uaoj36, eine zweite Gründerzeit wird es nie wieder geben. Und das hat am wenigsten mit der Schwäche der heutigen Architektur zu tun, sondern vielmehr mit den gesamtgesellschaftlichen Grundlagen, die damals so völlig anders waren als heute.
Mit einem rasanten Bevölkerungswachstum, der heute ein Bevölkerungsschwund ist. Mit einer völlig anderen Bevölkerungsstruktur, einem anderen Herrschaftsbild, einem völlig anderen Nationalismus, einer totalen Naivität was viele Dinge angeht. Technische Neuerungen wie der Eisenbetonbau, den man stolz in zuvor unmöglichen Monumentalbauten zur Schau stellen wollte. Und wohl auch mit 5 Milliarden Goldfranc, die man damals (auch) zum Verbauen hatte, und einer generellen Kassenknappheit, die wir heute haben, was Bauprojekte angeht.
Es gilt, die kostbaren Gründerzeitbestände Deutschlands zu schützen, von denen wir eigentlich in jeder deutschen Stadt noch reichlich haben, und solche zu sanieren, die durch Kriegsbeschädigungen oder spätere Veränderungen bis heute entstellt sind. Das Geld ist dort viel besser angelegt als in der Rekonstruktion von Gründerzeitlern. Die Rekonstruktion sollte sich m. E. auf die Bauten konzentrieren, die wir durch den Zweiten Weltkrieg am meisten verloren haben, und das ist nunmal zu 99,99 % Bausubstanz zwischen Mittelalter und Klassizismus.