Potsdam - Garnisonkirche

  • Die Breite Straße 1911, koloriert.

    das Wichtigste auf dem Bild steht alles (noch oder wieder). Und dennoch, nicht zum Wiedererkennen. Straßen- oder Platzraum ist viel mehr als die Rahmengebäude.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Aquarell ca. 1840. Blick in die Mammonstraße und Garnisonkirche.

    Klose, Friedrich Wilhelm: Potsdam, Garnisonskirche und Mammonstraße
    Werk: »Klose, Friedrich Wilhelm: Potsdam, Garnisonskirche und Mammonstraße« aus der Sammlung »40.000 Gemälde, Zeichnungen und Grafiken«
    www.zeno.org

    Photo von Loebenstein, ca. 1940 (gemeinfrei). Das Eckhaus rechts wurde um 1/2 Geschoss aufgestockt, ansonsten gab es kaum Veränderungen in 100 Jahren.

  • Ich glaube, dass Eckhaus wurde auf Aquarell nicht richtig wieder gegeben. Es entspricht auf dem Foto, soweit ich weiß, dem friderizianischem Zustand.

  • Aquarell ca. 1840. Blick in die Mammonstraße und Garnisonkirche.

    Danke für dieses Aquarell! Ich habe das Forum rauf und runter gesucht und habe bisher nichts dergleichen finden können. Schade, dass das Kirchengebäude nicht auf den Straßenraum ausgerichtet war. Das hätte die Argumentation für einen originalgetreuen Wiederaufbau stärken können. So macht das anders dimensionierte moderne Gebäude in der Mammonstraße da jede Bezugsmöglichkeit kaputt.

  • Schade, dass das Kirchengebäude nicht auf den Stadtraum ausgerichtet war. Das hätte die Argumentation für einen originalgetreuen Wiederaufbau stärken können

    Das ist ja Quatsch. Da kommen wir zu der Frage, was zuerst da war. Das Ei oder fie Henne.

    Mal ganz davon abgesehen gibt es im Stadtgefüge viele Zusammenhänge, die durch die Garnisonkirche beeinflusst wurden.

    Das ist nur in der Debatte so gut wie irrelevant, da die, die es zu überzeugen gilt, sich nicht für Stadtreparatur interessieren, bzw. generell kein gesteigertes Interesse daran haben ihre Meinung über fie Kirche zu ändern.

    Wenn es jemand kann, dann ist es keine Kunst. Und wenn es jemand nicht kann, dann ist es erst recht keine Kunst!

  • Das ist ja Quatsch. Da kommen wir zu der Frage, was zuerst da war. Das Ei oder fie Henne.

    Mal ganz davon abgesehen gibt es im Stadtgefüge viele Zusammenhänge, die durch die Garnisonkirche beeinflusst wurden.

    Das ist nur in der Debatte so gut wie irrelevant, da die, die es zu überzeugen gilt, sich nicht für Stadtreparatur interessieren, bzw. generell kein gesteigertes Interesse daran haben ihre Meinung über fie Kirche zu ändern.

    Naja, wäre ich jetzt mal ganz vorsichtig von Quatsch zu sprechen. Zunächst mal hat immer erst die Realität vorrang, wenn man Argumente sammelt, die ein Kirchenschiff ins jetzige Stadtbild bringen soll. Klar, kann man mittels Masterplänen auch schon Perspektiven ausbreiten, auf die dann wiederum so ein Bau wie ein Puzzlestein referenziert. Aber soweit ich weiß, ist dieses problematisierte Gebäude absehbar gesetzt. Zu viele Abhängigkeiten führen eher zu einer Nicht-Umsetzung, würde man z.B. rein mit einem noch nicht bestehenden historischen Antlitz in der Plantage, hin zum ehemaligen Kanal, und in der Mammonstraße argumentieren (ergo also fast dem gesamten Umfeld der Kirche). Wäre das Kirchenschiff auf die Werner-Seelenbinder Straße dagegen ausgerichtet, so hätte man bei einer Reko sofort eine eingängige Stadtbildverbesserung aus dieser Perspektive. Wenn das Rechenzentrum weg ist, kann das Kirchenschiff dort zu den offenen Flächen hin eventuell eine bessere Gestaltung garantieren und damit die Argumente liefern, die man in der Werner-Seelenbinder Straße eher nicht gewinnt.

  • Die Werner-Seelenbinder Straße hat aktuell den Charme eines Hinterhofs und spielt im Alltag der meisten Potsdamer derzeit wahrscheinlich keine Rolle. Ich denke deshalb, dass selbst eine ehemalige Ausrichtung des Kirchenschiffs auf die Straße keinen großen Gewinn in der Debatte darstellen würde.

  • Dabei ist die Straße nur 200 Meter vom Landtag und 250 Meter vom Alten Markt entfernt sad:) Ich weiß gar nicht mehr, wie ich damals bei meinem Besuch vom Neuen Palais über den Schlosspark zum Landtag gekommen bin. Aber ich denke das wird die übliche Touristenroute sein. Zukünftig dann vielleicht ja irgendwo mit der Garnisonskirche mit dabei.

  • Die Frage der Ausrichtung eines eventuellen Kirchenschiffes spielt für die nahe Zukunft überhaupt keine Rolle. Erstens ist die Kirceh auf Jahre mit der Fertigstellung und dem Betrieb des Turmes befasst und zweitens gibt es bei den Potsdamer Kirche für ein Schiff gar keinen Bedarf.

    Allerdings wird auf dem Areal des ehem. langen Stalls das Kunst- und Kreativquartiert (KKQ) fertig, dass auf ca. 20.000 qm eine bunte Mischung von Nutzern bündeln soll. Hier wird erheblicher Verkehr entstehen und auch Besucherfrequenz.

  • Das mag ja alles so sein. Nur verstehe ich die Phlegmatik nicht ganz bei der Suche jetzt schon nach guten Gründen für die Wiederherstellung des Schiffes in historischer Gestalt. So als müsste man gar keine Argumente mehr dafür finden.

    Es ist nur logisch, dass man keine Argumente suchen muss für eine heutige Nutzungsmöglichkeit. Zum einen ist heute nicht das Geld da, selbst wenn es einen akuten Bedarf gäbe, zum anderen dreht sich eine Debatte um eine Bebauung an dieser Stelle ja erst, wenn es um eine konkrete Nutzung des Geländes geht. Das impliziert dann bereits eine Nutzungsidee.

    Worauf man sich jedoch noch m.E. zu wenig vorbereitet, ist die Debatte, wie ein Gebäude an der Position des Schiffes aussehen soll. Die Stiftung hat, obwohl Besitzer des Grundstücks, im Streit um das Rechenzentrum sich keineswegs unumstößlich gezeigt bei Gestaltungsideen in diesem Bereich.

    Es wäre somit doch sicherlich ratsam, eine Position in Unserem Sinne in der Bevölkerung zu befördern mit guten Argumenten. Das stärkste - und worauf sich hier scheinbar viele ausruhen - ist wohl der bereits bestehende vordere Teil mit Turm, der eine Fortschreibung der Architektur nahelegt. Aber gerade dafür bräuchte es die Auseinandersetzung mit der Kontaktstelle Kirchenschiff, Turmbasis im Stadtraum bzw. wie das Stadtbild gewinnt durch eine Reko Gestaltung. Es wäre nur allzu einfach hinter die jetzt aufgebaute Reko einen modernen Klotz zu setzen. Darauf sollte man vorbereitet sein.

    Vielleicht liege ich ja auch falsch, und man wird überhaupt keine Debatte führen über die Gestaltung. Ich würde es der bereits so streitreichen Garnisonskirche wünschen. Nur dran glauben will ich nicht so recht.

  • Man muss nicht an eine kirchliche Nutzung denken, hier ist eine Nutzung gefragt, die der ganzen Stadt etwas bringt.
    Konzert- und Veranstaltungsflächen z.B. sind in Potsdam immer wieder gefragt.

    Das bleibt eine abstrakte Aussage. Der Nikolaisaal ist nach wie vor defizitär und die anderen größeren Veranstaltungsräume nicht ausgebucht. Kommunales Geld für einen größeren Saal wird es ganz sicher nicht geben und Peter Schwenkow hatte auch schon mal abgewunken.

    Es müsste ein größerer Saal in der Verantwortung der Kirche sein. Das ist illusorisch.

    Was man machen kann ist die Hülle zu bauen und eine reversible Nutzung zu implementieren. Aber hierfür müsste man mit der Kirchenstiftung weiterkommen - das funktioniert auch nicht.


  • Beharrt die Kirchenstiftung denn auf einer kirchlichen Nutzung?
    Und was würde das Schiff nach der letzten Schätzung eigentlich ca. kosten?


    Gut gemanagte und gut erreichbare Veranstaltungsflächen sind doch praktisch immer gefragt und gebucht. In Berlin gibt es sehr viele überbuchte, wo man dann ins Brandenburgische ausweicht. Wechselnde Nutzungen sind ja auch denkbar, privat oder öffentlich betrieben.

  • Nun ja - ein Kirchenschiff sollte schon "auf Vorrat" gebaut werden. Falls es mal ein Malheur mit dem Reichstag gibt, hat man eine nahegelegene Ausweichmöglichkeit.

    Was mich an dieser Diskussion so irritiert, daß ist die Treiberei, die ständig vollzogen wird. Die Stiftung hat kein Geld, deshalb wird das nichts - - - - ist ja immer das schnellste Argument der Gegner des Wiederaufbaus.

    Erstmal den Turmstumpf fertigstellen - dann die Haube ausschreiben und umsetzen. Dann die Planung für das Schiff unter Beachtung der bürokratischen Mühlen beginnen. Ein Baubeginn für das Kirchenschiff ist mMn frühestens in 15 bis 20 Jahren zu erwarten.

    Entweder gibt es bis dahin die hoffentlich nicht einsetzenden Änderungen im Bebauungsplan - - - oder es gibt weitere 10 bis 15 Jahre später eine Vollendung des Wiederaufbaus der Garnisonkirche in Potsdam.

    Dann bin ich - so Gott will - 95 Jahre jung und habe eine theoretisch zu 50 Prozent bestehende Chance, die Wiedererstehung erleben zu dürfen.

  • Ich weiß gar nicht mehr, wie ich damals bei meinem Besuch vom Neuen Palais über den Schlosspark zum Landtag gekommen bin. Aber ich denke das wird die übliche Touristenroute sein.

    Ich kann dir garantieren, dass du nicht durch die Werner-Seelenbinder-Straße (ehemals Mammonstraße) gegangen bist. Dort verirrt sich niemand hin, der nicht in der Straße zu tun hat.

    Sofern du den ganzen Weg vom Neuen Palais zum Stadtschloss gelaufen bist, ist folgende Route die wahrscheinlichste. Vom Neuen Palais auf der Hauptallee im Park nach Osten bis zum Parterre unterhalb von Schloss Sanssouci. Dann nach rechts und weiter auf dem Weg Am Grünen Gitter. Er führt zum Parkausgang am Grünen Gitter neben der Friedenskirche. Es geht dann weiter auf der kurzen und sehr schönen Allee nach Sanssouci, die zum Luisenplatz führt. Auf dem Luisenplatz steht das Brandenburger Tor, hinter dem die Brandenburger Straße nach Osten zur katholischen Kirche St. Peter und Paul führt. Die Brandenburger Straße wurde zu DDR-Zeiten (damals Klement-Gottwald-Straße) als Fußgängerzone und Haupteinkaufsstraße der Innenstadt entwickelt. Sie zeichnet sich durch eine geschlossene historische Bebauung aus. Vor der katholischen Kirche biegt man nach rechts, also Süden in die Friedrich-Ebert-Straße ein, die zum Stadtschloss führt.

    Vom Luisenplatz aus kann man auch den ÖPNV nutzen. Straßenbahnen und Busse halten an der Südseite des Platzes, etwas versteckt hinter der Kaserne. Sie fahren dann durch die Charlottenstraße zur Friedrich-Ebert-Straße. Die Charlottenstraße ist die südliche Parallelstraße zur Brandenburger. Nördlich der Brandenburger Straße gibt es zwei Parallelstraßen - die Gutenbergstraße und die Hegelallee. Auf der Hegelallee fährt der 695er Bus. Er ist Besuchern zu empfehlen, die schnell vom Hauptbahnhof zum Schloss Sanssouci wollen. Der Bus fährt nach der Hegelallee am nördlichen Parkrand entlang (Schopenhauerstraße - Zur Historischen Mühle - Maulbeerallee).

    Vom Stadtschloss zum Park Sanssouci lässt man also die Garnisonkirche in der Regel links liegen. Man kann sie aber auch auf der Breiten Straße ansteuern und dann in die nächste (Dortustraße) oder übernächste Querstraße rechts einbiegen. Letztere, die Lindenstraße, führt am Großen Militärwaisenhaus vorbei nach Norden zum Jägertor an der Hegelallee.

    Potsdam-Luftbild_Innenstadt-02.07.2022-Toniklemm-SA40.jpeg

    Potsdam, Blick über die Brandenburger Vorstadt nach Osten (Foto: Toniklemm, 2. Juli 2022, CC-BY-SA-4.0)

    Das Luftbild zeigt den rechteckigen Luisenplatz, an dessen nordwestlicher Ecke (also unten links) die Allee nach Sanssouci abgeht. Rechts unten zwischen den Bäumen ist die Straßenbahnhaltestelle Luisenplatz zu sehen, an der auch gerade eine Straßenbahn steht, die aus der Charlottenstraße gekommen ist. Unten rechts die mit Farbe aufgebesserten Plattenbauten bilden den nördlichsten Teil der DDR-Wohnbebauung an der Neustädter Havelbucht. In der Blickachse der Charlottenstraße ist jenseits der Havel der Flatowturm im Park Babelsberg auszumachen. Links im Bild markiert die baumbestandene Hegelallee den nördlichen Rand der Brandenburger Vorstadt.

    Die Garnisonkirche war ein wichtiger Teil des baulichen Ensembles der Residenzstadt und sollte - zumindest äußerlich - vollständig wieder aufgebaut werden.

  • Beharrt die Kirchenstiftung denn auf einer kirchlichen Nutzung?
    Und was würde das Schiff nach der letzten Schätzung eigentlich ca. kosten?


    Gut gemanagte und gut erreichbare Veranstaltungsflächen sind doch praktisch immer gefragt und gebucht. In Berlin gibt es sehr viele überbuchte, wo man dann ins Brandenburgische ausweicht. Wechselnde Nutzungen sind ja auch denkbar, privat oder öffentlich betrieben.

    Für das Kirchenschiff gibt es bis dato keinen Bauantrag. Die Stiftung beharrt selbstverständlich auf der kirchlichen Nutzung weil sie sonst das Grundstück an die Stadt zurückgeben müsste. Die Stadt das Grundstück zur Wiedererrichtung der Kirche in die Stiftung eingebracht.

    Die Kostenschätzung für das Schiff lag vor drei Jahren bei 50 Mio. - jetzt also eher 60.

    Die Kirche wird sicher keine Veranstaltungsflächen bauen und managen - das wäre auch nicht wünschenswert. Peter Schwenkow von der DIAG hatte sich den Standort ja angeschaut und abgehnt.

    Es wäre schön, wenn erstmal das Geld für die Turmspitze zusammenkommt, das seit mehr als drei Jahren - bisher erfolglos - gesammelt wird. Wer heute angesichts der Haushaltslage irgendwelche Kirchenschiffe für eine zweistelligen Millionenbetrag fordert ist völlig aus der Realität katapultiert.