Stuttgart - Stadtplanung

  • Hm ... Spontan würden mir nicht arg viel Gebäude einfallen, die im Leonhardsviertel fehlen ... Schlimmer sieht's im nördöstlich anschließenden Bohnenviertel aus, das in Stuttgart ja oft als am ehesten "altstadtähnlich" wahrgenommen wird. Das wurde in der Tat durch Krieg und Sanierungen extrem durchlöchert.

    Du hast Recht, ich hatte das Leonhardsviertel fälschlicherweise mit dem Bohnenviertel in einen Topf geworfen.

  • Am augenfälligsten bleibt in Stuttgart natürlich die komplette Zerstörung der eigentlichen Altstadtkern am Marktplatz und rund um diesen. Mit der modernen Rathausverkleidung wird man wohl leben müssen, aber wenn in diesem Bereich nicht einige Häuser rekonstruiert werden, und viele andere Gebäude nicht zumindest umgeformt werden und ein besseres Aussehen erhalten, wird die eigentliche Mitte dieser Stadt immer eine klaffende Wunde bleiben.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Immer das gleiche, ist es nicht Köln dann eben Stuttgart :augenrollengruen:
    Können wir hier nicht endlich mal dies Städte-Bashing lassen? Es gibt in Deutschland genügend Städte die das Prädikat "grottenhäßlich" verdienen aber dazu zählen weder Köln noch Stuttgart. Ich war bisher nur zweimal "gezielt" in Stuttgart und kann nicht verstehen, wieso diese Stadt so verhasst ist. Die Lage ist top, die Gründerzeitviertel am Talkesselrand sehr schön, viel Grün und bedeutende Einzelbauten, sogar noch Altstadtreste. Sicherlich war der Wiederaufbau unglücklich und von großen Verlusten an erhaltenswerter Bausubstanz geprägt aber hat man das anderswo besser bewerkstelligt? Mir gefällt Stuttgart jedenfalls besser als die anderen BAWÜ-Großstädte, Karlsruhe ausgenommen.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Es gibt doch einige deutsche Städte, die für mich (weitaus) häßlicher sind als Stuttgart:

    -Ludwigshafen + Mannheim
    -Der ganze Ruhrpott
    -Pforzheim
    -Kassel
    -Frankfurt + Offenbach am Main

    Usw, usw...

    Benelux:

    -Rotterdam
    -Eindhoven
    -Almere + Diemen + alle andere amsterdamer Vorstädte
    -Charleroi

  • Na na, zu Benelux kann ich nicht mitreden, aber "Frankfurt + Offenbach" als hässlicher als Stuttgart einzustufen? nono:)
    Da hat der Opa aber mal wieder die Brille im Nachttisch liegen gelassen?... :opa:

    Aber, wie "Pfälzer Bub" * richtig bemerkt: Solche Rankings sind völlig subjektiv. Und sie bringen natürlich ohne hinreichende Begründung nicht viel. Es sollte statt dessen mehr Wert darauf gelegt werden, detailliert zu kritisieren und herauszuarbeiten, was man konkret verbessern könnte, um eine Stadt lebenswerter zu machen und einen möglichenfalls dort beheimateten negativen Geist zu verändern.


    * = Wenn Dir Stuttgart besser als die anderen Großstädte des Bundeslandes gefällt, dann gefallen Dir also Freiburg, Heidelberg, Ulm und Heilbronn so wenig?

  • Meine Meinung zum Rathaus ist sehr wechselhaft. Oft wünsche ich mir den Vorgänger zurück, andererseits muß man doch dem neuen Rathaustrum attestieren, daß er eine modern-rationale Eleganz hat und sich im Stadtbild eingeprägt hat. Da wurde weitaus Schlechteres gebaut nach dem Krieg. Daß dafür der Vorgänger geopfert wurde, den man durchaus hätte wieder instand setzen können, ist das eigentliche Ärgernis. Und die provisorischen Bretterbuden, die heute am Marktplatz stehen anstelle der prächtigen Vorkriegshäuser, sind für mich der größte Makel in Stuttgarts Stadtbild. Man sollte sich allerdings nicht allzu sehr der Hoffnung hingeben, daß man hier vorgeht wie in Frankfurt und die alten Häuser wiederaufleben lässt, aber man müßte zumindest darauf bestehen daß früher oder später eine rigorose Umgestaltung stattfindet, mit sehr qualitätsvollen Neubauten, die dem Ort gerecht werden und den Markplatz wieder zu einer guten Stube machen. Stuttgart ist seit 1944 keine alte Stadt mehr, wer geschichtliche Tiefe sucht muß andere Städte besuchen, aber es gibt viel Potential zur Aufwertung des Stadtbilds, es fehlt nur ein durchdachter Masterplan.

    In dubio pro reko

  • Wie lange stand der Vor-Vorgängerbau, der Anfang des 20. Jahrhunderts - ich glaube 1900/1901 - abgerissen wurde? Der Vorgängerbau, welcher im Krieg zerstört wurde, stand jedenfalls nicht so lange, wie Klotzbau, welcher seit den 50ern das Stadtbild beherrscht. Ich fände es schon super, wenn man wenigstens den Markplatz wieder in seinem annähernden Ur-Zustand rekonstruieren würde. Das Rathaus kann von mir aus stehen bleiben. Nur leider scheinen Rekos in Stuttgart nicht gerade Mode zu sein. Die ganzen Bauten, die momentan hochgezogen werden, sind in spätestens 30 Jahren wieder abbruchreif, weil sie dann nicht mehr ins Zeitbild passen, oder sogar zu marode sind. Als Beispiel nenne ich nur den grottenhässlichen und bunkerartigen LBBW-Bau am Hauptbahnhof, der 1994 fertiggestellt wurde. Das Ding sieht jetzt schon, 21 Jahre nach Einweihung, abbruchreif aus. Niemand kann mir erzählen, dass so was auch in 500 Jahren noch stehen wird.

  • Ich war bislang nur einmal in Stuttgart. Der Bereich am Schloss ist ganz ok. Die Brunnen haben mir gefallen. Der Bahnhof und die Einkaufstraße ist leider nur das "übliche". Ich würde mir wünschen, dass man in Stuttgart über Rekonstruktionen nachdenkt, so wie man das in Dresden tut. Wenn man historisierende Gebäude dort bauen würde und einen Einstieg findet, dann würde die Bevölkerung das bestimmt rasch annehmen. Die Menschen würden sich viel wohler in ihrer Stadt fühlen.

    Architektur ist nichts anderes als die Formensprache einer Kultur. Entweder sie lebt, oder sie ist tot.

  • Ich glaube nicht, dass sich die meisten Stuttgarter in ihrer Stadt unwohl fühlen. Die Stadt ist nämlich keineswegs so "bäh" wie das viele hier darstellen. Ich kenne viele, die mal in Stuttgart gewohnt haben, und das gerne taten und sich wohl fühlten. Weggegangen sind sie da eigentlich nur aus beruflichen oder familiären Gründen. Du sagst die Einkaufsstraßen seien das Übliche? Finde ich persönlich jetzt nicht, zumindest was die Architektur betrifft:
    http://4.bp.blogspot.com/-wV-Xj40n2cs/T…Uz-8/s800/1.JPG

    http://4.bp.blogspot.com/-W7dniaA5tHk/T…00/DSC_0009.JPG

    http://de.academic.ru/pictures/dewik…arkthalle01.JPG

    http://www.panoramio.com/photo/81825263

    http://www.hdtimelapse.net/content/HDtime…_0172_hirez.jpg

    Der Olgabau auf dem letzten Bild ist übrigens ein Nachkriegsbau.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Typische Bilder der Stuttgarter Einkaufsstraßen zeigen Deine Links aber nicht, sondern nur die Ausnahmen.

    Die ersten beiden Bilder zeigen den kurzen Straßenzug der Calwer Straße mit den einzigen erhaltenen Altstadthäusern außerhalb von Bohnen- und Leonardsviertel. Zudem ein Bild von Markthalle und Schlossplatz.

    Dies wäre dann doch ein etwas typischeres Bild der aktuellen Situation:
    http://static.panoramio.com/photos/large/31617609.jpg

    Wobei ich damit kein neues Feuer ans Stuttgart-Bashing legen will. Meckern hilft wenig. Viele Leitbauten sind ja erhalten. Nun gilt es langsam, Bewusstsein zu schaffen und die Situation zu verbessern.

  • Die Königstraße ist die Einkaufsstraße Stuttgarts. Dort stehen noch ein paar Vorkriegsbauten, die allerdings radikal "modernisiert" wurden, wie das WMF-Haus, das Romingerhaus oder der Wilhelmsbau. Die einzigen Altbauten, die in ihrer ursprünglichen Gestalt erhalten blieben sind die Neue Kanzlei (Stockgebäude) und der Mittnachtbau. Des weiteren Marquardtbau, Eberhardskirche und Salamanderbau (vereinfacht). Damit ist die Königstraße ähnlich "geschichtslos" wie etwa die Zeil in Frankfurt, könnte aber durch ambitionierte Neubauten wieder stark aufgewertet werden. Der Phoenixbau sei hier als positives Beispiel genannt, ein repräsentatives, großstädtisches Geschäftshaus mit leicht klassischer Note und dennoch modern. Mehr Architektur auf diesem Niveau, und Stuttgart könnte wieder richtig aufblühen.

    In dubio pro reko

  • Dies wäre dann doch ein etwas typischeres Bild der aktuellen Situation:
    http://static.panoramio.com/photos/large/31617609.jpg

    Das Problem ist, dass dieses Bild auch wieder sehr selektiv gewählt ist. Wenn man den Zerstörungsgrad Stuttgarts dazurechnet, zählt die City eher zu den attraktiveren in Deutschland. Es kommt eben auch immer darauf an, inwiefern ich bereit bin, in einer Stadt das positive zu sehen. Die sicherlich nicht schöne Mannheimer Innenstadt nur auf den unsäglich hässlichen Kaiserring zu beschränken, wäre auch nicht gerecht. Und Stuttgart ist wesentlich attraktiver als Mannheim, das kannst du mir glauben. Ähnlich selektiv kann man auch München, [lexicon='Leipzig'][/lexicon], Köln, Bonn oder Hamburg wahrnehmen.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Stuttgart ist ja auf Bing komplett erfaßt: http://binged.it/1Df0mXZ

    Die Innenstadt besteht nun mal zu mindestens 80 % aus unschönen Nachkriegsbauten, die noch dazu von breiten Verkehrsschneisen durchzogen werden. Außerdem wird hier weiterhin munter historische Bausubstanz abgerissen, und das nicht nur im Zentrum... der große Unterschied zu Mannheim besteht eher darin, daß Stuttgart ziemlich sicher, wirtschaftlich erfolgreich und "gutbürgerlich" ist, aber eine echte Schönheit ist Stuttgart auch nicht.

  • Kommt drauf an, was du noch in den Bereich der Innenstadt einbeziehst. Wenn ich die inneren Stadtbezirke mit berücksichtige, die in der Form ja erst nach dem krieg entstanden sind, sieht das Verhältnis deutlich besser aus. Gegenden wie das Lehenviertel oder die ehemalige Tübinger Vorstadt bis zum Marienplatz gehören ja auch zum innerstädtischen Bereich, und da dominiert ganz eindeutig die Altbausubstanz. Aber ich will dich ja nicht absichtlich mißverstehen, ich denke du beziehst dich auf das Gebiet der ehemaligen Kernstadt (einschließlich Hospitalviertel), da liegst du mit deiner Schätzung schon in etwa richtig. An historischen Straßen wie z.B. der Kronprinzstraße oder der Kriegsbergstraße steht heute praktisch nichts Altes mehr. Ein Stück Alt-Stuttgart findet man noch im Leonhardsviertel und im Bereich Eberhardstraße/Tübinger Straße (Gerberviertel). Und um die Heusteigstraße/Immenhofer Straße herum ist die schönste zentrale Wohngegend mit Häusern der Jahrhundertwende, nahezu frei von Neubauten. Allerdings muß man dazu die schreckliche B14 überwinden.

    In dubio pro reko

    2 Mal editiert, zuletzt von reklov2708 (7. April 2015 um 15:36)

  • Diesen Bildern könnte man aber auch vorwerfen, selektiv zu sein. Wo ist z.B. das grandiose Haus der Wirtschaft zu sehen, wo die Calwer Straße, oder wo das hübsche Altstadtquartier um den Hans-im-Glück-Brunnen? Ich stell ja nicht in Abrede, daß Eindrücke wie die in deiner Galerie im Stadtzentrum überwiegen, aber allein der Schloßplatz lässt mich die ganzen übrigen Bausünden irgendwie verschmerzen, weil hier Stuttgart so ist wie es mir am Herzen liegt.

    Zum Thema städtebauliche Zukunft ein wichtiger Aspekt: Stuttgart hat den Vorteil, daß sich das Zentrum nach dem Krieg vom Wohn- in ein Gewerbegebiet gewandelt hat. Warum Vorteil? Nun, hässliche Gewerbebauten können jederzeit beseitigt und durch Besseres ersetzt werden, Beispiele hierfür gibt es bereits (Gerber, Kronprinzbau, Hospitalhof). Eine Stadt wie Nürnberg, deren Zentrum nach wie vor von Wohnbebauung geprägt ist, hat diesen Vorteil nicht. Hier scheint das dürftige Stadtbild der 50er Jahre dauerhaft bestehen zu bleiben, denn die Gebäude sind auf Lebenszeit belegt und stehen nicht zur Disposition. Ich sehe bei Städten wie Stuttgart oder Köln daher mehr Potential zur innerstädtischen Aufwertung als in Nürnberg oder Würzburg, und das paradoxerweise obwohl man in dem einen Fall auf radikale Erneuerung und im anderen Fall auf Bewahrung gesetzt hat.

    In dubio pro reko

    4 Mal editiert, zuletzt von reklov2708 (7. April 2015 um 18:58)

  • Die Fotos sind zwar schon gut 10 Jahre alt, aber abgesehen vom Gerber hat sich nicht so extrem viel geändert:

    Das sieht zum Teil schon recht gruselig aus aber welche deutsche Großstadt die so kriegszerstört war wie Stuttgart sieht heute anders aus? Leider haben die 70er den zerstörten Städten meist noch den Rest gegeben. Ein großes Plus zu Mannheim ist auch, dass Stuttgart wesentlich gepflegter ist.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Viele Abrisse erfolgten aber erst nach dem Krieg bis in die heutige Zeit, und so deutlich gepflegter als Mannheim sieht Stuttgart auch nicht unbedingt aus.