Potsdam - Garnisonkirche

  • Deshalb kann die geistige Befreiung heute auch nur noch durch die Überwindung der NS-Vergangenheitsbewältigung (zumindest deren dominanter Präsenz) passieren.



    Dass kann ganz sicher aber nicht die Lösung sein.


    Wenn Begriffe wie "Reichsbahn" oder das Gebrauchen von Frakturschrift mit dem sog. "Dritten Reich" in Verbindung gebracht werden, lässt dies einfach auf mangelhafte Geschichtskenntnisse schließen.


    Dadurch, dass man einen Teil der Geschichte ausblendet - und nichts anderes wäre es sich nicht damit auseinanderzusetzen- werden bestimmt keine besseren Geschichtskenntnisse geschaffen.

    Edited once, last by Andreas ().

  • Hallo zusammen,


    endlich mal was Positives (hoffentlich wird das nicht auch noch einen Tag vorher gecancelt):


    am Freitag, 18. Dezember, um 18 Uhr in der Ausstellung zur Garnisonkirche/Nagelkreuzkapelle, Breite Straße 7, 14467 Potsdam, Buchvorstellung von Andreas Kitschke: „Die [lexicon='Garnisonkirche Potsdam'][/lexicon] – Krone der Stadt und Schauplatz der Geschichte“. Herausgegeben von der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der [lexicon='Garnisonkirche Potsdam'][/lexicon] e. V.
    400 S., 372 größtenteils farbige Abb., geb. 28,- € [D], / 34,80 SFr / 28,80 € [A] ISBN 978-3-86124-694-7


    Grüße
    Luftpost


  • Wenn Begriffe wie "Reichsbahn" oder das Gebrauchen von Frakturschrift mit dem sog. "Dritten Reich" in Verbindung gebracht werden, lässt dies einfach auf mangelhafte Geschichtskenntnisse schließen.


    Dadurch, dass man einen Teil der Geschichte ausblendet - und nichts anderes wäre es sich nicht damit auseinanderzusetzen- werden bestimmt keine besseren Geschichtskenntnisse geschaffen.


    1. Mangelhafte Geschichtskenntnisse sind ja gerade erwünscht. Die Fixierung soll allein auf die Verbrechen der NS-Zeit und dann natürlich noch die Gnade der bundesdeutschen Demokratie laufen. Das sieht man schon daran, welchen niedrigen Stellenwert der Geschichtsunterricht in den Schulen hat. Die Entfremdung von der eigenen Herkunft soll so gefördert werden.


    2. Es geht nicht um Ausblendung, sondern die Rückführung der NS-Vergangenheitsbewältigung auf ein angemessenes Maß. 12 Jahre im Bezug zu 1000 Jahre Geschichte. Das sind 1,2 Prozent. Ich bin großzügig. Die NS-Zeit soll 2% des Geschichtsunterrichts und der politischen Bildung in den Medien einnehmen dürfen.

  • 1. Mangelhafte Geschichtskenntnisse sind ja gerade erwünscht.

    2. Es geht nicht um Ausblendung, sondern die Rückführung der NS-Vergangenheitsbewältigung auf ein angemessenes Maß.


    Die Punkte würde ich gerne diskutieren, aber nicht in diesem Strang.


    Ich halte es nämlich nicht für sinnvoll, im Zusammenhang mit dem Wiederaufbaus der Garnisonkirche über Geschichte des Nationalsozialismus zu diskutieren, da dadurch die Kirche wie von den Nationalsozialisten gewollt und von den Gegnern der Rekonstruktion gerne aufgegriffen, zu einem Symbol dafür wird, dass der Nationalsozialismus in der Tradition Preußen steht, geradezu die notwendige Folge von dessen Geschichte.


    Grund für den Wiederaufbau der Garnisonkirche sollte aber nicht das anknüpfen an irgendwelchen Symbolen, sondern die Heilung des Stadtbildes von Potsdam sein.


    Es wäre daher schön, wenn diese Diskussion in einen eigenen Strang in "Auerbachs Keller" verschoben werden könnte.

  • Grund für den Wiederaufbau der Garnisonkirche sollte aber nicht das anknüpfen an irgendwelchen Symbolen, sondern die Heilung des Stadtbildes von Potsdam sein.


    Das ist gewiss Konsens in diesem Forum, und ergibt sich aus unserer Interessenlage, es gibt aber natürlich noch andere ideologische und profane Gründe von anderer Seite z.B.:

    • Schliessen einer DDR-Wunde
    • Sentimentalitäten hinsichtlich Heilig-Kreuz-Kapelle (z.B. Stolpe) oder der Garnisonkirche
    • Kirchenpolitische Gründe wie die besonderte Bedeutung der Kirche für die Unierte Glaubensgemeinschaft
    • Tourismus - der Frauenkircheneffekt
    • Versöhnungsgedanke der Nagelkreuzbewegung
    • Schaffung der Möglichkeit zur Neubespielung ideologischer Art
    • Potsdam Gong (Mozart). Der Kirchturm als würdige Hülle für das weltberühmte Glockenspiel.
    • Wertsteigerung bei Immobilien
  • "So wurden vier Szenarien als mögliches Ergebnis des Bürgerdialogs festgehalten. Der Bau des Turms und des Schiffes der Garnisonkirche, nur der Turmbau, die Realisierung des Turms bei gleichzeitiger Erhaltung des Rechenzentrums oder die alleinige Erhaltung des Rechenzentrums ohne Kirchenbau."


    http://www.pnn.de/potsdam/1029086/


    (Quelle: Potsdamer Neuste Nachrichten, 02.12.2015)


    Ich dachte es wird über eine Erhalt des Rechenzentrums nicht mehr diskutiert, weil doch in einer Stadtverordnetenversammlung beschlossen wurde dieses Rechenzentrum abzureissen?!

  • Ich wiederhole mich - Hitler war (meines Wissens) einmal in der Garnisionskirche, zum Tag von Potsdam. Er war nicht täglich dort. Warum soll/darf das Kirchenschiff nicht wieder aufgebaut werden? Nur der Turm - das ist doch lächerlich!

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • POSITION: Bau der Garnisonkirche ist Bau alter Symbolik!


    Wolfram Hülsemann (ehem. Gemeindepfarrer und Superintendent) durfte am 04.12.2015 in Potsdamer Neuste Nachrichten seine Position zum Wiederaufbau der Garnisonkirche uns allen und den vielen anderen Lesern mitteilen.


    http://www.pnn.de/potsdam/1029719/


    Was haltet Ihr von dieser Position bzw. seinem Kommentar?

  • Jedem seine Meinung.


    Mir geht es nur um die Wiederherstellung der aeusseren Gestalt der Kirche in seiner vollen Schoenheit. Wenn man schon das Stadtschloss und den Alten Markt wiederaufbaut, dann muss man auch konsequent sein und auch die Garnisonkirche ebenfalls wiederaufbauen. Ob Herr Hitler und Her Hindenburg sich fuer ein paar Sekunden vor der GK die Haende schuettelten ist mir persoenlich schnuppe. Diese schlimme Zeit ist fuer mich so weit weg wie die Napoleonischen Kriege. Die Sprengung dieses Kulturdenkmals durch sozialistische Vandalen muss meiner Meinung nach unbedingt durch den Wiederaufbau wiedergutgemacht werden. Wenn man bedenkt, wie viele Pfarrer usw vor dem Wiederaufbau der Frauenkirche auch dagegen waren, dann bestaetigt die Meinung Herrn Huelsemanns mich sogar eher noch, dass der Wiederaufbau genau die richtige Antwort sein wird.

  • Ich finde den Dialog grundsätzlich gut. Anders als die Querulantenfraktion von "ohne" haben die "Christen" ein Anliegen und gehen auf Positionen ein. Dialog mit ihnen macht es nur besser.


    Quote

    Mantraartig wird in Sachen Potsdamer Garnisonkirche wiederholt, dass das Ablehnen des Neubauvorhabens seinen Grund einzig im sogenannten Handschlag zwischen Hindenburg und Hitler hätte.


    Die ideologische Ablehnung fußt bislang nur auf der propagandistischen Inszenierung des "Tag von Potsdam". Dass dieser auch andere Kirchen der Stadt einbezog, spielt keine Rolle, weil man nur die Garnisonkirche propagandaseitig in den Vordergrund stellte. Der Handschlag hat nichts mit der Kirche zu tun. Nicht einmal mit dem, was dem Handschlag zugeschrieben wurde.


    Quote

    Diesen Einwand, aus den Zusammenhängen gelöst, kann man zur Seite legen. Der besagte propagandistische Akt sollte bekanntlich ein Zeichen gerechtfertigter Machtsicherung übermitteln. Die Garnisonkirche mit ihren Akteuren bot dafür die Kulisse. Seit der Fertigstellung stand sie durch programmatische Grundausrichtung wie kaum ein anderes Monument als Symbol für handfeste Interessen und Grundwünsche der Herrschenden. Damalige Interessen und Wünsche, die den heutigen Befürwortern des Baus keineswegs unterstellt werden dürfen!


    Nun kommt sie aber doch die Unterstellung:

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    Die Garnisonkirche stand über Jahrhunderte in besonderer Weise für Kommunikation und Indoktrination einer absolutistischen Obrigkeitsideologie. Wer diese zerstörte Kirche wieder aufbaut, baut an dieser alten Symbolik.


    und

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    Die alten Symboliken der zerstörten Garnisonkirche dürfen nicht ungebrochen rekonstruiert werden. Darum als Mantra: Der Akt der Symbol-Rekonstruktion setzt verwirrende Signale für Wertebildung und demokratische Wertesicherung der Gesellschaft frei.


    Ich denke, es wird hier gewissermaßen der IIntellekt der Öffentlichkeit beleidigt. Darf ein Protestant nach Hülsmann einen katholischen Dom oder eine Moschee besuchen? Ist die "alte Symbolik", nämlich Grablege preußischer Könige zu sein, denn überhaupt noch im Bewusstsein präsent und eine Rekonstruktion dieses Aspektes angedacht? Was ist so gefährlich an der Wetterfahne, die nun einmal besser aussieht? Warum sind symbolische Brüche für ihn überhaupt so wichtig? Zuletzt, hat die evangelische Kirche nicht bislang alles unternommen, um einer anderen theologischen Aneignung des Ortes den Weg zu weisen?

    Edited 2 times, last by Agon ().

  • Sollen sich die destruktiven Kräfte endlich zurückziehen - mich freut es, denn die haben bis heute nicht begriffen, dass der 1:1 Wiederaufbau des gesprengten Turms nie zur Disposition stand. Sie wollten das aber auch nicht und nicht akzeptieren und dachten mit ihrer tödlichen Umarmungstaktik hier Player zu sein.


    Wenn der Balast endlich weg ist heißt es volle Kraft voraus und zurück in die Zukunft! Jetzt, wo der Alte Markt gerade neu aufblüht fehlt mir schon das Glockespiel gewaltig!

    „Dekoration ist der wichtigste Teil der Architektur“ (Sir William Scott)

  • Die Idee mit den 25 Potsdamern ist schräg. Es stand doch das Projekt nie zur Disposition. Im Bürgerdialog ging es um das Umfeld.


    Aus dem Turm wird deutlich, dass es 5-6 Bauabschnitte geben kann.

  • Es gibt eine Antwort der Fördergesellschaft auf den Kommentar von Herrn Wolfram Huelsemann in den PNN. Matthias Dombert führt im Detail aus, was die Pläne sind.


    Quote

    Fest steht aber bereits jetzt, dass das Nutzungskonzept, das der Baugenehmigung für den Kirchturm zugrunde liegt, diesen Bruch von vornherein zur Grundlage gemacht hat. Der Wiederaufbau des Turmes der Garnisonkirche in seiner historischen Hülle mit dem modernen Nutzungskonzept im Inneren dokumentiert einen klaren Bruch in der Architektur. ...Ein Aufzug auf den dann höchsten öffentlich zugänglichen und barrierefreien Aussichtspunkt Potsdam ist vorgesehen, schwer vorstellbar, dass bei alldem den Besucher die Sehnsucht nach preußischen Regimentsfahnen packt.

  • "Die Stiftung Preußisches Kulturerbe um den Vorsitzenden Max Klaar beendet ihre Tätigkeit und damit ihr Engagement zum Erhalt von Kirchen in Brandenburg. Das übrige Stiftungskapital von 850 000 Euro soll nach seinen Angaben [...] zum Jahresende an die von-Hinckeldey-Stiftung übergehen, die sich der Pflege preußischer Kulturdenkmäler in Berlin und Brandenburg sowie der Unterstützung in Not geratener Polizisten in Berlin widmet. Im Streit um das Nutzungskonzept für die Garnisonkirche als Ort der Versöhnung samt Aufarbeitung der NS-Geschichte hatte Klaars Stiftung Anfang 2014 festgestellt, dass ihr Zweck nicht mehr erreicht werden könne und seither [...] die gesammelten Spendengelder zur Rettung von Kirchenbauten in Brandenburg ausgegeben. Nach dem den PNN vorliegenden Rechenschaftsbericht sind mit Stand November 2015 insgesamt 7,98 Millionen Euro in Projekte geflossen, ein Großteil der Summe ging nach Potsdam. Allein die Nikolaikirche bekam 1,8 Millionen Euro für Sanierungsarbeiten. Für die Sanierung von Kirche und Friedhof in Bornim zahlte Klaars Stiftung 1,065 Millionen Euro. Noch im November gab es 303 000 Euro für die evangelische Kirche in Bornstedt."


    Vielen Dank Herr Oberstleutnant für Ihr großartiges Engagement über die vielen Jahre. Ihr Glaube an die Wiedervereinigung und eine Rückkehr der Garnisonkirche, lange vor 1989 hat mich immer beeindruckt! Glück ab!


    http://www.pnn.de/potsdam/1034656/

    "Wie schön ist es doch zu leben." Pippi Langstrumpf

  • Die PNN veröffentlicht heute einen Beitrag von Joachim Zehner zum Wiederaufbau der Garnisonkirche:


    "Die Garnisonkirche muss gebaut werden, denn Schuld lässt sich nicht wegsprengen. Ein Gastbeitrag von Joachim Zehner, Superintendent der Evangelischen Kirche in Potsdam."


    "Dr. Joachim Zehner ist Superintendent der Evangelischen Kirche in Potsdam. Er antwortet auf eine Position von Wolfram Hülsemann von der Initiative „Christen brauchen keine Garnisonkirche“ vom 4. Dezember 2015."



    Lesenswerter Beitrag... :thumbup:

  • Also ich finde diesen Artikel nur zum Kotzen. Soll er sich doch aufs Häusel aufhängen gehen mit seiner nichtwegsprengbaren Schuld, aber seine Mitmenschen damit in Ruhe lassen.
    Tut mir leid, ich versteh schon, dass er in UNSEREM Sinne, also FÜR den Wiederaufbau argumentiert, aber glaubt mir, mit solchen Kasperln und solchen schwachsinnigen Argumenten ist kein Staat zu machen, ist man einfach eo ipso auf der Verliererseite. Kein vernünftiger Mensch betont fortwährend die absolute Minderwertigkeit der Sache, die er zu befördern vorgibt.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.