Mit Ensemble meine ich die symmetrisch aufgebaute Sichtachse zum Schloss. Die Nachkriegsbauten waren erbärmlich und diesbezüglich ist eine Verbesserung eingetreten. Jetzt wartet aber noch das Ensemble auf Vervollständigung - sprich, der alte Eckbau muss dem neuen angepasst werden. Frohes Neues!
Karlsruhe
-
-
-
Ein ungewöhnlicher politischer Wind scheint in Karlsruhe zu wehen:
ZitatDie eingereichten Vorschläge variierten lediglich zwischen völligem, kompletten Neubau und einem teilweisem Erhalt der jetzigen Fassade des Schelling-Gebäudes. "Der Denkmalschutz muss aufgehoben und ein Bebauungsplan aufgestellt werden", stand für Eidenmüller damit fest.
(...)
"Er setzt sich von der Architektur der Nachkriegszeit bewusst ab und besinnt sich auf das bauliche Erbe der Fächerstadt", wies Stadtplanungsamtschef Dr. Harald Ringler im Ausschuss auf eine Fortführung der Weinbrennerschen Pläne für den Marktplatz hin.
(...)
Wie die Jury sahen auch die Mitglieder des Ausschusses Bernhard Weick (CDU), Michael Zeh (SPD), Rita Fromm (FDP), Anne Segor (GRÜNE) und Lüppo Cramer (KAL) die "moderne Interpretation von Weinbrenner" als passend für die Weinbrennerstadt. Übereinstimmend forderten sie nicht nur an Arkaden erinnernde Fensterflächen vorzusehen, sondern wie bisher "richtige, begehbare Arkaden" vor den Läden offen zu halten.
Neubau am Marktplatz: Beim Stadtbauforum diskutiert (Stadtzeitung vom 21.09.07, Teil 1) (Hier ist auch das Vorgängergebäude zu sehen)
Man sieht mal wieder: Es steht und fällt alles mit den politisch Verantwortlichen.
-
Zitat
(...) Für die vor rund einem Jahr gegründete Friedrich-Weinbrenner-Gesellschaft steht fest: Er würde sich im Grab umdrehen. (...)
Zitat(...) Sie bedauere lediglich nicht in den Entscheidungs- und Planungsprozess
eingebunden worden zu sein. Dieser sei quasi "durchgewunken" worden. (...)Woher nimmt sich diese Gesellschaft eigentlich das Recht dieser selbstgerechten Meinungsäußerung? Für ein Mitspracherecht im Planungsprozess hat sie eine rechtzeitige Gründung in jedem Fall verschlafen und kam viel zu spät daher. Vielleicht hätte man sich auch schon früher um das Stadtbild kümmern sollen und nicht erst jetzt so scheinheilig und neunmalklug daherreden.
-
Zitat
Gleichzeitig ließen die Architketen gerade das wovon eine Weinbrennerfassade lebt, weg, nämlich die Fenstergesimse und Regendächer...
Das stimmt allerdings. dieser neue Bau dünkt mir äußerst übel und um nichts besser als der Vorgängerbau, beinahe ist das Gegenteil der Fall. Der alte Bau bewirkte immerhin einen gewissen lebensspendenden Kontrast (so schäbig und mies der auch war), der neue erdrückt das Marktensemble durch seine Belanglosigkeit und Banalität. Man sieht halt in so Fällen wieder, dass keine Weg an einer ordentlichen Rekonstruktion vorbeiführt. Moderne Stiladaptierungen sind in den meisten Fällen (natürlich gibt es einige Ausnahmen , wie zb am Potsdamer Neuen Markt) der reinste Scheißdreck.
Interessant ist der vorgebrachte Aspekt, dass Weinbrenner keinen geschlossenen Marktplatz geplant habe. Nun stellen sich für einen Nichtkenner Karlsruhes wie mich die beiden Fragen an euch: was hat er stattdessen geplant? Grünflächen?
Und wie sah der Platz vor der Zerstörung aus? -
Belanglosigkeit und Banalität
Den Vorgänger halte ich ob seiner Austauschbarkeit und Ortsnegierung für belangloser. Der Neubau greift die Identität des Ortes auf und hätte am Marktplatz von Lüneburg weniger zu suchen als an dieser Stelle in Karlsruhe. Für mich ein eindeutiges Plus, so suboptimal das Ergebnis letztlich sein mag. -
Belanglos sind beide, was die Ortsnegierung des Vorgängerbaus betrifft, so hast du natürlich Recht. Aber ich bin bei missglückter Ortsbezogenheit vielleicht übertrieben sensibel. Mir ist Negierung vielleicht lieber als (wenngleich unfreiwillige) Karikatur.
Aber das betrifft rein akademische Fragen über Bauten ohnehin schlechten Geschmacks. In der Sache sind wir uns wohl einig. Weißt du eine Antwort auf meine beiden Fragen- das wäre mir wichtiger. -
Und wie sah der Platz vor der Zerstörung aus?
-
Jetzt war der "youngwoerth" mal wieder einen Tick schneller. Dennoch auch noch was von mir:
http://hgisg.geoinform.fh-mainz.de/multi4/bilder/…rlsruhe1845.jpg
http://static0.akpool.de/images/cards/20/203126.jpg
Also, mir gefällt der Neubau eigentlich ganz gut. Er orientiert sich eben auch an den Bauten des Schloßplatzes. Doch nun wäre natürlich gut, die gegenüberliegende Fassade zu überarbeiten, so dass sich so etwas wie Symetrie ergibt.
-
Danke euch beiden für die Bilder. Der Verlust der Stirnseite in Richtung Schloss ist symptomatisch für den Wiederaufbau: das wenig Bedeutsame, Anonyme aber in seiner Masse Stadbildprägende ging verloren und wurde durch Müll ersetzt.
Der Marktplatz wirkt eigentlich sehr eng. Man kann sich vorstellen, dass Weinbrenner ihn nicht in Richtung Schloss abgeschlossen haben wollte. Der Neubau ergibt eine für mich unangenehme Raumwirkung, da zu hoch und mit den Weinbrennerbauten konkurrierend (die er noch dazu formal aufgreift). Eine geschossmäßige Zurücknahme wäre mE sehr wichtig gewesen. Ich verstehe die Beanstandungen des Vereins.Schade ist, dass der Wiederaufbau nicht wirklich weitsichtig war und auf die Wiederherstellung der Kubaturen des Vorkriegszustandes verzichtet hat. Ich meine, eine ebenerdige oder einstöckige Bebauung im Sinne der Musterhäuser wäre schöner gewesen. War das vielleicht auch Weinbrenners Entwurf? heimdalls erstes Bild deutet so etwas immerhin an. womit wir bei meiner Frage eins wären.
-
Der Bau orientiert sich in erster Linie am gegenüberliegenden Modehaus Schöpf: http://www.ka-news.de/storage/scl/ka…33_schpf003.jpg
60er: http://www.ka-news.de/storage/scl/ka…43_schpf006.jpg
Zerstörung: http://www.ka-news.de/storage/scl/ka…02_schpf004.jpg
-
Im aktuellen Nachrichtenblatt Landesdenkmalpflege (Heft 4) ist die kleine Teilrekonstruktion am Erbgroßherzoglichen Palais behandelt.
http://www.denkmalpflege-bw.de/publikationen/…2012.html#c7298
Dabei wurde das Dach wiederhergestellt. Auf eine Rekonstruktion der detailreichen Bauplastik wurde jedoch verzichtet, ebenso auf die ursprüngliche Ornamentierung der Dachdeckung.
-
Jörg Mauchen: dieses von dir verlinkte Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege kannte ich gar nicht. Sehr empfehlenswert. Sie enthalten einige sehr interessante Artikel. Schaut mal rein!
Leider wird die von dir erwähnte Teilrekonstruktion am Erbgroßherzoglichen Palais in der Tat nur sehr halbherzig ausfallen. Im Artikel steht zwar nichts dazu, aber neben finanziellen Gründen werden sicherlich die üblichen Antireko Argumente der Denkmalpflege dafür verantwortlich sein.
-
Im Rahmen des "Masterplans 2015" ist offensichtlich geplant die Kuppel des staatlichen Naturkundemuseums in Karlsruhe wiederherzustellen. So soll sich in Zukunft ein Planetarium im Inneren der Kuppel befinden.
Quelle: wikipedia
Zustand vor 1945:
Quelle: Bildindexmehr zur Geschichte der Sammlung und des Gebäudes:
http://de.wikipedia.org/wiki/Staatlich…kunde_Karlsruhe
http://www.blb-karlsruhe.de/blb/blbhtml/al…e-weltkrieg.phpZitat
Wiederaufbau der Kuppel des Naturkundemuseums als PlanetariumDas Staatliche Museum für Naturkunde ist im ehemaligen von Josef Berckmüller 1872 bis 1885 errichteten Sammlungsgebäude am Friedrichsplatz untergebracht. Das stattliche Bauwerk, im Mitteltrakt reigeschossig, in den beiden Seitenflügeln zweigeschossig, wurde 1942 erheblich zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte in mehreren Abschnitten von 1954 bis 1972 mit äußerst knappen Mitteln. Der ebenfalls zerstörte, mehrstufige Dachaufbau des Mitteltraktes wurdebnicht mehr wiederhergestellt. Dieser Gebäudeabschluss, fälschlicherweise „Kuppel“ genannt, war ursprünglich ein Schiefer gedecktes, leicht gewölbtes Walmdach mit einer Laterne als Abschluss. Karlsruhe setzt sich in den nächsten Jahren verstärkt für die Wiederherstellung des Dachaufbaus im Naturkundemuseum ein und gibt damit zugleich ein wichtiges Signal an das Land Baden-Württemberg, dieses Projekt zu realisieren. Damit wird an die Bestrebungen der 1990er Jahre angeknüpft. Die bereits damals in einem Bauprogramm zur Erneuerung und instandsetzung des Naturkundemuseums niedergelegte Idee, den Dachaufbau als Kuppel zu gestalten, in der ein Planetarium seinen Platz finden soll, wird wiederbelebt. Die Umsetzung des Projektes ist von der Initiative des Landes abhängig. Karlsruhe ist bestrebt, Partner und weitere Sponsoren für das Vorhaben zu gewinnen und entsprechende Kontakte zwischen diesen und der Landesregierung und verwaltung herzustellen.
Projektbeginn: 2007, Eröffnung 2010 geplant -
oh lese gerade, dass es sich schon erledigt hat...
ZitatAufgrund der aktuellen Haushaltslage beim Land Baden-Württemberg sowie bei der Stadt Karlsruhe ist der nicht dringend erforderliche Wiederaufbau der Kuppel in den nächsten Jahren nicht vorgesehen. Zudem wurde das Projekt bei der Priorisierung durch die Gemeinderätliche Kommission „Stadtjubiläum 2015“ (siehe Kap. 2) als unwichtig bewertet. Vorrang hat die Erweiterung des Naturkundemuseums im Westflügel es Gebäudes.
Quelle: http://www.karlsruhe.de/b4/buergerenga…OEvudou3o12.pdf
ja, Reparatur des Stadtbildes hat bei den Damen und Herren nie Priorität... ist ja nur die Umwelt in der sich tausende von Menschen täglich bewegen...
-
Tja, so was lässt die Haushaltslage immer nicht zu. Müßig, aufzuzählen, wofür das Geld stattdessen überall rausgeschleudert wird.
-
Leider wird die von dir erwähnte Teilrekonstruktion am Erbgroßherzoglichen Palais in der Tat nur sehr halbherzig ausfallen.
Wird? Ist doch schon fertig!
Mag nicht komplett sein, sieht aber viiiiiieeeel besser aus als vorher.
Schade ist nur, dass das Palais als Sitz des Bundesgerichtshofs auf Grund von Sicherheitsvorkehrungen weiträumig abgesperrt ist.
Vorher:
By Thomas Steg.TSteg at de.wikipedia [CC-BY-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], from Wikimedia CommonsNachher:
By ComQuat (Own work) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons
-
Na endlich! der Historismus scheint langsam auf die Reko-Listen zu rücken! Aber: hatte das Palais früher auch ein Ziegeldach? Wirkt irgendwie Amerikanisch mit diesem Weiß-rot.
-
Die denkmalgeschützte Karlsruher Hofdrogerie Carl Roth wurde ja bekanntlich 2011 abgerissen. Der Nachfolgebau wurde kürzlich eröffnet. Das Sportgeschäft Planet Sports ist dort eingezogen.
Die Architektur finde ich eigentlich ganz ansehnlich. Daß dafür jedoch ein historisches Haus beseitigt werden musste, gefällt mir eher weniger. Auch sahen die Visualisierungen leicht besser aus als die Realität. Der Bau wirkt bei seiner Eröffnung schon etwas gammelig.
-
Ich kann dem Neubau wenig bis garnichts positives abgewinnen. Moderne Dutzendware, die so ähnlich als Füllbauten in niederländischen Vororten stehen. Der Denkmalschutzstatus für die historische Hofdrogerie hätte niemals aufgehoben werden dürfen. Ein herber Verlust.
-