Jurahäuser im Altmühltal (Galerie)

  • Du meinst das hier?

    http://www.detail.de/artikel/neubau…tstetten-12278/

    Ich finde das geht schon noch. Ist eben der Versuch einer modernen Interpretation, wobei mich interessieren würde was da zuvor stand. Im Film sagte ja der ehemalige Bürgermeister, dass sich manche Leute in der Gemeinde über den Abriss beklagt hätten. Auf den Fotos im obigen Link sieht man ziemlich zum Schluss den Abriss eines Hauses. Da mittlerweile 3 Gebäude den zentralen Platz zieren mussten aber wahrscheinlich auch noch andere weichen.

    Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht.

  • Also mir gefällt das Gemeindezentrum von Wettstetten überhaupt nicht. Es ist, genau wie Fachwerkliebhaber meint, mit der richtigen Dachneigung allein nicht getan. Insgesamt ist es ein kalter Neubau, wie sie zur Zeit offenbar Mode sind. Neubauten im richtigen Jurastil dagegen besitzen diese Kälte nicht.

    Der Film war auch nach meinem Dafürhalten zu euphorisch. In den Dörfern der Gegend gibt es schon viel Verfall. In den Städten mag das nicht so dramatisch sein, aber auch in Kelheim sieht's bisweilen düster aus, wenn man sieht, wie vernachlässigt sich die Altstadt mittlerweile präsentiert.

  • Da gebe ich euch recht Fachwerkliebhaber, Zeno. Die althergebrachten Charakterzüge sind bis auf die Dachneigung und dem geringen Dachvorsprung nicht vorhanden. Es ist eine modernistische Verfremdung. Ums-Eck laufende Fenster, lange Fensterbänder, geschlämmte Ziegelwände, fehlende Symmetrie der Fassade (ein ganz wesentliches Element, das heute komplett ignoriert wird), fast kein Grün. Wo wären da historische Vorbilder? Positiv ist die hochwertige Materialität zu erwähnen.
    Steinigt mich, aber unter einer Prämisse würde ich so einen Entwurf akzeptieren können: Ein erhaltenes Ortsbild. In einem überkommenen Ortsbild wäre so ein Bau, der zumindest nicht marktschreierisch um Aufmerksamkeit ringt (mit einigen Änderungen) durchaus eine passable Ergänzung unserer Zeit. Der Bauherr ist die öffentliche Hand. Schon immer hat man für solche Zwecke anders gebaut als das "gemeine Volk". Da durfte es auch immer etwas extravaganter zugehen.
    Aber: da es aber kein erhaltenes Ortsbild mehr gibt, erledigt sich dieses Argument, hätte sich hier die öffentliche Hand streng an alte Vorbilder halten müssen um zu wirken. Es fehlen einfach die Gebäude, auf die der Neubau versucht sich zu beziehen. Somit bleibt es ein Fremdkörper. Das Zentrum ist somit komplett abzulehnen.

    Pfalzgraf: ein leider nicht sehr aussagekräftiges Abriss-Bild des Vorgängerbaus: http://www.donaukurier.de/_/tools/picvie…_CMELEM=1810595

    Edit: ohje: anscheinend hat man sogar einen richtigen Altbau dafür geopfert :sad: http://www.donaukurier.de/_/tools/picvie…_CMELEM=2109445

  • Grampersdorf bei Beilngries, Am Wasserturm 2:

    vorher:
    http://web.archive.org/web/2016110512…_CMELEM=2732852
    Ob die "Einsturzgefahr" tatsächlich bestand, wie in der Bildunterschrift zu lesen ist, bezweifle ich: das Dach war vorne immer noch total gerade (wie auf dem Bild zu sehen); vielleicht hätte man nur einfach das Steindach erst einmal herunternehmen müssen und durch eine Zwischenlösung ersetzen müssen - aber gut, das hätte schon vorausgesetzt, dass der Besitzer überhaupt Interesse hat.

    Tage vorher sah ich noch jemanden im Vorbeifahren die alten Juramarmor-Fußbodenplatten aus dem Haus tragen. Naiv wie ich war, hatte ich doch tatsächlich die leise Hoffnung, das Haus würde hergerichtet werden.

    nachher (Ende Juni 2016), rohe Gewalt war am Werk:


    Hätte ein schönes Ferienhäuschen gegeben. :crying:

    Nebenan war ein kleines, ebenfalls mit Kalkplatten gedecktes "Häuschen", von dem ich mich immer gefragt habe, wofür es denn eigentlich genutzt wurde: an der Traufseite mit etlichen Holzklappen in der Größe von kleinen Fenstern versehen, direkt nebeneinander, aber in unterschiedlicher Größe und Höhe. Gegen einen Hasenstall oder Taubenkäfig würde aus meiner Sicht sprechen, dass die Klappen komplett geschlossen waren.

    Tja so gehen sie dahin in Bayern, tausende nicht einmal registrierter Denkmäler. "Wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennt sie nicht mehr..." Ps 103

  • Snork 7. Februar 2020 um 19:39

    Hat das Thema aus dem Forum Süd nach Galerie verschoben.
  • Seit Jahrzehnten schon ein einziges Trauerspiel und es wird nicht besser:

    Zitat
    Treuchtlingen: Wo sind all die Jurahäuser hin?

    Alte Bauform war einst für die Region prägend

    TREUCHTLINGEN - Kaum geschützt: Stück für Stück verschwinden seit vielen Jahren die verbliebenen historischen Gebäude in Treuchtlingen.

    Die markanten Jurahäuser mit ihrem flachen Legschieferdach prägten einst das südliche Altmühlfranken. In der Treuchtlinger Stadtmitte gibt es jedoch nur noch wenige davon – zu leichtfertig wurden sie in den Nachkriegsjahren moderneren, vermeintlich besseren Neubauten geopfert.

    Und auch ansonsten ist die Altmühlstadt selbst nicht gerade reich an historischer Bausubstanz und Baudenkmälern. Deshalb schauen Stadtverwaltung und auch interessierte Bürger durchaus genauer hin, wenn irgendwo ein altes Haus neuerer Bebauung weichen soll. Zwei Beispiele fielen dabei in den vergangenen Monaten ins Auge.

    [...]

    https://www.nordbayern.de/region/treucht…8?searched=true

    PS: Snork , warum wurde denn das Thema zu "Mittelfranken" verschoben? Es ist bezirksübergreifend und war deshalb vorher auch keinem Bezirk zugeordnet... Merci!

  • Ein hervorragender Beitrag zum Thema Jurahäuser, unbedingte Hörempfehlung:

    Zitat

    Müll der Geschichte oder Baujuwel mit Zukunft?

    Bayern hat das beste Denkmalschutzgesetz, sagt Denkmalschützer und Filmpoet Dieter Wieland. Aber die Gelder dafür werden immer mehr zusammengestrichen. "Jurahäuser sind einzigartige Persönlichkeiten", konstatiert auch Bayerns Oberkonservator Mathias Pfeil. Trotzdem werden noch immer Abbruchgenehmigungen erteilt, Tendenz steigend. Trotz Artikel 18: "Kann eine Gefahr für den Bestand oder die Gestalt eines Bau-Denkmals auf andere Weise nicht nachhaltig abgewehrt werden, so ist die Enteignung zugunsten des Staates oder einer anderen juristischen Person des öffentlichen Rechts zulässig."

    Hier ein wunderbar bebilderter Trailer zur Sendung:

    https://www.br.de/radio/bayern2/…lleton-100.html

    Und hier der eigentliche Radiobeitrag:

    https://www.br.de/radio/bayern2/…ukunft-100.html

    (unten auf der Seite eine weitere tolle Bilderstrecke)

    (Es wird auch näher auf die generelle Denkmal-Problematik eingegangen, die im Prinzip für ganz Bayern Gültigkeit hat. Pfeil fällt mal wieder negativ auf mit seinen Aussagen... :augenrollengruen: ) Hier noch der direkte Link zum MP3 Podcast.