Potsdam - Garnisonkirche

  • Es gibt aber auch noch bessere Aufnahmen...

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  • Ich fürchte ja ,mit der folgenden Vorkriegsaufnahme 'Eulen nach Athen' zu tragen, aber in dieser hat das Glockenspiel - laienhaft formuliert - jedenfalls deutlich mehr 'Schmelz', klingt wesentlich 'gebundener' . Sicherlich mögen diese akustischen Ligaturen wohl zum Teil an der alten Aufnahmetechnik liegen, aber eben auch nicht vollkommen...


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  • Die Aufnahme täuscht nicht. Das alte Glockenspiel wird mit Sicherheit viel flüssiger geklungen haben, da die Glocken eben nicht wie heute musikalisch perfekt gestimmt waren und sich in Kombination mit der mitteltönigen Stimmung Schwebungen zwischen den Glocken gebildet haben, die den Gesamtklang auf eine angenehme Art lebendig machten.
    Vergleichbare Glockenspiele bzw. Carillons aus der Barockzeit gibt es heute fast nicht mehr. Zwar sind in den Niederlanden noch viele auf den ersten Blick alte Carillons vorhanden, doch sind diese meist noch nach dem 2. Weltkrieg durch den Austausch mehrerer Glocken im Diskantbereich und nachträgliche Tonkorrekturen in ihrer Originalität für immer zerstört worden! Das ist in etwa so, als wie wenn man die originale Farbe einer einer gotischen Holzfigur abkratzt und vielleicht noch eine Hand austauscht, weil sie in den Proportionen nicht zum Rest der Figur passt... Leider war das vor allem in den 1950er- und 1960er-Jahren in Mode - aber auch vor ein paar Jahren wurde z. B. eines der letzten erhaltenen Barockglockenspiele von Mathias van den Gheyn aus dem Jahre 1774 in Saint-Barthélemy in Lüttich (Belgien) durch eben solche Prozeduren massivst entstellt. Die ausführende Firma hat daran auch nicht schlecht verdient... Wer sich ein authentisches barockes Glockenspiel einmal anhören möchte, sollte nach Middelstum (Provinz Groningen) fahren. Vor kurzem wurde es vorbildlich restauriert (bzw. die Spieltrommel, Spielmechanik, Spieltisch und Hämmer) und erklingt nun wieder in seiner alten Pracht.
    Bevor ich hier ganz vom Thema abschweife: Fakt ist, dass man das ehemalige Glockenspiel der Garnisonkirche sowohl von den Glocken als auch von der Stimmung her 1 : 1 rekonstruieren kann, da von seinem Gießer, Jan Albert de Grave, hier und da noch originale Glocken erhalten geblieben sind, die als Vorlage für das neue Glockenspiel dienen könnten, wobei man nicht vergessen darf, dass die später hinzugefügten Bassglocken (c', d', e', fis', gis') durch Johann P. Meurer in Berlin gegossen wurden und damit eine andere Klangcharakteristik besaßen. Dies sollte man bei der Rekonstruktion unbedingt beachten! Ich weiß nicht, inwiefern und ob das überhaupt von den Zuständigen in Potsdam bedacht wurde. Es wäre eine vertane Chance und auch nicht rühmlich für die Garnisonkirche, wenn man dieses Glockenspiel (und übrigens auch nicht die Läuteglocken) nicht wieder so herstellt, wie es ab 1735 gewesen ist.
    Noch ein kurzer Nachtrag zum Spendenkatalog: bei den Preisen für die Glocken blieb mir wortwörtlich die Luft weg. Die große geplante Läuteglocke (Schlagton b°) soll 750.000 Euro kosten? Zieht 700.000 Euro von diesem Preis ab - dann kommen wir in einen realistischen Bereich. Allerdings wird dort ersichtlich, dass man die Läuteglocken offensichtlich nicht rekonstruieren möchte (was ebenfalls, welch ein Wunder, problemlos möglich wäre!). Hoffentlich ändert sich diese Planung noch! Eine rekonstruierte Kirche lebt ja nicht nur von ihrem Aussehen, sondern auch durch das, wodurch sie sich akustisch nach außen hin präsentiert...

    Kultur ist der Sieg der Überzeugung über die Gewalt. - Platon

  • Ich denke, dieses 4 Jahre alte Video wurde hier schon einmal irgendwann gepostet, aber anlässlich der aktuellen Diskussion möchte ich nochmal darauf hinweisen:

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    Es geht um eine Suchaktion nach den originalen Glocken der Garnisonkirche unter den Lesern der MAZ. Einige Glocken wurden offenbar tatsächlich gefunden.
    Das Video endet damit, das die Glocken auf Echtheit überprüft und später in der Ausstellung gezeigt werden sollten.

    Was daraus wurde konnte ich leider nicht herausfinden. War denn mal jemand in der Ausstellung (ich nehme an in der provisorischen Nagelkreuzkapelle) und hat die Glocken dort gesehen? Und könnte man sie nicht wieder in der rekonstruierten Kirche einsetzen?

  • SchortschiBähr: Natürlich könnte ich eine entsprechende E-Mail verfassen und der Stiftung damit möglicherweise helfen, doch dort hat man ja anscheinend schon einen "Experten" - und die Meinung eines 23-jährigen im Gegensatz dazu kümmert wohl auch niemanden (so nach dem Motto "Der junge Kerl hat doch keine Ahnung"). Insofern wäre das wahrscheinlich vertane Liebesmühe...

    Centralbahnhof: Diese Glocken stammen definitiv nicht aus dem alten Glockenspiel der Garnisonkirche. Es handelt sich hierbei um in den 1920er- und 1930er-Jahren gegossene Massenprodukte (in meiner Sammlung habe ich auch an die 20 Stück davon), von denen noch heute mehrere tausend Exemplare existieren. Das alte Glockenspiel ist tatsächlich restlos zerstört worden (die kleinen Glocken sind alle zerschmolzen, während die größeren wohl rotglühend aus dem Turm gefallen sind und beim Aufschlag zerstört wurden)...

    Kultur ist der Sieg der Überzeugung über die Gewalt. - Platon

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    Centralbahnhof: Das alte Glockenspiel ist tatsächlich restlos zerstört worden (die kleinen Glocken sind alle zerschmolzen, während die größeren wohl rotglühend aus dem Turm gefallen sind und beim Aufschlag zerstört wurden)...

    Korrekt. Und aus einigen wenigen angebrochenen und zerbrochenen Glocken wurden noch bei der Wiedereinrichtung der Kapelle im Turmstumpf in den 50er Jahren 2 neue Läuteglocken gegossen. Diese existieren bis heute noch bei der Heilig-Kreuz-Gemeinde. Damit ist das originale Material von de Grave noch (in Teilen) vorhanden und könnte vor einem Neuguss zunächst in der Zusammensetzung analysiert werden.

    Grüße
    Luftpost

  • Also war der Aufruf der MAZ an die Leser völlig unsinnig? Oder hatte die Garnisonkirche noch andere Glocken außerhalb des Glockenspiels? Dass das Glockenspiel restlos zerstört wurde, hätte der MAZ dann doch eigentlich bekannt sein müssen...

  • Luftpost: Da das Material der alten Glocken beim Brand stark erhitzt (daraus folgt eine Änderung des Gefüges und die Glocken haben dadurch zusätzlich einen erheblichen Prozentsatz an Zinn und anderer, zwar geringfügig vorhandener, aber dennoch für den Klang essentiell wichtiger Bestandteile verloren; siehe weiter unten) und durch den späteren Umguss nochmals durch Zulegieren von frischem Kupfer und Zinn wieder verändert wurde, ist hier keine aussagekräftige Materialanalyse möglich. Vielmehr sollte man sich an den Glocken orientieren, die sonst von De Grave und Meurer noch original erhalten sind (und selbst da gibt es immer wieder metallurgische Unterschiede).
    Im Regelfall kann man aber davon ausgehen, dass Glocken aus der Barockzeit neben Kupfer und Zinn auch 1,8 bis 2,2% Fremdbestandteile (Blei, Eisen, Antimon etc.) enthalten.

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  • Zitat von Orgelmacher

    Insofern wäre das wahrscheinlich vertane Liebesmühe...

    Nicht so viel spekulieren, einfach machen! Schreibe Ihnen und sei unbeeindruckt von der Reaktion, wie auch immer sie ausfällt. Wer solches dringend nötiges Fachwissen hat, ist aus meiner Sicht auch dafür verantwortlich, dass dieses in gute Hände gelangt. Sonst übernehme ich das und heimse deinen ganzen Ruhm ein! :D

  • Dann werde ich's einfach mal versuchen... Ich kann euch ja dann mitteilen, ob eine Rückmeldung gekommen und wie sie ausgefallen ist. Wäre das ein guter Deal? ;)
    Jetzt wünsche ich euch allen erst einmal einen schönen dritten Advent und einen entspannten Sonntag!

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  • Wie die Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ) aber auch Potsdamer Neuste Nachrichten in ihren Ausgaben übereinstimmend berichten, verzögert sich der Wiederaufbau des Turms der Garnisonkirche, aufgrund der Kälte, um mindestens ein Jahr.

    http://www.maz-online.de/Lokales/Potsda…-spaeter-fertig
    (Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung, 11.01.2019)

    https://www.pnn.de/potsdam/temper…e/23853936.html
    (Quelle: Potsdamer Neuste Nachrichten, 11.01.2019)

  • Der Kommunikationsvorstand der Stiftung Garnisonkirche hat dummes Zeug geplaudert - das passiert uns ja allen mal. Da verschiebt sich garnichts um ein Jahr und die Kälte im Januar ist auch nicht überraschend.

    Die Probleme mit dem Baugrund sind in Potsdam nun leidlich bekannt. Da kann nun eine Stiftung nichts für.

    Im übrigen ist es völlig egal, ob der Turm etwas früher oder später kommt - nach über 50 Jahren Existenzpause ist das einerlei.

  • Auf Facebook kann man aktuell einen wunderschönen Rundblick über die Stadt Potsdam genießen und sich dabei vorstellen, dass man sich auf der Plattform des Garnisonkirchturms befindet

    Danke für diesen tollen Link! Wenn der Genosse Ulbricht bloß wüsste was er da für eine grandiose Aussicht verpasst. Vielleicht wären ihm dann sogar die monströsen Plattenbauten in der Neustädter Havelbucht ein Dorn im Auge. ;)