Farbigkeit und Putz alter Häuser

  • Im Jahr 1924 veröffentlichten die beiden Rottweiler Max Bühler und
    Heinrich Jerger eine Abhandlung über die Farbgebung von Gebäuden.
    Max Bühler war Studienrat und Zeichenlehrer, Heinrich Jerger war Architekt.
    Die Broschüre ist im Folgenden wiedergegeben; die abgebildeten
    Ansichten zeigen Fassaden Rottweiler Gebäude.

    Quelle: https://www.rottweil.net/wiki/Themen/20…/FarbigeHaeuser

  • Quote

    Jedes Straßenbild muß eine farbige Harmonie bilden. Wenn man in der Musik kräftige Töne wahllos durcheinander wirft, entstehen Disharmonien, die das menschliche Ohr aufs heftigste beleidigen.

    Vielen Dank für die Einblicke in dieses wunderbare Buch. Das Buch ist auch heute noch absolut aktuell und wegweisend ! :applaus:

  • Höchste Zeit den Strang "Putz und Farbigkeit" aus der Versenkung zu heben, wenngleich das folgende Gebäude seiner Patina wegen auch in einen anderen Strang passen würde. Ich zeige hier einen meiner farbigen Lieblinge :P , sowie ich ihn in Rottweils Flöttlinstorstraße vorfinde. Herrlich für mich diese Farbgebung, die natürlich dem vorherrschen Trend von Pastellfarben, Grau-/Weißtönen oder Grellfarbigkeit nicht entspricht und zusätzlich durch die Jahre, die das Antlitz trägt, eine kleine Besonderheit für mich darstellt. Mir graut davor, wenn hier in unbestimmter Zeit der inkompetente Malerpinsel schwingen wird und die scheußlichsten Farben zum Einsatz kommen.^^ Auch sehr ansprechend die ehemalige Geschäftsbezeichnung: Konfektionshaus Balle... :)


    http://www.rwbilder.de/frame/Ansichten/Innenstadt/Floetlinstorstrasse/Floettlinstorstrasse_1/August2006/Floettlinstorstrasse_1_06.08.2006_01.jpg\r
    http://www.rwbilder.de/frame/Ansichten/ ... 006_01.jpg

    http://www.rwbilder.de/frame/Ansichten/Innenstadt/Floetlinstorstrasse/Floettlinstorstrasse_1/Maerz2005/Floettlinstorstrasse_1_25.03.2005_01.jpg\r
    http://www.rwbilder.de/frame/Ansichten/ ... 005_01.jpg

  • Schon über 10 Jahre alt, das Heftchen, aber vielleicht doch noch ganz interessant:

    Stadt [lexicon='Leipzig'][/lexicon]. Amt für Stadtsanierung und Wohnungsbauförderung:
    Behutsame Stadterneuerung 3. Fassaden. Fachgerechte Fassadensanierung – wertsichernder Faktor der Gründerzeitgebiete [lexicon='Leipzig'][/lexicon] 1999)
    http://www.[lexicon='leipzig'][/lexicon].de/imperia/md/content/64_stadterneuerung/sanierungstipps_3_fassaden.pdf\r
    www.[lexicon='leipzig'][/lexicon].de/imperia/md/conten ... ssaden.pdf

  • Die Mappe ist ein Traum; bei der ZVAB steht sie für 299,- Euro, aber ich habe doch noch ein Exemplar ausfindig gemacht, das ich in wenigen Tagen in Händen zu halten hoffe.
    Werde dann mehr darüber berichten!

  • Entnommen aus dem Thread "Pirna"

    Weiß jemand etwas über diesen Putz/diese Farbe, welche zuhauf in Ostdeutschland vor den großen Sanierungsmaßnahmen anzutreffen war? Ist die Farbigkeit auf den Putz zurück zu führen, also dessen Zuschläge oder handelt es sich hierbei um einen Anstrich? Warum ist dieser Farbton so häufig anzutreffen (gewesen)?

  • Soweit ich das beurteile ist der Putz ein normaler sandfarbener ohne Anstrich. Die Schattierung bis ins dunkelbraune kommt durch den Rus und sonstige Umwelteinwirkung. Schließlich wurde in der DDR fast ausschließlich mit minderwertiger Braunkohle befeuert.
    Ein schönes Beispiel dieser Art ist auch das Dresdner Schauspielhaus, oder hättest Du gedacht, dass es zur Erbauungszeit weiß war?

  • Quote from "Kindvon2dresdnern"

    Ein schönes Beispiel dieser Art ist auch das Dresdner Schauspielhaus, oder hättest Du gedacht, dass es zur Erbauungszeit weiß war?

    Das ist es ja glücklicherweise nun wieder.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Beim Dresdner Schauspielhaus mag mir das Weiß gefallen, weil der sichtbare Natursteinein das wohltuende Gegengewicht schafft. Bei historischen Festungsbauten und Fachwerkhäusern begrüße ich hingegen stets, wenn glücklicherweise vom kühlen (Bauhaus-) Weiß Abstand gewonnen wird und stattdessen ein Sandputz oder zumindest Grubenkalk verwendet wird!

  • Quote from "Stefan"

    begrüße ich hingegen stets, wenn glücklicherweise vom kühlen (Bauhaus-) Weiß Abstand gewonnen wird und stattdessen ein Sandputz oder zumindest Grubenkalk verwendet wird!

    Das möchte ich fett unterschreiben: MR YOUNGWOERTH

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Das ist tatsächlich Karies fürs Auge; jeder ausgebildete Maler kann da aber bessere Empfehlungen abgeben, was farblich zusammenpaßt.
    Da wünscht man sich glatt den grauen Putz zurück, echt mal jetzt! :boese:

  • @Brandenburger_Tor

    Das abgebildete Gebäude steht nur beispielhaft für unzählig viele farbliche Entgleisungen.
    Ob Malermeister generell die bessere Empfehlung geben, wage ich zu bezweifeln. Ich stelle fest,
    dass jene diese Entwicklung teilweise mit zu verantworten haben.

    Wie kann es sein, dass solche Farbgebungen überhaupt und von wem auch immer in Betracht gezogen werden?

  • Lieber Stefan,
    a) das ist mir schmerzlich bewußt, so etwas sehe ich natürlich auch, wenn ich unterwegs bin.

    b) zumindest hat mich meiner bezüglich der Fassade (Grundton und Sockelton) gut beraten,
    wir haben vorher schier endlos und mit großem Vergnügen Farbkarten und -tafeln
    miteinander verglichen.
    c)
    - mangelnde Sehschule

    - irgendwo abgeguckt und nicht richtig verstanden

    - gut gemeint, weil es im kleinen vielleicht nett ausah, aber nicht die Wirkung auf der
    Fläche bedacht

    - vielleicht einfach ein schlichtes Gemüt (es gibt auch Leute, die schlafen auf Betten

    mit -Leopardenfellmustern oder trinken Sekt aus Schalen)

  • Quote from "Brandenburger_Tor"

    - irgendwo abgeguckt

    Russland!
    In den von den Sowiets besetzten Häusern in der DDR damals sahen auch so aus. Gerne auch in der grau-blutroten Variante

  • Im Rahmen einer Seminararbeit beschäftige ich mich derzeit mit dem Thema Farbe und Architektur (Farbiges Fachwerk).
    Bei meiner Recherche bin ich etwas auf Abwegen auf den Stadtturm in Baden /Aargau in der Schweiz gestoßen, welcher zwar nichts mit dem Thema Fachwerk, jedoch mit dem Abwägungsprozess und der aktuellen Bewertung nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten einer Farbfassung zu tun hat. Ich stelle eine chronologische Abfolge von farblichen Fassungen hier zur Veranschaulichung rein und bin gespannt auf eure Bewertung:

    http://img3.imagebanana.com/img/u3xnyu6k/stadtturmbadenentwicklung.jpg\r
    img3.imagebanana.com/img/u3xnyu6 ... cklung.jpg

    Hinweise zum Bilderbogen von links nach rechts:

    Fassung um 1902, Fassung mit Naturputz im Zeitraum zwischen 1925 bis 2008, Visualisierung der angedachten Fassung in gebrochenem Weiß und sichtbaren Natursteinelementen, ausgeführte Fassung in reinem Weiß mit Übermalung sowie Nivellierung des Natursteins in grauer Farbe.

  • Es sind vermutlich Nebensächlichkeiten, was die Farbwahl angeht, da ein Gebäude ja relativ leicht neu zu streichen ist und die Thematik schnell mit Geschmackssache abgetan ist. Ich stelle jedoch vermehrt einen Trend zu grellen Farben fest, insbesondere Rot und Gelb, abgesetzt zu Grautönen. Dort, wo solche Farben eventuell zum Bestand eines Ensembles gehören oder entsprechend dem historischen Befund nachgewiesen sind, möchte ich sie gar nicht zur Disposition stellen. Sehe ich einen solchen Anstrich jedoch wie bei nachfolgendem Gebäude, bereitet mir das durchaus Unbehagen. Entspringen Dachausbau und Farbwahl hier nicht ein und dem selben Gedankengut? Die vorige Fassung erscheint mir in der Gesamtsituation stimmiger.

    vorher:
    http://www.rwbilder.de/frame/Ansichten/Innenstadt/SchrambergerStrasse/SchrambergerStrasse_18/frame.php\r
    http://www.rwbilder.de/frame/Ansichten/ ... /frame.php

    jetzt:
    http://www.rwbilder.de/frame/Ansichten/Innenstadt/SchrambergerStrasse/SchrambergerStrasse_18/Oktober2010/frame.php\r
    http://www.rwbilder.de/frame/Ansichten/ ... /frame.php

  • Beim Betrachten der neuen Galerie zu Bern kam mir dieser Strang wieder in den Sinn. Im Zuge mehrfacher Umzüge des Forums ist die Thematik offensichtlich weitgehend in der Versenkung verschwunden. Ich hatte das Thema in den Kinderschuhen des Forums zur Debatte gestellt. Es wurde anfänglich mit guten Beiträgen gefüllt, jedoch schließlich auch ein Opfer der großangelegten, unbedachten Löschaktion von Beiträgen.
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    Jüngstes Beispiel einer misslungenen Farbgebung in Villingen - Brunnenstraße 17

    vorher: http://www.diebaumanufaktur.de/wp-content/upl…trasse17_01.jpg
    Ein angenehmer, dem Gebäude angemessener, gedeckter Rotton, keinesfalls zu satt im Farbton und die Fenstergewände ablesbar abgesetzt.

    nachher: http://static4.suedkurier.de/storage/scl/xm…sion=1434759859
    Ein dem Gebäude unangemessener, viel zu heller, reingelber Farbton und die Fenstergewände nun kaum noch ablesbar.

    Nicht nur durch bauliche Maßnahmen kann ein Straßenzug in Mitleidenschaft gezogen werden, auch falsche Farbwahl einzelner Hausfassaden bestimmt über längeren Zeitraum das Straßenbild im negativen Sinne.

    Jeder, der sich die Fähigkeit erhält Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.
    http://www.archicultura.ch

    Edited once, last by zeitlos (June 20, 2015 at 6:41 AM).