• Wasserspiele und Bäume an jedem undenkbaren Ort... Helle Natursteinpflästerung anstelle Holperpflaster... Schlagworte, die ich nicht mehr hören kann. Gräserbeete... ??? Muss ein Platz zu 100% barrierefrei sein?

    die „bedeutendste postmoderne Platzgestaltung Österreichs“

    Das ist jetzt auch sehr hoch gegriffen. Ein Platz mit einem Loch... mein Vater war Zahnarzt, also kann man sich meine Meinung zu Löchern vorstellen. So sehr ich mich ja mit Archäologie beschäftige, aber ich bin grundsätzlich für das Zudecken archäologischer Reste, weil dies die beste Konservierung ist. Und ein Loch in einem Platz kann nie schön sein. Überspitz formuliert kommt es doch auch niemand in den Sinn, bei einer Dachrenovation des Stephansdoms die farbig glasierten Dachziegel nicht mehr anzubringen und durch Plexiglas zu ersetzen, nur damit man den imposanten Dachstuhl sehen kann (wenn es denn noch der spätmittelalterliche Dachstuhl wäre...).

  • Mich stört es nicht, ich fand immer den Platz relativ traurig trotz der schöne Perspektive auf die Hofburg, und da auch noch mein Lieblingscafe vor langer Zeit dicht gemacht hat, finde ich diese Pläne eher unproblematisch. Wenn ich mal in Wien bin, ist es in der Tat nur noch eine Transitroute für mich geworden.

    Also daher : abwarten und Tee trinken.:zeitung:

  • Also ich kann die Begrünung des Platzes nur begrüßen. Ich war erst letzte Woche in Wien (zum ersten mal!) und, so wundervoll der Blick auf den Michaelertrakt der Hofburg und die umliegenden Gebäude auch ist, so ist der Platz an sich alles andere als gelungen gestaltet. Die freigelegten archäologischen Ausgrabungen sind vielleicht für den ein oder anderen interessant, aber fallen meiner Meinung nach ebenfalls negativ auf. Wahrlich schade ist es aber um das Kopfsteinpflaster. Dadurch geht mal wieder immens viel Charakter und Charme verloren. Ich kann die ganze Aufregung trotzdem nicht nachvollziehen. Es handelt sich doch "nur" um 9 Bäume? Und inwiefern das am Ende überhaupt negativ ins Gewicht fällt, bleibt abzuwarten! In Wien ist auch auch längst nicht alles perfekt und man kann echt froh sein, wenn dieser Bereich der Innenstadt um etwas Grün ergänzt wird. :)

    Anbei noch ein Foto von letzter Woche Donnerstag:

  • Innenstadt ist aber nicht Park oder Wald, deswegen haben Bäume in historischen Innenstädten eigentlich nichts zu suchen. Zumal es vom Michaelerplatz keine 200 m bis zum nächsten Park sind. Diese Manie, jeden Fleck Erde zupflanzen zu wollen... jeder historisch oder kunsthistorisch Interessierte kann da eigentlich nur den Kopf schütteln.

  • Innenstadt ist aber nicht Park oder Wald, deswegen haben Bäume in historischen Innenstädten eigentlich nichts zu suchen. Zumal es vom Michaelerplatz keine 200 m bis zum nächsten Park sind. Diese Manie, jeden Fleck Erde zupflanzen zu wollen... jeder historisch oder kunsthistorisch Interessierte kann da eigentlich nur den Kopf schütteln.

    Ich schüttele eher aufgrund der vielfach unpassenden und grotesken Dachaufbauten den Kopf. Das wiegt für mich viel schwerer, als ein paar Schatten spendende und die Aufenthaltsqualität steigernde Bäume. Zumal 9 Bäume aus einem Platz keinen Park oder Wald machen ...

  • Die europäische historische Innenstadt kommt aber in der Regel ohne Pflanzen aus. Bäume gibt es auf den ehemaligen Wallanlagen, auf zur Kernstadt führenden Alleen und in ehemals privaten Gärten sowie auf Friedhöfen, insoweit sie noch innerhalb der Stadt existierten. Plätze wie der Michaelerplatz sind gestaltet, alles ist aufeinander abgestimmt, und zwar meistens ohne Bäume. Es bleibt mir unverständlich, wie dieselben Menschen, die sonst wegen jedes Details, das vom Urbild abweicht, ein Drama veranstalten, aber bei so etwas essentiellem wie Straßen- und Platzgestaltung die Bäume mit beiden Händen verteilen.

  • Quote

    Nicht ganz so gut findet die Umgestaltung des Michaelerplatzes der Wiener Kunsthistoriker Richard Bösel. Gegenüber dem "Standard" sagte er nach der finalen Entscheidung: "Am falschen Ort erzeugt "klimafittes Wohlgefühl" städtebauliches Unbehagen. Und das ist noch gelinde ausgedrückt: Man könnte geradeso von einem pseudoökologischen Gewaltakt gegen die Urbanität einer Metropole sprechen." Bösel ist unter anderem Kunsthistoriker, langjähriger Leiter der Architektursammlung der Albertina und Direktor des Österreichischen Historischen Instituts in Rom. "Der Michaelerplatz wollte nie ein Ort zum Verweilen sein und wird sich auch heute nicht besonders gut dazu eignen", so sein Fazit.

    Neugestaltung am Michaelerplatz
    Umgestaltung Michaelerplatz
    www.heute.at
  • Es ist natürlich eine Schnapsidee. Bäume haben dort an diesem zentralen wie neuralgischen Punkt, wo das Imperium auf die bürgerliche Mitte trifft (und daneben die wichtige Michaelerkirche steht) überhaupt nichts verloren. Aber wenn man sich die in Wien herrschenden Figuren ansieht, verlernt man das sich-Wundern.

  • In Schweden gibt es jetzt ein bisschen von ein Tabu uberhaupt Gebäuden abzureisen. Das war anders in 1970iger aber heute ist sogar schwer eine 1970 Betonburg abzureisen. Viele die gezeigte Gebäuden könnte man im tat weiterbenutzen. Ich verstehe dass die Wiener SPÖ keine intresse an der kulturelle Wert hat aber gibt da uberhaupt keine Gedanken um Nachhaltigkeit? Funktionierende Gebäuden abzureissen ist doch wahnsinning.

  • Die Zerstörung des Stadtbilds: Wie Wien immer hässlicher wird (wienschauen.at)

    Das jahrzehntelange Wirken der SPÖ-Wien. Jedenfalls in kultureller Hinsicht blanker Wahnsinn.

    Ich finde das insbesondere im Vergleich mit den Sanierungsgalerien aus Leipzig extrem. Was in Wien abgerissen wird, wird dort saniert für die nächsten hundert Jahre. Hat Wien einfach noch so viel, dass man vermeintlich meint auf das ein oder andere locker verzichten zu können?

  • Ich hab's weiter oben schon mal geschrieben:

    In dem vor kurzem erschienenen, im übrigen sehr empfehlenswerten (bis auf die unsäglich aufdringliche Genderei...) Buch "Das Wiener Zinshaus" von Krammer, Nierhaus & Szeless wird eine Studie der Österr. Akademie der Wissenschaften zitiert, wonach von insgesamt 17829 im Jahre 2007 existierenden historischen Zinshäusern in Wien bis 2019, also im Laufe von nur 12 Jahren, sage und schreibe 391 Gebäude abgerissen wurden... natürlich gibt es immer noch überwältigend viele historische Zinshäuser in Wien, aber die in baukultureller Hinsicht schlechte Stadtpolitik trägt unübersehbar Früchte.

    Für bundesdeutsche Verhältnisse sind beide Zahlen sehr hoch, es dürfte in keiner dt. Stadt, wahrscheinlich auch nicht in Leipzig, so viele Zinshäuser aus der Gründerzeit und Jahrhundertwende geben, vor allem nicht in dieser Opulenz. Dazu kommen immer noch vergleichsweise viele Häuser aus Barock und Biedermeier. Von daher wage ich zu behaupten, dass historistische Häuser in Wien tatsächlich von vielen als selbstverständlich angesehen und nicht sonderlich wertgeschätzt werden dürften. Ein sehr starker Grund für die vielen Abrisse sind aber sicherlich die unter WienSchauen angeführten Gründe:

    Öffentliche Förderungen für Sanierungen sind viel zu gering. Politik und Behörden haben Bebauungspläne erstellt und beschlossen, die Abrisse erst richtig attraktiv bzw. lukrativ machen – weil im Neubau dann viel mehr Fläche möglich ist. Zusammen mit dem problematischen Mietrechtsgesetz (eher niedrige Mieten im Altbau, unkontrolliert hohe Mieten im Neubau) arbeitet alles hin in Richtung Zerstörung.

    Wird nach Abrissen neu gebaut wird, regiert völlige Beliebigkeit: hochwertige Gestaltung und Rücksicht auf die Umgebung sind vielfach Fremdworte. Attraktive Architektur wird von der Stadtpolitik auch nicht eingefordert, denn entsprechende Gesetze und Gremien (Gestaltungsbeirat) fehlen. Selbst in Schutzzonen und im Weltkulturerbe darf völlig beliebig neu gebaut werden. Das öffnet Tür und Tor für billige Gestaltung. Die Baukultur im Wien des 21. Jahrhunderts ist im Keller.

    "In der Vergangenheit sind wir den andern Völkern weit voraus."

    Karl Kraus

  • Das Grundproblem ist der Richtwert und das MRG. Auf Kosten der Altbaueigentümer wird Sozialpolitik für überpriviligierten Mietadel gemacht.

    Der hochwertig sanierte Altbau gehört dem Neubau gleichgestellt, Abrisse von Nichtdenkmälern gäbe es nur bei Einhaltung einer qualitätsvollen Gestaltung und bei gravierenden Baumängeln im Bestand. Dachausbauten qualitativ fassen (zu spät für die meisten Gegenden) und Ordnung des öffentlichen Raumes nach historischen Vorbildern.

  • Quote

    Attraktive Architektur wird von der Stadtpolitik auch nicht eingefordert, denn entsprechende Gesetze und Gremien (Gestaltungsbeirat) fehlen. Selbst in Schutzzonen und im Weltkulturerbe darf völlig beliebig neu gebaut werden.

    Durchaus sehr verwunderlich. In Deutschland haben ja selbst Kleinststädte Gestaltungssatzungen, bis vor Kurzem über die Bebauungspläne auch in Neubaugebieten recht enge Vorschriften z.B. zur Dachform, -farbe. Aber ja, zugegeben, das ist mittlerweile in Deutschland weitgehend Geschichte, Neubaugebiete und ältere Wohnviertel abseits der Stadträume von vor dem 2. WK werden nur noch von sehr rudimentären Vorgaben zusammengehalten in der Gestalt. Und in Wien lebt man das wohl überall :zungeorange:

  • hier was für Masochisten und solche die es werden wollen. Die anderen seien davor gewarnt.

    Aichhorngasse-14-Altbau-vor-Abriss.jpg

    Die Zerstörung des Stadtbilds: Wie Wien immer hässlicher wird (wienschauen.at)

    Das jahrzehntelange Wirken der SPÖ-Wien. Jedenfalls in kultureller Hinsicht blanker Wahnsinn.

    Wirklich eine sehr traurige Entwicklung! Trotzdem ist natürlich der Erhaltungsgrad der historischen Stadt enorm und mit keiner bundesdeutschen Stadt zu vergleichen und nur mit wenigen Städten überhaupt in Europa und der Welt. Ich plane, Wien bald wieder einen Besuch abzustatten und werde mich (auch aus Zeitgründen) auf die Innere Stadt konzentrieren. Ich hoffe, dass der UNESCO-Welterbestatus größere unschöne Veränderungen des historischen Wiens verhindern wird.

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • Was hat es eigentlich mit den zwei scheußlichen Kisten direkt am Heldenplatz auf sich? Sie sehen temporär aus, aber sie sind schon seit einigen Jahren dort, richtig?