Berlin - Staatsbibliothek Unter den Linden

  • Neue Räume für die Staatsbibliothek Unter den Linden fertiggestellt

    Die Sanierung des Stammhauses der Staatsbibliothek Unter den Linden erfolgt seit Jahren bei laufendem Bibliotheksbetriebes und deshalb abschnittsweise. Im Januar 2017 hat das BBR umfangreiche Teilbereiche des zweiten Bauabschnittes fertig übergeben, darunter Räume der Buchbinderei und Magazinflächen, insbesondere aber auch die zum Boulevard Unter den Linden hin gelegenen Räume der Generaldirektion und einen repräsentativen Veranstaltungsbereich. Dieser wird am 20. Juni anlässlich des 250. Geburtstages von Wilhelm von Humboldt eingeweiht und nach ihm benannt. Zuvor wird es einen Tag der Offenen Tür geben, verbunden mit einem Baustellenrundgang, denn das Baugeschehen in diesem riesigen Komplex geht weiter. In diesem Jahr werden die Haupttreppenhalle und das Vestibül, die in der Dramaturgie der kaiserzeitlichen Architektur eine zentrale Rolle spielen, zur Großbaustelle. Dann werden dort in Anlehnung an die historische Raumkubatur das Tonnengewölbe und die neue Kuppel eingebaut.


    Weitere Informationen:
    Wichtiger Meilenstein bei der Grundinstandsetzung der Staatsbibliothek zu Berlin erreicht - BBR Bund

    Ein paar interessante Baubilder

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (9. Februar 2017 um 14:12)

  • Hier ist was los...

    Jedenfalls findet am 10. Juni der Tag der offenen Tür statt. Bin mal, falls ich hingehen kann, gespannt wie es dann in der Treppenhalle aussieht.

    Aktueller Projektstand und Ausblick (Stand: 03/2017):
    Anfang 2017 wurden für die Grundinstandsetzung und Erweiterung der Staatsbibliothek zu Berlin im Haus Unter den Linden weitere Teile des Gebäudes einschließlich Ersteinrichtung an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz übergeben. Dieser Bereich umfasst rund 11.400 Quadratmeter Nutzfläche, etwas mehr als ein Fünftel der gesamten Nutzfläche. Damit sind nun insgesamt rund 80 Prozent des etwa 100 Jahre alten denkmalgeschützten Gebäudekomplexes, einer der größten Kulturbaustellen des Bundes, fertiggestellt.
    Der verbleibende zentrale Teil wird noch bis Ende 2018 eine Großbaustelle sein. Mit Abschluss der Rohbaumaßnahmen, insbesondere der bautechnisch sehr anspruchsvollen Maßnahmen im Bereich der Treppenhalle und dem erfolgreichen Einbau der Geilingerstützen [...], sind die beim Bauen im Bestand unvermeidbaren Risiken inzwischen deutlich gesunken. Die Gesamtfertigstellung der Baumaßnahme ist für Ende 2018 geplant. Danach folgen umfangreiche technische Inbetriebnahmen und Umzüge, bevor das Haus dann in der ersten Jahreshälfte 2019 seinen Nutzern wieder in vollem Umfang zur Verfügung steht.
    Sobald der Haupteingang Unter den Linden wieder zur Verfügung steht, beginnen im derzeitigen provisorischen Foyer an der Dorotheenstraße die Arbeiten zum Ausbau des Bibliotheksmuseums.


    Dazu aktuelle Berichte aus den vergangenen Tagen:

    Berliner Staatsbibliothek: Sanierung geht in die Schlussrunde - Berliner Zeitung

    Sanierung der Berliner Staatsbibliothek in der Schlussrunde - Berliner Morgenpost

    Großbaustelle der Staatsbibliothek zu Berlin: Prachtsäle mit versteckter Technik für die Stabi - Tagesspiegel

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Damit es hier nicht völlig untergeht, möchte ich nachfolgend die Pressemitteilung des BBR aus dem letzten Monat mit dem Titel "Staatsbibliothek hat wieder Treppenhalle in ursprünglichen Maßen" wiedergeben:

    "Die Rekonstruktion der im Zweiten Weltkrieg zerstörten zentralen Erschließungsachse der Staatsbibliothek Unter den Linden steht mit der baulichen Fertigstellung von Haupttreppenhalle und Vestibül kurz vor dem Abschluss. Im Anschluss wird unter anderem die technische Infrastruktur für den Publikumsverkehr, zum Beispiel Tresen, Garderoben und Sicherheitstechnik, eingebaut.

    Zentraler Bestandteil des letzten Bauabschnittes der Generalsanierung der Staatsbibliothek Unter den Linden ist die räumliche Wiederherstellung der für das Gebäude charakteristischen Erschließungsachse: die offene Eingangshalle Unter den Linden, der Brunnenhof mit seinem berühmten Weinbewuchs und die zentrale Treppenhalle in ihrer ursprünglichen Kubatur. Die Flachdecke sowie zwei Magazingeschosse aus den 1950er-Jahren über der Freitreppe wurden zurückgebaut und durch ein in seinen Ausmaßen dem historischen Original entsprechendes Tonnengewölbe ersetzt.

    Das Vestibül oberhalb der Freitreppe, einst und künftig Entrée des zentralen Lesesaals und Zugang zu den Lesesälen der Fachabteilungen, erhielt eine weitgehend am Original orientierte Gestaltung. Das Oberlicht in der Kuppel ist mit einem dreifachen Ring aus Majoliken eingefasst, die Kaiser Wilhelm II. persönlich in Königsberger Werkstätten ausgewählt hat. Die punktuelle Verwendung von Majoliken war zur Erbauungszeit ein bedeutendes Gestaltungselement für besondere Bauteile.

    Die Oberflächen des Majolikarings waren relativ gut erhalten, die darunterliegende Tragkonstruktion erwies sich jedoch als stark geschädigt. Die denkmalgerechte Rekonstruktion erfolgte in traditioneller Handwerkstechnik: Der äußere Ring wurde in situ restauriert, die anderen Elemente in Restaurierungswerkstätten. Die Wiederherstellung des Majolikarings markiert gleichzeitig den Abschluss des Einbaus der Kuppel über dem Vestibül."


    Es folgen zwei Abbildungen:

    "Der Majolikaring am Oberlicht der Vestibülkuppel ist nach umfassender Sanierung vollständig wieder eingebaut. Es wurde nach dem Grundsatz der Erkennbarkeit von Ergänzungen verfahren. Dennoch sind farbliche Angleichungen erfolgt, um das Gesamterscheinungsbild wieder erkennbar werden zu lassen."

    Bildquelle: BBR/Jens Andreae

    "Das Tonnengewölbe über der Haupttreppenhalle ist fertig. Die Kubatur entspricht dem ursprünglichen Raum von 1914, die neu gestaltete Oberflächenstruktur und die freundliche Farbgebung sind jedoch als aktuelle Ergänzungen erkennbar."

    Bildquelle: BBR/Jens Andreae

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)


  • "Das Tonnengewölbe über der Haupttreppenhalle ist fertig. Die Kubatur entspricht dem ursprünglichen Raum von 1914, die neu gestaltete Oberflächenstruktur und die freundliche Farbgebung sind jedoch als aktuelle Ergänzungen erkennbar."

    Bildquelle: BBR/Jens Andreae

    Oh Mann, schon wieder dieses Erkennbarkeitsdogma... Leute, glaubt ihr ernsthaft, die Tatsache, dass die Decke (frei) rekonstruiert ist ist wichtiger als der Gesamteindruck des Raumes? Überall der selbe Sandstein und Variationen in der Architektur, schwere Teile, leichte Teile, Säulen, Wände, aber EINE gestalterische Sprache... und ihr haut da jetzt einfach dieses Tonnengewölbe rein, weder im Detail noch im Rythmus der Struktur noch in der Farbe irgendwie auch nur annähernd dem gerecht werdend, was der Raum sonst so zu bieten hat... und meint, das müsste auch noch HERVORGEHOBEN werden?!

    "Die Qualität städtischen Bauens resultiert aus einer Generationen währenden, kollektiven Leistung." Hans Kollhoff

  • Kurze Nachfrage: Ist das der Eingang zum oben gelegenen neuen Lesesaal, oder bin ich hier gerade auf dem Holzweg?

    Das ist der Aufgang vom Innenhof zum Vestibül, dem Raum mit der großen Kuppel mit dem Majolikaring. Unmittelbar an dieses Vestibül schließt der neue große Lesesaal an. Von Unter den Linden durchschreitet man zunächst die Tordurchfahrt, dann den Innenhof, dann die eigentlichen Bibliothekstüren, dann diese Treppe hinaus, dann durch das Foyer und dann kommt der Lesesaal. Ein Triumphmarsch des Wissens.

    "Die Qualität städtischen Bauens resultiert aus einer Generationen währenden, kollektiven Leistung." Hans Kollhoff

  • Wenn die Bibliothek fertig ist, wird sie unglaublich schön sein. Bis auf den Lesesaal scheint alles wieder rekonstruiert zu werden. Auch der Haupttreppenraum ist schon fast fertig und sieht schon grandios aus, bei dem nur noch das Gewölbe auf die Fertigstellung wartet.

    Schade, dass der Kuppellesesaal nicht rekonstruiert wurde. Der Abriß war ein großer Fehler, denn so schwer zerstört war er nach dem Krieg gar nicht:


    Nach dem Krieg:

    So sah der kleine Lesesaal aus, den es so leider auch nicht mehr gibt:


    Und hier noch ein schöner Schnitt durch das Gebäude:

  • "Das Tonnengewölbe über der Haupttreppenhalle ist fertig. Die Kubatur entspricht dem ursprünglichen Raum von 1914, die neu gestaltete Oberflächenstruktur und die freundliche Farbgebung sind jedoch als aktuelle Ergänzungen erkennbar."

    Bildquelle: BBR/Jens Andreae

    Im Grunde ist die neue Rautendecke nicht so schlecht... Sie nimmt das ursprüngliche Muster auf, ist also nicht komplett fremd, wirkt leicht und luftig. Was mir hier aber massiv aufstößt: dass man ausgerechnet den Schlussstein und Adler des großen Torbogens als Ruine belässt. Das fällt dermaßen auf... Der Blick wandert automatisch bei jedem, der Treppe hinaufwandert, genau dort hin. Dort hätte man ebenfalls ergänzen/angleichen müssen, ebenso wie beim Majolikaring, den man ja auch nicht in Bruchstücken gelassen hat.

  • In der Tat schockierend und zutiefst symptomatisch für den unermesslichen Verlust, den unser Volk seit dem 2. Weltkrieg hat hinnehmen müssen, nicht nur durch zerstörerische Kriegshandlungen, sondern auch durch emsiges eigenes Mittun, dies wiederum als Folge eines zerstörerischen Selbstbildes, das bis zur Stunde weiterwirkt. Die grandiosen Raumschöpfungen des Großen und des Kleinen Lesesaals wurden anscheinend als durchaus unverträglich mit dem neuen Selbstverständnis dieses Volkes empfunden; eine rekonstruierende Wiederherstellung wäre durch alle Nachkriegsjahrzehnte unvorstellbat gewesen und wäre es bis heute. Würden diese Säle eines Tages rekonstruiert, müsste dem ein fundamentaler Wandel in der Selbsteinschätzung dieses Volkes vorausgehen, ein Bekenntnis zur eigenen Großartigkeit an der Seite anderer großartiger Nationen!

  • Ein kurzer Blick zum Innenhof, soweit möglich.

    Wieder und noch unberankt...

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ein Blick durch die Mittelstraße zur Charlottenstraße.

    Hier sind endlich mal einige Container beseitigt worden; scheint mir jedenfalls so, verfolgt habe ich es nicht.

    Schön wäre es, wenn zumindest diese Seite bald mal ohne Absperrungen, Gerümpel und Container wäre.

    Dorotheenstraße

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ein Blick durch die Mittelstraße zur Charlottenstraße.

    Wunderschön! Das ist einer jener wenigen intakten Straßenzüge, die vom alten wilhelminischen Berlin noch geblieben sind. Ein Zeugnis des einstigen märkischen Aschenputtels, das sich zu einer prächtigen Weltstadt gemausert hatte. Hier haben wir Weltarchitektur in einer Liga mit Paris, nicht am Alex.

  • Genau das habe ich auch gedacht, als ich das Bild gesehen habe. Hier kann man sich noch etwas live und in Farbe ausmalen, wie elegant und prächtig das einstige Berlin war.

    Die Stabi ist schon eine Wucht, im wahrsten Sinne des Wortes. ;) Solche wuchtigen Paläste ist man sonst nur noch aus London, Paris, Wien etc. gewöhnt.

  • Kann eigentlich einer der Experten von vor Ort mal einen genauen Plan erstellen, welche Innenräume der Stabi noch erhalten sind (am besten natürlich mit Fotos :P:D ), damit man sich mal ein Bild vom Erhaltungszustand dieses fantastischen Baus machen kann?

    APH - am Puls der Zeit

  • Ich habe in regelmäßigen Abständen immer mal wieder Google durchkämmt, um aktuellere Bilder der Arbeiten im Hauptreppenhaus zu finden (von sich aus zeigt man ja nichts her). Heute wurde ich fündig:

    Bildquellen: http://www.preussischer-kulturbesitz.de

    Schön zu sehen, dass doch noch einiges erhalten war oder liebevoll wiederhergestellt wurde. Das Raumerlebnis wird sehr erhaben und prachtvoll. Der zerstörte Adler und das betont moderne Tonnengewölbe hinterlassen aber einen faden Beigeschmack. Naja, vielleicht etwas für weniger dogmatische Generationen...