• Ich habe eine Frage - besonders an ursus carpaticus - aber auch an alle anderen. Was ist denn in Ihren Augen eine adäquat wieder aufgebaute, stark zerstörte Stadt? Es wird so viel diskutiert, was alles nicht gut gelöst ist, vielleicht sollte man auch einmal ein durchgängig positives Beispiel bringen? Oder gibt´s das in Ihren Augen einfach nicht?

  • Üblicherweise werden hier Donauwörth und Rothenburg/T, sohin eher kleinere Städte genannt.
    In D. gibt es sonst mE keine Beispiele, so traurig dies auch ist. In München natürlich neuere Stadtteile wie die Maximillians- und Ludwigsstraße, den eigentlichen Stadtkernbereich schon gar nicht mehr. Bessere, immerhin erträgliche Beispiele sind auch die Märkte von Münster und Osnabrück. Ich kann auch mit dem Bremer Markt leben, auch wenn die Stadt als Ganzes nur Stückwerk blieb.
    Was sonst in dt. Städten heute noch schön ist und für den Lobpreis des Wiederaufbaus genannt wird, ist schlicht und einfach stehen geblieben.
    Generell ist der Wiederaufbau in der Ex-DDR nach 1990 mE sehr gelungen (von Dresden abseits des Neumarktes natürlich abgesehen). Chemnitz, [lexicon='Leipzig'][/lexicon], das zum Glück wenig zerstörte Erfurt können sich durchaus sehen lassen.
    Dass es auch ganz anders ging, bewiesen die Polen in Danzig, Warschau, Posen und auch mit beträchtlichen Einschränkungen in Breslau.
    Österreichischerseits wären Wiener Neustadt und teilweise auch Wien zu nennen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat von "ursus carpaticus"

    Dass es auch ganz anders ging, bewiesen die Polen in Danzig, Warschau, Posen und auch mit beträchtlichen Einschränkungen in Breslau.

    Danzig und Breslau kenne ich ganz gut. Natürlich sind zentrale Plätze und Straßen in beiden Städten rekonstruiert worden. Aber wenn man über diese (kleinen) Bereiche hinausgeht steht man mitten in Brachen. Durch Danzigs ehemaligen Altstadtbereich (also die voridustrialisierte Stadt) gehen Verkehrsschneisen ohne jegliche Randbebauung. Wie es in Warschau und Posen ist, kann ich nicht beurteilen. Ganz schlimm finde ich persönlich Elbing.

    In Augsburg ist man nach dem 2. Weltkrieg an den meisten Stellen (bis auf die genannten Eingriffe Ost-West-Achseund Rathausplatz) auf der alten Parzellierung geblieben (viel stärker als in Nürnberg, München oder Würzburg, Münster oder Freiburg). Viele Häuser stehen auf den alten Kellern, es gibt wenige "regelmäßige" Straßen. Ich finde diesen Punkt insgesamt sehr positiv.
    Natürlich kann man in Augsburg Details ohne Ende bemängeln, aber die Bewahrung des Stadtgrundrisses ist in meinen Augen ganz zentral, weil alte Städte immer Wachstumsringe haben. Danzig z.B. hat keine Wachstumsringe mehr, weil die Blockinnenbereiche entkernt sind. Am Neumarkt in Dresden will sich in meinen Augen ebenfalls kein "Altstadt-Gefühl" einstellen, weil man, sobald man hinter die rekonstruierten Fassaden tritt, mitten in einer Shopping-Welt steht (was nun keine generelle Kritik an Rekonstruktion sein soll).

    Was bisher noch gar nicht so angesprochen wurde: Architektur braucht immer auch ein "Umfeld" - Pflaster, Laternen usw.. Alte Städte hatten immer ein strukturiertes Pflaster und keinen Teer-Einheitsbrei.

    Im übrigen bin ich auch der Meinung, dass die Österreicher insgesamt pfleglicher mit ihren Altstädten umgegangen sind.
    Es ist aber schon ein Unterschied, ob in einem Stadtbild Lücken fülle, oder ob ganze Stadtteile fehlen (wie bei der Nürnberger "Steppe"). Ich war kürzlich in Innsbruck - hier springen schon einige heftigen "Ausreißer" ins Auge, etwa das Casino neben der Triumphpforte.

    Eine weitere Frage: Welche Einzelrekonstruktion ist in Ihren Augen besonders gelungen? Gibt es auch Rekonstruktionen, die Ihnen gar nicht gefallen?


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  • Vielleicht ist meine Meinung in diesem Forum eine Minderheitsmeinung, aber ich sehe die Situation im Bezug mit dem Wiederaufbau in D ganz anders als Ursus. Ich finde dass Freiburg sehr gut, wenn auch nicht perfekt, wiederaufgebaut wurde. Wichtige Teile von der Freiburger Innenstadt, auch Teile, die im Krieg stark zerstoert wurden, sehen heute aus, als ob die unversehrt geblieben waeren. Den Wiederaufbau von Wuerzburg finde ich auch gut (z.B., die Strassen noerdlich der Marktplatz, die Domstrasse, die Domerschulstrasse, die Hauserzeile am Main), aber hier kann man mehr bemaengeln. Ein weiteres Beispiel, die ich ziemlich gut kenne, ist Koeln. Hier ein Teil der Altstadt (zwischen der Alter Markt und Rhein) wurde sehr gut rekonstruiert, aber sogar die moderne Hohe Strasse ist sehr angenehm wegen der Kleinteiligkeit.

  • Zitat

    Eine weitere Frage: Welche Einzelrekonstruktion ist in Ihren Augen besonders gelungen? Gibt es auch Rekonstruktionen, die Ihnen gar nicht gefallen?

    Besonders gelungen finde ich z. B. das Augsburger Rathaus mit dem Goldenen Saal. Besonders schlimm finde ich Rekonstruktionen, die das Alte nur irgendwie modern interpretiert zitieren. Oft werden diese in der Öffentlichkeit als wirkliche Rekonstruktionen angenommen, wodurch die Chance auf eine wirkliche, originalgetreue und somit einzig befriedigende Rekonstruktion eigentlich für immer verpaßt ist. Beispiele sind Teile des Prinzipalmarktes in Münster, der Alte Markt und der Heumarkt in Köln, große Teile des Rathauses in Köln einschließlich des Spanischen Baus, das besonders wichtige Emder Rathaus und einige Bürgerhäuser dort. Auch der Chipperfield-Flügel am Neuen Museum auf der Berliner Museumsinsel ist so ein Beispiel.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Nordwestliche Altstadt

    Auf dem Kreuz

    Weiter geht´s nach längerer Pause im Nordwesten der Augsburger Altstadt mit dem von der Frauentorstraße nach W abknickenden Straßenzug Auf dem Kreuz.


    Ein hübsches Ensemble auf der Nordseite mit der Alten Schmiede (Nr.4, zweites Haus v. r.), das darauf folgende sieht nach einem gelungenen, sich einfügenden Neubau aus, würde auf 80er Jahre tippen (?), rechts das Romantikhotel Ecke Frauentorstraße


    Auf dem Kreuz 8


    Auf dem Kreuz 8, 4 1/2, 4, 2, rechts die beiden Häuser auf der Ostseite der Frauentorstraße


    Auf dem Kreuz Richtung O, am Eck rechts eine Neurenaissancefassade, im Hintergrund das Hohe Meer (Frauentorstraße 32)


    Auf dem Kreuz 11 (früher 13) mit klassischem Wellengiebel und Figurennische


    Auf dem Kreuz gen O, links die Nr. 30 und 28, links davon folgte früher eine herausragende Häusergruppe mit einigen Traufseithäusern und Treppengiebel-Brandmauern. Heute steht dort, u.a. anstelle der Stadtwaage, vor der sich vor 100 Jahren an Markttagen noch die Fuhrwerke stauten, seit 1972 die Agnes-Bernauer-Schule, und nach 1972 sieht die auch aus...

    Als näschstes folgt Sankt Georg...

  • Stadtpfarrkirche Sankt Georg, ehem. Augustiner-Chorherrenstiftskirche

    Erster Kirchenbau 1142 geweiht, davon noch geringe Teile vorhanden, weitgehender Neubau 1490-1501, A. 18. Jh. barockisiert, 1881 neugotisch verändert, 1944 Kriegsschäden, danach Wiederaufbau 1956 abgeschlossen, die neugotische Ausstattung dabei beseitigt.


    wurde erfreulicherweise in alter Form wiederaufgebaut


    Hauptaltar 1956 aus Teilen des Hochaltars der ehem. Karmelitenkirche zusammengesetzt.


    Einige Tafeln von einem Flügelaltar 3.V. 16. Jh.


    Herwartkapelle, Südseite, 1506 als Grabkapelle für die Familie Herwart errichtet


    ehem. Stiftsgebäude 1702-05 von Johann Georg Mozart errichtet, 1944 schwere Schäden, danach wiederaufgebaut, hier einer der beiden Volutengiebel zur Georgenstraße

    Straßenbild in der Georgenstraße (Nr. 9-21)

  • da hängt auch eine Trauerweide in die Straße herein (wie bei Hl. Kreuz, kommt noch)...


    Nordwestliche Altstadt

    Stift St. Georg / Herrenhäuser / Backofenwall


    Georgenstr 12, der östliche zu den Stiftsgebäuden von St. Georg gehörende Volutengiebel, dann Herrenhäuser 1 und rechts ein ehem. Stiftsherrenhaus, die Georgenstr 6


    Herrenhäuser 1, Hausmadonna


    Herrenhäuser, ein geschlossen erhaltener Straßenzug, wenn auch über die Jahrhunderte hinweg ziemlich überformt, 1529/30 am Ostrand des Stiftsbezirkes von St. Georg errichtet, eine planmäßig angelegte Wohnsiedlung für arme Weber (vgl. Fuggerei).


    der ehem. Prälatenbau des Stifts St. Georg, 1944 beschädigt, 1979 wiederhergestellt, nördlich der Stadtpfarrkirche vom Nordrand der Altstadt aus gesehen

    Am Backofenwall:

  • Nordwestliche Altstadt

    Wertachbrucker Tor - Georgenstraße (West) - Lange Gasse


    Wertachbrucker Tor am Bourges-Platz (die Stadt würde ich mir gerne mal anschauen...)


    Wertachbrucker Tor, das spätmittelalterliche Tor 1605 von Elias Holl umgebaut, die Marienfigur zur Stadtseite von 1843, wie das Rote Tor ein wunderbar augsburgischer Torturm

    Ein nicht mehr existierendes Haus Ecke Georgenstraße / Wertachbrucker-Tor-Straße:

    Bildarchiv Foto Marburg
    1944 zur Ruine geworden, heute triste Nachkriegsbebauung


    Georgenstraße (W-Teil) mit den beiden ehem. Weberhäusern Nr. 45 und 49 (tiefliegendes EG) aus dem 16. Jh.


    Georgenstraße 43, Hausmadonna18. Jh.


    Ecke Lange Gasse / Auf dem Kreuz, hier stand früher die Weinwirtschaft Joh. Herz, 1944 beschädigt, die Ruine abgebrochen, Neubebauung Ende der 80er Jahre.


    am gegenüberliegenden Eck die St. Georg-Apotheke (Alte Gasse 25) mit einer Bronzefigur des hl. Georg

  • Markus, ich freue mich sehr auf die Fortsetzung der Augsburger Galerie. In Beziehung mit dem Kernbereich, wuerde es mich interessieren, Fotos von der wiederaufgebauten Annastrasse zu sehen.

  • Gil, zur Annastraße kommen ein paar Bilder, wobei ich wahrscheinlich den kriegszerstörten Bereich als nicht fotografierwürdig empfand, davon hat eventuell Zeno Aufnahmen (?).


    Noch ein wenig aus dem Nordwesten.


    unweit des Ecks Auf dem Kreuz / Lange Gasse die Alte Gasse 11


    Auf dem Kreuz nach SW folgt die Klinkertorstraße


    Klinkertorstraße 6


    Altes Zeughausgässchen, wohl die Nr. 1

    Am westlichen Rand der nördlichen Altstadt:

    Mietshäuser in der Volkhartstraße im originellen maurisch-orientalisierenden Stil, von 1885, links im Hintergrund die Zwiebel von der kath. Hl. Kreuzkirche


    Volkhartstraße 14/16


    hübsche Details


    Volkhartstraße 10/12, links die ev. Hl. Kreuzkirche

    es folgen die beiden Heiligkreuzkirchen...

  • Zitat von "Markus"

    Gil, zur Annastraße kommen ein paar Bilder, wobei ich wahrscheinlich den kriegszerstörten Bereich als nicht fotografierwürdig empfand, davon hat eventuell Zeno Aufnahmen (?).

    Ich persoenlich interessiere mich auch fuer den Wiederaufbaustill, den ich in einigen Faellen (einschliesslich die Annastrasse?) gelungen finde.

  • Mir ist bewusst dass dies Forum thematisch der klassischen Architektur, daher auch Rekonstruktionen, zugeneigt ist. Aber als Augsburger finde ich den Nachkriegswiederaufbau sehr sehr gelungen. Was ist Architektur? Schnörkel im Zeitgeschmack? Sicherlich auch. Aber eben auch sehr viel mehr, Grundrisse, Sichtachsen, Raumfluchten....beim Wiederaufbau hat man größtenteils, da dies ja mitnichten so zufällig geplant wurde wie man heute pauschal über frühere Jahrhunderte meist denkt, die alten Grundrisse beibehalten um die Urbanität zu erhalten. Aber Mut gehabt eine spezifische, spezifisch augsburgerische, Nachkriegsmoderne zu verwirklichen. Häßlich sind Nachkriegsbauwerke erst in den 70ern geworden, als man sich überregionalem Zeitgeschmack hingegeben hat und nicht zuletzt der Kommerz zugeschlagen hat (Gebäude wurden zu Abschreibungsobjekten, Geschäftsleute mit Besitzerstolz wichen Aktiengesellschaften die in fernen Zentralverwaltungen vorallem auf Bruttogeschossfläche ihr Augenmerk legen..). Und all zu oft wurde die chice Nachkriegsmoderne stiefmütterlich behandelt, bis zur Unkenntlichkeit bei "Renovierungsarbeiten" (Flickschusterei) entstellt...daher bin ich auch ein Freund von "Rekonstruktion", durch Rückbau, vieler Werke der Nachkriegsmoderne. Umso beeindruckender sind diese für mich wenn man die begrenzten Mittel der Zeit, so kurz nach all der Not und Hunger, bedenkt. So schön beispielsweise unser Stadttheater auf alten Photographien ausschauen mag, im Originalzustand des 19. Jahrhunderts, so chic ist doch auch die Neugestaltung des Wiederaufbaues; ein wundervoll stilvolles Interieur was leider inzwischen sehr sanierungsbedürftig ist und weswegen ich befürchte dass, weil die Nachkriegsmoderne kaum Fürsprecher hat, dieses nicht rekonstruiert wird im Zuge notwendiger Kernsanierungsarbeiten sondern neu überplant wird.

  • Auch hier mal wieder eine Fortsetzung.

    Die Annastraße von N nach S


    Ostseite der Annastraße mit dem erhalten gebliebenen Gebäude Unter dem Bogen 4 (Zum Weissen Hasen) am Eck, rechts geht´s auf den Rathausplatz, das recht neue Haus links daneben sicherlich annehmbar, das folgende weniger.


    Eines der wenigen zumindest teilweise erhaltenen Bürgerhäuser im nördlichen Teil der Geschäftsstraße ist die Nr. 12, ein Renaissancehaus mit klassizistischer Fassade ("Troeltschhaus"), die rückwärtigen Teile nach W Kriegsverlust (inkl. Renaissancebrunnengitter?), dort heute anstelle von einstmaligen Gärten der abgrundartig hässliche Ernst-Reuter-Platz mit der neuen Bücherei.


    Links im angepassten Nachkriegsbau jahrelang der Woolworth. Falls das Haus abgerissen wird, kommt womöglich was besonders "Tolles".


    Weiterer Verlauf der Annastraße nach S, dieser Teil war 1944 stark zerstört, links zwei besonders plumpe Flachdachkisten (die unbedingt weg gehören, da im zentralen Teil der Straße extrem störend, am besten zusammen mit dem Hummelhaus-Nachfolger Rtg. Rathausplatz; das Hummelhaus gehörte natürlich rekonstruiert). Die anschließenden Gebäude allesamt noch bzw. wieder mit hohen augsburgtypischen Traufseitdächern (diese neueren braunen Gauben gefallen mir aber überhaupt nicht).


    Vom einstigen Fuggerhaus am Rindermarkt (Annastraße 19) stehen nach schweren Kriegszerstörungen nur noch die beiden spätgotischen Portale (das zweite nach O zur P.-Welser-Str. hin),
    der Neubau zählt sicherlich zu den besseren Wiederaufbauleistungen.

    Einmal editiert, zuletzt von Markus (31. März 2011 um 22:31)

  • Die Annastraße ist eine der Hauptgeschäftsstraßen Augsburgs, verbindet den stets belebten Königsplatz mit Rathausplatz (über Unter dem Bogen) und Kesselmarkt (-> Dom).



    Spätgotisches Portal der Nr. 25, das einstige Wohnhaus des Bartholomäus Welser d. Ä., ein Kolonisator, der hier aber möglicherweise doch nie wohnte, dieses gehört heute zum Maximilianmuseum. Rückwärtig nach O zu die Philippine-Welser-Straße.

    „Weil er dem Kaiser Kredit gewährte, erhielt er von ihm 1526 die Provinz Venezuela zur Ausbeutung überschrieben. Bartholome de las Casas, ein Dominikanermönch und Historiker, schrieb über die Welser-Kolonisation: "Sie kamen mit etwas mehr als dreihundert Mann in dies Land und fanden an den Bewohnern desselben eben so sanfte, ja noch weit sanftere Lämmer, als alle anderen Indianer dieser Gegenden waren ... Ich denke aber, sie wüteten weit grausamer unter ihnen, als alle bereits erwähnten Barbaren; ja noch viehischer und rasender als die blutgierigsten Tiger und wütigsten Wölfe und Löwen. Vor Geiz und Habsucht handelten sie weit toller und verblendeter als alle ihre Vorgänger, ersannen noch abscheulichere Mittel und Wege, Gold und Silber zu erpressen, setzten alle Furcht vor Gott und dem König und alle Scham vor Menschen hintenan; und da sie so große Freiheiten genossen und die Jurisdiktion des ganzen Landes in Händen hatten, vergaßen sie beinahe, dass sie Sterbliche waren" (aus dem Bericht von der Verwüstung der Westindischen Länder). Kein Wort davon auf der Gedenktafel am Haus des Verbrechers. Ein Glück für die Menschen in Venezuela, dass die Welser bald das Interesse an diesem Land verloren, weil sie nur wenig Gold fanden und in der Zwischenzeit anderwärts der Sklavenhandel einträglicher war.“
    http://www.augsburgwiki.de/index.php/AugsburgWiki/Annastrasse


    Annastraße 25-29, am Eck zum Martin-Luther-Platz das Haus der ehem. Langenmantelschen Stiftung (nach Beschädigung 1944 wiederaufgebaut), ein klassisches Alt-Augsburg-Bürgerhaus mit Wellengiebel und Erkern.


    Annastraße 33, 35, 37
    Drei Bürgerhäuser die 1944 überstanden auf der O-seite der südlichen Annastraße, alle 3 mit augsburgtypischen Dreifenstererkern

    Südliche Annastraße Richtung Königsplatz:

    Martin-Luther-Platz abends mit Annakirche und Goldschmiedbrunnen:

    weitere Aufnahmen von der Annastraße folgen...

  • Noch ein paar aktuelle Aufnahmen von diesem Jahr, beginnend am Königsplatz, dort stand einstmals das ähnlich dem Roten Tor gestaltete und 1862 abgerissene Gögginger Tor.
    Der Königsplatz verkehrsumtosst, hier laufen auch alle Trambahnlinien durch.

    NO-Seite vom Königsplatz:

    Bürgermeister-Fischer-Str. 12, der Riegeleblock von 1912/15


    Fassadendetail vom 1989/90 ausgekernten ehem. Königsbau (Bürgermeister-Fischer-Str. 11)


    Blick vom Königsplatz in die Annastraße

    mit dem offenbar neueren Eckgebäude Nr. 36a:


    Hausmadonna Annastraße 36a


    Annastraße mit den Nr. 32, 30 und 28, im Hintergrund der Kirchturm von St. Anna, die Nr. 30 mit Dreifenstererker und hübschem Dachfirst


    Annastraße 30 (ohne Dachfirst)


    Annastraße 24


    nochmals rückblickend die Bebauung auf der W-Seite der südlichen Annastraße


  • der Woolworth ist draußen...


    der Weisse Hase heißt jetzt Mark´s


    Nördlicher Teil der Annastraße, links ein durchaus beachtlicher Nachkriegsbau, ansonsten von den Platanen im Sommer verdeckt allerdings wenig erbauliches

    Der zentrale, entstellte Bereich mit den beiden Flachdachkisten:

    Im Stadt Augsburg-Band der Denkmäler Bayerns steht zum Wiederaufbau der Annastraße treffend:
    „Der Wiederaufbau berücksichtigte zwar das ehem. Bauvolumen und bewahrte somit im wesentlichen den Straßenraum, zeitigte aber bei der Gestaltung der Geschäftshausfassaden keine dem baugeschichtlichen Rang der Straße gemäßen Leistungen.“

    Im Vergleich zu den Wirtschaftswunderzeitleistungen im Bereich Karlstraße / Kesselmarkt / Grottenau und Hafnerberg, die sich unmittelbar nördlich anschließen, ist die Annastraße aber noch sehr erträglich, bedingt v.a. durch den nicht geringen Anteil an älterer, erhaltener Bausubstanz.


    Heutzutage ziemlich entstellt ist der einst prächtige Martin-Luther-Platz (zwischen Anna- und P.-Welser-Straße), auf dessen Südseite mit dem 1944 zerstörten von Münch´schen Palais auch eines der bedeutendsten Bürgerhäuser Augsburgs stand (ML-Platz 5, äußerlich dem Schaezler-Palais ähnelnd), an gleicher Stelle steht jetzt (seit ein oder zwei Jahren):

    Der ähnlich hässliche und belanglose Sparkassen-Vorgänger von 1955 ist hier rechts zu sehen:

    In der SO-Ecke stand bis 1968 das stattliche Gebäude des Stetten-Institutes, welches als Schule zu klein wurde (und in den NW der Altstadt umzog). 1970 wurde statt dessen der Karstadt errichtet. Der Abriss des Stetten-Institut-Gebäudes, das den Februar 1944 noch überstand, ist eine der größeren Nachkriegssünden Augsburgs. Der Karstadt im übrigen den Vorgängerbau ein wenig "zitierend".


    Ein wenig vom Koepf-Haus und der Turm von St. Moritz lassen noch erkennen, wo man sich befindet...


    Martin-Luther-Platz nach NO mit dem Koepf-Haus (dessen Fassade auf den Fuggerplatz gerichtet)


    Martin-Luther-Platz nach W, noch ein Bild unverfälschtes Alt-Augsburg, die hässlichen Seiten des Platzes ausgeblendet.


    Soweit zur Annastraße und dem Martin-Luther-Platz. Als nächstes folgt wohl Sankt Anna und der Annahof (wobei die Heilig-Kreuz-Kirchen mit Umfeld auch nicht unwahrscheinlich sind, mal schaun...).

    Einmal editiert, zuletzt von Markus (31. März 2011 um 22:13)

  • Noch zwei Vergleiche einst und heute.


    Annastraße 14 und 12

    Bildarchiv Foto Marburg

    2011


    Annaplatz nach W, der jetzige Martin-Luther-Platz

    Bildarchiv Foto Marburg
    Links erkennbar das von Münch´sche Palais, eines der wertvollsten Bürgerhäuser Augsburgs (1944 zerstört).

    2002


    Das Treppenhaus im von Münch´schen Palais (Martin-Luther-Platz 5, vormals Annaplatz 15, B258):


    beide Aufnahmen: Bildarchiv Foto Marburg

    Annastraße 2 war im übrigen einst ein weiteres der bedeutendsten Bürgerhäuser Augsburgs, das sog. Peterhaus (wohl 1944 zerstört). Zumindest der Nachbar, die Ludwigstraße 1, hat noch ein wenig von früherem Glanz behalten.