Leipzig (Galerie)

  • wieso sollten die sachsen diesem denkmal naturgemäss mit einer gewissen ambivalenz gegenüberstehen müssen?
    wegen des loserhaften herrscherhauses, das soldaten zumeist auf der verliererseite verheizt hat? die quittung dafür geb es doch schon 1918.

    angesichts 120 000 niedergemetzelter menschen auf allen seiten stellt sich die frage, wie - und vor allem warum - dieses denkmal hätte "schön" gestaltet werden sollen. es ist so monströs und grotesk wie die schlacht. der losung "gott mit uns" stehen keine kaiser, könige, generäle oder verlogene allegorien wie eine "saxonia" gegenüber, sondern sterbende krieger. dadurch erhebt sich dieses denkmal weit über sonstige selbstbeweihräucherungsstätten. kein wunder, wurde doch hier unterderhand ein freimaurertempel geschaffen und 1913 statt mit kanonendonner mit den drei hammerschlägen eingeweiht. gut gemacht.

  • Verstehe ich jetzt nicht so ganz. Wer waren jetzt die "loser"? Sind damit die Hohenzollern gemeint oder die Wettiner? Oder die Habsburger? Und inwiefern haben die Soldaten "zumeist" auf der Verliererseite verheizt? Hätten sie dann wirklich Jahrhunderte als Dynastien überleben können? Immer nur so blöd am losen? Bei der Völkerschlacht waren jedenfalls beide bzw. alle drei die "winner". Politisch bzw. militärisch betrachtet. Da war Napoleon der "loser". Oder - menschlich betrachtet - die armen Kerle, die nicht mehr zu ihren Familien zurückkehren konnten.

    Ach so, und wer verteilt den "Quittungen" fürs "losen" oder "winnen"? Der große Richter? Die spirituelle Weltmoral?

    Auf deutsch: Geht es wirklich nur darum, wer gewinnt oder verliert, wer gerade die dicken Muckis hat oder wer mal Pech?

    Egal. Daß das Denkmal keine Selbstbeweihräucherungsstätte ist, unterschreibe ich übrigens auch. Es gedenkt der Toten durchaus würdevoll. Die Freimaurertümelei interessiert mich dabei nicht.

    Und übrigens, ich finde die Anlage zugleich bezaubernd schön.

  • Die Sachsen haben auf Seite Napoleons gekämpft = loser

    Eigentlich sollte Sachsen daraufhin aufgeteilt werden, wurde aber auf dem Wiener Kongress verhindert.

  • Ich hab über das Denkmal ganz andere Kommentare gelesen - zugegebenermaßen aktuell-deutsche, dh alles schlecht machende. Von Maurergedankengut war da nicht die Rede - im Gegenthum: da Denkmal sollte sozusagen erzgermanisch sein, unter Abkehrung jeglicher seit der Antike bestehenden Baukultur zu einem fiktiven Vorzustand "zurück"kehren. Deshalb die (aztekische oder indonesische?) Tempelartigkeit. Da die Deutschnationalen das Hohenzollerhaus ablehnten, fehlte auch jede Krone auf dem dumpfen Abschluss, wodurch der Eindruck einer Granate noch vestärkt wurde.
    Faszinierend jedenfalls, wie unterschiedlich man dieses Denkmal deuten kann.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Als ich dort war, hat mir das VSD gefallen und hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Kyffhäuser deto.

    Ansonsten haben wir gelernt, dass der Sieger die Geschichte schreibt (und die entsprechenden Denk- und Mahnmale errichtet)... Cui bono?!

    Einmal editiert, zuletzt von Exilwiener (14. September 2011 um 14:37)

  • Ich war letztes Wochenende in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] und habe mir einige wundervolle Liegenschaften in der Südvorstadt und in Gohlis angesehen. Ich werde in Bälde hier ein paar Bilder vom Wochenende hier einstellen. Ihr könnt Euch auch schon einmal über einige Innenaufnahmen von Treppenhäusern freuen - eine Wucht war das! Einen solchen Sanierungsstandard wie er in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] bei profanen Zinshäusern praktiziert wird, ist uns in Wien -noch- fremd!

    Ziel war für mich zum einen der Tag des offenen Denkmals sowie Treffen mit diversen interssanten Personen, sei es beispielsweise Liegenschaftseigentümer oder beispielsweise ein Stuckkateur und einer Restauratorin.

    Ich werde hier nun sukzessive in den kommenden Tagen Bilder hochladen und das versuchen wiederzugeben, was mir von einzelnen Personen über das eine oder andere Objekt erzählt wurde.

    Für mich persönlich war dieses Wochenende eine wahre Freude. Ich kenne eigentlich keine einzige andere Großstadt in Deutschland, die es im punkto erhaltener großbürgerlicher und vor allem geschlossener Wohnbebauung (Waldstraßenviertel, Gohlis) mit [lexicon='Leipzig'][/lexicon] auch nur annähern aufnehmen kann. Sogar in der Innenstadt halten sich die Kriegsschäden und DDR Bausünden in Gegensatz zu den anderen bombardierten Großstädten in Grenzen, wenn auch schon richtig große Teile der Innenstadt zerstört wurden. Auch dass die Stadt so sehr grün ist, war eine Freude.

    Gewohnt habe ich im ehemaligen Handelshof (jetzt Steigenberger) gleich neben der Börse, Specks Hof und dem traumhaften Riquethaus. Besucht habe ich neben den Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt die Südvorstadt (entlang der August Bebel Straße), das Waldstraßenviertel sowie Gohlis. In Gohlis habe ich auch die Nordkirche sowie das Stadtbad besichtigt. Im Musikviertel mit dem ehemaligen Reichsgericht war ich natürlich auch und habe dann schließlich noch in der Talstraße eine Baustelle mit dem Stuckateur der die ehemalige Villa mit dem Kutscherhäuschen in der Talstraße 7 saniert hat besichtigt.

    Ich starte jetzt einmal mit ein paar allgemeinen Bildern:

    Blick aus meinem Hotelzimmer auf Specks Hof und das wunderbare Riquethaus

    Passage Specks Hof

    Mädlerpassage

    Situation Thomaskirche neben Dittrichring (glaube ich). Sieht nicht nur aufgrund der Flagge französisch aus...

    Die historischen Außenjalousien finde ich in L besonders schön. In Wien sihet man diese nur noch sehr sehr selten.

    Dieses Haus ist wohl fast jedem bekannt, weil es großteils eine Reko ist.

    Barfußgäßchen

    Es folgt anschließend eine Fotostrecke aus der Südvorstadt mit ein paar Treppenhausinnenaufnahmen:


    August Bebelstraße am Beginn. Traumhaftes deutsches Neorenaissance Gebäude zum Beginn der ehemaligen prominenten Wohnmeile

    Cafe Grundmann, wo ich sonntags Frü mein Frühstück genossen habe: Leipzigs bester Kaffee! Wahrheit!

    Eines der wenigen unsanierten Häuser in der August Bebel Straße - Architekt Wünschmann. Wünschmann war mit einer Winere Opernsängerin verheiratet und hat auch in Wien in der Mondscheingasse ein Haus gebaut! Unabhängig davon hat dieses Haus bis vor einiger Zeit auch noch einer Winer Familie gehört... . Momentan wohnen hauptsächlich Studenten in den Wohnungen, die sich aber sehr um das Haus kümmern. Selbst im unsanierten Zustand sehr würdevoll!

    Treppenhaus

    Bis auf zwei Bilder wurden leider die anderen mit der Zeit gestohlen...bin gespannt, wioe das bei der Saneirung ergänzt werden wird.

    3 Mal editiert, zuletzt von Exilwiener (14. September 2011 um 12:14)

  • Das Jugendstilhaus von Wünschmann in der August-Bebel-Str. Ecke Scharnhorststr. 2 ist tatsächlich ein anmutendes Beispiel für ein unsaniertes, noch bewohntes Haus. Steht denn hier in Kürze eine Sanierung an?
    Anbei die Original-Baupläne zu dem Objekt, Baujahr 1903.

    Präsentationszeichnung Eckansicht, die nicht ganz in dieser Form ausgeführt wurde.

    Grundrisse und Ansicht August-Bebel-Str. (damalige Kaiser-Wilhelm-Str.)

    Scanns von mir.

  • Apollon

    Nicht schlecht, was Du da aus der Schublade holst! Von der äußeren Farbgebung soll es in etwa "dunkelrosa" gewesen sein. Soviel ich weiß, hat das Haus einen neuen Eigentümer nachdem die Wiener verkauften (wie lange schon und ob tatsächlich eine Sanierung stattfindet...ein Blick ins Grundbuch und die Urkundensammlung würde hier sicherlich weiterhelfen, aber das geht in D leider nicht so leicht wie in Österreich). Einerseits wäre eine Sanierung ganz toll, sofern sich der Bauherr an die Auflagen des Denkmalamtes hält, andrerseits ist auch der jetzige Zustand sehr interessant, wenn auch nicht auf Dauer wünschenswert. Aber die für die Südstadt zuständige Frau Merrem wird hier sicherlich ein Auge darauf behalten!

    Frage: Woher hast Du die Ansichten und den Grundriss?

  • Noch immer Südvorstadt, aber nun kommen Treppenhäuser in sanierten Häusern

    Weiter geht es nun in Gohlis:

    Und hier ein Vorgeschmack von den zahlreichen besuchten Treppenhäusern aus Gohlis! Falls es Euch noch interessiertkann ich eine Auswahl von Treppenhausbildern noch einstellen.

    Einmal editiert, zuletzt von Exilwiener (15. September 2011 um 17:56)

  • Bitte, Bitte Herr Exilwiener!
    Davon kann man doch überhaupt nicht genug sehen.Das dritte Bild mit dem Jugendstilstuc ist für mich wirklich der Hammer.Vielen Dank für diese Bildergalerie.

  • Das sind natürlich wieder einige der bekannteren Beispiele für schöne Treppenhäuser in der Stadt.
    Das erste kenne ich nicht, dann folgt die Hardenbergstr. 23 mit Außenansicht und dem schon in der Denkmaltopografie der Südvorstadt abgebildete Treppenhaus, dessen Deckenbild glaube ich nie überstrichen war, dann die Außenbilder Nordplatz 3, 6, das Eckhaus zur Balzacstr., Villa Kickerlingsberg 10, die Villa Springerstr. 1 Ecke Kickerlingsberg, das Eckhaus Pölitz- Ecke Stallbaumstr., Schloß Gohlis Menkestr.23, Pölitzstr. 19 und schließlich das etwas maurisch-düster wirkende Treppenhaus aus dem Kickerlingsberg 12 aus der Zeit um 1910/14.

  • Thomaskirchhof 20

    Situation Thomaskirche neben Dittrichring (glaube ich). Sieht nicht nur aufgrund der Flagge französisch aus...


    Ja, das ist am Dittrichring. Nach rechts der nördliche Thomaskirchhof, rechts neben uns die Thomaskirche. In dem Haus mit der Flagge ist das französiche Institut drin.

  • So, weiter geht es. Es folgen noch immer Treppenhaus-Bilder aus Gohlis. Es sind jetzt sicher auch ein paar Bilder von bis dato Euch unbekannten Treppenhäusern dabei. Bei zwei Häsuern stand nämlich die Türe offen bzw. hat mir einmal ein Bewohner den Zugang gewährt...traumhaft!

  • Wenn ich solche Details sehe, freue ich mich natürlich auf der einen Seite, muß aber gleichzeitig an die Schätze der deutschen Städte denken, die im Feuersturm auf immer verloren gingen. :weinenstroemen: Danke für den tollen Bilderservice!

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Vielen lieben Dank für deine Aufnahmen!

    Die Bilder zeigen uns ein Stück weit den Höhepunkt der späten kaiserzeitlichen (Miet-) Wohnkultur, die einen in ihrer schieren Opulenz und ihrem Formenreichtum überrascht. Zum Glück ist uns einiges aus dieser Epoche geblieben, sodass sich die Prioritäten der damaligen Zeit mit denen der unseren sinnreich ergänzen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Wenn ich solche Details sehe, freue ich mich natürlich auf der einen Seite, muß aber gleichzeitig an die Schätze der deutschen Städte denken, die im Feuersturm auf immer verloren gingen. :weinenstroemen: Danke für den tollen Bilderservice!

    Das Gros dieser Treppenhäuser ist aufgrund der Lage der Gründerzeitgebiete nicht im Feuersturm, sondern im Wirtschaftswunder untergegangen. [lexicon='Leipzig'][/lexicon] hat halt auch den Vorteil, dass man dort ziemlich problemlos in die Treppenhäuser reinkommt, selbst in den besseren Vierteln. Ich kann mich auch nicht erinnern, dort jemals beim Bewundern irgendwie blöd angemacht worden zu sein, was jedes blöde Ossi-Klischee ad absurdum führt. Etwa in [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] undenkbar, wenn da nicht eh schon alles videoüberwacht ist.

    2 Mal editiert, zuletzt von Hephaistos (20. September 2011 um 00:40)

  • Weiter geht es. Ich habe mir in der Talstraße, dass bereits hier im Forum vorgestellte Projekt Talstraße 7 angesehen. Einfach traumhaft, aber seht selbst. Von Innen habe ich keine Bilder gemacht, weil ich blöderweise darauf vergessen habe...arrg., aber glaubt mir - sensationell. Mittlöerweile ist alles vermietet und der Eigentümer hat auch gleich mit der Sanierung einer der beiden in Sanierung befindlichen benachbarten Liegenschaften begonnen um das Grätzl weiter aufzuwerten - auch mit Wiederbestuckung bzw. Ergänzung.

    Das "Kutscherhäuschen" im Hof war ein Abrissobjekt, bei dem nur noch die Grundmauern halbwegs OK waren. Nur dem Einsatz (vor allem finanziellen) des Eigentümers ist es zu verdanken, dass dieses Ensemble gerettet werden konnte. Mit den Vorarbeiten hat die Sanierung ca 2 lange Jahre gedauert, aber das Objekt ist heute vielleicht sogar schöner als es jemals war. Ich glaube eine so qualitativ hochwertige Sanierung wird es in L längere Zeit nicht mehr geben. Die beiden vis-a-vis der Straße befindlichen Lieegnschaften werden derzeit auch grundlegend saniert. Diese beiden Baustellen habe ich mir auch kurz angesehen, aber es wird nicht ganz (nonanet) die Qualität erreichen wie die Nr 7, obwohl teilweise die selben Firmen dort arbeiten. Das Gesamtensemble ist jetzt schon ein Traum. Normalerweise schlägt es Touristen aber sicher nicht dort hin, es sei denn diese Wohnen im benachbarten Hotel - eigentlich schade, aber vielleicht tragen meine Bilder dazu bei, dass auch dieses Stückchen L bekannter wird.

  • Ich stelle jetzt noch meine letzen Leipzigbilder ein und beende hiermit meine Doku über das herrliche Ausfluswochende "Tag des offenen Denkmals" in [lexicon='Leipzig'][/lexicon].

    Ich habe noch zwei Bilder von meinem Hotelzimmer in dem im April eröffneten Steigenberger Hotel. Beim zukünftigen Hotel de Pologne bin ich aus Interesse auch einmal vorbei, aber das sah mir noch sehr unfertig aus. Großes Manko beim Steigenberger fand ich, dass das Hotel keine eigenen Parkplatz hat auch wenn das Auto sehr rasch vor der Tür steht, wenn man es braucht. Ging wohl baulich nicht anders, aber dafür gibt es einen sehr schönen SPA Bereich im Kellergeschoß.

    Der herrliche Leipziger Hauptbahnhof, der sicherlich nicht nur einer der größten, sondern auch einer der schönsten im deutschen Sprachraum ist. Wir Österreicher sind mit schönen Hauptbahnhöfen leider nicht mehr gesegnet...


    Die im Musikviertel gelegene und von Herrn "Architekten" Kulka todgestaltete Villa Credner, die schon viel besser Zeiten gesehen hat und hoffentlich dereinst einmal wieder von den kulkischen Gewaltwahn gereinigt wird. Die Villa sieht in Natura noch schrecklicher aus als auf diesem Foto. Wie man diesen Kulka mit dem Wiederaufbau des Potsdamer Schlosses beuaftragen konnte ist mir ein Rätsel, wie vieles auf der Welt. Man kann nur hoffen, dass in Potsdam das Ergebnis nicht so verheerend aus sieht wie in [lexicon='Leipzig'][/lexicon].

    Das Bundesverwaltungsgericht ist auch ein Traum von einem Gebäude. Innen war ich auch - leider war gerade die große Halle und der historische Sitzungssaal geschlossen - wein.

    Das wunderschöne Palais Rossbach. Überhaupt sind im Musikviertel traumhafte Bürgerhäuser zu bestaunen, von denen ich leiderviel zu wenig Fotos machte.

    Und schließlich noch ein Bild vom Neuen Rathaus