• Zu Hameln fällt mir eine Geschichte ein, ein investor hat in den 80ger jahren mehrere mit Fachwerkhäusern bebaute Grundstücke erworben, die Häuser abgerissen und wollte einen Supermarkt und Häuser mit Eigentumswohnungen dort bauen. Nur eine ältere dame weigerte sich hartnäckig, ihr Grundstück zu verkaufen, so dass der Investor nicht bauen konnte. Nach dem Tod der dame, inzwischen hatte sich die sachlage so geändert, dass der Investor nicht mehr bauen wollte/konnte hat das Haus dann von den Erben gekauft, aus Gnatz abgerissen und die grundstücke dann als Bauland weiterveräussert...

    Obs stimmt... ich weiß es nicht, aber es passt zu dem, was in vielen deutschen Städten abgelaufen ist.

    Oder um meinen erdkundelehrer zu zitieren: "Der einzige unterschied zwischen Bombardierung und Flächensanierung ist, ob erst die Einwohner oder erst die Häuser platt gemacht werden..."

    "... es allen Recht zu machen, ist eine Kunst, die niemand kann..." (Goethe)

  • Das steht in der DEWEZET, Deister- und Weserzeitung, vom 14.05.. Ich habe leider aber keinen ZUgriff auf die Onlinedatenbank!
    Ein Bild wäre nett, falls vorhanden.

  • Armes Deutschland...
    ... wieso war das notwendig?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Es fragt sich eher, wieso ein so gut erhaltenes Gebäude aus dem 18. Jahrhundert (!) nicht unter Denkmalschutz steht oder welche Plattenbausiedlung von denen gerade mal wieder unter Schutz gestellt werden musste, dass es an dieser wohl nutzlosesten Institution Deutschlands vorbeiging... :boese:

  • Sieht für mich aus der Vogelperspektive wie ein schnurgerades Villen-Viertel der Zeit um 1900 aus. Auch die Altbauten würde ich eher für Historismus halten. Kann jemand definitiv bestätigen, dass der Bau eine 260 Jahre alte "Barockvilla" war.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Danke Breslau06. Der Sinn dieses immateriellen Weltkulturerbestatus erschließt sich mir in diesem Fall nicht ganz. Wenn es um Architektur- und Naturdenkmäler geht, so ist dieser Status ja mit sinnvollen Verpflichtungen zum Erhalt dieser Denkmäler verknüpft. Dass aber die Rattenfängersage besonders gepflegt und geschützt werden müsste, kann man ja wohl nicht behaupten. Gerade im Internetzeitalter ist die Sage eh überall und jederzeit zugänglich und weiterhin sehr bekannt. Die Bewerbung für diesen Welterbestatus scheint mir nicht mehr als ein weitere PR-Gag der Stadt Hameln zum Anlocken von Touristen zu sein, oder sieht das jemand anders?

  • @Volker

    Vielen Dank für das prächtige Foto - obwohl ich da schon eine gefühlte Million mal dran vorbei gelaufen bin, wirkt das Gebäude auf dem Foto doch noch viel erhabener, vermutlich müßte man beim Laufen öfters stehenbleiben... :wink:

    Mich beeindruckt es als Bauwerk mehr als die Hämelschenburg, weil es ungemein klar und ausgewogen gegliedert ist, Bürgerstolz pur sozusagen. Vor wenigen Jahren sollte das Haus eine Dauerausstellung zur Weserrenaissance aufnehmen, ist aus undurchsichtigen Gründen gescheitert und nun finden dort Wechselausstellungen statt; in diesem Sommer konnte man darin Werke von F. Hundertwasser bestaunen, die zu Hameln passen, was natürlich nur ein schwacher Ersatz war.

    Die Hämelschenburg erfreut eher als in die Landschaft eingebettetes Gesamtkunstwerk (die Front ist ja ein wenig überladen und neigt einen Hauch zur Protzerei :cool: ), doch die Lage im Tal der Emmer ist ungemein reizvoll, sie liegt an der Straße zwischen Weser und Bad Pyrmont, die Gegend ist eine der reizvollsten des Weserberglandes. Wenn man von Osten sich dem Ensemble nähert, liegt auf der rechten Seite die H.burg, auf der linken Seite befinden sich mehrere Wirtschaftsgebäude, ein kleiner, zugänglicher Park, eine Mühle und ein hübscher Weg hinab zur Emmer.

    Sehr schöne Beispiele für Stil und Zeit bieten beispielsweise das ehemalige Rathaus am Marktplatz von Rinteln (von Hameln 28 km weserabwärts gelegen), das Rathaus von Stadthagen oder das überbordende Eingangsportal zum Schloß in Bückeburg. Stadthagen hat übrigens ein Kunstwerk von Weltrang zu bieten, die Wiederauferstehungsgruppe von Adrian de Vries im Mausoleum der Fürsten von Schaumburg - Lippe in der Nikolaikirche, von besagtem Rathaus nur 100 Meter entfernt und unbedingt sehenswert (auch das Mausoleum selbst ist ein kunsthistorisches Unikum).

  • Die am Ostrand der Hamelner Altstadt gelegene alte Feuerwache wurde jüngst für Wohnzwecke umgebaut. Der Bau fügte sich gut in die historische Umgebung ein:

    http://www.feuerwehr.hameln.de/_images/437-fe…e_hameln_gr.jpg
    http://www.dewezet.de/portal/lokales…rid,161832.html

    Das äußere Erscheinungsbild blieb weitgehend erhalten. Allerdings wurde das Gebäude weiß gestrichen (vorher hellgelb) und die Sollingplatten (?) auf dem Dach durch schwarze Pfannen ersetzt. Einen erheblichen Störfaktor bildet jedoch der gegenüberliegende, äußerst klotzige Neubau, der anstelle einer jüngeren Fahrzeughalle entstand. Es wird als "Townhouse" bezeichnet:

    http://www.alte-feuerwache-hameln.de/neubau.php

    http://www.hallo-hameln-pyrmont.de/cms_media/modu…_feuerwache.jpg

    Auf die bauliche Umgebung wird - wie so oft - keinerlei Rücksicht genommen.

    Das mit der alten Feuerwache durch eine Brücke verbundene Gebäude an der Großehofstraße, offenbar ein spätklassizistischer Putzbau mit Krüppelwalmdach wurde im Zuge der Baumaßnahmen leider abgerissen:

    Vorher:
    http://www.dewezet.de/cms_media/modu…_Feuerwache.jpg
    Abbruch:
    http://www.ps-seemann.de/baustellen/ham…der-feuerwache/

    Hier entstand ein Neubau, die so genannte "Stadfvilla":

    http://www.alte-feuerwache-hameln.de/bilder/alte_fe…_villa01_gr.jpg

    Mehr zu dem Gesamtprojekt unter:

    http://www.alte-feuerwache-hameln.de/

  • Der Hamelner Bürgerverein "Hochzeitshaus" bemüht sich um eine Rekonstruktion des historischen Festsaals im gleichnamigen Haus. Es handelt sich aber um keinen Kriegsverlust. Der Festsaal verschwand bereits Anfang des 18. Jahrhunderts, Gemälde oder Pläne dazu existieren nicht. Wenn das nicht Wasser auf die Mühlen der Rekogegner ist.. :augenrollen:

    http://www.dewezet.de/portal/startse…rid,684701.html

    http://www.radio-aktiv.de/index.php/aktu…ber-nachnutzung

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Kann man hier von einer Rekonstruktion sprechen?

    Aus dem Artikel ergibt sich, dass niemand das weiss wie der Festsaal ausgesehen hat. Auch Bilder oder Pläne liegen nicht vor. Da kann doch nichts rekonstruiert, sondern (wenn auch in einem historischen - welchem ? - Stil) nur neu geplant und gebaut werden. Unter einer Rekonstruktion verstehe ich aber etwas Anderes.

  • Naja, wenn keinerlei zeichnerische Aufzeichnungen des Vorzustandes vorhanden sind, dann handelt es sich ohnedies um keine Rekonstruktion - da wird der Begriff von den "Fachleuten" bewußt oder unbewußt falsch verwendet. Es geht lt Artikel anscheinend um eine Inszenierung im Stil der damaligen Zeit. Man sollte sich an ein historisches Vorbild anlehen und dann kann das schon ein schöner Saal werden - warum auch nicht. Scheiß auf die selbstkastrierten Dogmatiker - sollen die doch Rumplestilzchen spielen und niemanden interessiert es ;-).