Potsdam - Garnisonkirche

  • Wenn das Gerüst am Turm gefallen ist, kann man vielleicht darauf hoffen, dass dies wie so häufig eine Begeisterungswelle für die weitere Rekonstruktion auslösen kann. Das wäre dann der Zeitpunkt erneut dafür zu werben und eine Gegenoffensive per Petition zu starten. Ich kann mir noch immer nicht vorstellen, dass es in Potsdam eine tatsächliche Mehrheit für den Erhalt des Rechenzeitrums gibt. Es ist lediglich eine Frage dessen, wie man die Anhänger der einen oder der anderen Idee mobilisiert bekommt. Und da scheint es mir auf Seiten der Rekonstruktionsbefürworter noch erheblich Defizite zu geben.

    Ich schreibe das deshalb, weil hier schon wieder die Ostdeutschen bevormundet werden, wie zu Zeiten der DDR.

    Niemand wird bevormundet. Wir leben in einem freien Land, in dem sich jeder einbringen kann, wenn ihm bestimmte Entwicklungen nicht passen. Insofern müssen jetzt die Potsdamer Rekofreunde mal Dampf machen, allen voran vielleicht Mitteschön.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Ja, schon klar. Niemand wird bevormundet. Genau.

    Es geht hier um Chancengleichheit bei Leitungspositionen und diese sind nach wie vor nicht paritätisch besetzt.

    Und deshalb kann der West-Tagesspiegel auch fast nur Wessis aufbieten, die unterschrieben haben.

    Freies Land - alles klar. Die Wahrheit ist, ich habe nach der Wende noch nie so viele Zäune und Begrenzungen gesehen verglichen mit vor der Wende. Exklusion ist eine Kerneigenschaft der westdeutschen Gesellschaft.

  • Ich glaube nicht, dass es dem Projekt Garnisonkirche förderlich ist, wenn man zwischen Ost und West polarisiert uns spaltet. Günther Jauch ist einer der eifrigsten Spender und ein Westdeutscher. Die Potsdamer Garnisonkirche ist ein gesamtdeutsches Projekt und ich denke, nur so kann es funktionieren, wenn die Akzeptanz und Begeisterung für das Projekt nicht nur in Potsdam geweckt wird.

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  • Die Debatten über das Thema Garnisonkirche kommen leider in diesem Strang nicht über Stammtischniveau heraus. Mit Ost/West hat das Ganze gar nichts zu tun - Ost- und Westdeutsche finden sich bei Gegner und Befürworter. Günther Jauch ist auch nach mehr als 20 Jahren kein "Westdeutscher" mehr sondern natürlich Potsdamer wie viele andere auch. Die Ostwest-Thematik ist hier völlig nebensächlich.

    Kirche und Rechenzentrum stehen auch nicht - wie Goldstein vermutet - für zwei unterschiedliche Zeitepochen (Vor 1945 und DDR). Der Bau hat mit dem DDR-Rechenzentrum schon lange nichts mehr zu tun, auch optisch nicht, und insofern ist DDR-Vergangenheit für die Auseinandersetzung kaum von Belang. Die Befürworter des Verbleibs des RZ wollen ja auch den ohnehin schon seiner DDR-Gestaltung beraubten Bau mit Holz völlig umbauen - auch das spricht dafür, dass die Architektur völlig unwichtig ist.

    Tatsächlich steht in der Debatte die Kirche für eine bewußte, historische Stadtreparatur während das Rechenzentrum (und auch der Staudenhof) durch ihre städtebaulichen Effekte, weniger wegen ihrer Architektur, die Wiederherstellung der historischen Stadtkomposition mit ihren aufeinander abgestimmten Sichtbezügen und Größenverhältnissen vorsätzlich konterkarieren, ja stören. Das ist der Kern der Aktivitäten der Truppe der "Anderen" und ihrer Freunde: zu verhindern, dass ein harmonisches Stadtbild entsteht.

    Dies ist klar politisch motiviert, weil man das Stadtbild mit der Gesellschaft gleichsetzt und die Vorstellung einer gespaltenen Gesellschaft, die auch hier gern nachgeplappert wird, der eigenen politischen Analyse entspricht, radikal linke Politik macht ohne "gespaltenen Gesellschaft" gar keinen Sinn, ist deren Voraussetzung. Tatsächlich ist in Potsdam gar nichts gespalten, sondern die Gesellschaft völlig intakt. Alle politischen Strömungen gehen völlig gesittet miteinander um, soziale Verwerfungen sind bestenfalls am Schlaatz zu erkennen. In der Altstadt gehören > 40 Prozent der Wohnungen der Stadt und Genossenschaften und in der Potsdamer Mitte rund um den Alten Markt sind ca. 80 % der Wohnungen belegungsgebunden, also preisreduziert, geplant oder im Bau. Die Voraussetzungen für eine Weltrevolution sind also denkbar schlecht.


    Beim Rechenzentrum verhält es sich so, dass die rund 50 ernsthaften Künstler allesamt Interesse an einem Umzug in das Kunst- und Kreativquartier bekundet haben. Was übrig bleibt ist kein "Kreativhaus" mehr sondern ein selbstverwaltetes politischen Aktionszentrum. Das ist in unserem freiheitlichen Staat alles völlig in Ordnung, aber eben nicht mit staatlicher Unterstützung, deshalb läuft die Nutzung des Rechenzentrum aus - so oder so. Selbst wenn der OB noch 30 Mios Fördermittel für eine Sanierung auftäte und die pazifistische Kirchenstiftung dem zustimmte müssten alle Mieter raus - anders ist eine nach dem Gebäudeenergiegesetz notwendige Sanierung nicht machbar. Es ist doch bizarr, dass im RZ über Umweltschutz debattiert wird, während das Haus mit 7 (sieben Euro) Nebenkosten mit Fernwärme (> 90 % Russengas, 0,47 % erneuerbare Energien) beheizt wird.

    Deshalb schlage ich wirklich vor etwas mehr nachzudenken.

  • Tatsächlich ist in Potsdam gar nichts gespalten, sondern die Gesellschaft völlig intakt. Alle politischen Strömungen gehen völlig gesittet miteinander um, soziale Verwerfungen sind bestenfalls am Schlaatz zu erkennen.

    Potsdam scheint ja so so etwas wie ein Elysium zu sein. Vielleicht wie München-Bogenhausen.

  • Da haben nun so viele kluge Köpfe diese Petition unterschrieben,aber keiner von denen macht einen konkreten Vorschlag zur Finanzierung(die nicht gerade preiswert wird für die Stadt) für Sanierung /Umbau und einer anschl.sinnvollen Nutzung des alten RZ Gebäudes,wenn es Dauerhaft neben dem Turm exestieren soll. Da müsste schon mal etwas ganz überzeugendes von diesen RZ Erhaltern (Unterzeichnern) kommen,das Gleiche gilt auch beim Staudenhof. Aber ständig nur Unterschriften und Forderungen allein für einen Erhalt, reichen da nicht.

    Letzendlich wissen diese Staudenhof und RZ Fans es ja selber auch, das es ihnen nicht um den Erhalt dieser "einzigartigen"DDR Gebäude geht, sondern nur um mit und über diese Gebäude gegen die neue Mitte zu opponieren.Es ist eigentlich alles nur eine einzige öffentliche Heuchellei speziell mit diesen drei Gebäuden (FH, Staudenhof und RZ).Und leider finden sich in Potsdam immer noch genug fleißige Unterzeichner für solche Oswaldschen Petitionen und ständigen Aufrufen von Linken Initiativen. :kopfschuetteln:

  • ^Um die Machbarkeit oder gar Finanzierbarkeit kümmert sich niemand. "Geld ist genug da, es haben nur die Falschen" (Sarah Wagenknecht). Die Angst der Unterzeichner besteht - mit einigem Recht - darin, dass das Leitbautenkonzept Erfolg hat und die Potsdamer Altstadt ein Publikumsrenner wird wie das Miniviertel der "Neuen Altstadt" in Frankfurt. Der Druck auf viele andere Projekte stiege immens, es Potsdam nachzutun.

    Die Prophezeihungen der Gegner haben sich bis heute in allen Punkten als falsch herausgestellt. Zwar war die Baustelle der Garnisonkirche ein Anziehungspunkt für politische Radikale, allerdings bis dato so gut wie ausschließlich von links. Die Zahl der Neonazi-Aufmärsche in Potsdam ist auch ausgesprochen überschaubar geblieben, trotz Stadtschloß. Und die Fachhochschule erfreut sich ihrer Existenz als Campushochschule an der Pappelallee obwohl sie nicht mehr über die Räume am Alten Markt verfügt.

  • Die Angst der Unterzeichner besteht - mit einigem Recht - darin, dass das Leitbautenkonzept Erfolg hat und die Potsdamer Altstadt ein Publikumsrenner wird wie das Miniviertel der "Neuen Altstadt" in Frankfurt. Der Druck auf viele andere Projekte stiege immens, es Potsdam nachzutun.

    Hm :/ Warum sollten gerade solche Unterzeichner wie Sophie Wolfram vom Potsdamer Gestaltungsbeirat,Christoph Vogtherr Chef der Schlösserstiftung,Prof Schellnhuber Klimaforscher,Andreas Dresen Filmemacher,usw.. Angst davor haben, das das Leitbautenkonzept Erfolg haben könnte und die P. Altstadt ein Publikumsrenner wird? Wo könnte bei diesen Leuten deren Angst davor begründet sein?

    Ich denke, Angst davor haben nur die,die diese Petition initiert haben.

    Meine Meinung,-Unterschriften von Promis werden besonders gern von Initiativen die etwas in ihrem eigenen Interesse erreichen bzw durchsetzen wollen, benutzt.Ob nun diese Promis die genauen Hintergründe von diesen Aufrufen oder Petitionen kennen ist zweit oder drittrangig für die Initiatoren, hauptsache sie können die Liste der geleisteten Promiunterschriften der Öffentlichkeit präsentieren ,in der Hoffnung ihrem eigenen Interesse zu bestimmten Dingen mit diesen Unterschriften Nachdruck zu verleihen.In Potsdam sind Aufrufe,Bürgerbegehren,Petitionen usw gerade von linken Initiativen besonders ausgeprägt.

    Hier nochmal einige Unterzeichner dieser Petition,auf der Seite dieser linken Initiative "Potsdam Stadt für alle"

    Appell für Koexistenz von RZ und GK-Turm - Potsdam - Stadt für alle
    Die Koexistenz von Rechenzentrum und Garnisonkirchturm sind nach Auffassung der UnterzeichnerInnen eines Appells Ausdruck einer liberalen und vielfältigen…
    potsdam-stadtfueralle.de
  • Hm :/ Warum sollten gerade solche Unterzeichner wie Sophie Wolfram vom Potsdamer Gestaltungsbeirat,Christoph Vogtherr Chef der Schlösserstiftung,Prof Schellnhuber Klimaforscher,Andreas Dresen Filmemacher,usw.. Angst davor haben, das das Leitbautenkonzept Erfolg haben könnte und die P. Altstadt ein Publikumsrenner wird? Wo könnte bei diesen Leuten deren Angst davor begründet sein?

    Hier nochmal einige Unterzeichner dieser Petition,auf der Seite dieser linken Initiative "Potsdam Stadt für alle"

    https://potsdam-stadtfueralle.de/2023/04/21/app…rz-und-gk-turm/

    Dann würde ich mal empfehlen, sich mit dem "perfomativen Urbanismus" von Frau Wolfrum zu befassen. Rekonstruktion sind da Teufelszeug, ich habe mich mehrfach mit der Dame anlegen dürfen. Frau Wolfrum ist allerdings nicht wieder in den Gestaltungsrat berufen orden. CM Vogtherr ist ein erklärter Gegener jeder Rekonstruktion - beim Stadtschlossverein ärgeren wir uns mit der ideologischen Haltung regelmäßig herum. Die Rekonstruktionen, die in der Schlösserstiftungen in den letzten 30 Jahren Jahren völlig normal waren sind alle gestoppt. Herr Schellnhuber ist der Ansicht, dass man gar nicht mehr mit Backstein und Putz bauen dürfe - rein aus klimatischen Gründen. Die traditionelle Architektur ist ihm - wider besseren Wissens - ein Dorn im Auge. Herr Dresen und die PDS-Politiker sind linke MItläufer, die den Oswalschen Unsinn glauben, dass hinter jeder Rekonstruktion eine rechtslastige Grundhaltung steckt.

    Pars pro toto das historische Waisenhaus und der Entwurf, den Schellnhuber auf der kriegszerstörten Ecke realisieren will:

  • Danke Konstantin,das Sie näheres über die genannten Unterzeichner schreiben.Das wusste ich nicht. Na,dann ist ja alles klar.Da haben ja genau die Richtigen (Überzeugten) diese Petition Unterschrieben.

  • Rekorddefizit noch viel höher: Potsdams Haushalt droht Minus von knapp 190 Millionen Euro
    Kämmerer Exner schlägt Alarm: Auch Hilfegelder aus dem Brandenburg-Paket reichen für die Landeshauptstadt nicht aus. Erste Steuererhöhungen sind bereits…
    www.tagesspiegel.de

    Wir kommen der Wahrheit doch ganz langsam näher.

    Mal schauen, wie lange das Rechenzentrum noch ein "Herzensprojekt" des OBM der LHP bleiben wird.

  • Dann würde ich mal empfehlen, sich mit dem "perfomativen Urbanismus" von Frau Wolfrum zu befassen. Rekonstruktion sind da Teufelszeug, ich habe mich mehrfach mit der Dame anlegen dürfen. Frau Wolfrum ist allerdings nicht wieder in den Gestaltungsrat berufen orden. CM Vogtherr ist ein erklärter Gegener jeder Rekonstruktion - beim Stadtschlossverein ärgeren wir uns mit der ideologischen Haltung regelmäßig herum. Die Rekonstruktionen, die in der Schlösserstiftungen in den letzten 30 Jahren Jahren völlig normal waren sind alle gestoppt. Herr Schellnhuber ist der Ansicht, dass man gar nicht mehr mit Backstein und Putz bauen dürfe - rein aus klimatischen Gründen. Die traditionelle Architektur ist ihm - wider besseren Wissens - ein Dorn im Auge. Herr Dresen und die PDS-Politiker sind linke MItläufer, die den Oswalschen Unsinn glauben, dass hinter jeder Rekonstruktion eine rechtslastige Grundhaltung steckt.

    Pars pro toto das historische Waisenhaus und der Entwurf, den Schellnhuber auf der kriegszerstörten Ecke realisieren will:

    Nur ein Einwurf zu Schellnhuber - das "Ding" was da installiert werden möchte, ist ein auf wenige Monate angelegtes Projekt, mit dem gezeigt werden soll, was man mit "nachhaltigen Baustoffen" erschaffen könnte. Das "Ding" nennt sich tatsächlich "Pavillon" und gehört an irgendeine andere zu Ausstellungszwecken geeignete Stelle.

  • Das Große Militärwaisenhaus in Potsdam ist nach 1990 richtigerweise wieder zu einer gemeinnützigen Stiftung geworden, das Land Brandenburg hat 1994 den Auflösungsbeschluß aus DDR-Tagen aufgehoben. Um die Sanierung bezahlen zu können ist die Brandenburgische Landesregierung zum Hauptmieter des Ensembles geworden; auch im Stiftungsrat dominiert die Landespolitik. Dies führte dazu, dass der herrliche Monopteros wiederentstand und der Bildahuer Andraes Hoferick die Figure der Caritas wiederherstellen könnte, die heute wieder eine Landmarke in Potsdam ist.

    Auf der anderen Seite ist die Folge des staatslichen Einflusses, dass nicht nur unter dem Aspekt der Mehrung des Stiftungsvermögens getroffen werden sondern offensichtlich auch mit politischem Impetus. Aus rein immobilienwirtschaftlicher Erwägung heraus wäre der Wiederaufbau des verlorenen Nordflügels die sinnvollste Entscheidung, weil diese viel Fläche, einen kompakten Baukörper und angesichts der Lage Aussicht auf gute Mieterträge bietet. Unter dem Einfluss der SPD-dominierten Landesregierung soll hier allerdings die Ecke - vorerst temporär - dem "Bauhaus der Erde", einer Lobbytruppe der Klimaaktivisten unter Prof. Schellnhuber, überlassen werden.

  • Sichtbar wurden in den letzten Tagen eine aufwendige Kartusche sowie Aussparungen im Gesims für die noch fehlenden vier Säulen, die das Turmgeschoss frontal betrachtet optisch verbreitern.

    Garnisonkirche 7.5.23


    Garnisonkirche 7.5.23

    Garnisonkirche 8.5.23

    Einmal editiert, zuletzt von Chris Hitarori (8. Mai 2023 um 09:18) aus folgendem Grund: 3. Foto hinzugefügt

  • Es soll ja auch Menschen geben für die die 40 Jahre DDR fast 35 Jahre her sind, und gar nicht so in Ost und West denken.

    Schick der Turm der Garnisonkirche!