Ich hab Anfang 2015 mal drei Bilder in einer mittelgroßen bayerischen Stadt geschossen, die exemplarisch verschiedene Stadien und Epochen im Umgang mit einem historischen Haus zeigen.
Die Reihehauszeile ist denke ich aus den 1920er/1930er Jahren (Edit: das erste und zweite Reihenhaus ist erst nach dem Krieg erbaut worden), wurde aber von den jeweiligen Reihenhausbesitzern zu verschiedenen Zeitpunkten gebaut, renoviert oder verunstaltet:
Die ganze Reihenhauszeile:
Am ersten Reihenhaus denke ich hat man sich in den 70ern versucht: sprossenlose, braune Fenster, nachträglicher Einbau von Rollläden, man beachte auch die Eingrenzung des zum Stellplatz umgestalteten "Vorgartens" in modischen Betonbausteinen. Dach vermutlich später erneuert.
Das zweite Reihenhaus denke ich hat man bereits in den 50er/60er das erste mal traktiert erbaut: immerhin einfach geteilte Fenster, nachträglicher Einbau von Rolläden, ein typisches (hässliches) Vordach aus jener Zeit. Verzinktes Tor vor dem Stellplatz. Angeschnitten erkennt man eine dieser pseudohistorischen Kitschleuchten aus dem Baumarkt.
Das dritte Reihenhaus präsentiert sich wohl wie zu Erbauungszeiten: stimmige Proportionen durch Sprossenfenster, Fensterläden, ein rauer Putz wie er zu dieser Zeit üblich war, passende Lampe neben dem Eingang, schlichtes Vordach, schöne, einfache Haustür (man vergleiche mit dem Hauseingang direkt nebenan, zwei Welten!) Großartig!! Als einziger kleiner Kritikpunkt könnte die nun etwas zu groß geratenen Dachgauben erwähnen, die linken drei denke ich haben noch die Originalgröße. Aber hey, wer wird sich an so etwas stören wenn der Rest perfekt ist!
Das vierte Reihenhaus eine zeitgenössische - der Architekt würde wohl sagen "behutsame" - Modernisierung. Nun gut letztendlich leider genauso daneben wie die linke beiden Nachbarn: modernistisch verunstaltete Dachgaube, anthrazitgraue verkleideter Anbau, einfach geteilte Fenster. In 10 Jahren wird man diesen geschmäcklerischen Mischmasch genau so wenig sehen können wie man heute die 60er/70er Jahre-Umgestaltungen nicht mehr sehen kann.
Leider weiß ich nicht, wie die beiden Reihenhäuschen drei und vier vor der Renovierung ausgesehen haben. Womöglich war zumindest bei dem dritten noch das ursprüngliche Erscheinungsbild vorhanden und man musste nur "renovieren". Oder es war genauso verunstaltet und der Besitzer hat mit viel Herzblut den Ursprungszustand wieder hergestellt, was dann völlig freiwillig geschah, denn unter Denkmalschutz stehen die Häuser nicht.
Ein bisschen mehr Bewusstsein bei den Hauseigentümern und viele Siedlungen könnten wesentlich besser aussehen als sie es tun.
Moderationshinweis (Riegel):
Schöner Beitrag! Auch wenn das Objekt und die Form der Verunstaltungen Massenware sind. Hier beginnt "Sehschule", und nicht nur bei herausragenden Objekten.
Zwei Bitten habe ich jedoch:
- Könntest du die Abstände zwischen Texten und Bildern nicht gliedern, damit man sofort erkennt, welcher Text zu welchem Bild gehört? Das ist nämlich in dieser Form nicht sofort klar, und man muss ein zweites Mal mit Lesen beginnen.
- Du "nummerierst" die Häuser ein bisschen chaotisch und sehr umständlich:
"Ganz links", "Das nächste Teilhaus", "Der zweite Teil von links", "Rechts nebenan"...
Der zweite Teil von links ist doch das dritte Haus, oder? Nummeriere doch die Hausteile ganz einfach mit "das erste", das zweite"...
Edit: Danke Riegel und Zeno für die Hinweise. Ich habs nun wie vorgeschlagen durchnummeriert.