Potsdam - Garnisonkirche

  • Aber mal im Ernst: diese Kirche wurde ja gleich mehrfach von politischer / staatlicher Seite geschändet (richtig gelesen – ich betrachte sowohl den „Tag von Potsdam“ als auch die Sprengung der wiederaufbaufähigen Ruine als Schändung eines Gotteshauses) und da wäre es doch als eine Art Wiedergutmachung nicht zuviel verlangt, wenn sich der Staat zumindest an einem Teil der Wiederaufbaukosten beteiligen würden.

    Außerdem hätte eine solche Beiteiligung noch einen zweiten Effekt - aber das hatte ich ja bereits an anderer Stelle in diesem Diskussionsstrang geschrieben.

  • Ich denke es ist müsig sich darüber zu streiten, wer wie bestraft werden sollte. Die beschissenen Entscheidungen der Vergangenheit lassen sich leider leider leider nicht mehr rückgängig machen. Es ist jedoch unverständlich wie schwer sich die Politik heute tut, Fehler der Vergangenheit zuzugeben und endlich mal öffentlich Konsequenzen daraus zu ziehen und umzudenken. Wir leben im hier und heute. Mir persönlich fehlen immer noch identitätsstiftende Antworten und Lösungen der Politik auf die Zerstörungen des 2. Weltkrieges und der Nachkriegszeit. Und vor allem auch eine breitere gesellschaftliche Diskussion über kulturellen und identitätsstiftenden Städtebau und Stadtentwicklung und den Umgang mit einst prächtiger Bebauung. Es ist doch bezeichnend und zeugt von Unzufriedenheit mit der Städtebaupolitik, wenn sich mehr und mehr Bürger deutscher Städte (Dresden, Potsdam, Frankfurt, usw.) formieren um die Politik auf städtebauliche Missstände und Fehlentwicklungen hinzuweisen und erst über das Internet, Bürgerentscheide und die Medien den Wiederaufbau von Gebäuden fordern müssen. Hier wurden und werden die Bedürfnisse und Interessen der Bürger überhaupt nicht erörtert, geschweige denn berücksichtigt.
    Es fehlt einfach eine rechtzeitige und vor allem ernsthafte und demokratische breite Bürgerbeteiligung mit entsprechenden Diskussionen. Stattdessen werden oftmals im Hinterstübchen mit "Experten" und Investoren an einem Tisch die "optimalen Lösungen" (/krumme Kompromisse) ausgetüftelt - natürlich nur für die Beteiligten, weniger für die Städte und Bürger. Wenn die Politik um die Meinung der Bürger weiß und diese auch öffentlich vertritt, dann wäre sie auch nicht gezwungen vor schwierigen Investoren einzuknicken. Aber dann würde man wohl "nur" als Volksvertreter dastehen und könnte sich nicht selber profilieren.

    Vielleicht würden dann auch mal wieder ein paar mehr Bürger zur Wahl gehen wenn sie feststellen, dass man ihre Meinung erfragt, ernst nimmt und entsprechend berücksichtigt.

    Leipzig - Back to the roots

  • Ich stimme prinzipiell mit Denk_mal überein daß etwas mehr Bürgerbeteiligung bei der Stadtentwicklung längst angebracht wäre. Nur könnten dann die „Experten“ ihre Vorstellungen von moderner Architektur nicht mehr so leicht durchsetzen, weil diese Art des Bauens von breiten Teilen der Bevölkerung nicht akzeptiert wird. Denn der Bürger möchte schöne Architektur, also genau das was modernistische Architekten nicht zu bieten haben, denen es ja vor allem darum geht Bauwerke zu schaffen, die einen Kontrast zu bestehenden Bauten bieten, um sich selber ein Denkmal zu setzen. Denn ein schönes Stadtbild lebt ja gerade von Harmonie anstatt von Kontrast.

    Würde sich der Staat an solchen Wiederaufbauprojekten beteiligen anstatt Steuergelder für eine wirtschaftlich wahnwitzige Abwrackprämie zu vergeuden, wäre das sicher viel mehr im Sinne des Bürgers, der diese Projekte ja fordert. Es hätten viele Generationen etwas von der Investition, während viele der kurzfristig geretteten Arbeitsplätze bei Autobauern langfristig trotzdem abgebaut werden. Über Bestrafung zu diskutieren ist freilich müßig und dürfte auch kaum wirklich ernst gemeint gewesen sein. Ob es juristisch überhaupt durchsetzbar wäre steht sowieso auf einem anderen Blatt. Die schlimmste Strafe für diejenigen, die an der ideologisch motivierten Zerstörung von Bauwerken mitverantwortlich waren, oder eine entsprechende politische Couleur pflegen und diese Kulturbarbarei bis heute befürworten, ist doch zusehen zu müssen wie diese Bauwerke jetzt neu entstehen.

    Ansonsten hätte eine finanzielle Beteiligung des Staates an solchen Projekten v.a. symbolischen Charakter im Sinne einer Art Wiedergutmachung.

  • Wolfgang Schäuble spendet für die Garnisonkirche

    "Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble hat am Mittwochabend für 100 Euro einen Spendenziegel für den Wiederaufbau der Garnisonkirche erworben. Auch künftig will er sich für die Rekonstruktion des Gotteshauses an der Breiten Straße einsetzen."

    Video in Potsdam TV
    http://potsdamtv.net/Stadtleben/Geld_fuer_Garnisonkirche-8482.html\r
    potsdamtv.net/Stadtleben/Geld_fu ... -8482.html

  • Es sind halt Wahlkampfzeiten und Politiker versuchen sich mit allen Mitteln irgendwo als Sympathieträger in die Medien zu bringen. Schäuble verdient laut Bild-Zeitung aktuell monatlich 16.300 Euro an Amtsgehalt und Diäten. Da sind 100 Euro in etwa so viel, als ob mancher von unsereins 10 Euro in die Spendenbox stecken würde. Daß diese Witzspende überhaupt eine Fernsehmeldung wert ist, ist eigentlich ein Armutszeugnis.

  • Was für ein undurchdachter Kommentar. Eine Spende ist immer freiwillig und deshalb sollte man allen Spendern danken und nicht vorwerfen zu wenig zu spenden. Die 100 Euro als Betrag ergeben sich aus den vordosierten Steinen und stehen als Summe fest. Am wichtigsten ist die Signalwirkung, wenn der Innenminister Deutschlands sich für dieses Projekt einsetzt, denn am Ende des Tages müssen viele Leute erreicht werden.

  • An dem Kommentar ist nichts undurchdacht.
    Zuerst ist ja wohl niemand an die Höchstvorgabe von 100 Euro gebunden. Man kann einen Stein erwerben und dennoch einen dem eigenen Einkommen angemessenen Betrag hinzugeben. Zumindest hätten das die Verantwortlichen mit Sicherheit nicht abgelehnt und es hätte dem Bundesinnenminister auch besser zu Gesicht gestanden.
    Durchdacht ist allerdings die PR-Wirkung für den Wahlkämpfer Schäuble. Er hat einen Wahlkampfauftritt mit Fernsehbericht für ganz billig bekommen. Seinem oberflächlichen Kommentar ist auch das ganze Desinteresse an der eigentlichen Sache anzumerken.
    Ich habe gerade einem Freund von Schäubles Spende erzählt, und der hat sich kaputtgelacht. Sein Kommentar: "Schäuble ist bekanntermaßen ein Großverdiener. 100 Euro ist für den gar nichts. Ja, das ist pure Veräppelung."
    Niemand wirft Schäuble vor, 100 Euro zu spenden. Er kann auch 1,55 Euro für das Muttergenesungswerk spenden oder 82 Cent fürs Rote Kreuz. Das ist schön und allemal besser, als wenn er es im Restaurant in ein Glas Wein gesteckt hätte. Und man kann auch Danke sagen. Doch es ist eigentlich keine Zeile in der Zeitung wert, geschweige einen TV-Beitrag. Doch wenn man jede dubiose Erwähnung des Projekts in den Medien bereits als Erfolg feiern will, auch wenn man den Hintergrund förmlich riecht, dann bitte schön, und freut euch des Lebens.

  • Bundespräsident Horst Köhler hat die Schirmherrschaft über den Wiederaufbau der Garnisonkirche übernommen.

    Das teilte die Stiftung gestern mit. In einem Brief an den Vorsitzenden des Stiftungskuratoriums, Bischof Wolfgang Huber, äußerte sich Köhler erfreut, dass der Wiederaufbau der Garnisonkirche „in greifbare Nähe“ gerückt sei. Zugleich ist innerhalb der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche (FWG) Streit um den Umgang mit Max Klaar, Chef der Stiftung Preußisches Kulturerbe, entbrannt. [...]

    Das Kuratorium der Stiftung nahm im Juni die Arbeit auf. Die bisherigen Schirmherren, Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), Minister Jörg Schönbohm (CDU) und Bischof Huber hatten ihre Aufgabe niedergelegt, um den Wiederaufbau der von Philipp Gerlach (1679–1748) erbauten Kirche als Kuratoren der Stiftung zu begleiten. Mit den mehr als 800 Mitgliedern der Fördergesellschaft strebt die Stiftung zunächst die Errichtung des Turms der Garnisonkirche bis zum 31. Oktober 2017 an. Die Kosten für den umstrittenen Wiederaufbau beziffert die Fördergesellschaft auf rund 65 Millionen Euro.

    Quelle http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11622531/60709/Horst-Koehler-Schirmherr-Mitglieder-der-Foerdergesellschaft-draengen-auf.html\r
    http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... n-auf.html

  • Zitat von "Heimdall"

    Es sind halt Wahlkampfzeiten und Politiker versuchen sich mit allen Mitteln irgendwo als Sympathieträger in die Medien zu bringen. Schäuble verdient laut Bild-Zeitung aktuell monatlich 16.300 Euro an Amtsgehalt und Diäten. Da sind 100 Euro in etwa so viel, als ob mancher von unsereins 10 Euro in die Spendenbox stecken würde. Daß diese Witzspende überhaupt eine Fernsehmeldung wert ist, ist eigentlich ein Armutszeugnis.

    Genau. Der Mann ist ja nicht irgendwer; wir sind mit unseren wesentlich höheren Spenden nie in die Presse gekommen, der Mann schon, eben weil er eindeutig bekannter ist. Wenn er dann bescheidene Hundert Euro hergibt, dann hat das negative Vorbildfunktion und ist auch irgendwie beschämend.
    Aber da sich Schäubi permanent für die Kontrolle des Internets einsetzt, wird man seine Korinthenkackerei Gottlob bald nicht mehr kritisieren dürfen, er war halt a bisserl voreilig, der Schwoab.

  • Das Armutszeugnis ist nicht die Spende Schäubles - sondern die Reaktionen darauf in diesem Forum. Zumindest finde ich das. Wenn der Wiederaufbau stattfinden soll, braucht das Projekt Öffentlichkeit. Prominente Spender und prominente Schirmherren sind Teil dessen. Schäuble hätte seine 100 Euro auch einer Darmkrebsstiftung, einem Kinderhort oder sonst einer karitativen Einrichtung spenden können. Auch dort mit dem sicherlich gegebenen Wahlkampfkalkül. Aber auch mit dem medialen Aufmerksamkeitseffekt für die Sache, für die er spendet. Und das ist weit mehr als 100 Euro wert. Leute, die den Wiederaufbau befürworten, sollten also froh sein, wenn Personen, die eine öffentliche Wahrnehmung für den Wiederaufbau erzeugen können, sich für die Garnisonkirche entscheiden - und nicht für eine der 5000 anderen Möglichkeiten, die sie - auch in Wahlkampf - haben.

  • Klar, er hätte auch nur 50€ spenden können. Aber ebenso 500. Vielleicht ists ihm auch einfach schnuppe und er hats gemacht, weil mans irgendwie von ihm erwartet hat. Wenns ihm was bedeuten würde, hätte er vielleicht mehr gespendet.

  • Zitat von "Lothar"

    Das Armutszeugnis ist nicht die Spende Schäubles - sondern die Reaktionen darauf in diesem Forum. Zumindest finde ich das. Wenn der Wiederaufbau stattfinden soll, braucht das Projekt Öffentlichkeit. Prominente Spender und prominente Schirmherren sind Teil dessen. Schäuble hätte seine 100 Euro auch einer Darmkrebsstiftung, einem Kinderhort oder sonst einer karitativen Einrichtung spenden können. Auch dort mit dem sicherlich gegebenen Wahlkampfkalkül. Aber auch mit dem medialen Aufmerksamkeitseffekt für die Sache, für die er spendet. Und das ist weit mehr als 100 Euro wert. Leute, die den Wiederaufbau befürworten, sollten also froh sein, wenn Personen, die eine öffentliche Wahrnehmung für den Wiederaufbau erzeugen können, sich für die Garnisonkirche entscheiden - und nicht für eine der 5000 anderen Möglichkeiten, die sie - auch in Wahlkampf - haben.

    Blödsinn; es kommt nicht nur darauf an, daß jemand etwas macht, sondern auch wie.
    Das sehen wir 'Lothar', der sollte erstmal lernen, komplette Sätze zu schreiben und nicht so etwas wie 'Auch dort mit dem sicherlich gegebenen Wahlkampfkalkül.'
    Wenn die Form nicht stimmt, wird's mit dem Inhalt auch nicht weit her sein.
    Um dennoch auf letzteren einzugehen, die Botschaft unserers Innenministers lautet eindeutig:
    'Ein Tropfen auf den heißen Stein genügt'; jeder weiß, daß der Mann nicht zu Ärmsten gehört und dann ist es einfach frech und ungezogen, mit lausigen 100 Euro vor die Kameras zu treten, das demütigt das Projekt Wiederaufbau.
    Außerdem ist das Wahlkampfthema Unfug, denn im erzroten Brandenburg kann man kaum gerade mit dem Aufbau der Garnisonkirche auf Stimmenfang gehen, bei wem denn ?

  • Zitat von "Baton_de_Colle"


    [...]
    Das sehen wir 'Lothar', der sollte erstmal lernen, komplette Sätze zu schreiben und nicht so etwas wie 'Auch dort mit dem sicherlich gegebenen Wahlkampfkalkül.'
    [...]
    daß der Mann nicht zu Ärmsten gehört und dann ist es einfach frech und ungezogen, mit lausigen 100 Euro vor die Kameras zu treten, das demütigt das Projekt Wiederaufbau.

    Wie war das mit dem Glashaus und den Steinen? Zudem ist diese Art der Diskussion unterste Schublade. Niveauloser Argumentieren kann man gar nicht, als auf solche Nebensaechlichkeiten einzugehen. Erbaermlich!

  • Es weihnachtet sehr - die SED bezahlt den Wiederaufbau der Garnisonkirche - jedenfalls zum Teil

    Zitat

    „Die Initialzündung“

    Innenstadt - Der Beginn des Wiederaufbaus der Potsdamer Garnisonkirche ist ein Stück näher gerückt: Die 2008 gegründete Stiftung Garnisonkirche soll bis zu zwei Millionen Euro aus Mitteln der Parteien und Massenorganisationen der DDR bekommen...

    Wie Leinemann sagte, sollten etwa fünf Millionen Euro bereitstehen, ehe mit dem Bau des Turms begonnen werde....


    http://www.pnn.de/potsdam/247588

    Die konkurrierende Stiftung TPG hat ja nach eigene Angaben bereits 5 Mio+ zusammen. Für den Baubeginn des Sockels würde es also reichen, falls man sich zusammenfindet.

    Wirklich praktisch, dass die Kirche so modular aufgebaut war.

  • Das ist eine sehr gute und gerechte Quelle für solche Wiederaufbaugelder. Zur TPG: ich dachte, die war aus dem Projekt ausgeschieden?

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Genauere Informationen:

    Zitat

    In absehbarer Frist – noch vor Ende 2011 – soll es den Baustart für das Gotteshaus an der Breiten Straße geben... Da die Zuwendungen aus PMO-Vermögen an zeitliche Vorgaben geknüpft sind, stehen nun alle Zeichen auf Aktivität. Denn: „Bis 31. Dezember 2011 müssen die Gelder verausgabt sein.“ Welcher Teil des Garnisonkirchturms zuerst wiedererstehen soll, ist unterdessen noch nicht klar. „Das können die beiden Seitenflügel sein, aber auch der Mittelbau mit dem Eingang zum Turm“, so Bauer. Nicht zwingend müsse man mit jenem Turmteil beginnen, der auf dem jetzigen Straßenzug stand...

    Anfang des Jahres wird die Stadt ihrer Verpflichtung nachkommen und ihren Anteil am Kapital der Kirchenstiftung beisteuern: das Grundstück für den Bau. „Die grundbuchrechtliche Übertragung an die Stiftung steht bevor“, sagte OB-Büroleiter Wolfgang Hadlich gestern...


    http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11…R-Parteien.html

  • Zitat

    Die Stiftung Garnisonkirche ist dem Baustart für das Gotteshaus erneut einen Schritt näher gekommen. Nun ist die Wiederaufbaustiftung Eigentümerin des künftigen Baugrundstücks. Gestern wurde dafür der Vertrag unterschrieben, in dem die Stadt Potsdam das Grundstück an die Stiftung überträgt...

    2011 sollen die Voraussetzungen für den Turmbau geschaffen werden, indem die Breite Straße vom Filmmuseum bis zur Dortustraße umgestaltet wird. Vor seiner Sprengung stand der Turm auf einer Fläche, die heute teilweise Straßenraum und Gehweg umfasst.

    http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11…stueck-BAU.html