Leipzig (Galerie)

  • Zitat

    um beispiel, in dem man nicht deren wohnungen abreisst, ohne adäquaten ersatz bieten zu können. genau das war die situation vor 15 jahren. und daran muss man die damalige entscheidung auch messen.


    Aber heute ist doch die Situation nicht wirklich die selbe. Ich sehe das so: wenn ich weniger Geld verdiene muss ich mich damit abfinden, nicht in unmittelbarer Nachbarschaft mit Bestverdienern zu leben. Und zwischen Müllkippe und Villenviertel gibt es noch genug Platz! Das ändert alles nichts an der Tatsache, dass die Punkthochhäuser hässlich und unpassend sind und das Flair dieser Ecke schon beeinträchtigen.

  • Vielen Dank an alle für die Impressionen aus [lexicon='Leipzig'][/lexicon]. Besonders gefreut habe ich mich natürlich über die Bilder aus der Altstadt. Aber zugegebenermaßen sind in die Bauten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts wirklich sehr beeindruckend - nicht nur das Reichsgericht, das wohl das mehr oder weniger größte Bauunternehmen der Zeit neben dem Reichstag in Berlin sein dürfte. Gut zu wissen, dass es so etwas in Deutschland noch gibt.

    Galt [lexicon='Leipzig'][/lexicon] bereits vor dem Bombenkrieg in Deutschland als besonders sehenswert?

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Georg Friedrich, eine sehr gute Galerie über die Innenstadt gibt es HIER

    Zitat

    Galt [lexicon='Leipzig'][/lexicon] bereits vor dem Bombenkrieg in Deutschland als besonders sehenswert?


    Eine Frage, die mich auch immer wieder interessiert. Nach einiger Vorkriegsliteratur zu urteilen, eher nicht. Zu grau, zu überlaufen (Messe!), zu hektisch... In einem Deutschland-Reiseführer, den meine Oma bei sich stehen hat, wird als einzige Gegend die Leipziger Tieflandsbucht als "nicht besonders sehenswert" beschrieben.

  • vor dem letzten krieg galt [lexicon='leipzig'][/lexicon] weder als besonders sehenswert noch besonders schützenswert.
    sehr viele alte häuser wurden zwischen reichsgründung und zweitem weltkrieg durch neubauten ersetzt. deren stabilität trug auch dazu bei, dass zum beispiel die brandbomben zwar dachstühle vernichteten, aber nicht ganze quartiere.
    selbst das alte rathaus ist ein beispiel hierfür. erst sollte auch dies abgerissen werden, dann entschied der rat (bei stimmengleichstand) es zu erhalten und zu modernisieren, inclusive stahlbetondecke. so brannte nur der dachstuhl ab.

    @kind von zwei dresdnern: sich damit abzufinden, mit weniger geld in schlechteren gegenden zu wohnen, ist eher traurig als begrüssenswert. gerade die punkthochhäuser bieten die möglichkeit, die grundstücke so auszunutzen, dass die mieten für jedermann erschwinglich sind. johannapark, kunsthochschule und teile der uni befinden sich ganz in der nähe und profitieren zusammen mit den cafés davon, dass sich an dieser stelle nicht nur praxen und kanzleien befinden.

  • Gegen ein Nürnberg, Breslau, Hildesheim, Dresden wird Leipzigs neureiches Proppertum schlechte Karten gehabt haben - zumindest bei jenen, die Wert auf "baugeschichtliche Tiefe" legen. [lexicon='Leipzig'][/lexicon] war durchweg ^modern^ ausgerichtet; dies beweist übrigens gerade der hohe Anteil gründerzeitlicher Überformung selbst im innersten Stadtkern. Und erst recht die vielen Prunkbauten, die heutzutage in einem Spiegelglasgewand a la Berlin daherkommen würden.
    Die Bauaufgabe des HbF - nun, Mehdorn dürfte es diesmal zum finalen Herzkasper gereichen. Das Gewandhaus wäre in ähnlicher Form, jedoch bestimmt nicht so popelig wie zu Ostzeiten geplant worden. Vielleicht von Hahdid, Skidmore oder einer ähnlichen Architekturarmee - das beste und neueste(oder was dafür gehalten wird) ist gerade gut genug. Von Gerkan hätte hier sein besonderes, schweineteures Untergeschoß gegen die Widerstände durchgesetzt.
    Es ist einiges merkwürdig an dieser Stadt - gäbe es eine Entsprechung von Homo Fabers Beschreibung der guatemalischen Natur zu einer Stadt, ich würde sie teilen und anwenden auf Läybdsch (oder ich bin tatsächlich ein seelisch-kreativ völlig verkümmerter Provinzler).

    Andererseits - wenn selbst nach sechzigjährigem Aderlaß noch eine solche Ballung an Kultur und Kunstsinn übriggeblieben ist - wie mag es dann erst vor dem Krieg, vor den Nazis ausgesehen haben ?
    Die meisten Leute, die ich kenne und die wenigstens einigermaßen einen sinn für Baukunst ect. besitzen, ziehen [lexicon='Leipzig'][/lexicon] Dresden vor. "Lebendiger, mehr Kneipen, mehr alte Gebäude, Geschäfte und so...naja, du weißt schon" Ich sehe das zwar anders ("Menschen sind anstrengend."); muß aber bei jedem Besuch Leipzigs Lebendigkeit und der qualitätvollen Sanierungen hohen Respekt zollen. Und natürlich den unzähligen Buchläden, die gefährliche Zeitfallen
    darstellen - "Hilfe, da sind zuviele von denen....!"

    Und jedesmal eröffnen sich neue Perspektiven, die von den Jahrzehnten zwischen 1890 und 1930 ausgingen...

    Nein, die werden gedünstet

  • Zitat

    sich damit abzufinden, mit weniger geld in schlechteren gegenden zu wohnen, ist eher traurig als begrüssenswert.


    Nun ich sprach ja auch nicht von der Müllhalde. Gerade [lexicon='Leipzig'][/lexicon] ist doch ein gutes Beispiel für beste soziale Durchmischung, zu deutsch, Ottonormalbürger kann es sich leiusten in eine schöne helle Gründerzeitwohnung zu ziehen, und wenn nicht dann muss eben eine nicht so helle her :zwinkern:
    Im übrigen lege ich persönlich gar keinen Wert auf die Klientel der Villenviertel, sicherlich ich erfreue mich bei einem Spaziergang an den Häusern aber zum Wohnen wäre es mir (aus meiner jetzigen Warte) etwas zu spießig. Im Falle des Musikerviertels hätte ich auch keine Angst, dass das Leben flöten geht, wenn die drei Dinger abgerissen werden würden, nicht zuletzt wegen des benachbarten Parks, der immer Besucher aller Art anzieht. Und gegen Cafes habe ich auch nichts gesagt.

  • Eure Einschätzung zu Leipzigs Ruf teile ich. "Was in Chemnitz erarbeitet wird, wird in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] gehandelt und Dresden verprasst", hieß es ja damals. Leipzigs Ansehen in den Augen des Touristen wird wohl unter seiner Stellung als überragendes wirtschaftliches Zentrum gelitten haben - zusätzlich verfügte es nie über einen Hauptstadtbonus. Zu nahe wird der Arbeitsalltag, dem man wenigstens kurz entfliehen wollte, überall in der Stadt präsent gewesen sein. [lexicon='Leipzig'][/lexicon] hatte vor dem 2. Weltkrieg ein stets nach vorne gerichtetes Bild von sich selbst, das keinen Stillstand vertragen hat - vielleicht ähnlich dem, was das Frankfurt von heute zu seiner eigenen, angeblich schon immer da gewesenen Identität erklärt, es aber vor dem 2. Weltkrieg nie hatte...

    Trotz alldem gehören die bürgerlichen Barockbauten Leipzigs zur absoluten Oberklasse und das Alte Rathaus zu den bedeutendsten Renaissancerathäusern nicht nur Mitteldeutschlands. Große bedeutende Reste des vorindustriellen Leipzigs gibt es auch heute noch. Ganz gerechtfertigt scheint mir Leipzigs Ansehen von damals nicht gewesen zu sein - vergleichbar mit einigen Städten an Rhein und Ruhr war es ja dann doch nicht.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Nun, wieviel von Sachsen und [lexicon='Leipzig'][/lexicon] dank der sowjetischen Befreier an Rhein, Main und Neckar gegangen ist, läßt sich kaum abschätzen.

    Die aus meiner Sicht am ehesten mit [lexicon='Leipzig'][/lexicon] bzw. seiner Mentalität vergleichbare Stadt ist übrigens Köln. Auch wenn die Bausubstanz bzw. bauhistorische Verortung gegensätzlicher nicht sein könnte.

    Platte, Bach & Gründerzeit vs. RTL, Dom & Syntho-Altstadtersatz....entscheiden sie sich
    jetzt

    Nein, die werden gedünstet

  • [lexicon='Leipzig'][/lexicon] ist und bleibt schön, auch wenn viel nur!!! aus der Gründerzeit stammt. Aber dieses Bild ist doch einmalig, hoffen wir das viel saniert und erhalten wird und durch ein paar exclusive Neubauten ergänzt wird

  • Auf einer DVD, die Deutschlands Städte vor dem Krieg (von amerikanischen Touristen gefilmt) zeigt,
    wird [lexicon='Leipzig'][/lexicon] nach ruhmreichen Schwärmereien über Dresden, Nürnberg, Berlin & Co nur ein paar Sekunden gezeigt,
    mit den Worten: "[lexicon='Leipzig'][/lexicon] war schon vor dem Krieg eine moderne Großstadt, mit Messen, Industrie, und hektischem Treiben auf den Straßen..."
    (dabei wird eine Straßenszene mit Straßenbahn, Autos und zahlreichen Menschen gezeigt). Ich denke, das spricht für sich.

    Mir hat das Musikviertel trotz Bausünden besser gefallen als das Waldstraßenviertel, irgendwie exklusiver, großstädtischer, prägnantere Einzelgebäude, breitere Straßen - und vor allem nicht so leblos unbegrünt.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Bezüglich der Wahrnehmung der Schönheit Leipzigs vor dem zweiten Weltkrieg, erlaube ich mir folgendes Zitat von
    Theodor Fontane zu posten

    Zitat

    „Ich war ganz benommen und möchte behaupten, daß, soweit Architektur und Stadtbild in Betracht kommen, nichts wieder in meinem Leben einen so großen, ja, komisch zu sagen, einen so berauschenden Eindruck auf mich gemacht hat wie dieser in seiner Kunstbedeutung nur mäßig einzuschätzende Weg vom Post- und Universitätsplatz bis zur Hainstraße“


    Hierzu noch ein Auszug aus einem Artikel von der Onlineausgabe der Zeit:

    Zitat

    “…1841 stand er auf dem Platz am Alten Rathaus: ‚Ganz benommen’ erlebte er den ‚berauschenden Eindruck’ der ‚Städteschönheit’. Für ihn war es der ‚Zusammenbruch’ des ‚Dogmas vom schönen Berlin’.“

    http://www.zeit.de/1996/04/Leipzig_im_Glueck\r
    http://www.zeit.de/1996/04/Leipzig_im_Glueck

    Von Thomas Mann gibt es im Doktor Faustus folgende Aussage:

    Zitat

    "…[lexicon='Leipzig'][/lexicon] (...), dieser gewiß welthaltigen Stadt,(...)"

  • Ja, ich hätte [lexicon='Leipzig'][/lexicon] (wie so viele Städte) gerne einmal vor dem Krieg erlebt.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
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  • Damit in diesem Galeriethread auch mal wieder Bilder gepostet werden:

    Blick durch die Härtelstraße aufs Reichsgericht:

    Johannapark im Frühling:

    Johannapark im Herbst:

    Die Nikolaistraße am Morgen:

    Blick in die Grimmaische Straße:

    Marktgalerie und Kaufhaus Topas/Commerzbank:

    Thomaskirche im Abendrot:

    und einmal umgedreht - das Messehaus am Markt:

    Karstadt - gerade wieder in aller Munde:

    Petersstrasse:

    Blick durchs Preußergässchen Richtung städtisches Kaufhaus - links Peek & Cloppenburg, rechts Karstadt

    Städtisches Kaufhaus:

    Karstadt und städtisches Kaufhaus nochmal tagsüber:

    Speck's Hof

    Augustusplatz mit Oper:

    Festwiese mit Glockenturm und Zentralstadion am Vorabend von Depeche Mode:

    Hauptgebäude der ehemaligen DHFK:

  • Sehr schöne Bilder. Die Leipziger Innenstadt ist eine der wenigen in Deutschland, wo man von einem wirklich gesunden Nebeneinander der Architektur aller Zeiten und Stile sprechen kann. Vor allem die vielen Bauten aus der Zwischenkriegszeit sind ein wahrer Schatz.

  • ^ Tendenziell eher in den Dorfkernen der ehemaligen Stadtteile, beispielsweise Schiller- oder Bürgermeister-Müller-Haus. In der Innenstadt eher unsichtbar, bei Erkern oder in Innenhöfen. Ich bin mir aber sicher, dass da noch Reste vorhanden sind, die dann wahrscheinlich auch eher nicht mittelalterlichen Ursprungs sind. Grundsätzlich ist [lexicon='Leipzig'][/lexicon] aber schon seit Ewigkeiten keine Fachwerkstadt mehr, so hat beispielsweise Georg Heinrich Bose beim Umbau des ursprünglichen Renaissance-Gebäudes zum Barockbau, der heute unter seinem Namen bekannt ist, in den Jahren 1709-11 sämtliche Fachwerkteile abreißen lassen. Ähnlich ging es wohl vielen anderen Gebäuden. Vielleicht kann einer der anderen Leipziger helfen.

    Ich glaube aber, dass das auch eine regionale Sache ist, meine alte Heimatstadt Grimma hat kaum Fachwerkhäuser, obwohl etliche Gebäude aus dem Mittelalter erhalten sind.

    Im Übrigen glaube ich, dass RMA eher sagen wollte, dass die Stile, die vorhanden sind, gut miteinander harmonieren, als das jetzt wirklich jeder Stil und jede Bautechnik aus jeder Zeit noch vorhanden ist.

  • Oh man, ich muss echt mal dringend nach [lexicon='Leipzig'][/lexicon]. Ich kenne keine Stadt in Deutschland, die auf mich zur Zeit so anziehend wirkt wie [lexicon='Leipzig'][/lexicon]. Nur doof, dass es für mich dort wohl eher weniger Arbeit gibt, es ist ja doch mehr eine Dienstleistungs- als eine Industriestadt mittlerweile.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Stimmungsvolle Bilder!
    Das mit dem harmonischen Miteinander sehe ich genauso - nur Kaufhof, Petersbogen, die künftigen Höfe am Brühl und einige Platten würde ich ausschließen.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat von "youngwoerth"

    Stimmungsvolle Bilder!
    Das mit dem harmonischen Miteinander sehe ich genauso - nur Kaufhof, Petersbogen, die künftigen Höfe am Brühl und einige Platten würde ich ausschließen.

    Die Höfe stehen doch noch nicht einmal!

    Aber ansonten DITO,

    die wenigen Platten werden ja nach und nach immer mehr fallen.

    Im übrrigen was man aus einer Platte machen kann sieht man ja am Messehaus am Markt.