Potsdam - Garnisonkirche

  • eine finanziell geförderte Heimstatt für Künstler an anderer Stelle

    Das Kreativquartier Langer Stall wird ja gebaut.

    Vielleicht kann man ja außerdem noch einen Gedenkort schaffen für das, was in Potsdam unter den besonderen Bedingungen des real existierenden Sozialismus künstlerisch geleistet wurde. Dazu zähle ich ausdrücklich das 1972er Mosaik "Der Mensch bezwingt den Kosmos" von Fritz Eisel.

    Der Erhalt der Mosaiken von Fritz Eisel an einem anderen Ort, nämlich im neuen Kreativquartier, ist seit langem beschlossen.

    Einen "Gedenkort für DDR-Kunst" braucht man nicht. Diese gehört dahin, wo Kunst hingehört. Hasso Plattner sammelt DDR-Kunst und richtet dafür gerade "Das Minsk" als Kunstmuseum her. Lange Zeit waren Werke von Künstlern aus der DDR im Museum Barberini zu sehen. Gartenkunst und Freiplastik der DDR-Zeit gibt es in Potsdam auf der Freundschaftsinsel.

  • Genauso halte ich den aktuellen "Kompromiss"-Vorschlag, zwei unversöhnliche Richtungen auf einem Grundstück mischen zu wollen, für nicht besonders klug. Hingegen wäre eine vollständig rekonstruierte Garnisonkirche hier und eine finanziell geförderte Heimstatt für Künstler an anderer Stelle durchaus ausgewogen und unter zivilisierten Menschen deutlich konfliktfreier.

    Martintre,eigentlich ist oder war ja das ursprüngliche Ziel,den ganzen Kirchenbau aufzubauen.Und eine Ersatzwirkungsstätte für diese Künstler steht kurz vor dem Baubeginn in unmittelbarer Nachbarschaft zum RZ.

    Eigentlich gibt es schon einige Jahre einen richtigen Kompromiss.Das jetzige Problem hat der OB die Linke und leider jetzt die Stiftung selbst herbeigefürt.

    Alles jetzt sehr verkompliziert geworden.:kopfschuetteln:

  • Eigentlich gibt es schon einige Jahre einen richtigen Kompromiss.

    Lieber Rastrelli, Herr Herrmann hat's gemerkt: Ich hatte bewusst einen guten Kompromiss vorgeschlagen, den es schon längst gibt.

    Dies zeigt, dass es hier nicht an Ideen für eine faire Lösung mangelt, sondern an der Kompromissbereitschaft einer Minderheit.

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    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • Noch im Oktober des vergangenen Jahres betonte Herr Vogel bei einer Baustellenführung, dass man auf Abriss des Rechenzentrums und konzeptionelle Ausrichtung eines Kirchenschiffs hinarbeiten.

    Lügner oder Wendehals? ?

    Wenn es jemand kann, dann ist es keine Kunst. Und wenn es jemand nicht kann, dann ist es erst recht keine Kunst!

  • In den Antworten von Pfarrer M.Vogel geht nicht klar und deutlich hervor was der tatsächliche Grund für die ungewöhnlich plötzliche Kertwende bei der Stiftung war.Man ist jetzt bei der Stiftung auf einmal zufrieden mit allem so wie es gekommen ist.Hier ist von Potential des Kompromissvorschlags die Rede.:wie:

    Also doch nur ein Vorschlag?:kopfschuetteln:

    Ich denke alle Beteiligten dieses sogenannten (faulen) Kompromisses sollten weniger herumeiern sondern Tacheles reden was der wirkliche Grund ist.Das sind sie den ent und getäuschten Spendern schuldig.

  • Es ist doch völlig egal, was der Grund ist. Die Bürgerinitiative Mitteschön postet bei Facebook einen Flyer, auf dem ein städtebaulicher Wettbewerb gefordert wird.

    Alles klatscht Beifall - sowohl dafür als auch dagegen (da gibt es so verschiedene "gefällt-mir-Reaktionen").

    Auf welcher Basis ein städtebaulicher Wettbewerb????

    Gibt es schon einen neuen Bebauungsplan - - - - oder ein Mandat der SVV an die Verwaltung zur Aufstellung eines solchen?

    Hier in Potsdam wird grade versucht, die aktuelle Rechtslage auszuhebeln und keiner setzt dem ernsthaft Widerstand entgegen.

    Von den Abberufungsforderungen gegen den Obersten Vorsitzenden der FWG Herrn Dombert mal abgesehen macht sich da anscheinend eine Resignation breit, die für mich nicht nachvollziehbar ist.

  • Potsdamer Neuste Nachrichten (PNN) hat sich am 05.01.2022 mit dem möglichen Wiederaufbau der Garnisonkirche in einem Artikel befasst. Es gibt immer noch offene Fragen zu alten Themen und die Fördergesellschaft steht vor einer Zerreissprobe.

    Am Dienstag den 04.01.2022 gab es eine Pressekonferenz. Hier mal ein paar interessante Ausschnitte:

    "Durch den Verzicht auf das Kirchenschiff bestehe für die Stiftung auch keine rechtliche Handhabe mehr, den Abriss des Rechenzentrums zu verlangen.

    In derselben Pressekonferenz forderte Sara Krieg von der Bürgerinitiative „Potsdam ohne Garnisonkirche“ erneut einen Baustopp für den Turm. Dieser „Rumpfturm“ könne auch genutzt werden – ohne fertiggebaut zu sein. Linke gab zu bedenken, dass für die Außengestaltung des Turms noch viele Fragen offen seien, etwa ob dort einstiger Militärschmuck zu sehen sei. Für den Kompromiss wiederum sei es für ihn nicht nachvollziehbar, warum das Stadtparlament nicht mehr im Rathaus angesiedelt sein solle – schließlich gebe es bereits Pläne für einen Plenarsaal in dessen Innenhof.

    Für ihn sei die Vorstellung fürchterlich, dass in Potsdam nicht nur der Landtag hinter der barocken Kulisse des Stadtschlosses tage, sondern später auch das Kommunalparlament „im Schatten dieses Turms“. Linke gehört zu den langjährigen Kritikern des unter anderem wegen der NS-Geschichte der Kirche umstrittenen Bauprojektes und ist auch Mitglied in der Wählergruppe „Die Andere“, deren Fraktion im Stadtparlament ebenso auf die Einhaltung der Beschlüsse gegen finanzielle Hilfen der Stadt Potsdam für die Stiftung Garnisonkirche pocht.

    Außen vor sind dabei allerdings die Anhänger eines originalgetreuen Wiederaufbaus. Diese gehen nun gegen einen der Verhandler vor – gegen Matthias Dombert, Chef der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau und als Mitglied des Stiftungskuratoriums an den Verhandlungen beteiligt. 55 Mitglieder des Fördervereins forderten am Dienstag in einer Mitteilung Domberts Abberufung wegen „satzungswidrigen Verhaltens“, darunter der Ehrenvorsitzende Hans Rheinheimer, Domberts Vorgänger Burkhart Franck sowie mehrere Mitglieder der CDU und der Initiative „Mitteschön“. Mit dem Verzicht auf das Kirchenschiff habe Dombert „maßgeblich an einer Vereinbarung zum Schaden der Fördergesellschaft mitgewirkt“, so die Unterzeichner.

    https://www.pnn.de/potsdam/debatt…e/27946126.html

    :smile:

    PS: sollte "Konstantindegeer" bei dieser Veranstaltung dabei gewesen sein, kann er uns ja sich noch weitere Details nennen.

  • etwa ob dort einstiger Militärschmuck zu sehen sei

    Dieser Aufhänger "Militärschmuck" erscheint reichlich konstruiert und ist komplett reaktionär. Die Argumentation kommt von Phillip Oswalt, der allerdings das Wort "Waffenschmuck" benutzt.

    Wollte man gegen "Militärschmuck" vorgehen, gäbe es (nicht nur) in Potsdam sehr viel aufzuspüren und zu entfernen. Zum Beispiel die Trophäen auf dem Fortunaportal des Stadtschlosses/Landtags. Oder die Landsknechte am Michaelsdenkmal in Babelsberg. Oder die Rote Kaserne mit ihrem Kanonenschmuck. Oder, last but not least, das Sowjetische Ehrenmal mit seinen martialischen, Gewehr und Granaten haltenden, Soldaten. Mindestens eine Erklärtafel mit einem sich eindeutig pazifistisch distanzierenden Text sollte gerade bei diesem Sowjetsoldaten-Verherrlichungsmal drin sein. Sonst erscheint das Engagement dieses Herrn Carsten Linke (nomen est omen?) vom "Antimilitaristischen Förderverein Potsdam" wenig stringent und sehr unglaubwürdig.

    Reaktionär ist die Forderung des Verzichts auf "Waffen-" oder "Militärschmuck" natürlich deshalb, weil diese gezeigten historischen Gegenstände heute weder Krieg fördern, noch dass der Verzicht darauf Frieden sichert. Heute werden ganz andere Kriege geführt und ganz andere Waffen verwendet. Die heutigen Waffen sind nicht Lanzen und altertümliche Kanonenkugeln, sondern Drohnen, Minen, Bio-Waffen (Stichwort Viren), Computerprogramme usw...

    Ein "Antimilitaristischer Förderverein" müsste bzw. könnte sich zudem mit sehr vielen Dingen beschäftigen, die aus pazifistischer Logik heraus womöglich sehr viel stärker geeignet wären, militaristisches Denken im Alltag zu fördern oder die Vorstellung, Konflikte mit Gewalt zu lösen. Man denke nur an die ganze Egoshooter-Szene, die sicher auch in Potsdam existiert. Oder an gewaltverherrlichende Comics, die es sicher auch in Potsdam zu kaufen gibt. Von Kriegs- und Actionfilmen, die sicher auch in Potsdamer Kinos laufen, ganz zu schweigen. Man kann dazu stehen wie man möchte, aber als "Antimilitarischer Förderverein" fände ich hier ein zeitgemäßes Betätigungsfeld, wenn ich es ernst mit dem von mir behaupteten Auftrag meine. Das Abarbeiten an ein paar Fassadenornamenten zeigt mir aber, dass das hehre Anliegen höchstwahrscheinlich schlicht gelogen ist.

    Vielmehr geht es meiner Meinung nach gar nicht um Waffen, Krieg und Frieden, sondern einzig um das Verhältnis zur preußischen Geschichte. Das zeigte sich ja in Potsdam schon vor ein paar Jahren, als die Spende eines Denkmals für den Soldatenkönig abgelehnt wurde. Der war nun zwar als Militarist, aber nicht als Kriegstreiber bekannt. Und damit sind wir wieder bei der Identitätspolitik, die heute aktueller denn je ist.

  • Die Thematik der Trophäen ist - auch in der öffentlichen Debatte - mehrfach beleuchtet worden und hat mit Sowjektischen Kriegerdenkmalen nichts zu tun. Trophäen waren in der Antike aus Feindeswaffen meist um einen Baumstamm auf dem Schlachtfeld arrangierte heilige Sieges- und Friedensmale, deren Zerstörung bei Todesstrafe verboten war. Deshalb zeigen die Tropaia (so ist der griechische Ausdruck) meist sehr wilde Rüstungs- und Waffentechnik (auf dem Fortunaportal Helme mit Flügeln oder sogar Lindwürmern), weil die Feinde stets als besonders bedeutend dargestellt wurden. Sie waren ein Zeichen für den Ausgang der Schlacht und der Sieger war bestrebt diesen Ausgang als abschließende Friedensgeste zu perpetuieren.

    In diesem Sinne sind die Tropaia Friedenssymbole: sie erinnern an gewonnene Kämpfe, die die Basis für die Gesellschaft bilden. Mangels Bildung der Öffentlichkeit, gerade von Oswalt und Co., sehen diese nur die Waffen und sind nicht mehr in der Lage das Symbol des Motiv zu verstehen.

    Der Kanonenschmuck auf Kasernen ist hingegen deutlich einfacher zu verstehen - das ist wie ein Hauszeichen eines Handwerkers gedacht. Die Sowjetischen Ehrenmale haben mit der Thematik barocker Trophäennichts zu tun. Hier als Beispiel die Drachentrophäe des Fortunaportals.

  • Die Thematik der Trophäen ist - auch in der öffentlichen Debatte - mehrfach beleuchtet worden und hat mit Sowjektischen Kriegerdenkmalen nichts zu tun. Trophäen waren in der Antike aus Feindeswaffen meist um einen Baumstamm auf dem Schlachtfeld arrangierte heilige Sieges- und Friedensmale, deren Zerstörung bei Todesstrafe verboten war. Deshalb zeigen die Tropaia (so ist der griechische Ausdruck) meist sehr wilde Rüstungs- und Waffentechnik (auf dem Fortunaportal Helme mit Flügeln oder sogar Lindwürmern), weil die Feinde stets als besonders bedeutend dargestellt wurden. Sie waren ein Zeichen für den Ausgang der Schlacht und der Sieger war bestrebt diesen Ausgang als abschließende Friedensgeste zu perpetuieren.

    In diesem Sinne sind die Tropaia Friedenssymbole: sie erinnern an gewonnene Kämpfe, die die Basis für die Gesellschaft bilden. Mangels Bildung der Öffentlichkeit, gerade von Oswalt und Co., sehen diese nur die Waffen und sind nicht mehr in der Lage das Symbol des Motiv zu verstehen.

    Der Kanonenschmuck auf Kasernen ist hingegen deutlich einfacher zu verstehen - das ist wie ein Hauszeichen eines Handwerkers gedacht. Die Sowjetischen Ehrenmale haben mit der Thematik barocker Trophäennichts zu tun. Hier als Beispiel die Drachentrophäe des Fortunaportals.

    @ Konstantindegeer: um auf das eigentliche Thema zurückzukommen. Warst du bei der Veranstaltung am gestrigen Tag dabei gewesen? Kannst du uns hier im Forum noch mehr über die Veranstaltung berichten?

  • In diesem Sinne sind die Tropaia Friedenssymbole: sie erinnern an gewonnene Kämpfe, die die Basis für die Gesellschaft bilden. Mangels Bildung der Öffentlichkeit, gerade von Oswalt und Co., sehen diese nur die Waffen und sind nicht mehr in der Lage das Symbol des Motiv zu verstehen.

    Ich hatte bereits oben (möglichenfalls nicht ausreichend verständlich) geschrieben, dass es diesen Leuten auch gar nicht wirklich um Waffen, Krieg oder Frieden geht. Sondern dass diese nur ein Aufhänger für das Bild des "preußischen Militarismus" sind. Es geht also nicht wirklich um Trophäen, sondern um Preußen. Es geht also um das Verhältnis zur nationalen Geschichte insgesamt. Identitätspolitik in autoaggressiver Form.

    @ Konstantindegeer: um auf das eigentliche Thema zurückzukommen. Warst du bei der Veranstaltung am gestrigen Tag dabei gewesen? Kannst du uns hier im Forum noch mehr über die Veranstaltung berichten?

    Ja, es wäre mal interessant, ein paar Hintergrundinformationen zu erhalten.

  • Typisch Potsdam, etwas undurchsichtig. Mein Eindruck: das Haus der Demokratie anstelle des Kirchenschiffes hat Chancen, auch weil die SGP die Aufgabe schlicht nicht bewältigt. Für eine Sanierung des Rechenzentrums sehe ich weder Geld noch eine Mehrheit in der SVV.

  • Einen der Hauptgründe der Überforderung der Stiftung hinsichtlich der Spendeneinwerbung sehe ich nach wie vor in der Ohnmächtigkeit gegenüber der offensiven Gegnerschaft des Projektes.

    Etwas mehr Engagement auch gegen den Wind statt "durch Schweigen auf Schweigen hoffen" hätte möglicherweise mehr Vortrieb gebracht. Argumentativ kann man vieles von der Gegnerschaft hervorgebrachte als Alibi-Grund zurückweisen - man hätte es nur wollen müssen.

    Im Nachhinein betrachtet gab es den ersten Ansatz zum "Todesstoß" wahrscheinlich bereits mit dem vom OBM "moderierten" Runden Tisch, bei dem die Stimmen der Gegner des Projektes lauter waren als die wenigen zugelassenen Stimmen der Durchführenden.

  • Potsdamer Neuste Nachrichten (PNN) hat sich am 05.01.2022 mit dem möglichen Wiederaufbau der Garnisonkirche in einem Artikel befasst....

    Das hat tags zuvor schon die MAZ gemacht, der Artikel ist allerdings hinter einer Bezahlschranke.

    https://www.maz-online.de/Lokales/Potsda…atthias-Dombert

    "Pläne für Plantage: Proteststurm gegen Alt-Bischof Wolfgang Huber und FWG-Chef Matthias Dombert

    Zahlreiche Garnisonkirchen-Befürworter fordern Abberufung wegen Verrat an Grundsätzen und Entscheidungen im Hinterzimmer. Die Stiftung Garnisonkirche räumt ein, dass noch viele Fragen zu „Haus der Demokratie“ zu klären sind...."