Leipzig (Galerie)

  • Ein Blick von der Otto-Schill-Straße (in Höhe der Einmündung von "Apels Garten") auf den Innenstadtring nahe des Neuen Rathauses:

    MUSIKVIERTEL

    Zunächst ein Blick von der Friedrich-Ebert-Straße auf das Reichsgericht:

    Das hier im Forum bereits öfters gezeigte Haus Beethovenstraße 8 - ein Traum des Historismus :huepfen:

    Nun kommen einige Bilder der nach Kriegszerstörungen rekonstruierten Albertinischen Bibliothek:

    SÜDLICHES MUSIKVIERTEL SIMSON-/ LAMPESTRAßE

    Nachdem das eigentliche Musikviertel doch eher durch hervorragende Einzelgebäude besticht, es dazwischen aber auch jede Menge Schrottarchitektur gibt, war es doch eine wahre Freude, einen kompletten Straßenzug hochwertiger Historismus-Fassaden zu erleben. Zwischen der Simsonstraße (auf dem nächsten Bild der linke Teil des Straßenzugs) und der Lampestraße (rechter Teil des Straßenzugs) verlief früher der Pleißemühlgraben, der zu DDR-Zeiten dann verrohrt wurde, und dessen Existenz auch die Tatsache erklärt, dass es sich um zwei Straßen handelt. Der Verein "Neue Ufer" möchte den Graben wieder freilegen, hat aber das Geld dafür noch nicht zusammen. Kann also noch etwas dauern...

    Am nördlichen Ende der Simson-/Lampestraße befindet sich das Reichsgericht. Hier fließt der Pleißemühlgraben auch wieder an der Oberfläche:

    WALDSTRAßENVIERTEL

    Thomasiusstraße 8, sehr interessanter Fassadenschmuck:

    Thomasiusstraße Ecke Jahnallee:

    Gustav-Adolf-Straße:

    Funkenburgstraße:

    SCHILLERHAUS IN GOHLIS

    Nach dem APH-lertreffen gingen wir noch zum Schillerhaus. Es wurde schon dunkel, daher sind die Bilder etwas verschwommen:

    Im Inneren des Schillerhauses steht ein Modell des Dorfes Gohlis vor der gründerzeitlichen Überformung:

    Zum Schluss noch ein Abschlussfoto, das total verwackelt ist, aber dem Streben nach Anonymität der meisten Forumsmitglieder entsprechen dürfte. Mich stört das nicht, ich bin der Dritte von rechts!

    Wen sich noch wer von den Abgebildeten "outen" möchte, kann er das gerne tun :lachen:

  • Ich möchte mich mal einfach zu dem ein oder anderen geposteten Foto äußern und noch Dinge ergänzen:


    Innere Westvorstadt/Gottschedstraße

    Gottschedstr. 19
    Noch ein Bild aus Bildindex – ich finde, das Haus sah gar nicht so mitgenommen aus (obwohl beim Treffen gesagt wurde, gerade diese Straßen seinen nach 1990 sehr vernachlässigt gewesen....)
    http://www.bildindex.de/bilder/MI12404f04a.jpg\r
    http://www.bildindex.de/bilder/MI12404f04a.jpg

    Die Wohnungen sind übrigens im Gegensatz zum Treppenhaus leider stark modernisiert. Überwiegend ist der Stuck verloren, zumindest die Eckwohnungen sind auch im Grundriss stark modernisiert (neue Einteilung, neue Türen.... leider so 0-8-15, wie die Wohnungstüren, die man auf dem Bild mit dem hölzernen Türportal im Hintergrund sieht....

    ....und noch was: In der Gottschedstr. 25 (Baujahr ca. 1882) wurde 1893 Walter Ulbricht geboren... ob es gerecht ist, dass dort nichts an ihn erinnert?
    http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Ulbricht\r
    de.wikipedia.org/wiki/Walter_Ulbricht
    Es ist das Haus, das rechts halb angeschnitten sichtbar ist.

  • Musikviertel

    Bis in die 80er Jahre des 19. Jhs. war das Gebiet des heutigen Musikviertels, obwohl unmittelbar an der Altstadtkante (Pleissenburg) gelegen, hauptsächlich für Gartenanlagen reicher Leipziger Bürger genutzt, da es aufgrund der nahegelegene Pleisse und Elster sehr feucht war. Nach umfangreichen städtebauliche Planungen begannen schließlich 1882 mit dem Bau des Gewandhauses die Bauarbeiten für das hochherrschaftlichste Viertel der Stadt.

    Im Zusammenhang mit dem Bau der Tauchnitzstraße verschwand so die Alte Wasserkunst, Anlagen, die bis dahin zur Wasserversorgung der Altstadt gedient hatten. In den 70er Jahren des 19. Jhs. war ein neues Wasserwerk für [lexicon='Leipzig'][/lexicon] in Connewitz gebaut worden. Fotografie von Hermann Walter, Stadtgeschichtliches Museum [lexicon='Leipzig'][/lexicon].

    Ebenefalls verschwanden die augenscheinlich barocken Gebäude von Schwägrichens Garten, die etwa anstelle der heutigen Fritz-von-Haark-Anlage standen. Fotografie von Hermann Walter, Stadtgeschichtliches Museum [lexicon='Leipzig'][/lexicon].


    Das Gewandhaus wurde 1882-1884 als erstes Gebäudes des Viertels gebaut nach Plänen der Berliner Architektenfirma Gropius & Schmieden.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Gropius\r
    de.wikipedia.org/wiki/Martin_Gropius
    http://de.wikipedia.org/wiki/Heino_Schmieden\r
    de.wikipedia.org/wiki/Heino_Schmieden
    Sie schufen damit eines der wichtigsten Konzerthäuser Deutschlands.

    Es ist bedauerlich, dass der im Kriege beschädigt, und danach aufwendig gesicherte Bau (man rekonstruierte unmittelbar nach dem Kriege kleine Bereiche der Fassade sogar getreu dem Vorbild in Cottaer Sandstein und errichtete einen endgültigen neuen Stahldachstuhl) 1968 in die Luft gesprengt wurde. Dabei befürchtete man sogar, dass die im Kriege beschädigte und erst nach der Wende endgültig wiederhergestellte Südwestecke des Reichsgerichts der Detonation nicht standhalten könnte, was sich dann aber zum Glück als falsch erwies. Offenbar reichte der Druckausgleich durch die geöffneten Fenster aus....

    Zunächst stand das Gewandhaus ziemlich allein auf dem Gelände....- Hermann Walter fotografierte es für uns 1884

    Das gezeigte Rossbachhaus, Beethovenstr. 8, ist das wahrscheinlich opulenteste Wohnhaus Leipzigs in geschlossener Bebauung. Es wurde 1892 (Datierung an der Fassade) nach Plänen von Arwed Rossbach für den Stuckkateur Louis Heydrich gebaut, der schon früher ähnlich hochherrschaftliche Mietshäuser in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] gebaut hatte (1882 die Münzgasse 28 u.a.) Bewohnt wurde das Haus u.a. von Verlegern (Brockhaus, Kistner & Siegel) und Musikern des Gewandhauses.

    Hier eine Photografie von Hermann Walter (Stadtgeschichtl. Museum [lexicon='Leipzig'][/lexicon]) kurz nach der Vollendung aufgenommen.


    Zu der „Bibliotheca Albertina“, Beethovenstr. 6 äußere ich mich vielleicht bei Gelegenheit noch mal ausführlich. Ihre Wiederauferstehung aus Trümmern des Zweiten Weltkrieges nach 1992 finde ich höchst bemerkenswert und es scheint mir so, als sei dies nur zu diesem Zeitpunkt politisch durchsetzbar gewesen.
    Im Inneren befindet sich übrigens im „Lesecafe“ eine Holzbalkendecke aus der Zeit um 1558, die um 1890 aus dem im zweiten Weltkrieg zerstörten Fürstenhaus, Grimmaische Str. 30, hierher versetzt wurde und so überlebte.

    Mit einem Wohnhaus aus dem Musikviertel möchte ich euch noch belästigen:
    1894-96 wurde der Stadtpalast Schwägrichenstraße 11 nach Entwürfen den Sächsischen Hofbaumeisters Otto Brückwald erbaut. Die Sanierung erfolgt endgültig 2003, wenn ich nicht irre. Es ist vor allem auf den Sagraffito-Fries an der Traufe hinzuweisen, der rekonstruiert wurde.

    Im Treppenhaus ist vor allem eine weibliche Figur beachtenswert, eine Verkörperung der Architektur.
    http://www.blickfaenger.net/index.php/article/articleview/18/\r
    http://www.blickfaenger.net/index.php/a ... leview/18/

    Neben der Freundin von Max Klinger, die Schriftstellerin Elsa Asenijeff, wohnte hier der Kunsthistoriker (Sir) Nikolaus Pevsner, der hier im Jahre 1902 als Sohn eines reichen (jüdischen) Pelzhändlers geboren wurde. Sein zusammen mit John Fleming und Hugh Honour herausgegebenes Weltlexikon der Architektur sollte hier doch wohl hier jeder haben?!?! – Ich habe übrigens eines in dünn von 1971 und ein halbwegs aktuelles, ziemlich dickes....
    http://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_Pevsner\r
    de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_Pevsner


    Zum Abschluss möchte ich dieses historische Bild von Hermann Walter (seit etwa 1930 im Stadtgeschichtlichen Museum in [lexicon='Leipzig'][/lexicon]) zeigen, das vom Turm des neuen Rathauses aus aufgenommen ist. Das Bild verdeutlich den Anspruch, den das Viertel, den es auch erfüllen konnte. Im Zentrum das berühmte Reichsgericht von Ludwig Hoffmann und Peter Dybward – in meinen Augen das grandioseste Gebäude Leipzigs.

  • Danke für die Bilder Leipziger!
    Das wunderschöne letzte Bild macht doch auch wieder die superiorität der damaligen Stadtplaner deutlich, vor allen wenn man sie vergleicht mit der Nachkriegsplanung der Moderne natürlich. :klaresnein:

  • Toller Beitrag Leipziger, und schöne Bilder natürlich auch! Es ist zu bedauern, dass wir nichts ins Reichsgericht hereingekommen sind, aber wie schon erwähnt, in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] waren wir unter Garantie nicht das letzte Mal. ;)

  • Leipziger: also egal, wo du geboren wurdest - deinen furumsnamen trägst du auf jeden fall völlig zu recht. ich ziehe den hut.

    GruttePier: über die superiorität der damaligen stadtplaner (auch im vergleich zu späteren) lässt sich diskutieren. reichsgericht, albertina, musikhochschule etc. entstanden auf dem gelände des botanischen gartens. um das gelände voll auszunutzen, wurden all die repräsentativen gebäudeeinfach neben- und hintereinander aufgereiht, was ihre wirkung im stadtraum schmälert. für die anlage der karl-tauchnitz-strasse wurde ein teil des wenige jahre zuvor der stadt geschenkten johanna-parks vertragswidrig überbaut. auch sonst wurde während dieser zeit mehr alte substanz vernichtet, als in friedenszeiten je zuvor oder danach.

    so bedenkenlos fortschrittsgläubig wie damals sind heute die (bösen, brutalen, modernistischen) stadtplaner jedenfalls nicht mehr.

  • ach so, noch mal Leipziger:
    das gebiet um die gottschedstrasse war bis zur wende schon mutwillig im elend versunken.
    die häuser auf der westlichen seite der käthe-kollwitz-strasse verfielen, da sie einer strassenverbreiterung weichen sollten. zwischen schauspielhaus und diettrichring fehlten teilweise die obergeschosse. und dass man plattenbauten hinklotzte, die einen synagogen-neubau an alter stelle unmöglich machten, kam wohl auch nicht von ungefähr...

  • Zitat

    Das hier im Forum bereits öfters gezeigte Haus Beethovenstraße 8 - ein Traum des Historismus

    Das denke ich mir auch immer wieder. An dem Gebäude stimmt einfach alles: Schmuck, Proportion, Material, Farbe, Gliederung, Plastizität etc. - es ist schlichtweg perfekt. Davon könnte man in jeder Stadt eine Kopie machen und in jeder Stadt wäre es ein Gewinn für eben diese. ;)

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Zitat von "RMA"

    Toller Beitrag Leipziger, und schöne Bilder natürlich auch! Es ist zu bedauern, dass wir nichts ins Reichsgericht hereingekommen sind, aber wie schon erwähnt, in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] waren wir unter Garantie nicht das letzte Mal. ;)

    Hmm, ich war letztens erst noch im Reichsgericht und habe mir gedacht das ich davon keine Bilder machen muß weil das hier eh schon totfotografiert wurde.

  • Die Architektur im Musikviertel ist wirklich prachtvoll. Sind die Häuser noch prachtvoller als die im Waldstraßenviertel?

    Bei dem Eckhaus von Arwed Rossbach fällt im Vergleich mit dem Erbauungszustand auf, dass die Rolläden vor der Fenstern scheinbar nicht mitrekonstruiert wurden. Warum nicht? Rolläden sind doch für die Bewohner deutlich von Vorteil, dämmen sie doch Lärm und Wärme. Bei den meisten Gründerzeitlern sind Gardinen optisch besser als nachgerüstete Plastikrolläden, doch wenn das Haus schon mit (hochwertigen) Holzrolläden erbaut wurde, warum rekonstruiert man diese nicht?

    Des weiteren würde mich mal interessieren, wie ein Blick aus dieser Perspektive heute aussehen würde:

    Zitat

    Um das Neue Gewandhaus ist es wirklich sehr schade - auch wenn dort jetzt ein relativ neuer 08/15-Bau steht hoffe ich, dass das Gebäude mittel bis langfristig wieder rekonstruiert wird, ist es doch ein Ensemble mit Albertina und Reichsgericht. Dann würd ich mir vllt auch mal so ein Konzert anhören, der Betonbunker am Augustusplatz ist nicht so mein Ding....

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Zitat von "Booni"

    Des weiteren würde mich mal interessieren, wie ein Blick aus dieser Perspektive heute aussehen würde:


    Das historische Foto wurde ja vom Rathausturm aus aufgenommen. Von diesem Standort aus habe ich im Netz nichts gefunden, aber vom Uni-Riesen aus stark angezoomt DIESES BILD
    Die gründerzeitliche Rundbebauung auf dem historischen Foto unten links ist auf dem Fotocommunity-Foto nun als 08/15-Abschreibungsgebäude unten rechts zu sehen. Ansonsten kann ich sagen, dass zumindest die Häuser, die man auf dem Luftbild im Vordergrund klar erkennt, bis auf wenige Ausnahmen noch bestehen. Das trifft z. B. auch auf die Villen in der K.-Tauchnitz-Str. zu, die auf dem historischen Bild unten rechts zu sehen sind, oder auch auf die Hochschule für Grafik und Buchkunst in Verlängerung zum Reichsgericht.

    Ein starkes Bild zur blauen Stunde auch DIESES hier.

  • Zitat von "Booni"

    Die Architektur im Musikviertel ist wirklich prachtvoll. Sind die Häuser noch prachtvoller als die im Waldstraßenviertel?

    Bei dem Eckhaus von Arwed Rossbach fällt im Vergleich mit dem Erbauungszustand auf, dass die Rolläden vor der Fenstern scheinbar nicht mitrekonstruiert wurden. Warum nicht? Rolläden sind doch für die Bewohner deutlich von Vorteil, dämmen sie doch Lärm und Wärme. Bei den meisten Gründerzeitlern sind Gardinen optisch besser als nachgerüstete Plastikrolläden, doch wenn das Haus schon mit (hochwertigen) Holzrolläden erbaut wurde, warum rekonstruiert man diese nicht?

    Des weiteren würde mich mal interessieren, wie ein Blick aus dieser Perspektive heute aussehen würde:

    Um das Neue Gewandhaus ist es wirklich sehr schade - auch wenn dort jetzt ein relativ neuer 08/15-Bau steht hoffe ich, dass das Gebäude mittel bis langfristig wieder rekonstruiert wird, ist es doch ein Ensemble mit Albertina und Reichsgericht. Dann würd ich mir vllt auch mal so ein Konzert anhören, der Betonbunker am Augustusplatz ist nicht so mein Ding....


    Ich würde sagen, die Architektur von Waldstraßenviertel und Musikviertel ist gleichwertig. Der Unterschied ist nur, dass es im Musikviertel viele öffentliche Bauten gibt und viele Villen als Einfamilienhäuser, während das Waldstraßenviertel nur aus geschlossener Bebauung bzw. in den jüngeren Teilen auch großen, dicht an dicht freistehenden Mietvillen mit mehreren Wohnungen besteht.

    Das Gewandhaus wird in naher Zukunft natürlich nicht wiederauferstehen. Dort steht jetzt der Campus "Geisteswissenschaften" und ich denke, es war kein versehen, dass er dort gebaut wurde. Immerhin hat man die pominente Stelle des Musikviertels mit einem öffentlichen Gebäude bebaut. So schlecht ist der Bau nun auch wieder nicht.
    Ich persönlich hätte mir auch vorstellen können, den Platz erstmal frei zu lassen. Naja.

    Die Plattenbauten des Musikviertels sind überwiegend saniert. Dies betrifft vor allem die Platte an der Mozartstr. (an das Gewandhausgrundstück angrenzend) und die Platten im "hinteren" Musikviertel (Haydn-/Grassistr. etc.). Die Punkthochhäuser an der Karl-Tauchnitz-Str. scheinen mir noch nicht saniert, aber bewohnt und halbwegs gepflegt. Die sind ja meines wissens "erst" aus den 80ern.
    Im übrigen sei darauf hingewiesen, dass die hinteren Teile des Musikviertels fast völlig zerstört wurden. Ständen da nicht die Platten, wäre da fast nichts (was ich übrigens auch nicht schlimm fände).

    Zu den Rolläden: Ich weiss nicht, ob die Rolläden beim Rossbachhaus vor der Sanierung noch vorhanden waren. Ich finde den "Verlust" nicht weiter tragisch. Im übrigen möchte ich darauf hinweisen, dass es diese reichverzierteln Zinkblechkästen mit Jalousien darin in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] auch in saniertem Zustand nicht besonders selten gibt. In Dortmund (wo Bonni glaube ich wohnt und das ich auch recht gut kenne) gibt es sowas garantiert in der ganzen Stadt nicht mehr. Im übrigen hatten dort die Häuser sowas auch seltener. Dortmund besteht eben zu 90% aus Arbeiterhäusern.

  • zum musikervertel und seinen platten:

    kurz nach der wende fand ein symposium zur künftigen entwicklung des gebietes statt, bei dem sich überraschenderweise vor allem die experten aus dem westen (hauptsächlich aus gründen der sozialen durchmischung) vehement für den erhalt der platten aussprachen. (zur erinnerung: damals kostete der qm wohnraum mit weststandard 23 dm und die leute zogen auf der suche nach akzeptablen wohnungen kreuz und quer durch die stadt - und aus ihr weg. tja, die zukunft vorauszusagen, ist halt schwierig. einfacher geht´s im nachhinein...)
    die drei punkthochhäuser sind eine goldgrube und sollen demnächst saniert werden. super lage und und von den oberen wohnungen (über zwei etagen) hat man einen grandiosen blick über den auenwald. wahrscheinlich wird man es bei der sanierung nicht für nötig erachten, balkone anzubringen. wenn das mal nicht wieder kurzsichtig gedacht ist...

  • Dieses tolle Eckhaus erinnert mich an ein Eckhaus in Halensee. Ist zwar um einige Diemensionen kleiner und die Turmhauben fehlen...Aber diese Form, mit den beiden Türmen und dem Giebel in der Mitte ähnelt diesem sehr.

  • Zitat von "rakete"

    bei dem sich überraschenderweise vor allem die experten aus dem westen (hauptsächlich aus gründen der sozialen durchmischung) vehement für den erhalt der platten aussprachen.


    Das ist alles andere als überraschend, erfuhren doch diese Experten, dass in jeder Kleinstadt im Westen die Wohnbunker inmitten gewachsener Strukturen hineingepflanzt wurden. Ob dabei das soziale Klima empfindlich gestört wurde und der Mittelstand (sprich: Steuerzahler) das Weite suchte, egal: Hauptsache, sozial Schwache wurden nicht ausgegrenzt. Wer sich dagegen auflehnte, war bestenfalls ein Konservativer, schlimmstenfalls ein Nazi.

    Derweil zeigt gerade die Leipziger Südvorstadt, dass auch ohne Betonghettos ein friedliches Miteinander aller sozialen Schichten möglich ist. Merke: Sobald Städteplaner versuchen, die Sache in die Hand zu nehmen, geht's meistens schief.

  • spacecowboy:
    einspruch! sich über das soziale auseinanderdriften einer stadt gedanken zu machen und dem entgegenzuwirken, ist nicht verwerflich. leute auszugrenzen, hat wirklich etwas faschistoides. lieber plattenbauten im musikerviertel, als alte, arme, ausländer neben der müllkippe einzuquartieren. die haben auch eine würde und ihre kinder sind nicht auch nicht schlimmer als die von obermedzinialräten...

  • Zitat

    leute auszugrenzen, hat wirklich etwas faschistoides.


    Richtig, war auch nicht die Intention meines Beitrags. Aber es ist eben nicht nur damit getan, sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen in gewachsene Strukturen umzusiedeln. Und wenn ich das Argument der sozialen Durchmischung für den Erhalt von Plattenbauten höre (das gleiche Argument wurde ja auch für den Erhalt der 3 Brühl-Platten gebraucht), dann bekomme ich das nackte Grauen: Auch in sozialer Hinsicht, oder bedeutet Leben in der grauen Platte mit Blick auf schnieke sanierte Gründerzeitler nicht auch irgendwie Ausgrenzung?

  • davon bin ich überzeugt.
    aber dazu gehört auch, ausgrenzungen entgegenzuwirken. zum beispiel, in dem man nicht deren wohnungen abreisst, ohne adäquaten ersatz bieten zu können. genau das war die situation vor 15 jahren. und daran muss man die damalige entscheidung auch messen.
    "hauptsache, sozial schwache wurden nicht ausgegrenzt" ist deshalb kein vorwurf, sondern eine leistung, die einen mit dem anblick der plattenbauten versöhnt.