Leipzig - Bau- und Sanierungsprojekte

  • Quote from "DrZott"

    wir sind uns einig darin, daß das, was noch existiert, erhalten werden muß - ohne wenn und aber. Über Kriegslücken können wir an anderer Stelle duellieren! :zwinkern: Das Problem [lexicon='Leipzig'][/lexicon] liegt aber darin, daß kein einziger, der noch stehenden unsanierten (oder sanierten!) Altbauten abgerissen werden darf - weder für Verkehrsprojekte noch für Leerstandsregulierungen und schon gar nicht für die verdammten Plattenbauten!

    100% Zustimmung. Geht doch... 8)

    Und was die Kriegslücken angeht: Gerade die müssen so gefüllt werden, daß es sich harmonisch einfügt. Was spricht dagegen, dabei auf die Formen zurückzugreifen, die sich schon vor 100 Jahren bewährt haben und das Viertel geprägt haben? Oft ist das ja immer noch die Erstbebauung auf einem Areal, wo im 19. Jahrhundert nur grüne Wiese war.

    Moderne Architektur hat durchaus ihre Daseinsberechtigung - aber eben dort, wo sie nicht gewachsene Strukturen (zer)stört. Zum Thema Neumarkt DD hat BautzenFan ja schon so ziemlich alles gesagt, was es zu sagen gibt.

  • Quote from "BautzenFan"


    Völlig richtig! Überlegen muß das Neue nicht zwingend sein. Jedoch baut man in Dresden ja das ALTE wieder nach und nicht etwas Neue - darum geht es mir. Was einmal weg ist, muß man nicht immer wieder neu errichten. Architektur lebte über Jahrhunderte davon, daß immer wieder Neues probiert wurde. In alten Zeiten wurde sicher auch viel Schrott gebaut - außerdem urteilen spätere Jahrhunderte immer anders.

  • Klar wird in Dresden am Neumarkt etwas neues gebaut - Gebäude mit zeitgemäßer Technologie und rationeller Raumaufteilung, die sich in ihren Fassaden von Vorgängerbauten inspirieren lassen.

    Das ist der heute vorherrschende Baustil, mit dem völlig neuen Paradigma der Überwindung des Gleichklangs von Innen und Außen, und so MUSS heute gebaut werden, damit die Gebäude ehrlich und zeitgemäß sind.

    Unehrlich ist hingegen eine Fortführung des antiquierten Bauhaus-Stils - schließlich tanzen wir heute auch keinen Charlston mehr und tragen keine Knickerbockerhosen in Verbindung mit Schiebermütze mehr wie in den Roaring Twenties.

  • Quote

    Was einmal weg ist, muß man nicht immer wieder neu errichten. Architektur lebte über Jahrhunderte davon, daß immer wieder Neues probiert wurde.

    Das mag für die Normalfälle richtig sein, in denen das Neue zum Alten lediglich noch dazukam. Unsere Situation in Deutschland ist aber, daß der alliierte Bombenkrieg gegen Zivilbevölkerung und Kulturgüter die Altstädte praktisch aller größerer und unzähliger kleinerer Städte ausradiert hat.
    Das ist eine historisch absolut einmalige Situation des Totalverlusts der steingewordenen kulturellen Identität einer ganzen Nation, auf die es nur eine Antwort geben kann: Wiedergewinnung des Verlorenen und Vernichteten durch Rekonstruktion.

  • Genau so ist es, Philon. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wieviele Menschen vom Abstraktum Architektur reden, und dabei unsere besondere und weltweit einmalige Situation in Deutschland völlig außer Acht lassen.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Genau auf den Punkt gebracht! Und da das viele nicht berücksichtigen (wollen), muss es ständig wiederholt werden. So langam bröckelt ja die Front der Reko-Gegner in der Gesellschaft (wenn auch langsam). In ca. 20-30 Jahren sind die Alten dann nicht mehr an der Macht, dann können sich die Jüngeren wieder ganz unbefangen der architektonischen Werte und Bautraditionen ihrer Urgroßeltern widmen. Was ja nicht unbedingt neue Rekonstruktionen bedeuten muss, sondern einfach das Aufgreifen bewährter Bauformen und -stile.

    Leipzig - Back to the roots

  • Neu und alt!

    Ich finde das die Diskussion über neu und alt sehr veraltert ist. Es geht von aus dass es immer eine Weg gibt und die geht nach vorne. Architektur lebt aber auch von der Vergangenheit. Oft geht es um die alte neuzuinterpretieren. Ich sehe kein problem mit Neobarock, Neogotik, oder was weiss ich. Schweriner schloss war neu, aber hat sehr viele Stilelemente von früher genommen. Die gleiche geht von Neuschwanstein. Für mich handeln modern (Formrichtung in Kunst wie Bauhaus, John Cage in Musik und Pollock in Gemälde) und neu als zwei verschiedene Dinge. Modern ist ein Kunsteinrichtung die Stuck, Verzierungen und Figurativ kunst verbietet. Für mich ist das unverständlich. Für mich persöhnlich ist die moderne kühle und ziemlich abstrakte Formsprache einfach fremd. Zum [lexicon='Leipzig'][/lexicon]: in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] ist ja Gründerzeit eine herrschender Bauform. Dieser Bauform ist tatsächlich eine Mischung aus Stilrichtungen aus die ganze Geschichte. Man hat links und recht geliehen. Warum kann es auch nicht so in die zukunft sein? Neobarock passt dort herrvoragend.

  • Das Problem im Osten ist zudem, daß wirklich (noch) sehr viel der (sehr zu preisenden) Vorkriegsbebauung steht. Hier gehört alles Geld rein, und selbst dafür sind die Mittel viel zu knapp. Wenn das, was noch steht, gerettet ist, sind meiner Meinung nach Wiederaufbauaktionen angesagt. Und: laßt dem Neuen trotzdem eine Chance. :zwinkern:

  • Quote from "DrZott"

    Das Problem im Osten ist zudem, daß wirklich (noch) sehr viel der (sehr zu preisenden) Vorkriegsbebauung steht. Hier gehört alles Geld rein, und selbst dafür sind die Mittel viel zu knapp. Wenn das, was noch steht, gerettet ist, sind meiner Meinung nach Wiederaufbauaktionen angesagt. Und: laßt dem Neuen trotzdem eine Chance. :zwinkern:

    Aber was meinst du mit neuem? Kannst du neuem definieren? Wenn ich ein Haus baust, die von Neoromanik beinflusst ist. Ist das ein neues Haus? Oder ist neu die gleiche als ein modernes Formsprach?

    Für mich ist es wichtig das neuem auch in die Tradition verankert ist. Und da meine ich Tradition die älter als Bauhaus ist.

  • Quote from "DrZott"

    Das Problem im Osten ist zudem, daß wirklich (noch) sehr viel der (sehr zu preisenden) Vorkriegsbebauung steht. Hier gehört alles Geld rein, und selbst dafür sind die Mittel viel zu knapp.

    Dein Stoßgebet ist prompt erhört worden. :lachen:
    Das Sächsische Innenministerium meldete gerade eben:

    Quote

    Kabinett beschließt umfangreiches Paket zur Wohnraumförderung und eine Novellierung der Verwaltungsvorschrift zur Städtebauförderung

    Als Beweggründe werden genannt:

    Quote

    Wir müssen die Chancen, die Sachsen in seinen attraktiven Städten bietet, in Zukunft noch deutlicher kommunizieren.“

    Nun werden 2 Punkte behandelt.
    Punkt 1: Wohnraumförderung, Zinsgünstige Darlehen aufgelegt

    Punkt 2: Städtebauförderung

  • Besser kann es gar nicht kommen :D

    In diesem Artikel in der LiZ fordert lediglich der Vorstandschef der Sächsischen Aufbaubank (SAB) Weber den Abriss von Altbauten allgemein und auch in innerstädtischen Quartieren.

    Im Gegenzug dazu ->

    "Damit steht Weber im ausdrücklichen Widerspruch zum zuständigen Innenminister Dr. Albrecht Buttolo, der es aktuell als Sachsens Aufgabe im Stadtumbau bezeichnet, die Innenstädte und überhaupt die Bausubstanz vor 1949 zu schützen und zu entwickeln."

    ...und ich denke schon das der zuständige Innenminister mehr Einfluss auf das Handeln des Bundeslandes hat, als ein Vorstandsvorsitzender. :zwinkern:

    MfG
    Steve

  • Komisch nur das Stichjahr 1949. Gerade in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] gibt's ja einiges an toller 50er Jahre-Architektur, die eigentlich noch ganz im Geist der 30er Jahre gebaut und oftmals erhaltenswert ist.

  • Der Großteil dieser Bebauung aus den 50ern befindet sich nahe am Zentrum und ist saniert, bis auf ein etwas kleinerer Komplex entlang der Windmühlenstraße Klick!
    Dieser wird vor allem durch viele Studenten bewohnt und ist auch völlig vermietet, natürlich auch auf Grund der Lage zur Innenstadt. Ich denke das hier aber bald eine Sanierung folgen wird, immerhin ist der Standort sehr gefragt.

    Wesentlich beeindruckender ist aber dieser Teil der Leipziger Ringbebauung und dieser ist vollständig saniert und vermietet Klick!

    MfG
    Steve

  • Wow, in dem Artikel, den ihr da ganz oben reingestellt habt, steht, dass über 1.000 Altbauten in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] abgerissen worden sind. Ganz schön beachtlich.

    Warum ist denn die Einwohnerzahl so stark nach dem Krieg gesunken?

    Eigentlich hat doch Sachsen den ganzen Förderungskram gar nicht mehr nötig. Ich hoffe bald auf einen Nord-Soli, schließlich sind wir hier oben das wahre Armenhaus. Im West-Harz, der ja wegen der Ost-Förderung leidet, muss auch viel saniert werden.

  • Quote from "Leine1977"

    Wow, in dem Artikel, den ihr da ganz oben reingestellt habt, steht, dass über 1.000 Altbauten in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] abgerissen worden sind. Ganz schön beachtlich.

    Warum ist denn die Einwohnerzahl so stark nach dem Krieg gesunken?

    Eigentlich hat doch Sachsen den ganzen Förderungskram gar nicht mehr nötig. Ich hoffe bald auf einen Nord-Soli, schließlich sind wir hier oben das wahre Armenhaus. Im West-Harz, der ja wegen der Ost-Förderung leidet, muss auch viel saniert werden.

    Nochmal, extra für dich: der Soli hat nichts mit Förderung von Altbausanierung zu tun.

  • Der Soli wird gerne als Klischee benutzt und das zeugt eher von Unwissenheit. Es glauben ja immer noch einige, daß der nur von den Leuten im Westen bezahlt wird :zwinkern: Überhaupt ist davon nie ein Pfennig oder Cent in Altbauten geflossen.
    Sanierungen lassen sich nur mit Privatkapital bezahlen. Wenn manche Leute aus dem Westen durch die Innenstädte im Osten wandeln und die prächtigen Fassaden bestaunen, glauben sie immer, ihr eigenes Geld stecke da drin. Eine bodenlose Ignoranz und Frechheit, als liesse man sich aushalten von irgendwelchen anderen Leuten. Aber im Ernst: Für Sanierungen stehen höchstens Bundesprogramme und GA-Mittel zur Verfügung, diese gelten für ganz Deutschland.
    In Bezug auf den West-Har(t)z heisst das, es stehen schon genug Mittel zur Verfügung, aber vielleicht hat das auch damit zu tun, dass man sich da jahrelang ausgeruht hat. Früher kamen die Touristen, alle wurden fett mit der sog. Zonenrandförderung abgeschmiert. Da wird man eben etwas bequem. Wenn ich durch Braunlage oder Altenbeken fahre, weht dort immer noch der Geist von "Auf der Terrasse nur Kännchen". Alles ist irgendwie in der Kohl-Ära steckengeblieben. Das hat aber mit der Mentalität zu tun und das hat mit irgendwelcher Förderung nichts zu tun. Der Ostharz hat seine heute besser funktionierenden Strukturen doch auch nicht geschenkt bekommen, da muss man sich schon bissel drehen.

    Den Willigen führt das Schicksal, den Unwilligen zerrt es dahin. (Seneca)

  • Und auch Förderungen, sofern nicht in Form der Denkmalschutzabschreibungen, wie es sie auch im "Westen" gibt :!:, kommen bei 95 Prozent der Altbausanierungen in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] und überall im Osten nicht zum Zuge. Einzige Ausnahme die Gebäude, die im Gebäudesicherungsprogramm der Stadt aufgenommen wurden. Ein Tropfen auf den heißen Stein, mehr nicht...

    Edit: Wolfsheim ist mir zuvorgekommen.