Potsdam - Garnisonkirche

  • Jetzt haben sie die Webcam vollends für sich entdeckt und neben der Bauzaun-Beschmierung auch noch große Banner ans RZ gehängt. :kopfschuetteln:

    Wird Zeit, dass die Seitenbauten des Turms schnell davor hochgezogen werden.

    Was ich mich seit einiger Zeit frage: Ist eigentlich der flachere hintere RZ-Bau zur Plantage hin auch "besetzt"? Der steht ja teilweise auf dem Grundstück des Langen Stalls. Wenn man den auch nicht abreißen kann, wird hier ja ein weiteres Projekt blockiert. Falls der aber leersteht, sollte man den Abriss schleunigst durchführen, damit hier nicht ein zusätzliches Problem entsteht.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Das eher allgemein gehaltenen Plakat wird nicht alles bleiben, was an Protest zum heutigen Baustart erfolgt. "Wir sind viele" klingt eher nach Durchhalteparolen - die "Kulturlobby", die selbsternannte Vertretung der Nutzer des RZ hat offenbar Angst, dass ihnen die Leute von der Fahne gehen, was auch passieren wird.

    Der Flachbau wird noch vom Land Brandenburg genutzt, um die Gehaltsabrechnungen der 135.000 öff. Angestellten und Beamten zu erstellen. Die Ausschreibung für einen Ersatzbau für ein EDV-Zentrum des Landes ist mehrfach gescheitert. Nun soll Ende 2018 schluß sein, damit ist aber kaum zu rechnen.

  • Nachdem die Baufeldfreimachung abgeschlossen ist (Abräumung der Spolien, Demontage des gemauerten Toreingangs und des Originalgitters) wird es mit dem Baugrubenaushub losgehen. parallel gibt es archäologische Untersuchungen und dann beginnt die Pfahlgründung unter Integration von Erdwärme. Die Pfähle werden also über 50 Meter tief werden. Dann beginnen die Arbeiten an der Bodenplatte.

  • Unter dieser Überschrift findet man bei Mitteschön "Initiative Bürger für die Mitte" am 29.10.2017 einen interessanten Text, der hier auch schon auszugsweise gepostet wurde.

    Der Schlußsatz:
    "Wollen wir uns weiterhin von einer kleinen Gruppe ideologisch festgefahrener Kritikern vorführen lassen? Das ist kein Dialog! Das ist die Negierung aller guten Argumente für diesen wichtigen Bau unserer Stadt.
    Deshalb kann man nur sagen:
    Lasst uns endlich bauen / Fangen wir an!"

    Und auf diesen Film wurde auch schon einmal hingewiesen:

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  • @ Maxittown, hier auf die Schnelle ein paar links, in denen Du fündig wirst:

    http://www.potsdam-abc.de/verzeichnis/vi…sdam_e._v..html

    http://www.potsdam-wiki.de/index.php/Garnisonkirche


    Ein Foto von der Ruine des Kirchenschiffs enthalten:
    http://www.maz-online.de/Lokales/Potsda…log-vor-dem-Aus

    Und hier explizit der "Chorraum" mit typisch protestantischer, Staffelung von Altar, Kanzel und Orgelempore in einer Symmetrieachse (siehe auch Frauenkirche Dresden)!
    DEN Chorraum gibt es in der Garnisonkrirche so wie üblich nicht. Es ist keine längsgerichtete Basilika, die sich in Schiff und Chor scheidet, sondern eher eine Pfeilerhalle mit Emporen (Ein Betsaal) und quer orientierter Altar/Kanzelwand:

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…-_Innenraum.jpg

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/t…es_Monument.jpg

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…um_G-Kirche.jpg

  • Hier zur Orientierung ein alter Grundriß des Originalbaus. Daran läßt sich sehr gut die Querorientierung der Altar/Kanzel/Orgelachse im Verhältnis zur Achse der Emporenhalle erkennen:

    Und im Verhältnis zum Kirchenschiff dominiert der THURM extrem!

    Hier harter Tobak im direkten Bildvergleich: vor und nach dem Bombenangriff!

    http://www.potsdam-wiki.de/images/Innenra…3B_Max_Baur.jpg
    http://www.potsdam-wiki.de/images/1945_Bi…-J31423a%2C.jpg

  • @ Maxitown : zum virtuellen selbst-Umschauen auf potsdam.damals-heute.de

    Dieser Typ Kirchenschiff heißt Querschiffkirche. Die Garnisonkirche galt als der typischster Vertreter dieser Bauform im damaligen Preußen und gleichzeitig als Inbegriff einer reformierten Kirche.

    Grüße
    Luftpost

    PS
    @ Goldstein: habe Dir mein 1+ von hier wegen erneuter Provokation entzogen.

    6 Mal editiert, zuletzt von Luftpost (3. November 2017 um 11:52)

  • Danke Schorchibär und Luftpost

    die innen Ansichten sind faszinierend,ich habe gestern auch noch gesucht und patut nix zum Chor und der Rückseite gefunden.dafür aber eine seiten Ansicht, die mir mal gezeigt hat wie dominant und dekoriert der Turm im ferngleich zum eigentlichen Kirchen raum ist das ist mir vorher nie aufgefallen. ebenso faszinierend war,waren die vielen Ruinen Bilder,Hatte was von Römer Ruinen.

    Einmal editiert, zuletzt von Maxitown (3. November 2017 um 16:41)

  • dann beginnt die Pfahlgründung unter Integration von Erdwärme

    Wie muss man sich das vorstellen? Man gründet in 50 Metern Tiefe, ich nehme an wegen des sandigen märkischen Bodens, und installiert dann gleich noch eine Wärmepumpenheizung? Man nutzt also direkt die Erdwärme, um die zukünftige Garnisonkirche zu heizen? Ich kenne mich leider mit der Technik der Geothermie nicht wirklich auch (Trotz Geographiestudiums :P), daher verstehe ich nicht ganz, wie das Ganze ablaufen soll.

  • Paukenschlag nach dem Polizeieinsatz zum Baustart der Garnisonkirche: Nach der Störung des Gottesdienstes durch die Demonstranten steht das Rechenzentrum vor dem Aus.

    „Unsere ausgestreckte Hand der Versöhnung wurde weggebrüllt.“ 200 Künstler und Kreative aus dem Rechenzentrum könnten damit bald ohne Arbeitsräume dastehen.

    http://www.pnn.de/potsdam/1231527/
    (Quelle: Potsdamer Neuste Nachrichten, 06.11.2017)

    Eventuell gibt es den einen oder anderen Forumsteilnehmer (z. B. Luftpost) der uns mehr Informationen zu dem Vorgang geben kann.

    4 Mal editiert, zuletzt von Meister Lampe (7. November 2017 um 12:26)

  • An sich ist das natürlich erst mal eine super Meldung, denn man hat seitens der Stiftung jetzt alles, was man braucht, um die Leute los zu werden. Denn man ist sich denke ich weitgehend einig, dass so ein Verhalten der Gegner der Garnisonkirche nichts mehr mit freier Meinungsäußerung zu tun hat.
    Aber jetzt kommt das große Aber. Man hat theoretisch zwar alle Argumente auf seiner Seite, man hat einen Grund, sie rauszuwerfen, der vermutlich nur einmal so zum greifen nah ist, man hat selbst die Medien in Sympathie zugewogen, aber ich nehme der Kirche und der Stiftung diesen harten Hund nicht ab. Man wird sich wieder belabern lassen, nachgeben und die Leute werden vermutlich wieder damit durchkommen.
    Weder die Kirche noch die Politiker in der Stiftung haben doch Haltung und Durchsetzungskraft. Das ist doch das, was man die letzten Jahre gesehen hat. Man wird sich wieder verarschen lassen. Am Ende des Artikels steht doch schon wieder eine Einschränkung des Gesagten

    Zitat von PNN

    „Die Vorfälle machen eine schlichte Rückkehr zu einem von gegenseitiger Achtung geprägten nachbarschaftlichen Verhältnis so einfach nicht möglich“, so Eschenburg.

    Quelle: PNN

    So einfach nicht möglich heißt nicht unmöglich. Man wird sich wieder treffen, Jakobs will mal wieder seine heile Potsdamwelt erhalten und so wird die Stiftung wieder belabert, man solle doch guten Willen im Sinne der christlichen Nächtenliebe zeigen. Nein, ich glaube an die Haltung von Kirche und Stiftung erst, wenn der letzte "Kreative" das Haus verlassen hat.

    Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. So eine Chance wird man bei der Stiftung jedenfalls nicht nochmal bekommen.

    APH - am Puls der Zeit

  • Da der Potsdamer Oberbürgermeister offenbar ja nur reagiert, wenn laut geschrien wird, schreien jetzt auch Mitteschön und die Kirchenstiftung mal laut. Morgen (Mittwoch, 8.11.2917) steht der Antrag zur Nutzungsverlängerung auf der Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung.

    Die ist zwar für die Nutzungsverlängerung nicht zuständig und kann auch das Baurecht (Brandschutz) nicht biegen, muss aber die - vorerst - halbe Millionen Euro freigeben, die deine Verlängerung bis 2023 angeblich kostet (und natürlich beim Bau eines festen Künstlerhauses später fehlt). Kein Mensch glaubt, dass es dabei bleibt, weil die Haustechnik des Rechenzentrums buchstäblich auf dem letzten Loch pfeift. Das kann man schon daran erkennen, dass von den sieben Euro Warmmiete, die die Künstler zahlen, nur 1,50 Kaltmiete sind von denen nochmal die Honorare für das SPI als Generalmieter und die Instandhaltungskosten runter gehen.

  • @ Konstantin

    du bist ja sehr gut vernetzt in Potsdam. Wie ist denn deine Einschätzung? So wie ich das verstanden habe, liegt es ja an der Stiftung, ob sie den Daumen senkt oder nicht. Was ist denn deine Prognose, wie sich die Stiftung verhalten wird?

    APH - am Puls der Zeit

  • Ich gehe davon aus, das die Proteste keine Auswirkung auf die Entscheidung zur Nutzungsverlängerung des RZ bis 2023 haben werden. Man thematisiert das jetzt ein wenig, damit nicht der Anschein erweckt wird, dass es der Stiftung und der Kirche nicht ausmachen würde. Das wird wohl der erhobene Zeigefinger zum "Du, du, du!" sein. Es wäre aber eine Überraschung, wenn die Stiftung den Verlängerungsplänen jetzt wirklich eine Absage erteilt.

    Auf der anderen Seite, trotz der ganzen Aktionen und Querelen, wäre es aber kein gutes Signal im Sinne der Arbeit in der Garnisonkirche. Geschichte erinnern, Verantwortung lernen, Versöhnung leben - das ist das Motto des Wiederaufbaus. Und auch wenn man, nach diesen Protesten, der Stiftung eine Absage der Verlängerung nicht "übel nehmen" könnte, so würde sie aber das Motto verraten. Denn Versöhnung ist noch immer möglich, wenn auch nicht leicht, aber das ist nun mal der Weg des Christentums.

    Des Weiteren gibt es, wie Konstantin hier schon schrieb, derzeit keinen Grund das RZ zu räumen und abzureißen. Bis 2020 steht Abschnitt 1.1 und dann muss noch Geld für Abschnitt 1.2 zusammenkommen und ebenfalls gebaut werden. Das wird sicher nicht vor 2023 geschehen sein und die Mittel zur temporären Koexistenz des Turmes mit dem RZ sind auch so gut wie bewilligt.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

    Einmal editiert, zuletzt von Fusajiro (7. November 2017 um 13:15)

  • Das läßt ein Blick auf die Spitze der Stiftung Garnisonkirche schnell zu: Vorstand Wieland Eschenburg ist SPD-Mitglied und Bischof Huber sollte für die SPD in den Bundestag. Der Potsdamer OB ist auch in der SPD und der Potsdamer Stadtkämmerer, der das Geld bereitstellt, ebenfalls. In der Stadtregierung gibt es auch nur noch SPD-Mitglieder (OB, Kämmerer, Sozialdezernent) oder Parteilose (Baudezernent, Kulturdezernentin).

    Meine Vermutung ist deshalb, dass der vermeindliche Widerspruch innerhalb der SPD gelöst wird. Ich kann mir schwer vorstellen, dass ein pazifistischer evangelischer Bischof das Rechenzentrum räumen lassen wird. Deshalb halte ich die Welle, die die Stiftung gerade in der Öffentlichkeit macht, für ein Mittel dazu den Beschluß morgen etwas abzuschwächen - für mehr nicht.

    Das Kernproblem aber bleibt, dass die Stadt nicht weiss wen sie wo und wie fördern will und auch nicht zwischen "Kreativen" (sind wir das nicht alle?) und "Künstlern" (wer entscheidet wer ein solcher ist?) unterscheiden will und die naive Stimmung vorherrscht es ginge den Aktivisten um Tomczak, Boede & Co. um das Wohl der "Künstler und Kreativen". Die die Truppe - soviel ist klar geworden - ist das Rechenzentrum ein reines Mittel zum Zweck. Deshalb wird uns die ganze Sache wohl noch lange erhalten bleiben.

    Spenden für die Garnisonkirche gibt es momentan natürlich nicht mehr. Aber das ist ja das eigentliche Hauptziel der Protestler. Dies ist meine einzige Hoffnung: die Einsicht, dass mit einer Verlängerung des Rechenzentrums wahrscheinlich auch das Projekt des Turmwiederaufbaus scheitert. Kein mensch gibt Geld für einen Bau, bei dem die endgültige Form so unklar ist. Ich kenne persönlich viele Spender, die ihre Spende an einen äußerlich originalgetreuen Wiederaufbau geknüpft haben. Die 6 Millionen Euro der Fallschirmjäger aus Iserlohn sind deshalb schon weg.

  • @Fusajiro

    ich teile grundsätzlich alles, was du in deinem Beitrag geschrieben hast. Ich sehe das von meiner Position vom Menschenbild her sehr ähnlich. Nur liegt der Betrachtung ein Fehlschluss zugrunde.

    Man geht nämlich davon aus, dass wenn man sich so verhält, Entgegenkommen zeigt, Versöhnung nicht nur predigt, sondern versucht zu praktizieren, dass die Gegenseite das auch tun wird.

    Das Problem ist nur, dass die anderen da nicht mitspielen. Ein Kompromiss wäre doch, dass man sagt, ihr könnt bis zur Fertigstellung des Turms bleiben, in der Zwischenzeit bemüht sich die Stadt um Ersatzbauten und dann haben wir seitens der Stiftung aber das Wort, dass ihr euch auch an die Absprachen haltet und danach auszieht.

    Und genau da ist doch das Problem. Die Gegenseite hat ja zig mal gezeigt, dass sie falsch spielt, weil man ja in Wirklichkeit gar nicht an einem Kompromiss interessiert ist, sondern nur das Projekt torpedieren will. Daher ist die oben geschilderte Position sehr ehrenwert und in einer fairen Welt wäre das auch die Position, die ich vertreten würde, aber leider spielen hier Spieler mit gezinkten Karten und da muss ich dann sagen, dass man nicht immer die zweite Backe auch noch hinhalten muss, um mal im biblischen Kontext zu bleiben :lachentuerkis::lachentuerkis:

    APH - am Puls der Zeit

  • Die Gegenseite spielt überhaupt nicht falsch. Sie hat von Anfang an gesagt, dass sie keine Kompromisse akzeptieren wird. Der Verein, der die Nutzer des Rechenzentrums vertreten will, heisst deshalb konsequenter Weise "Verein zur freundlichem Übernahme des RZ" e.V. Der politische Arm der Truppe, die Wählergruppierung "Die Anderen" hat ebenfalls von Anfang klar gemacht, dass sie als "Kompromiss" ausschliesslich den Verzicht auf den Bau der GK gutheissen würde.

    Die Idee, dass hier eine Mittelposition, ein Agreement möglich ist stammt einzig und allein aus den bürgerlichen Erziehung der Lokalpolitiker. Das ist zwar völlig wider besseres Wissen - die Welt ist aber bei der Stadtpolitik häufig von Willen und Vorstellungen geprägt, die mit der Realität nichts zu tun haben.

  • Es geht ja nur um die eigene Position der Stiftung. Wenn die Gegenseite keine Versöhnung will (was mir bekannt ist), heißt das ja nicht, dass die Stiftung auf alles pfeifen und jetzt den Rambo machen kann. Sie muss sich ja nicht vor der Querulanten-Front verantworten und sie überzeugen, sondern die Befürworter, Unterstützer und vor allem die Potsdamer Bürger.

    Des Weiteren kann sie sich die Haltung auch leisten, denn alles steht zugunsten der Stiftung und gegen die Querulanten-Front. Das RZ steht auf Zeit, es sollte eigentlich schon abgerissen sein. Der Wiederaufbau ist nur eine Frage des (Spenden-)Geldes - und das ist (meiner Meinung nach) das derzeit eigentliche Problem des Projekts. Aber aus unseren Erfahrungen bei anderen Projekten (Berliner Schloss, Dresdner Frauenkirche, ect pp) wird auch das, so Gott will *hust*, nur eine Frage der Zeit sein.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.