaunlicher Ausdehnung und Geschlossenheit – mit herrschaftlichen Bank- und Geschäftsbauten, bedeutenden Schulen und imposanten Kasernen, einer beschwingten Ladenpassage von 1911, einem gravitätischen Stadttheater, einer sehenswerten Stadthalle von Bernhard Sehring (1906-10), mit dem saftigsten Brunnenkitsch der Kaiserzeit sowie dem wohl schönsten noch erhaltenen Jugendstil-Warenhaus Deutschlands. Zu DDR-Zeiten war am überkommenen innerstädtischen Bestand kaum etwas verändert worden, aber natürlich hatte auch Görlitz unter der notorischen Vernachlässigung zu leiden. In der Altstadt verkamen Häuser in so bestürzendem Ausmaß, dass die Zahl der Abrissbrachen mit den Jahren immer bedrohlicher wuchs. Alles Bauen jener Jahre fand vor den Toren statt, zuerst in Weinhübel an der südlichen, ab den Siebzigerjahren forciert an der nördlichen Peripherie. Insbesondere dort, in Königshufen, sorgten 6.000 Neubauwohnungen in Plattenbauweise für eine Korrektur der inzwischen arg gestreckten Stadtfigur, weil durch sie die Altstadt wieder in ihre gebührend zentrale Lage rückte.

    Die "Wende" ersparte den Görlitzern nicht nur die Sprengung einiger verfallener Wohnstraßen, sie bescherte ihnen auch eine "Zweite Gründerzeit". Nachdem die Deutsche Stiftung Denkmalschutz nebst anderen einflussreichen Gremien und Personen aus dem Westen ihre Begeisterung für die fast vergessene Schöne so ganz weit im Osten entdeckt hatten, ergoss sich ein wahrer Geldregen über die Stadt. Allein in die vier innerstädtischen Sanierungsgebiete sollen, Privatkapital inbegriffen, nahezu 350 Millionen Euro geflossen sein. Schon bei den ersten Renovierungen war unterm rußigen Grau der Nachkriegsjahrzehnte eine solche Pracht zum Vorschein gekommen, dass fortan nichts leichter schien, als steuersparende Anleger für den Kauf von Wohnungen in Görlitz zu gewinnen. Wohl keine ostdeutsche Stadt hat eine derart umfassende Generalrenovierung erlebt. Bis weit in die Südstadt jenseits des Bahnhofs simulieren noch in Nebenstraßen pastellfarbene Vorderhäuser ehemaliger Mietskasernen und bürgerliche Beamtendomizile das so beliebte wie trügerische Klischee von der "guten alten Zeit".

    Exodus

    Doch Geschichte wiederholt sich bekanntlich nicht. Diese "Zweite Gründerzeit" war gar keine, denn gegründet wurde ja nichts, im Gegenteil, der angestammten Industrie ging es heftig an den Kragen. Und während die alten Arbeitsplätze immer weniger wurden, neue aber nicht wie erwartet auftauchten, setzten drei Bewegungen nahezu gleichzeitig ein: Besserverdienende Familien mit Kindern (und staatlich geförderten Bausparverträgen) zog es in die Eigenheimstandorte der umliegenden Dörfer. Diese Verluste vermochten auch weitreichende Eingemeindungen 1994 und 1999 lediglich statistisch zu bremsen, denn wer erst mal draußen wohnt, und zwischen Stadtrand und Autobahnzubringer die üblichen Einkaufsparadiese vorfindet, der bleibt der Stadt dauerhaft als Alltagsnutzer verloren. Jener Kaufkraftabzug hat merklichen Anteil daran, dass in der Altstadt derzeit nicht nur massenhaft Wohnungen leer stehen, sondern in den aufwändig restaurierten Bürger- und Handelshäusern eine neuerliche Handelsstruktur nicht so recht auf die Beine kommt.

    Zugleich begann sich speziell die Innenstadt zu entleeren. Weil hier die Wohnungen nicht nur besonders groß , sondern auch schwer auf heutige Wohnbedürfnisse anzupassen sind, und weil häufig der Modernisierungsaufwand unter Denkmalschutzauflagen die Kosten selbst bei Förderung ziemlich in die Höhe trieb, war derart aufwändig wiederhergestellter Wohnraum für die bisherigen Bewohner oft kaum noch erschwinglich. Das betrifft nahezu alle ostdeutschen Innenstädte und führt, selbst in kontrollierten Sanierungs- und Milieuschutzgebieten nur mäßig gemildert, regelmäßig zur Gentrifizierung, solange zahlungskräftige Neumieter nachdrängen. Bleiben die aus, versuchten bisher die meisten Anleger, ihre Investition durch Abwarten zu retten – mit dem Ergebnis immer dauerhafteren Leerstands. Und dann kommt noch eine ausgeprägtere Preissensibilität hinzu: Nach Erfahrung sächsischer Kreditinstitute beginnen ostdeutsche Mieter angesichts des jetzt erreichten Überangebots bereits bei einer Mietsteigerung ab 5 - 10 Cent/m² über einen Wohnungswechsel nachzudenken, während die "Umzugsschwelle" im Westen zehn mal höher liegt.

    Die dritte Gruppe machte sich verstärkt seit 1997 bemerkbar, statt Abwanderer sollte man sie besser Auswanderer nennen: Vornehmlich junge, gut ausgebildete und motivierte Facharbeiter und Studienabsolventen geben sich in ihrer Heimatregion keine Chance mehr und ziehen davon, der erhofften Karriere oder einfach nur einträglicher Arbeit hinterher, zumeist in den Süden oder Südwesten der alten Bundesrepublik. Auch mit diesem Prozess liegt Görlitz voll im Trend, weisen doch sämtliche Wirtschaftsdaten das Jahr 1996 als den Höhepunkt der "nachholenden Entwicklung" Ostdeutschlands aus. Danach beginnen Investitionen, Produktivität, Bruttoinlandsprodukt und Einkommen wieder zu sinken, die strukturelle Arbeitslosigkeit verfestigt sich in strukturschwachen Regionen auf hohem Niveau. Umfragen vermelden ab 1997 in den Neuen Ländern eine Zunahme resignativer Stimmungen.

    Rechnet man zu diesen Wanderungsverlusten noch den allgemeinen Geburtenrückgang hinzu, kommt man für Görlitz auf ein wahrlich deprimierendes Szenario: Die Stadt, in der am Ende des Zweiten Weltkriegs rund 100.000 Menschen Obdach gefunden hatten und die ab den Sechzigerjahren sich bei 80.000 bis 85.000 gut einrichten konnte, ist inzwischen bei 60.000 angekommen: In den letzten zehn Jahren hat sie 17 Prozent, also mehr als jeden sechsten ihrer Bewohner verloren. Eine detaillierte Prognose rechnet für das Zieljahr 2015 mit einer Einwohnerzahl von 52.000 – und das nur, wenn die Abwärtstrends so moderat bleiben wie bisher.

    Auch wenn die Leute gehen, die Häuser bleiben da. Vor etwa zwei Jahren schrillten die Alarmglocken: Mit 48,3 Prozent Leerstand in der Altstadt (bei 27 Prozent für die Gesamtstadt) nahm Görlitz einen Spitzenplatz unter den vom Exodus geplagten Städten Ostdeutschlands ein. Und die Neubaugebiete Königshufen und Weinhübel widerlegten mit ihren jeweils "nur" zehn Prozent Leerstand das gängige Vorurteil von der Unbeliebtheit der "Platte" in schon grotesker Umkehrung. Genauere Analysen lassen für einzelne Stadtgebiete unterschiedliche Entwicklungschancen erwarten. Die guten Nachrichten zuerst: Es gibt wieder Zuzüge in der Altstadt und den zentralen Gründerzeitquartieren, langfristig könnten bestimmte Gruppen – Singles, junge Paare, Hochqualifizierte – eine Stabilisierung der jetzt noch gefährdeten Denkmalbereiche bewirken. Deutlich beliebt ist die Nicolaivorstadt, eine nördlich der Altstadt gelegene Senke mit kleinen Hauseinheiten in pittoresken Kleinstadtstraßen. Dort kommt auf ein Haus eine Familie (maximal mit Einliegerwohnung), was gewissermaßen Reihenhausqualität in City-Nähe ergibt, die für potentielle Häuslebauer interessant zu sein scheint.

    Doch dann die schlechte Nachricht: Die Beliebtheit der Plattenbaugebiete erweist sich leider als eindimensionale Begeisterung. Es sind die Alten, die unbedingt dort bleiben wollen, Jüngere fühlen sich emotional längst nicht so gebunden, und von außen kommt so gut wie keiner mehr hinzu. Überalterung wird schon sichtbar, auf längere Sicht wird sie wohl das Ende der Siedlungen besiegeln: Sie werden aussterben. Trotzdem können die Stadtplaner kaum steuernd eingreifen, denn dafür bräuchten sie Partner, die zur Kooperation bereit sind. Doch die einzig relevanten Großeigentümer – die kommunale Gesellschaft, die Genossenschaft und ein privater Zwischenerwerber – agieren ausschließlich in der "Platte" und werden von diesen noch leidlich gut besetzten Beständen für Abrisse freiwillig nichts hergeben. Denn es liefe auf ihre existenzielle Auszehrung hinaus: Erst beim völligen Verzicht auf sämtliche Plattensiedlungen käme der Nachfragedruck zustande, den die Innenstadt inzwischen zu ihrer Revitalisierung nötig hat. Die Situation ist verfahren: Was Bund und Land dringend empfehlen – Vernichtung überzähliger Wohnungen – wäre wohl am ehesten dort "draußen" vorstellbar, ist aber unter der gegebenen Besitzverteilung niemandem abzuverlangen. Und so darbt die Innenstadt weiter hinter leeren Fenstern, während sich in Königshufen und Weinhübel ein Stadtmodell konserviert, dessen Endlichkeit schon ziemlich genau vorgezeichnet ist.

    Potenziale

    Offenbar geht es bei allem um einen Wettlauf mit der Zeit. Die traditionellen Mechanismen der Wohnungspolitik bzw. der planerischen Steuerung sind ausgereizt oder greifen nicht mehr. Auf den Hauptfaktor städtischer Entwicklung – den Arbeitsmarkt – hat man vor Ort nur marginalen Einfluss. Von der Zukunft ist nur sicher, dass hier demnächst "eine Mauer fällt", mit völlig unberechenbaren Konsequenzen. Festbinden und in leerstehende Altstadthäuser per Dekret einweisen kann man die Leute nicht. Das macht die Krise so fundamental: Wenn die Überlebensinteressen der Menschen und die Existenzbedingungen der historisch überlieferten Stadt nicht mehr zur Deckung kommen, muss die Stadt auf neue Weise für ihr Dasein eine Begründung finden. Oder sie wird aufgegeben.

    Die endogenen Potentiale einer bald nur noch mittelgroßen Landstadt ohne Zentrumsfunktion reichen nicht weit. Sich darüber hinaus als Ort der Lehre und Ausbildung zu profilieren, wie es mit einem Fachhochschul-Campus für maximal 3.000 Studenten, einem Berufsbildungszentrum mit 3.000 Plätzen sowie einem – feinen und überregional ausstrahlenden – "Fortbildungszentrum für Handwerk und Denkmalpflege" bisher versucht wurde, kann angesichts der lokalen Arbeitsmarktlage wie auch der letztlich geringen Schülerzahlen nur wenig Hoffnung machen.

    Nächster Rettungsanker: Tourismus. Der ehemalige Tagebau Berzdorf, der mit seinen ca. 20 km² Fläche nahezu der gesamten Stadtfläche Görlitz’ entsprach, wird nach seiner Flutung in vier bis fünf Jahren über etwa 960 ha Wasserfläche verfügen, und wegen einer klimatischen Besonderheit sind hier Wind- und Wellenverhältnisse wie an der Küste zu erwarten. Das lässt sogar an den Aufbau eines Leistungszentrums für Segler denken. Aber selbst eine solche Naturattraktion wird allenfalls im Zusammenhang mit den übrigen Landschaftsteilen gewinnträchtig zu entwickeln sein, wobei die Grenzöffnung zu den Lausitzer Randregionen auf polnischer und tschechischer Seite unabdingbare Voraussetzung ist.

    Und schließlich kommt man auch für die Stadt nicht um den klassischen Wirtschaftsfaktor "Tourismus" herum. Görlitz ist viel größer, viel schöner und – wegen seiner 2.600 Einzeldenkmale aus Renaissance, Barock, Gründerzeit und Jugendstil – sehr viel wertvoller als etwa Rothenburg o.d. Tauber. Trotzdem werden die Görlitzer den Rothenburgern das einträgliche Geschäft mit japanischen und amerikanischen Reisegruppen kaum streitig machen, denn wie im eingangs zitierten Streit über das Rentnerparadies, folgt auch der ersehnte Fremdenverkehr heute neuen, global vernetzten Regeln und Routen. Den meisten Investoren liegt Ostsachsen von den neuen europäischen Produktivitätszentren viel zu weit entfernt. Aus gleichem Grund ließe sich gesteigerte touristische Aufmerksamkeit für Deutschlands östliche Stadt wohl allenfalls unter einer Bedingung erwarten – im Sightseeing-Verbund mit den jetzt schon attraktiven Besuchermagneten Dresden und Breslau/Wroclaw. Relationen solcher Dimension, an die sich Unternehmensberater wie amtliche Wirtschaftsförderer erst noch gewöhnen müssen, brauchen langfristige Anbahnung und jede Menge risikobereiter Phantasie. Die kommunalpolitischen Erfahrungen mit dem Projekt "Europastadt Görlitz-Zgorzelec" sollten dabei durchaus ermutigen.

    Die Frage, was aus den Städten des vergangenen Industriezeitalters werden soll, stellt sich gerade hier, im tiefen Osten, mit dramatischer Schärfe. Nur fünfzig Kilometer entfernt ist in Hoyerswerda – realistisch betrachtet – die ganze Neustadt aus der Ära der Braunkohle- und Energiewirtschaft überflüssig geworden. Weil es sich durchweg um Montagebauzeilen von den Reißbrettern der funktionalistischen Moderne handelt, sind dort die Abrissbagger schon am Werk. Aber Görlitz? Auf die "Perle der Oberlausitz" verzichten? Andererseits – wer soll, wer kann sie (noch) bezahlen? Die Görlitzer selbst sind mit diesen Fragen letztlich überfordert. Zu viele Entscheidungen über ihr Schicksal fallen an für sie unerreichbaren Orten. Deshalb hatte ihr Oberbürgermeister schon recht, als er sich vor zwei Jahren mit einem Alarmruf an die gesamtdeutsche Öffentlichkeit wandte. Die Gesellschaft als Ganzes muss sich fragen, was ihr prekäre Zeugnisse der deutschen Bau- und Kulturgeschichte wert sind und wie – bei erklärter Unverzichtbarkeit – deren Erhalt zu sichern wäre. Diese Verantwortung an private Sponsoren oder Stiftungen zu delegieren, wird bei der Vielzahl gefährdeter Objekte und Ensembles nicht weit führen. Und wie gerade Görlitzer Erfahrungen zeigen, liegt es ja am Geld nicht allein: Sind es doch straßenweit die schon fertig renovierten Häuser, für die sich keiner mehr interessiert.

    Sollte dieses Dilemma am Ende gar auf die "Variante Disney" hinauslaufen – also die komplette Musealisierung einiger ausgewählter Altstädte einschließlich per Honorarvertrag (oder ABM) engagierter "Bewohner"? Zurzeit noch eine schwer vorstellbare Option, aber man muss über alles reden. Auch Abschreibungsrenditen laufen irgendwann aus, und die Uhren des Verfalls ticken unbarmherzig. Schlägt die Suche nach neuem Sinn für die überflüssig gewordenen Städte fehl, werden wir womöglich auch in unserer reichen Gesellschaft ähnliche Verfallsszenarien erleben, wie sie im Endstadium der DDR die Gemüter erregten. Im Görlitzer Planungsamt kann man sich an die entsprechenden Strategien noch gut erinnern: "Die Dächer sind das wichtigste. Erst mal sichern und dann alles irgendwie über die Zeiten bringen..."

    Veröffentlich in „Deutsches Architektenblatt“ 4/2002 sowie gekürzt in „Freitag“ 20/2002

  • halle-neustadt ist auch insofern ein sonderfall, da es tatsächlich als eigenständige stadt konzipiert wurde. erst nach der wende wurden beide städte vereinigt. daher waren hier "zwei urbane pole" nicht das entwicklungsziel, sondern die ausgangslage. in abgeschwächter form wird halle-neustadt auch in zukunft zentrumsfunktionen wahrnehmen - denn auch nur 40 000 0der 30 000 bewohner rechtfertigen ein gewisses mass an öffentlicher infrastruktur.
    übrigens wurde das "centrum-warenhaus" (heute karstadt) damals genau in die mitte zwischen beiden städten errichtet. nach der wende versäumte es die stadt 15 jahre lang, eine zentral gelegene ausweichfläche für die unlukrative insellage anzubieten. am jahresende wird nun die einzige hallenser karstadt-filiale schliessen - mit ihr werden arbeitsplätze und kaufkraft verloren gehen. dieses beispiel zeigt, dass förderprogramme u. ä. zwar wichtig sind, aber den klugen umgang damit und entscheidungen darüber hinaus nicht ersetzen können.

  • trotz der offiziösen eigenständigkeit der stadt hat ha-neu bis zur wende kaum zentrale versorgungseinrichtung gehabt. sie war eine reine schlafstadt für die chemiearbeiter in schkopau und leuna. große einkaufzentren wurden wie in grünau erst nach wende gebaut. in die infrastruktur wurden enorme summen gesteckt, der sanierungsgrad der stadtteils ist der beste von ganz halle. dennoch ist die bevölkerung innerhalb vo 16 jahren von 93000 auf unter 50000 Ew. geschrumpft und reduziert sich weiterhin mit ungebremster dynamik aufgrund starker überalterung und sozialer segregation. während straßen und bürgersteige von alt-halle vor sich hinrotten, wurde in neustadt mit ennomern fördermitteln gerade die sogen. "passage" saniert, sie steht zwischen 4 leerstehenden riesigen "scheibenhochhäusern" und das ladenspektrum reicht vom 1-euro-laden über mäc geiz bis zu käpt'n billig. so sieht stadtplanung in halle aus.

  • HalleLuja:
    oha, dann gibt es ja in der neustädter passage die gleichen boutiquen wie zwischen hauptbahnhof und leipziger turm. also doch zwei zentren...

    ...nee, im ernst: ein so harsches urteil über die stadtplanung habe ich mir als nicht-hallenser natürlich nicht getraut zu fällen. man kann ja auch nicht alles den lokalpolikern anlasten. wenn z.b. das waggonbauwerk nicht dichtgemacht und die landesregierung und bmw sich in der stadt angesiedelt hätten, sähe es in halle (platten hin oder her) heute wohl besser aus. man kann ja wohl den stadtpolitikern nicht vorwerfen, nicht gleich 1990 einen stadtentwicklungsplan vorgelegt zu haben, der von 30% bevölkerungsschwund in 30 jahren ausgeht. (die hätte dann eh niemand gewählt.)
    mit anderen worten: es war auch viel pech im spiel. manches ist geglückt. einiges ist vergeigt worden. die hauptprobleme (wirtschaftlicher niedergang, leere kassen, wegzug, überalterung) kann sowieso kein kommunalpolitiker lösen. (wenn du lust hast: zum problem plattenbauten habe ich hier im forum beim thema "weissenfels" was geschrieben, das natürlich auch auf halle zutrifft.)
    da bleibt vor allem viel zu tun, das beste aus der misere zu machen. und immerhin in der plattensiedlung silberhöhe geht der abriss doch voran...

  • Ostdeutsche Städte wollen Barockhäuser retten
    Weniger Abriss, mehr Sanierung: Ostdeutsche Städte wollen historische Häuser retten. Sie sind keine "Schandflecken" im Stadtbild, sondern Erinnerung und Geschichte, ohne die es keine Entwicklung gibt.

    http://www.tagesspiegel.de/kultur/Sanierung-Barockhaeuser;art772,2413141\r
    http://www.tagesspiegel.de/kultur/Sanie ... 72,2413141

    Zitat

    Zwar hat Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee jüngst bei einer Konferenz zum Thema „Stadtumbau Ost – Perspektiven für den innerstädtischen Altbaubestand“ in Berlin bekräftigt: „Abrisse werden wir auch in Zukunft noch brauchen.“ :?: Und doch werden die neuesten Korrekturen am Förderprogramm „Stadtumbau Ost“ von Kennern als Trendwende weg von der staatlichen Bezuschussung von Flächenabrissen begrüßt.

    Zitat

    Mit solchen Problemen hat [lexicon='Leipzig'][/lexicon] als die Metropole der Region nicht zu kämpfen. Doch auch hier kochen die Emotionen von Bewohnern, Stadtverwaltung und Wohnungseigentümern hoch, wenn Gründerzeithäuser in den Vorstädten abgerissen werden. Wolfram Günther vom Stadtforum [lexicon='Leipzig'][/lexicon] spricht von einer „ganzen Menge gefährdeter Objekte“. Gründerzeithäuser fielen neuen Straßen zum Opfer, billige Neubauten der teureren Sanierung. „Es gibt immer noch Projekte in Wohngebieten, bei denen die Stadt auf Abbruch dringt.“ Im Stadtforum schlossen sich vor drei Jahren Bürger aus Protest gegen die Planungspolitik ihrer Kommune zusammen. Sie stellten sich Baggern entgegen, verteilten Flugblätter und mischten sich politisch ein. Inzwischen arbeite das Forum passabel mit der Stadt zusammen, sagt Günther.

    Zornig wird er, wenn er auf den bisherigen Umgang von Kommune und Land mit Fördermitteln zu sprechen kommt. „Die hauptsächliche Gefährdung ist das Programm Stadtumbau Ost.“ Städte erhielten dabei Geld für den Rückbau – also für Abriss. Tille vom IRS bekräftigt, dass die Interessen – gezielter Rückbau auf der einen, Sanierung auf der anderen Seite – bisweilen kollidieren. „Es ist oft rein ökonomisches Denken, das zum Abriss führt.“ In Sachsen erleichtern – wie in vielen Bundesländern – die in den vergangenen Jahren aufgeweichten Denkmalschutzgesetze die Abbruchvorhaben. Minister Tiefensee hat nun angekündigt, das Stadtumbauprogramm stärker auf den Erhalt städtebaulich prägender Häuser zu lenken. So sollen Sicherungsmaßnahmen als Alternative zum Rückbau verstärkt gefördert werden, was Experten zumindest als positives Signal bewerten.

    Denn die Bagger rollen oft dort an, wo die Öffentlichkeit gerade nicht hinschaut: In Wurzen und in Eisleben wird so abgerissen, dass das Stadtbild zunehmend perforiert wirkt. Es fehlt an einer durchdachten Verkehrsplanung, die die Attraktivität der Innenstadt erhöhen würde. Trotz aller kurzfristigen Herausforderungen, vor denen gerade kleinere Städte stehen, ist mehr Weitsicht gefragt, denn schneller Profit verbraucht sich auch schnell. Gut erhaltene und sanierte Städte besitzen nachhaltiges Potenzial. Und dort, wo das Geld für den Moment fehlt, braucht man Geduld; historische Häuser sollten gesichert und erhalten werden, bis die Mittel für eine Sanierung da sind. Sie sind keine „Schandflecken“ im Stadtbild, sondern Erinnerung und Geschichte, ohne die es keine Entwicklung gibt.

  • Ich denke nicht, dass eine Abkehr von jeglicher Förderpolitik irgendwem irgendetwas bringt.
    Dann hat man viel Geld einfach versickern lassen.


    Das Thema muss ganz neu angegangen werden. Aus einem "Aufbau Ost" muss ein "Aufbau deutscher Problemregionen" werden, der auch westdeutsche Orte und Kompetenzen stärker mit einspannt. Zudem muss das Land massiv auf die Einwanderung qualifizierter Arbeitskräfte setzen und sie dort hin lenken, wo es aufzubauen gilt. Die Steigerung der Attraktivität für Migranten sollte in den nächsten Jahren maximale Priorität haben und wird auch die aktuelle Tagespolitik beherrschen, hoffe ich. Der demografische Wandel lässt sich mit mehr Kindergeld und ähnlichen Halbherzigkeiten schlicht nicht aufhalten. Mindestens kostenlose Kitaplätze müssen aber endlich her!

  • Zitat

    historische Häuser sollten gesichert und erhalten werden, bis die Mittel für eine Sanierung da sind. Sie sind keine „Schandflecken“ im Stadtbild, sondern Erinnerung und Geschichte, ohne die es keine Entwicklung gibt.

    Das fällt denen aber früh auf.

    Das ist, also sei man nunmehr zu der Erkenntnis gelangt, daß ein Mensch eigentlich alle seine Gliedmaßen gut gebrauchen kann - dummerweise hat man ihm aber bereits einen Arm und ein Bein abhackt. :augenrollen:

  • Zitat von "erbsenzaehler"

    Ich denke nicht, dass eine Abkehr von jeglicher Förderpolitik irgendwem irgendetwas bringt.
    Dann hat man viel Geld einfach versickern lassen.


    Das Thema muss ganz neu angegangen werden. Aus einem "Aufbau Ost" muss ein "Aufbau deutscher Problemregionen" werden, der auch westdeutsche Orte und Kompetenzen stärker mit einspannt. Zudem muss das Land massiv auf die Einwanderung qualifizierter Arbeitskräfte setzen und sie dort hin lenken, wo es aufzubauen gilt. Die Steigerung der Attraktivität für Migranten sollte in den nächsten Jahren maximale Priorität haben und wird auch die aktuelle Tagespolitik beherrschen, hoffe ich. Der demografische Wandel lässt sich mit mehr Kindergeld und ähnlichen Halbherzigkeiten schlicht nicht aufhalten. Mindestens kostenlose Kitaplätze müssen aber endlich her!

    Ich hab mir die Studie mal durchgelesen, und stoße mich da an mehreren Dingen. Der Bezug zu Skandinavien bspw.. Jede ostdeutsche Problemregion würde in Skandinavien als hochverdichteter Siedlungsraum gelten. Außerdem lässt es das deutsche Steuerniveau gar nicht zu skandinavische Lösungen auch nur ansatzweise zu übernehmen. Das Grundgesetz verlangt weiterhin die Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse für alle Staatsbürger, da frag ich mich schon lange wie man die Leuchtturmpolitik verantworten kann. Von "nicht förderbaren Regionen" steht da erst recht nichts. Der demografische Wandel wird in der Studie als unabkehrbarer Schicksalsschlag dargestellt, dabei wird übersehen dass es sich hier vor allem um Abwanderung handelt und diese vor dem Hintergrund einer Wirtschaftspolitik stattfindet die gar nicht hinterfragt wird. Außerdem wird übersehen dass jede Studie über ostdeutsche Abwanderung aussagt dass weit mehr als die Hälfte der Abgewanderten für einen geringeren Lohn zurückkehren würden, wenn sich die Bedingungen vor Ort ändern. Die statistischen Prognosen bis 2050 sind unwissenschaftlicher Mumpitz. Und eine gesellschaftliche Einordnung dieser Pläne findet nicht statt, wobei das ja auch gar nicht die Aufgabe war.

  • Schon richtig. Ich setze da viele Hoffnungen in die schwarzgelbe Regierung, die bitteschön ab September das Ruder übernimmt. Die Große Koalition war in keinster Weise handlungs- und reformfähig, das wird sich ändern. Allerdings wird die BRD auch sehr an den Aufwendungen der Konjunkturpakete zu knabbern haben. Aber sicher bringt die FDP mal etwas frischen Wind in dieses verstaubte Kabinett!

  • Zitat von "erbsenzaehler"

    Zudem muss das Land massiv auf die Einwanderung qualifizierter Arbeitskräfte setzen und sie dort hin lenken, wo es aufzubauen gilt. Die Steigerung der Attraktivität für Migranten sollte in den nächsten Jahren maximale Priorität haben und wird auch die aktuelle Tagespolitik beherrschen, hoffe ich.


    Freilich, Zuwanderung sollte durch qualifizierte Arbeitskräfte und nicht in die Sozialkassen erfolgen. Nur ist die Zuwanderung in der ganzen westlichen Welt von Anbeginn an ganz überwiegend auf die urbanen Ballungszentren gerichtet gewesen und ist es bis heute. Wie willst du eine ausländische Spitzenkraft für eine ländliche Problemregion gewinnen, die von ihren potentiellen deutschen Leistungsträgern verlassen wird? Deutschland als schwer verständlicher mitteleuropäischer Kulturbereich mit sehr limitierter kolonialer Vergangenheit wird zudem immer Probleme bei der Anwerbung der außereuropäischen Eliten haben, die sich stets zunächst an ihren ehemaligen Kolonialherren und Nordamerika orientieren. Selbst die in vielen Feldern besser aufgestellten Skandinavier haben hier nicht zuletzt aufgrund ähnlicher geschichtlicher Ursachen wie Deutschland verglichen mit etwa Großbritannien klar erkennbare Schwächen. Allerdings haben uns u. a. genau diese historischen Grundbedingungen bisher vor den allzu extremen Auswüchsen der multikulturellen Gesellschaft bewahrt, die wir heute in regelmäßigen Abständen bei unseren westeuropäischen Nachbarn beobachten können.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Zitat von "Georg Friedrich"

    Allerdings haben uns u. a. genau diese historischen Grundbedingungen bisher vor den allzu extremen Auswüchsen der multikulturellen Gesellschaft bewahrt, die wir heute in regelmäßigen Abständen bei unseren westeuropäischen Nachbarn beobachten können.

    Hmmm, Köln, Berlin gelten da wohl als Negativbeispiele. Verhältnisse wie im westlichen Ausland gibt´s in Deutschland auch, wenn auch vl. nicht so gehäuft!

    lg

    "Ich denke an Wien, so wie Sie an Brüder, an Freunde denken, die jetzt an der Front sind. Nun sind sie fern von Ihnen und Sie wissen sie in Gefahr, ohne ihnen beistehen, ohne diese Gefahr teilen zu können" - Stefan Zweig 1940

  • Zitat von "Kleist"

    Hmmm, Köln, Berlin gelten da wohl als Negativbeispiele. Verhältnisse wie im westlichen Ausland gibt´s in Deutschland auch, wenn auch vl. nicht so gehäuft!


    Ich sehe hier schon noch gewisse qualitative Unterschiede. Stadtviertel, in die sich die Polizei kaum noch hineintraut, gibt es bisher in Deutschland nicht - in Berlin sind allerdings französische Verhältnisse innerhalb von 15 Jahren denkbar, wenn nicht massiv gegengesteuert wird. Auch von großflächigen Ethnostraßenschlachten mit Hunderten von Teilnehmern oder Politikermorden blieb das Land verschont.

    Die Gründe, warum es in Deutschland diesbezüglich immer noch besser als in Westeuropa aussieht, sehe ich nur sehr bedingt im als Erklärung häufig angeführten ausgeprägten deutschen Sozialstaat, der ohnehin nur zur Unterscheidung von Großbritannien herhalten kann. Entscheidend erscheint mir, dass sich Westeuropa im Vergleich zu Deutschland (oder auch Österreich) kulturell noch deutlich problematischere Bevölkerungsgruppen ins Land geholt hat, die der Kultur des Westens mit einem größeren Maß an Hass und Verachtung begegnen und die darüber hinaus oftmals ihre neue Aufnahmegesellschaft als die alten Kolonialherren wahrnehmen, an die man nun vermeintlich legitimerweise alle möglichen Forderungen stellen darf. Ein weiterer, den meisten Deutschen kaum bewusster, aber hilfreicher Unterschied zu Westeuropa ist der aus westeuropäischer Sicht vorhandene "Provinzialismus" in Deutschland, was den Umgang mit der außereuropäischen Welt angeht. Es mag ja alles, was nur in die Nähe eines deutschen Nationalismus kommt, weitgehend tabuisiert worden sein, aber jene mitteleuropäische Weltungewandtheit blieb davon unberührt bestehen. Eine Gesellschaft, in der etwa das Wort "Neger" noch heute nicht selten wertfrei und ohne Bedenken verwendet wird, kann keine political correctness angelsächsischer Prägung hervorbringen, die sich wiederum von bestimmten Gruppierungen gezielt ausnutzen lässt.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Georg Friedrich hat geschrieben:

    Zitat

    Entscheidend erscheint mir, dass sich Westeuropa im Vergleich zu Deutschland (oder auch Österreich) kulturell noch deutlich problematischere Bevölkerungsgruppen ins Land geholt hat, die der Kultur des Westens mit einem größeren Maß an Hass und Verachtung begegnen und die darüber hinaus oftmals ihre neue Aufnahmegesellschaft als die alten Kolonialherren wahrnehmen, an die man nun vermeintlich legitimerweise alle möglichen Forderungen stellen darf. Ein weiterer, den meisten Deutschen kaum bewusster, aber hilfreicher Unterschied zu Westeuropa ist der aus westeuropäischer Sicht vorhandene "Provinzialismus" in Deutschland, was den Umgang mit der außereuropäischen Welt angeht. Es mag ja alles, was nur in die Nähe eines deutschen Nationalismus kommt, weitgehend tabuisiert worden sein, aber jene mitteleuropäische Weltungewandtheit blieb davon unberührt bestehen.

    Georg Friedrich, ich teile da schon längere Zeit diese Analyse. Mann kann es kaum besser sagen, glaube ich. Das sind die Vorteile davon, daß Deutschland kaum am Kolonialismus teilgenommen hat und teilhaben konnte. Die Einwanderer, die ab den 50er Jahren dann doch nach Deutschland kamen, kamen zum überwiegenden Teil aus Ländern mit einer verwandten, "mitteleuropäischen" Kultur: Italien, Jugoslawien, Griechenland. Und gewissermaßen könnte man auch die Türkei noch dazu rechnen, die noch im 1. Weltkrieg ein Bundesgenosse des Deutschen Reiches war und wo Deutschland immer in hohem Ansehen gestanden hat.
    Den Westeuropäern ist dieser Unterschied zu Deutschland immer völlig entgangen, denn in ihr Selbstbild von moralischer Überlegenheit, daß sie aus der Geschichte mit dem Zweiten Weltkreig distilliert hatten, müßten sie freiheitliche Toleranten und die Deutschen die ausländerfeindlichen Fremdenhasser sein. Also setzten z.B. die Niederländer ihren ganzen Stolz darauf, daß sie die weltoffenere und tolerantere Gesellschaft seien als (West-) Deutschland.
    O Ironie der Geschichte! Noch vor etwa 20 Jahren ließ man einmal Hunderttausend niederländischer Schulkinder zettelchen mit "Ich bin böse!" darauf an die Bundesregierung in Bonn schicken, als es in Deutschland einen aufsehenerregenden fremdenfeindlichen Vorfall gegeben hatte!

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Gut, diese "political corectness" gibt es in Österreich de facto sowieso nicht, noch viel weniger als in Deutschland. Zumindest nicht die oberflächliche, nach außen getragene! Im Inneren sieht´s da wieder teilweise ganz anders aus.....Trotzdem, mag sein dass es Verhältnisse wie in London/Amsterdam/Rotterdam/Gouda/Paris/Marseille oder Birgmingham in Deutschland oder Österreich noch nicht gibt, trotzdem scheinen mir die verantwortlichen Politiker nichts aus der dortigen Situation zu lernen. Siehe das schäublesche Fiasko der gescheiterten Islamkonferenz! Außerdem ist es höchstens eine Frage der Zeit, weil auch die Türken zunehmend radikalisiert werden, das steigert sich von Generation zu Generation. Insgesamt kann ich das daher nicht so positiv sehen wie ihr! Diese fehlende politische Korrektheit ist außerdem etwas sehr süddeutsches und katholisches und kommt im protestantischen Norden schon viel weniger vor.

    lg

    "Ich denke an Wien, so wie Sie an Brüder, an Freunde denken, die jetzt an der Front sind. Nun sind sie fern von Ihnen und Sie wissen sie in Gefahr, ohne ihnen beistehen, ohne diese Gefahr teilen zu können" - Stefan Zweig 1940

  • Zitat von "erbsenzaehler"

    Schon richtig. Ich setze da viele Hoffnungen in die schwarzgelbe Regierung, die bitteschön ab September das Ruder übernimmt. Die Große Koalition war in keinster Weise handlungs- und reformfähig, das wird sich ändern. Allerdings wird die BRD auch sehr an den Aufwendungen der Konjunkturpakete zu knabbern haben. Aber sicher bringt die FDP mal etwas frischen Wind in dieses verstaubte Kabinett!

    LOL, ich wüßte nicht wieso diese Parteien irgend etwas ändern sollten. Alle vier wichtigen Parteien bezeichnen sich als Parteien der "Mitte" und verfolgen dieselbe Wirtschaftspolitik. Wer's nicht glaubt lese Lambsdorffs Thesenpapier von '82 und vergleiche die Politik aller dieser Parteien seitdem. Alles dasselbe, nämlich Vulgärkapitalismus. Wer auf schwarzgelbe Wirtschaftskompetenz setzt der erkläre mir wie man gleichzeitig ein Rekorddefizit anhäufen und die Einnahmesituation verschlechtern kann. Und Reformfähigkeit? Das hier besprochene Thesenpapier fordert bspw. Bildungsstrukturen ähnlich denen in Skandinavien, und diese Reformen scheitern seit nunmehr beinahe 80 Jahren (jawohl!) an den Vertretern der christlich-liberalen Mitte.