Potsdam - Garnisonkirche

  • Luftpost: Heimdall hat die EKD nicht diffamiert, sondern kritisiert, und das völlig zutreffend. Die derzeitige EKD ist leider, das muss man so deutlich sagen, ein lupenreines Anhängsel des (...) Mainstreams. Gestern hat die EKD angekündigt, im Mittelmeer ein eigenes (...) Die EKD agiert in ihrer Mehrheit stets opportunistisch und ganz im Sinne des jeweils gerade angesagten Zeitgeists, (..) gekürzt

    Bitte nur konkret auf diesen Fall eingehen. Keine generelle Anklagen an die Kirche. Mod


  • Ich finde, es darf, oder muß sichtbar sein, daß das Bauwerk verschwunden war. Denn das gehört auch zur Geschichte eines abgerissenen Baus. Ein kompletter Wiederaufbau kann sich durchaus den Vorwurf der Geschichtsrevision zuziehen. Die Negierung der Tatsache, daß das Bauwerk vernichtet wurde.

    Ich hatte neulich einen Unfall mit meinem Auto - Heck und rechte Seite waren kaputt. Ich dachte bisher, dass die Reparatur eine gute Idee war. Nun wurde mir klar, dass ich damit Geschichtsrevision begangen habe, indem ich die Tatsache des Unfalles negiert habe. Und ich habe vergessen, dass es sichtbar bleiben muss, dass ich einen Unfall hatte...

    Im Ernst: Wer denkt sich so eine Logik aus? Wo kommen derartige Gedanken her?

    Konkret: Warum um alles in der Welt sollte man die Zerstörer von Kulturgut und ansehnlichster Architektur dadurch belohnen, dass ihrer vorsätzlichen Taten durch unvollständigen Wiederaufbau auch noch bewusst gedacht wird?

    Nein, mutwilliger Zerstörung begegnet man am angemessendsten, indem man die Folgen dieser Zerstörung möglichst vollständig beseitigt!

    _______________________________________
    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • @Luftpost : Was Du sagst, stimmt aber auch so nicht. Das preußische Heer existierte bis 1919 als selbständige militärische Einheit weiter, die Heere der anderen deutschen Staaten (mit Ausnahme von Sachsen, Bayern und Württemberg) wurden in das preußische Heer eingegliedert. Zusammen standen die vier Landesheere in Kriegszeiten (und nur dann!) unter gemeinsamem Oberkommando des Kaisers. Das preußische Heer war also bis zur Mobilisierung 1914 selbständig.
    Überhaupt ist es schwierig, die Selbständigkeit der preußischen Verfassungsorgane und Verwaltungseinheiten für die Zeit des Kaiserreiches zu definieren. Bismarck z.B. war bis 1890 gleichzeitig preußischer Ministerpräsident und Reichskanzler, und viele Bundesaufgaben wurden von der preußischen Verwaltung "miterledigt". Die Länder des Kaiserreiches hatten jedenfalls deutlich mehr Selbständigkeit als die Bundesländer der Bundesrepublik oder die Gliedstaaten des Deutschen Reiches 1919-1933.

  • Konkret: Warum um alles in der Welt sollte man die Zerstörer von Kulturgut und ansehnlichster Architektur dadurch belohnen, dass ihrer vorsätzlichen Taten durch unvollständigen Wiederaufbau auch noch bewusst gedacht wird?

    Könnte hier die Absicht verborgen liegen, den (irgendwie mitschuldig gedachten) Betrachter nachhaltig zu bestrafen? Für eine reine Erinnerung genügte doch wohl eine Tafel mit Foto.

  • Könnte hier die Absicht verborgen liegen, den (irgendwie mitschuldig gedachten) Betrachter nachhaltig zu bestrafen? Für eine reine Erinnerung genügte doch wohl eine Tafel mit Foto.

    Ich fürchte, genau diese verquere Logik liegt den Ausführungen von reschbanner zugrunde. Aber vielleicht erläutert er ja selbst einmal, wie er das gemeint hat.

  • @ "Luftpost". Für mich liegt es eigentlich fern, die Organisation EKD mit dem christlichen Glauben an sich gleichzusetzen. Wenn Du Dich aber durch meine Äußerungen als Christ angegriffen fühlst, möchte ich Dir versichern, dass das nicht meine Absicht war und ich das natürlich bedauere.

    Noch kurz zu den historischen Äußerungen. Hitler wurde in freien Wahlen eigentlich nie mit absoluter Mehrheit gewählt. Das höchste Ergebnis war im Juli 1932 mit ca. 37 Prozent. Selbst unter den verschärften Bedingungen nach der Machtergreifung im März 1933 waren es dann nur unter 44 Prozent. Anfangs bildete sich eine Koalitionsregierung, bei der die Nationalsozialisten eine Minderheit stellten. Der eigentliche Sündenfall war das Ermächtigungsgesetz vom März 1933, bei dem die Weimarer Politiker im Reichstag (mit Ausnahme der SPD) geschlossen für ihre Selbstentmachtung gestimmt haben. Somit hat weder "ein Deutschland" einen Hitler an die Macht gewählt, noch ist "das damalige Deutsche Volk schuldig" geworden. Das sind wiederum recht diffamierende bzw. pauschalisierende Äußerungen über die Deutschen.

    Im Nachhinein sind wir alle klüger, aber was macht uns so sicher, über die Menschen in einer ganz anderen historischen Situation so hart urteilen zu können? Wir kennen das Ende der Geschichte, der Fritz Müller von 1933, der sozial schlimme Jahre hinter sich hatte, kannte es nicht. Damals gab es viel weniger Zugang zu (kritischen) Medien, vor allem nach der Machtergreifung. Heute kann sich jeder, der will, informieren. Tut er es? Wissen wir wie die Geschichte unserer Generation enden wird?

    Zuletzt: Ich glaube nicht an die These, dass man Preußen zum Sündenbock erklärte, um dann Deutschland von Schuld freizuwaschen und deutsche Teilstaaten aufbauen zu können. Die Auflösung Preußens geschah durch das Kontrollratsgesetz 1947. Die deutschen Teilstaaten wurden 1949 gegründet. Und bis heute ist bei Bedarf von der deutschen Schuld die Rede. Spätestens, wenn jemand Schulden erlassen oder Reparationen ausgezahlt bekommen möchte. Sehr effektiv war also dieser Anti-Preußen-Effekt nicht.

    Um zum Thema zurückzukommen: Diejenigen, die die Rekonstruktion der Garnisonkirche befürworten, müssen sich doch einfach die Frage stellen, wie viele Kröten sie denn zu schlucken bereit sind, um das Projekt voranzutreiben? Geht es nur um die Silhouette des Turmes im Abendlicht? Ist alles andere an Begleitmusik dagegen völlig egal? Hofft man, auch den letzten Kritiker ins Boot zu bekommen, um seine Befindlichkeiten ausreichend zu berücksichtigen? Denkt man, dass man auf die Befindlichkeiten der ursprünglichen Freunde der Idee immer weniger Rücksicht zu nehmen braucht? Wieviel Spagat meint man hinzubekommen, ohne sich einen Dammbruch zuzuziehen?

  • Nach dem ganzen Hin und Her kann ich die Empörung und die Resignation verstehen. Jedoch will ich nach wie vor die Potsdamer Garnisonkirche wieder haben! Es wäre gut wenn jetzt mal jemand auf den Tisch hauen würde und den Willen der Spender und Unterstützen (auch potentiellen) ausdrückt, im Zusammenhang mit einer Nutzung des Kirchenschiffs als Veranstaltungs- und Konzertraum und damit auch den strukturellen Wiederaufbau des Inneren. Ich denke nicht, dass es jetzt an der Zeit ist den radikalen Sozialisten klein beizugeben...

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

    Einmal editiert, zuletzt von Fusajiro (13. September 2019 um 16:57)

  • Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren - Tonaufnahme des Glockenspiels von 1913

    (Lied von Joachim Neander - Prediger an St. Martini in Bremen - aus dem Jahre 1680)

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    (hier von min.00:20 bis min 02:28)

    (Weiterführende Informationen: https://grammophon-platten.de/e107_plugins/f…topic.php?24668)

    U.a. mit den Klängen der Garnisonkirche wurden somit einst für gute Zwecke Spendengelder gesammelt.

    Und heute stellt man diese Klänge einfach ab...

    Interessant,nicht wahr ?

    O tempora o mores !

    P.S.: Hier nochmal der direkte 'Ton-Vergleich' mit dem gegenwärtigen Glockenspiel aus Iserlohn:

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    2 Mal editiert, zuletzt von Pagentorn (13. September 2019 um 15:20)

  • Ich muß an dieser Stelle auch mal einräumen, daß hier mit Sicherheit niemand die Absicht hatte religiöse Gefühle zu verletzen. Ich muß aber genauso einräumen daß es für mich äußerst befremdlich ist, wenn ausgerechnet Vertreter der Kirche sich gegen den Wiederaufbau aussprechen.

  • "Pagentorn", Du kannst Deine Vorschläge ja mal an die EKD schicken. Ich denke, die werden hocherfreut sein und einen Dankesbrief zurücksenden. Schämen tun sie sich immer gerne, auch heute noch, weil sie zu männlich, zu sexistisch, zu weiß, zu wenig offen sind, nicht genug für die EU tun, weil sie einen Diesel fahren oder noch keine Solaranlage aufs Kirchendach gesetzt haben. Schämen und sich sündig fühlen ist eigentlich das Lebenselixier der EKD und teils auch mittlerweile der Katholiken. Wenn sie sich für ihre politisierenden Äußerungen schämen würden, wäre es aus meiner Sicht ja noch in Ordnung. Aber meist wollen sie andere Leute zum Mitschämen ermahnen.
    Das Garnisonkirchen-Konzept könnte natürlich noch erweitert werden. Zitate in allen Sprachen der Erde an der Fassade des Turms. Von Che Guevara bis Nelson Mandela und Ho Chi Minh. Und als Figurenschmuck keine Militärsymbole, sondern nur Friedenszeichen aus den Weltkulturen aller Kontinente. Die Auswahl der Gestaltungelemente wird dabei exklusiv in die Hände hiesiger "People of Color" und einer ausgewählten Kooperative honduranischer Kaffeebauern gelegt.

    Anders ausgedrückt. Das ist genau das, weshalb ich das Projekt Garnisonkirche von weiter Ferne beobachte, den Turm auch städtebaulich begrüße, aber keinen Finger zur Unterstützung rühren werde. Ich habe einfach keine Lust, eine weitere Erziehungsanstalt und weitere Schämstätte mit Spenden zu fördern, vor der aus mir dann politische Botschaften übermittelt werden, die zu hören ich noch weniger Lust habe.

    Ich bitte das nicht misszuverstehen. Deine obigen Zitate Wilhelms II. sind ehrenwert. Auch andere ähnliche Zitate von Menschen, die in jener damaligen Zeit einen klaren Verstand und eine anständige Haltung bewahrt haben, sollen keinesfalls abgewertet werden.

    Aber, was soll das heute eigentlich noch bringen? Noch mehr Vergangenheitsbewältigung? Noch mehr Selbstbepinselung, auf welch gutem Weg wir heute sind und wie übel die Leute damals waren? Und noch mehr Suche nach Personen, die man als die aktuellen Nachfolger der Schandtäter von damals interpretieren kann und dann anzuprangern versucht? Ist es nicht irgendwann genug mit dem ganzen Zeug?
    Nein, sorry, ich bin da draußen.

    Macht den Turm, macht das Schiff, macht von mir aus eine Konzerthalle oder Diskothek daraus, aber für diese Zeitgeist-Verrenkungen ist mir dann die Beschäftigung zu schade. Vielleicht wäre es besser, umso weniger da jetzt gebaut wird. Denn umso weniger kann verhunzt werden.

    Heimdall, Du hast es absolut auf den Punkt gebracht!
    Mehr ist dem nicht hinzuzufügen!

  • Es steht mir als Admin nicht zu ironische oder gar zynische Bemerkungen zu tätigen - ich möchte hier nur mal ein Video einstellen wie so die "Sozialisten" drauf waren - denkt euch euren Teil selbst:

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  • In Bremen angeworben…

    Vielen Dank, Onkel Henry, für die Anregung zum Nachdenken !


    Wenn ich aber das in dem Video gebotene militärische Zeremoniell mit der Truppeninspektion in dem folgenden Spielfilm vergleiche, dann stehen meine Präferenzen fest – und nicht bloß wegen der bisher unerreichten Interpretation des Soldatenkönigs durch den großen Emil Jannings, denn auf der ‚Karl-Marx-Allee’ in Ost-Berlin ragte im Hintergrund lediglich die Architekturkulisse der ehem. 'Stalin-Allee' auf, während hier – wenn auch nur als gemalte Kulisse in den Babelsberger UFA-Studios – sogar die Garnisonkirche kurz ins Bild kommt.

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  • Die Garnisonkirche war im Übrigen oft Zeugin eines grandiosen Beispiels der Zusammenarbeit von Tier und Mensch, gegen welches der alljährliche Auftritt der britischen Garde-Kavallerie-Einheiten bei 'Trooping the Colour' belanglos und blaß erscheint...
    Das reicht schon fast an die Leistungen der Spanischen Hofreitschule in Wien heran !

    Diese unglaublich präzise ausgeführten langen Reihen der Pferde sind weltweit bis heute unerreicht.


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  • Danke Pagentorn für die Aufnahmen. Ich kannte sie nicht. Der Begriff Kunst ist ja eng mit dem klassischen Reiten verbunden, da diese Reit-Lektionen zum Teil künstliche Bewegungen verlangen. Ich bereite für´s Forum gerade einen Strang "Ross und Reiter in der Architektur" vor, da werde ich nochmal gesondert auf Reithäuser, Exerzier-Plätze etc eingehen, die als Bühne zur Vorführung dienten.

    Beauty matters!

  • Die neuesten Irrungen und Wirrungen:
    Der "Kompromissvorschlag" von OB Mike Schubert für eine Jugendbegegnungsstätte neben dem Turm der Garnisonkirche wird von einem der lokalen Jugendsozialträger massiv kritisiert, solche Institutionen gäbe es in Potsdam schon genug, eine weitere Jungendbegegnungsstätte sei "existenzbedrohend" für die die schon bestehenden Institutionen.
    >> PNN
    Währenddessen ist von unserem Bundespräsidenten zu vernehmen, dass er von dem o.g. "Kompromissvorschlag" ziemlich angetan ist. >> Süddeutsche

    Ehrlich gesagt habe ich von diesem Präsidenten, der ja meint eine Deutungsmonopol darüber zu haben was "bürgerlich" ist, auch gar nichts anderes erwartet. :/

  • Das Rechenzentrum im hinteren Teil ist fast abgerissen:


    Auf der Baustelle:


    Es kam ja die Frage auf, wieso man im hinteren Teil noch nicht so hoch gebaut hat wie an der Straßenfront. Ganz einfach, hier wird es eine große Bogenöffnung geben, die in Höhe des Chores bzw. der Orgel zwischen dem Turm und dem später angelegten Kirchenschiff vermittelt.

    Außer der Reihe: Blick über die 'Plantage' zum Hinterhaus der Yorckstraße:

    Glockenspiel und 'Plantage'

  • Heute wurde die Betondecke über dem Kapellenraum gegossen und somit das erste Turmgeschoss im Rohbau nahezu vollendet. Der Baufortschritt der seitlichen Anbauten befindet sich derweil schon im 3. Geschoss, da dort jeweils noch eine Zwischendecke vorhanden ist und sich auch die Decken über dem zweiten Geschoss in niedrigerer Höhenlage befinden als die Decke des Kapellenraumes.

    https://www.facebook.com/PotsdammitGarnisonkirche/

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...