• nun das neue nord westliche gebaeude, muss natuerlich genauso haesslich sein wie das sud oest konstruierte gebaeude :gg: hauptsache: man rekonstruriert dieser gruenderzeitbau indem man wieder ein dach rekonstruiert :!:

  • @Dirk, Van Dyk.

    Gratuliere Dirk. Genau dieses Gebäude stand da 1995 Mutterseele alleine gegenüber das moderen Gewalt der Potsdamerplatz Bauwelle.

    War früher versehen mit (imponierende) Kolossalpilastern und sehr schöne Dachgauben (Wellen-formig). So war früher auch das Adlon gestaltet (heute auch ohne Pilastern).
    Genau diese Stillmerkmalen finde ich so schön an alten Gebäuden. Nach dem Krieg sind diese Schmucksachen von viel Bauten entfernt worden. So entstanden gleichformige glatte Fassaden und leider zu viele Staffel statt ursprüngliche Mansarde oder Walmdächter. Hat natürlich mit Benützung der Dachgeschosse zu tun. Unter die alte Dächer war es für Büro-aktivitäten zu dunkel. Deswegen heute mehr Glass und durchachaubare Dächer.

    Bin gespannt wie die Fassade von Stresemannstrasse 128 in 2008 aussehen wird. Bij auch froh das es dieses Gebäude noch gibt!!

  • Ich möchte hier mal ein Buch empfehlen, das als Anregung für Diskussionen gut geeignet ist:

    Arnt Cobbers: Abgerissen! Demolition! Verschwundene Bauwerke in Berlin / Berlin's Lost Buildings, Jaron Verlag, Berlin, 1. Auflage 2007

    Das Buch berichtet mit vielen Bildern und fundierten Informationen über Abrisse besonders wichtiger Berliner Bauwerke seit der Nachkriegszeit vom Schloss bis zum Palast der Republik. Vollständigkeit wird dabei nicht angestrebt, das Buch wäre sonst viel umfangreicher geworden. Gleich die Einleitung bringt es auf den Punkt: "Bauhistoriker haben errechnet, dass durch die Bomben des Zweiten Weltkriegs weniger Häuser in Deutschland zerstört worden sind als durch den Wiederaufbau der 50er und 60er Jahre." Nicht selten dienten Kriegsschäden als Alibi, um im Interesse eines radikalen Stadtumbaus aufwändige Abrissaktionen durchzuführen, die nicht selten teurer gewesen sein dürften als provisorische Erhaltungsmaßnahmen mit Notdächern.

    Manche als "Kriegsmahnmal" bezeichnete angebliche Kriegsruine ist in Wahrheit ein Abrissmahnmal der Nachkriegszeit wie etwa das Portal des Anhalter Bahnhofs - ehemals Berlins wichtigster Bahnhof. Dessen Dach wurde zwar 1945 zerstört, doch ansonsten war das riesige Bahnhofsgebäude fast völlig erhalten und schon ab August gab es wieder Bahnverkehr und kleine Läden im Bahnhof. Die Reichsbahn der DDR unterbrach zwar den Fernverkehr umd leitete ihn auf den Ostbahnhof um, aber erst die Zustimmung der Denkmalschutzbehörden (West) machte gegen viele Proteste den Weg frei für den aufwändigen Abriss über vier Jahre hinweg von 1959 bis 1962! Begründung der Denkmalschützer: "Der Bahnhof kann nicht als überzeugender, künstlerisch wertvoller oder neue Wege weisender Bahnhofsbau des vorigen Jahrhunderts angesprochen weren. Deshalb ist auch die Erhaltung etwa der Hauptfassade aus musealen Gründen nicht zu verantworten." Ganz ähnlich verlief auch der Abriss des noch gut erhaltenen Lehrter Bahnhofs sowie des Görlitzer Bahnhofs. Alle diese Berliner gehörten zu den herausragenden Zeugnissen deutscher Verkehrsarchitektur des 19. Jahrhunderts.

    Der Portalbaldachin am Jüdischen Gemeindezentrum in der Fasanenstraße erinnert an die ehemals prächtige, 2000 Besucher fassende neoromanisch-byzantinische Charlottenburger Synagoge. Diese war jedoch trotz der Zerstörungen durch Nazis und Krieg noch in ihrem Mauerwerk weitgehend erhalten und wurde erst durch die Sprengung 1957 vernichtet.

    Zur Friedrichstraßenpassage schreibt Cobbers: "Es ist kaum zu fassen, aber Berlins zweite große historische Einkaufspassage (...) verschwand erst in den 80er Jahren, nachdem der kriegsbeschädigte Bau über viele Jahre hinweg teils dem Verfall preisgegeben, teils auch genutzt war. Im Bauteil an der Freidrichstraße waren Ladengeschäfte und Büros eingezogen, an der Oranienburger Straße befanden sich zeitweilig ein Filmtheater und die Fachschule für Außenwirtschaft, die Artistenschule der DDR und eine Einheit der Volksarmee. In Etappen wurde der Komplex gesprengt, als letzter Teil sollte im April 1990 der Flügel an der Oranienburger Straße fallen." Die Wiedervereinigung und die Hausbesetzer der Künstlerinitiative Tacheles konnten diesen kleinen Rest zum Glück bewahren.

    Durch die Abrisse sind auch wichtige Zeugen des kulturellen Gedächtnisses der Stadt dem Vergessen preisgegeben worden. Das Voxhaus, in dem die Geschichte des öffentlichen Rundfunks in Deutschland mit der ersten Radiosendung 1923 begann, wurde - obwohl im Krieg nicht beschädigt - 1971 vom Land Berlin (West) gesprengt, angeblich wegen unrentabler Lage in Mauernähe. Bis heute gibt es keine Gedenktafel an diesen wichtigen Ort der Technikgeschichte (Nähe PotsdamerPlatz).

    Weitgehend vergessen ist heute auch die aus ideologischen Gründen von der DDR 1959 zerstörte prächtige Säulenfassade der Berliner Börse, die von Friedrich Hitzig 1859 bis 1863 gegenüber dem Dom errichtet worden war. Die Fassade der ausgebrannten Börse stand bis dahin noch fast vollständig. Ganz anders als heute im deindustialisierten Berlin war die Berliner Börse einmal gleichrangig mit London, Paris und New York.

    Auch bei Abrissen von DDR-Bauten wurden in jüngster Zeit wertvolle Beispiele sinnlos zerstört wie Ulrich Müthers Ahornblatt in der Leipziger Straße. Die Aluminium-Wabenfassade des ehemaligen Centrum-Warenhauses am Alexanderplatz hätte vielleicht auch nicht komplett verschwinden müssen.

  • Zitat von "Mathias"

    ... "Bauhistoriker haben errechnet, dass durch die Bomben des Zweiten Weltkriegs weniger Häuser in Deutschland zerstört worden sind als durch den Wiederaufbau der 50er und 60er Jahre." Nicht selten dienten Kriegsschäden als Alibi, um im Interesse eines radikalen Stadtumbaus aufwändige Abrissaktionen durchzuführen, die nicht selten teurer gewesen sein dürften als provisorische Erhaltungsmaßnahmen mit Notdächern. ....

    Genauso ist es. Danke für den Tip, Mathias !

  • Zitat

    Gleich die Einleitung bringt es auf den Punkt: "Bauhistoriker haben errechnet, dass durch die Bomben des Zweiten Weltkriegs weniger Häuser in Deutschland zerstört worden sind als durch den Wiederaufbau der 50er und 60er Jahre." Nicht selten dienten Kriegsschäden als Alibi, um im Interesse eines radikalen Stadtumbaus aufwändige Abrissaktionen durchzuführen, die nicht selten teurer gewesen sein dürften als provisorische Erhaltungsmaßnahmen mit Notdächern.

    Zum einen würde ich diese Rechnungen nach wie vor bestreiten.
    Zum zweiten ist halt die Frage, was da "zerstört worden" heißt. Wenn ein Bauwerk durch Bomben bis auf die Grundmauern zerstört wurde und die Ruine dann - sei es aus Kostengründen, sei es aus ideologischen Gründen - abgerissen wird, würde ich nicht unbedingt sagen, daß das Gebäude erst durch den Abriss der Ruine zerstört wurde, was Cobbers aber zu meinen scheint.
    Zerstört wurde es primär durch die Bomben und der anschließende Abriss der Ruine hat diese Zerstörung dann besiegelt und vollendet. Die Zerstörung in solchen Fällen den '50iger und '60iger Jahren zuzuschreiben, halte ich schon für arg verzerrend.

  • Die Rede ist aber sicher auch vorallem von den zahlreichen intakten Ensembles, die man der Abrissbirne preisgegeben hat. Auch gibt es zig Beispiele, wo man selbst geringste Kriegsschäden (Einschusslöcher an der Fassade, ausgebrannter Dachstuhl, zersprengte Eingangsbereiche etc. pp.) als Vorwand für einen Komplettabriss herangezogen hat. Dabei hätten es in den allermeisten Fällen bereits wenig aufwendige Notsicherungsmaßnahmen für's erste getan, viele der leicht zerstörten Bauten hätten sehr schnell wieder bezugsfertig sein können. Aber man wollte primär die "autogerechte Stadt" durchboxen sowie Spielwiesen für die ach so modernen Architekten und Stadtplaner schaffen, dafür nahm man dann eben die zerrissenen Strukturen in Kauf. Was im weg stand, wurde beiseite geräumt, ob es den Krieg nun unbeschadet überstanden hatte oder nicht.

    Kann mir zwar auch nicht ganz vorstellen, dass effektiv in der Nachkriegszeit mehr von den Städten "zerstört" wurde als im Krieg, aber es war auf jeden Fall eine untragbare Menge, die man für den Zeitgeist opferte. Vielleicht das größte Verbrechen nach den Kriegen, das Deutschland je begangen hat (und das nicht zuletzt an seiner leidenden Bevölkerung). Nie wieder diese menschenfeindliche Architektur!

  • Zitat

    Deshalb ist auch die Erhaltung etwa der Hauptfassade aus musealen Gründen nicht zu verantworten.

    Ist das wörtlich zu verstehen oder ist das Denkamlschützerjargon?

  • Zitat

    aber es war auf jeden Fall eine untragbare Menge, die man für den Zeitgeist opferte. Vielleicht das größte Verbrechen nach den Kriegen, das Deutschland je begangen hat (und das nicht zuletzt an seiner leidenden Bevölkerung). Nie wieder diese menschenfeindliche Architektur!


    Ich kann Dich gut verstehen, aber ein bisschen zu pathetisch klingt es schon. Du schreibst es ja selber: "Zeitgeist"
    Ich meine, wir hatten hier schon ellenlange Diskussionen darüber, aber nur so viel: viele Menschen hatten die Schönheit des Wiederaufbaues ihrer Stadt nicht unbedingt ganz obenm auf ihrer Prioritätenliste, da andere Sorgen. Zum anderen entsprach es wirklich dem Zeitgeschmack: absetzen von dem was früher war, in den Wirtschaftswunderjahren galt es als schick wie in Amerika überall mit dem eigenen Auto hinfahren zu können und generell wollten die meisten in einer lichten, luftigen Stadt wohnen, die nichts mehr mit den dunklen Gassen von einst zu tun gehabt hat. Tja wie man sich ins eigene Fleisch schneiden kann...

  • Zitat

    Auch gibt es zig Beispiele, wo man selbst geringste Kriegsschäden (Einschusslöcher an der Fassade, ausgebrannter Dachstuhl, zersprengte Eingangsbereiche etc. pp.) als Vorwand für einen Komplettabriss herangezogen hat. Dabei hätten es in den allermeisten Fällen bereits wenig aufwendige Notsicherungsmaßnahmen für's erste getan, viele der leicht zerstörten Bauten hätten sehr schnell wieder bezugsfertig sein können.

    Na ja, das mag für Außenbezirke und Gründerzeitbauten, z.T. auch noch für Steinbauten aus der Barockzeit, stimmen.
    Aber wenn ich mir die Fotos von Nürnberg, Hildesheim, Braunschweig oder Frankfurt 1945 anschaue ...

  • Ich hab das Buch auch und ich fidne das da sehr viel ex-DDR Architektur hinterhergeweint wird. nur 30 % im Buch behandelt eigentlich verschwundene historische Bauten.

    Am Ufer der Sonne wo die wesen vom sehen träumen ist in Echtzeit überall Nacht

  • Philon

    Der Verfasser sieht diese Aussage ebenfalls kritisch, kann sie aber auch nicht widerlegen. Interessant ist doch, dass solche Aussagen bis heute im Raum stehen, offensichtlich ohne dass es dazu fundierte Untersuchungen gibt. Es war ja in Ost und West immer sehr bequem und willkommen, den radikalen Stadtumbau der Nachkriegszeit mit den Zerstörungen des Bombenkriegs zu rechtfertigen.
    Ganz anders verlief z. B. um 1700 der Wiederaufbau der fast völlig kriegszerstörten Stadt Heidelberg. Die ursprünglichen Grundrisse, noch stehendes Mauerwerk sowie Keller wurden übernommen. Das mittelalterliche Stadtgefüge wurde bewahrt und begeistert heute weltweit Millionen von Besuchern. Die sanierte Altstadt gehört zu den attraktivsten Wohnvierteln Heidelbergs.

    @Erbsenzähler

    Genau diese Beispiele finde ich interessant, weil sie viel weniger bekannt sind als die Zerstörungen durch den Bombenkrieg. Vor allem auf den dicht bebauten Altstädten lastete seit dem enormen Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland ein großer Investitionsdruck. Um 1900 antwortete auf die großräumgien Abrisspläne dann zum ersten Mal der Denkmalschutz mit der Forderung nach Bewahrung der Altstädte und organischem Wachstum der Städte um die Altstadtkerne herum. Der wichtigste Pionier hierfür war Cornelius Gurlitt in Dresden. Dank seines unermüdlichen Einsatzes war bis 1945 die Dresdner Barockaltstadt viel besser erhalten als z. B. die Hamburger Altstadt, wo man bis in die dreißiger Jahre hinein die sanierungsbedürftigen, aber malerischen Gängeviertel (Fachwerkviertel aus dem 17. Jahrhundert) vollständig abriss. Nach 1945 wurden diese Stadtumbaupläne dann im Westen und im Osten weitergeführt, durchgreifender als je zuvor.

    Benni

    Heute würde kein Denkmalschützer in Deutschland mehr diese Position zum Anhalter Bahnhof vertreten. Die Frage ist, ob diese Fehleinschätzung entstand, weil man den Wert der Architektur des 19. Jahrhunderts noch nicht genug erkannt hatte oder ob einzelne Denkmalschützer nicht bewusst der Stadtumbaupolitik den Weg frei machen wollten. Solange der Denkmalschutz nämlich an der Position festhielt, die Architektur des 19. Jahrhunderts sei ohnehin nur Nachahmung und nicht besonders wertvoll, konnte der Abriss munter weitergehen.

    @Dirk, Snitch

    Es stimmt, das Buch wurde wahrscheinlich geschrieben, damit der Abriss von DDR-Architektur gebremst wird, aber es enthält auch sehr wertvolle Informationen zu älterer Architektur.

  • Wer ggf. zur weltanschaulichen Erbauung noch Material benötigt, dem biete ich folgendes Beispiel an:

    Der offizielle Textkommentar der DDR-Behörden dazu:

    Zitat

    Zentralbild-Junge-14.5.69-Berlin: Fischerkiez 1969.Geduckt stehen die drei-und vierstöckigen Häuser vergangener Zeit im Schatten der 21geschossigen Wohnriesen von heute.Ihre Tage sind gezählt,denn bald werden auch die letzten dunklen Behausungen modernen Hochhäusern Platz machen. Das erste der insgesamt fünf Hochhäuser wurde bereits bezogen,das zweite befindet sich in der Ausbauphase.Jedes Hochhaus hat 240 komfortable Wohnungen mit ein bis vier Zimmern.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Das Dumme ist, das sie damit ja nicht unrecht hatten. Die Lebensstandards haben sich vielleicht nicht vom aesthetischen Standpunkt, aber sicherlich vom hygienischen und komfortablen Standpunkt stark erhoeht.

    Wenn man mich fragt, ob ich in einer abrissreifen Ruine, die moeglicherweise auch einige Kriegsschaeden, ein Plumpsklo in der Remise und Kacheloefen in jedem Raum hat oder in einem neugebauten "Appartmentkomplex" mit geraden Waenden, eigenem Bad, Zentralheizung etc. leben kann, waere ich mir auch recht sicher, auf was meine Entscheidung fallen wuerde. Die ersten Platten und somit modernen Wohnungen nach dem Krieg muessen den zahlreichen in Bruchbuden zusammengepferchten Familien wie eine Erloesung vorgekommen sein.

  • PhilipKK: aber wie wäre es wenn die alten marode Häuser im Bild aber frisch saniert wurden (wie im [lexicon='Leipzig'][/lexicon] heute der Fall ist)? Hättest du dann doch für die hässlichen Wohnbunker gewählt??? Und dann war das heute auch ein herrlicher Umgebung gewesen statt die sächliche und unpersönliche Ekönombauten.

    R.

  • PhilippKs Stellungnahme gibt zwar das Empfinden vieler einfacher (und nicht von ästhetischen Überlegungen geleiteter) Bürger richtig wieder, verschweigt aber, daß man die Altbauten teils bewußt, teils durch Mangelwirtschaft vernachlässigte. Hätten die Leute statt dessen in 60 Jahre unrenovierten Platten gehaust und man hätte ihnen dann völlig neue Gründerzeitler als Alternative hingebaut, wäre das "Erlösungs"-Empfinden exakt in die andere Richtung verlaufen. Insofern eine Milchmädchenrechnung.