Heute morgen erschien ein sehr erfreulicher Artikel in der LVZ bzgl. der Ostvorstadt:
"Karls Hof entsteht neu
Firma Licon investiert vier Millionen Euro / Rest des Geutebrück-Baus von 1846 kommen unter Glas
Die guten Nachrichten für die Leipziger Ostvorstadt reißen nicht ab. Nun soll noch eine der schlimmsten Wunden geheilt werden, die unweit des Hauptbahnhofes klafft. Die Unternehmensgruppe Licon richtet am Karlsplatz ihr neues Hauptquartier ein, verriet Firmensprecher Markus Heinker der LVZ: „Wir investieren vier Millionen Euro, wollen schon in diesem Jahr aus der Pölitzstraße in den Neubau umziehen.“
Nur die wenigsten Leipziger könnten auf Anhieb sagen, wo der erst vor einigen Jahren getaufte Karlsplatz liegt. Doch alle sind dort schonmal vorbeigefahren. Es ist die Freifläche zwischen Hahnenkamm, Wintergarten- und Schützenstraße. Sie liegt nur wenige Schritte hinter dem Wintergartenhochhaus, beherbergt einen befestigten Parkplatz und eine LVB-Haltestelle.
Seit etlichen Jahren wird der Platz in Richtung Büttnerstraße (die früher Karlsstraße hieß) durch einen Bretterzaun begrenzt. Er versteckt eine Brachfläche und eine Ruine, die vom einstmals prächtigen Karls Hof übrig geblieben ist. „Das denkmalgeschützte Kontorgebäude stammt aus dem vorvergangenen Jahrhundert“, weiß Heinker. „Wir werden es sanieren und an der Nordseite eine aufwändige Fassade aus Stahl und Glas davor setzen. So entsteht ein Haus im Haus.“
Den Altbau-Teil will das Unternehmen, das in Gohlis zwei ehemalige Kasernen in komfortable Wohnanlagen verwandelt und auch die Gaudigschule saniert, für Präsentationen nutzen. Nebenan plant Licon ein neues Bürohaus mit Natursteinverkleidung. Zuerst soll aber der Nachwendebau in der Chopinstraße 4 überholt werden, erläutert der Sprecher: „Wir erweitern die dortige Tiefgarage. In diesem Objekt sitzt bereits unsere Hausverwaltung.“ Künftig seien im Karls Hof gut 50 Licon-Mitarbeiter tätig, einige Bereiche der insgesamt 4000 Quadratmeter Büroflächen werden an Fremdfirmen vermietet.
Licon hat das traditionsreiche Areal von Privateigentümern aus den alten Bundesländern gekauft. Diese planten dort zuerst ein Einkaufszentrum, später ein Chopin-Hotel. In den Neunzigern prangte hinter dem Zaun vorübergehend eine tiefe Baugrube. Doch verwirklicht wurde nichts. Dabei zählte die älteste aller Leipziger Vorstädte einst zu den wichtigen Handels- und Wirtschaftszentren, weiß Denkmalschützer Norbert Baron. Im Umfeld zeugen bis heute der Bayrische Hof, Nürnberger Hof, Schützenhof und auch ein kleiner Park, wo bis 2003 Thiemes Hof stand, von dieser Geschichte. „Sie begann meist als Herberge mit einem Ausspannhof für Pferdekutschen.“
Indes wurde Karls Hof 1846 für die Lebensversicherung Teutonia errichtet. Die Entwürfe lieferte Albert Geutebrück, einer der wichtigsten Leipziger Baumeister jener Zeit. Von Geutebrück stammten große Teile der Universitätsbauten am Augustusplatz, das Hauptpostamt, auch die Buchhändlerbörse in der Ritterstraße 12. Bis heute erhalten sind aber nur das Königliche Palais in der Ritterstraße 26 sowie das klassizistische Wohnhaus Großer Blumenberg am Richard-Wagner-Platz. Das ehedem viergeschossige Gebäudeensemble an der Karlsstraße nutzte nicht nur die Versicherung Teutonia, auch die Filmgesellschaft Ufa oder das Autohaus Karl Wirth residierten lange Zeit dort.
Östlich des Hauptbahnhofs ist jetzt auch ein Gewerbepark mit Obi-Baumarkt geplant (die LVZ berichtete exklusiv). Aus dem historischen Bahnpostamt an der Brandenburger Straße soll ein Mittelklasse-Hotel werden. Die Sanierung einer alten Fabrik an der Hofmeisterstraße steht kurz vor dem Abschluss, für den Bayrischen Hof gibt es Investoren-Anfragen. Jens Rometsch"