• Aus Anlass seines 70. Geburtstages möchte ich nachträglich auf den großartigen, einigen evtl. noch unbekannten Filmemacher Dieter Wieland aufmerksam machen.

    Dieter Wieland (* 16. März 1937 in Berlin), aufgewachsen in Landshut, ist ein deutscher Dokumentarfilmer und Autor. Nach dem Studium der Geschichte und Kunstgeschichte ist er seit 1964[1] freier Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks und verschiedener Fachzeitschriften

    Seine Filme kritisieren stets die Zerstörung alter, gewachsener Strukturen und deren oft gedankenlose Ersetzung durch Neumodisches und qualitativ Minderwertiges; der Blick ist dabei stets auf die Details gerichtet. Die Themen erstrecken sich dabei von der Natur über die Landschaftsgestaltung/Kulturlandschaft bis hin zur Architektur und Gestaltung der Städte.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Dieter_Wieland

    http://www.br-online.de/alpha/forum/vor0012/20001204_i.shtml

    http://www.br-online.de/land-und-leute…en/wieland.html

    In dubio pro reko

  • Ich glaube, daß vor ein paar Tagen, ein Portrait von ihm im BR lief. Das hatte ich gesehen; besonders sein Sarkasmus gefiel mir. :gg:

  • habe auch einige filme von ihm gesehen. ich fand vor allem seinen blickwinkel bemerkenswert, stellte er doch neureichem protz beispiele von gelungenen neubauten gegenüber, die auch nicht mehr kosteten, aber vom ersten tag an mit ihrer umgebung verwachsen schienen.
    manchmal war mir etwas zuviel heimattümelei dabei, aber vom grundgedanken her sind seine filme immer noch aktuell und werden zu recht von zeit zu zeit wiederholt, denn sie bilden.
    vor allem, wenn man sie mit dem nonsens vergleicht, der heute versendet wird und titel trägt, wie "hilfe, wir bauen uns ein haus!" oder so ähnlich.
    da bekommt man richtig sehnsucht nach seinen ruhigen, analysierenden betrachtungen.

  • Wieland erhielt den Bayerischem Staatspreis für Architektur. Hier die Pressemeldung des Bayerischen Innenministeriums:

    Zitat

    Beckstein zeichnet Regisseur Dieter Wieland mit Bayerischem Staatspreis für Architektur aus
    Innenminister Dr. Günther Beckstein zeichnet den Regisseur Dieter Wieland mit dem Bayerischen Staatspreis für Architektur aus. "Sie haben sich in besonderem Maße um die Baukultur in Bayern verdient gemacht. Sie haben die Veränderungen der bayerischen Orte und Landschaften wie kaum ein Zweiter kritisch beobachtet und auf drohende Fehlentwicklungen aufmerksam gemacht. In vielen Fällen waren Sie hier nicht rückständig, wie manchmal Ihre Kritiker meinten, sondern Ihrer Zeit voraus", fasst Beckstein anlässlich der Preisverleihung am 23. Mai 2007 in München die Verdienste zusammen. Die Bayerische Staatsregierung verleiht den Bayerischen Staatspreis für Architektur heuer zum ersten Mal. Gemeinsam mit der Bayerischen Architektenkammer hat es sich die Staatsregierung seit vielen Jahren zur Aufgabe gemacht, baukulturelle Anliegen in breiter Form anzuregen und zu würdigen und das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die gebaute Umwelt zu stärken. Wieland erhält zugleich gemeinsam mit den Professoren Uwe Kiessler und Werner Wirsing den Bayerischen Architekturpreis der Bayerischen Architektenkammer.
    Wieland hat in zahlreichen Filmbeiträgen wie "Grün kaputt" oder "die große Kunst, ein kleines Haus zu bauen" aufgezeigt, dass vielfach das Verständnis für die regionale Bautradition fehlt und es zu einer Entfremdung von den handwerklichen Traditionen kommt. "Der Geehrte hat in seinen Beiträgen mit eindringlicher und direkter Sprache auf architektonische Absonderlichkeiten hingewiesen. Dies ist umso wichtiger, da Baukultur und die Bereitschaft, sich damit auseinander zu setzen, nicht von oben verordnet werden können. Sie müssen eigenständig wachsen. Aufgabe des Staates ist es, dieses Wachstum nicht zu reglementieren, sondern ihm Freiräume zu schaffen, die nur durch alleräußerste Grenzen gegen nicht mehr hinnehmbaren Wildwuchs gesichert werden dürfen. Der Staat kann jedoch sehr wohl Motivation, Denkanstösse und Hilfestellung geben. Und er kann immer dort, wo er selbst Bauherr ist, Vorbilder setzen", führt Beckstein aus.

  • Der BR hat nun (nach dem etliche Filme auf youtube wieder verschwunden waren) einige seiner Filme aus der Reihe Topographie in der Mediathek online gestellt:

    http://www.br.de/fernsehen/baye…raphie-100.html

    Zitat

    Topographie
    Dieter Wieland - die kritische Stimme Bayerns

    Die Verschandelung der Natur, die Zersiedelung der Landschaft, die Unwirtlichkeit der Städte – all dies machte Dieter Wieland seit Anfang der 70er Jahre zum Thema seiner großen Reihe "Topographie“ in "Unter unserem Himmel“. Mit "Grün kaputt” oder "Der Jodlerstil“ hat er Fernsehgeschichte geschrieben. Seine wichtigsten Dokumentationen finden Sie hier nach und nach im Überblick.

    Neben den bekannten Filmen wie "Grün kaputt" oder "Unser Dorf soll hässlich werden" findet man auch einige unbekanntere Filme wie z.B. die Städteportraits oder der Film "Die Farbe" in dem er sich mit den Farben der Fassaden heute und die frühere Gestaltung durch Kalkfarbe und natürlichen Pigmenten auseinandersetzt (die oftmals die schöne Patina ergeben haben, die man heute so vermisst)... großartige Perlen über Städtebau, Ortsbilder, Denkmalschutz, Landschafts-/Naturschutz... jedem empfohlen :thumbup:

  • Ich persönlich fand den Kommentator nahezu unerträglich. Trocken, langatmig, monoton, langweilig...war dieser Dieter Wieland einmal Kirchenprediger? Gut das heutzutage flotter und zwangloser kommentiert wird, dann steh ich auch eine 40 Minuten Doku durch. ;)

    Gut, wenn man an den aktuellen Infotainment-Schrott-Häppchen gewöhnt ist, muss einem das natürlich so vorkommen und ich gebe zu, seine Beiträge haben auch ein bisschen was von Schule - eine Sehschule im positiven Sinne. So ein unglaubliches Wissen und Gespür für Bauten, Menschen und Epochen findet man heute selbst in qualitativ hochwertigen Dokus äußerst selten. Trocken, langatmig, monoton , langweilig sind die allerletzten Attribute, die mir bei Wielands Dokumentationen über die Lippen kämen... eher schon spannend, in alte Welten abtauchend, kritisch, sich Zeit nehmend und entschleunigend - also genau das richtige Tempo wenn es um alte Städte und Dörfer geht, hochinformativ, oft betrachtend wie ein Stillleben... alles was heute anscheinend immer weniger vermittelbar ist. Wieland nähert sich den Orten ganz behutsam wie einem wertvollen alten Schatz.
    Aber leider braucht es immer mehr action um attention zu bekommen. :lachen: Wer nicht laut genug schreit und mit bunter Reklame auf sich Aufmerksam macht, wird übersehen. Wir leben in einer sich immer schneller drehenden Welt und parallel dazu wird die Konzentrationsspanne - auch wenns nur 40 Minuten sind - immer geringer... die immer weiter steigende Zahl an Ritalin-Abhängigen spricht für sich. Flotter und zwangloser geht meist einher mit Verflachung.
    Lasst euch einfach mal darauf ein - 40 Minuten Zeit nehmen ohne an den nächsten Termin zu denken oder ständig das Handy zu checken und ohne Erwartungen was jetzt gezeigt werden müsste - es lohnt sich sich. :wink:

  • Ja, absolut, genau wie thommystyle sagt: Dieter Wieland gehört nicht zu den oberflächlichen Hektikern, wo alles schnell-schnell gehen muss und wo man nur seichtes Blabla zu hören kriegt. Das ist schon genau richtig, man muss sich eben einlassen auf eine einmal etwas andere Art der Betrachtung als jene, die uns heutzutage überall präsentiert wird.

    Alles was älter als 15 Jahre ist, kann ich mir kaum anschauen


    Schon so verdorben von der oberflächlichen Lebensweise?

  • Dieter Wieland ist anstrengend. Anstrengend in dem Sinn, daß er die ganze, konzentrierte Aufmerksamkeit des Zuschauers einfordert. Da gibt es nicht die inszenierten dramatischen Zuspitzungen im 3-Minuten-Takt, wie man sie im aktuellen Fernsehen und leider auch in vielen sogenannten „Dokus“ präsentiert bekommt, weil die Aufmerksamkeitsspanne des Durchschnittszuschauers so geschrumpft ist, nicht alle zehn Minuten die Wiederholung bereits gesehener Szenen nach der obligatorischen Werbepause, die dem sich berieseln-lassenden TV-Glotzer den Faden wiederfinden helfen soll, nicht die pseudo-mitreißende Stimme aus dem Off, die gut auch den Vormarsch deutscher Truppen beim Frankreichfeldzug anno 40 hätte kommentieren können, nicht die Reißschwenks von einem Hotspot des Geschehens zum nächsten, nicht das dauernde Hineinzoomen mit wackliger Handkamera, das dem Betrachter Wirklichkeitsnähe und tatsächliche Teilhabe suggerieren soll.
    Stattdessen bekommt man bei Wieland eine ganz ruhige Kamera, die erst dadurch Dinge in den Fokus bringt, die allzu leicht übersehen werden können, dazu eine präzise, überaus vielschichtige Sprache, vorgetragen in einem fast an Versmaß erinnernden Rhythmus. Für mich ist Dieter Wieland der Adalbert Stifter des deutschen Fernsehen. Aber auch an Stifter scheiden sich ja die Geister: der eine sieht vor seinen Augen einen Schatz gehoben, der andere findet es sterbenslangweilig.

    Einmal editiert, zuletzt von etinarcadiameo (25. August 2015 um 20:24)

  • "Gerät unser Stadtbild in Schieflage"

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    Zitat

    War früher die Architekturqualität besser? Schauen Investoren zu viel auf die „schnelle Rendite“ und zu wenig auf die Ästhetik der Gebäude? ...


    ...Unter dem Titel wurden am 23. April 2015 diese Fragen diskutiert von: Robert Brannekämper, LandtagsabgeordneterDr. Jürgen Büllesbach, Vorstandsvorsitzender der Bayerischen HausbauDr. Johannes Stöckel, Bündnis Gartenstadt MünchenDieter Wieland, Journalist und Dokumentarfilmer