Leipzig - Bau- und Sanierungsprojekte

  • Zitat

    Zumindest ein 15 m breiter Fassadenstreifen am Tröndlinring soll von der historischen Fassade stehen bleiben.

    Immerhin. Wenn diese 15 m tatsächlich sichtbar gemacht werden sollten, dann bekämen wir immerhin ein besseres Ergebnis als den status quo! Soll der Rest der alten Hänsel-Fassaden komplett verschwinden oder wird dieser wieder hinter der Aluvorhaut bestehen bleiben?

  • Vorsicht:
    Also ich habe den zugegebener Maßen schwer durchschaubaren Medienberichten entnommen, dass "Erhalt" sich nur die moderne Alu-Fassade bezieht und nur auf die Paneele. Das heißt, man montiert diese ab (ob nun nur 10% oder mehr, sei dahin gestellt) und reisst den gesamten Bau inkl. der kompletten Hänsel-Fassade ab.
    Spolien aus der Fassade zu retten, macht glaube ich wenig Sinn. Am Ende würde nur ein Haufen stark beschädigter Steine bleiben, mit dem dann auch keiner was anfangen kann.
    Ich finde das ganze wahnsinnig schade, ich hätte z.B. auch den Kompromiss akzeptieren können, wenn man nur die erhaltenen Fassadenteile der Hänsel-Fassade restauriert und irgendwelche neuen Dachaufbauten drauf gebaut hätte.

  • Irgendwie erinnert mich das ganze an das Essener "Limbecker Platz", wo die denkmalgeschützte Fassade gefallen ist- unter der Prämisse, dass Teile geborgen und in die neue Fassade integriert werden. Und was haben wir nun? 3-4 Säulen luken unscheinbar unter dem UFO hervor. Hier in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] hieß es doch, wenigstens die Außenhaut ist denkmalgeschützt und wir schöpften Hoffnung, dass deswegen der Bau bestehen bleiben darf, und nu- Pustekuchen.

  • Genau, ein paar Steine wie in Essen kann man sich meiner Meinung nach wirklich sparen. Es hätte nur ein Erhalt in Gänze Sinn gemacht.
    Noch in den Unterlagen zum Wettbewerb war ausdrücklich die Rede davon, die Fassade sei in ihrer Doppelschichtigkeit denkmalgeschützt. Seit geraumer Zeit heißt es in den Medien, nur die Alu-Hülle sei das Denkmal.
    Jetzt sage auch nichts mehr dazu, ich rechne sowieso schon damit, gleich gesteinigt zu werden.

  • Zitat von "Leipziger"

    Jetzt sage auch nichts mehr dazu, ich rechne sowieso schon damit, gleich gesteinigt zu werden.


    Wieso denn? Ich kann jetzt nichts steinigungswürdiges entdecken, aber wenn Du es so willst:
    :klapps: :zwinkern:

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • die sache ist doch völlig klar:

    die alu-waben sind denkmalgeschützt, der rest nicht. auf den fotos ist auch zu sehen, warum. die begehung mit hoquel wurde ja extra gemacht, um herauszufinden, ob sich noch fassadenschmuck erhalten hat.

    die waben kommen an den neubau wieder dran, beschädigte werden nachgebaut.
    hinter der alu-fassade bleiben vom altbau wohl die paar fassadenteile stehen, an denen noch reliefs erkennbar sind. diese sollen von innen zugänglich gemacht werden.

  • Danke für die Info auch wenn sie wenig erbaulich für sehr viele von uns ist. Ich habe die Alufassade in natura gesehen und finde sie jetzt nicht so schlimm wie andere 70er Jahre Architektur, jedoch wurden gerade in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] schon weitaus aufwändigere Fassadenwiederherstellungen durchgeführt, wodurch zumindest ich auf eine (Teil)Reko hoffte und auf die Komplettkosten heruntergerechnet ließe sich diese Investition sogar darstellen. Naja, zwar schade, aber dafür hat L noch andere schöne historische Kaufhäuser zu bieten!

  • Bleibt schliesslich die Grundsatz- oder gar Gretchenfrage warum die Alufassade von 1969 denkmalgeschützt ist, nicht aber die darunter befindliche Fassade von 1908. Zumal wenn man in Betracht zieht, dass auch die Alufassade teilrekonstruiert werden muss.

    Natürlich wenn man dem Urteil der Experten des Leipziger Denkmalschutzes Glauben schenken kann, dann ist die historische Fassade „stark beschädigt und nicht mehr zu retten“ (Quelle: LVZ)

    Von Bedeutung wird nun sein, inwieweit die Fassadengestaltung der "Höfe am Brühl" Einfluss auf die Architektur der südlich gegenüberliegenden noch fehlenden zwei Museumswinkelbebauungen haben wird.

    "Wenn wir die ehemalige Schönheit der Stadt mit der heutigen Gemeinheit verrechnen, kommen wir, so die Bilanz, aufs direkteste in den Schwachsinn." (E.H.)

  • Zitat von "Valjean"

    Natürlich wenn man dem Urteil der Experten des Leipziger Denkmalschutzes Glauben schenken kann, dann ist die historische Fassade „stark beschädigt und nicht mehr zu retten“ (Quelle: LVZ)

    Mittlerweile wissen wir ja leider wie die "Experten" des Denkmalamtes denken. Technisch ist fast alles möglich, aber leider fehlt wie so oft auch der Wille.

  • rund 10 000 denkmalgerechte sanierungen seit der wende lassen in der tat erkennen, mit welchem sachverstand die experten arbeiten. die wenigen noch halbwegs intakten reliefs überhaupt zu integrieren, ist ein weiterer beleg dafür.
    zu diesem sachverstand gehört aber auch, dass es keinen sinn ergibt, mauerwerk erst als denkmal einzustufen und dann darauf fassadenschmuck nachzuahmen, welcher danach ohnehin durch die denkmalgeschützten alu-waben verdeckt werden würde.

    denkmalschutz hat sich mit dem umgang mit baudenkmälern zu befassen. in dieser ist es bemerkenswert, dass die seit jahren eingelagerten brunnenplastiken vom sachsenplatz (vom künstler der alu-waben und in ähnlicher optik) auf dem richard-wagner-platz aufgestellt und somit künftig zu einem ensemble mit der kaufhaus-fassade zusammengefügt werden. das ergebnis wird stimmiger sein, als hier angedachte hybrid-varianten.

  • Hier ein Artikel aus der LVZ vom 9.2.2010
    Die (für mich) neue und positive Erkenntnis ist, dass anscheinend tatsächlich 15m der Historismus-Fassade am Tröndlinring stehen und sichtbar bleiben.
    Und: Die Demontage der Alu-Paneele erfolgt ohne Gerüst, so dass man von unten was sehen wird.
    Bis gestern war mit den Arbeiten noch nicht begonnen worden.

    http://i381.photobucket.com/albums/oo260/leipziger2/Bild71.jpg\r
    i381.photobucket.com/albums/oo26 ... Bild71.jpg

    Hier noch ein anderer Artikel zum Stadtbad:
    Die Sanierung des Stadtbades beginnt mit dem Neubau (Rekonstruktion) der Decken über den Schwimmhallen und der denkmalgerechten Neudeckung der Dächer und Rekonstruktion des 1943/45 zerstörten Turms.
    Das nach Entwürfen von Stadtbaurat Scharenberg in der Nordvorstadt (Eutrischer Str.) erbaute Stadtbad war 1916 eröffnet worden und nach 88 Jahren Betrieb im Jahre 2004 wegen Baufälligkeit der Gewölbedecken über den beiden Schwimmhallen geschlossen worden. Die massiven Gewölbedecken sind an einer Stahlkonstruktion abgehängt und haben nach der jahrelangen Beanspruchung durch erhöhte Luftfeuchtigkeit usw. ihr "Lebensende" erreicht.

    http://i381.photobucket.com/albums/oo260/leipziger2/Bild72.jpg\r
    i381.photobucket.com/albums/oo26 ... Bild72.jpg

  • Danke Leipziger! Das wäre ja wirklich schön, wenn die 15 m integriert werden! 15 m sind immerhin schon etwas. Zumindest was die Blechbüxn angeht wird es insgesamt besser als es jetzt ist.

  • Ganz tolles Bild vom Hänsel-Bau! Auch in seiner etwas morbiden Form wirkt es noch immer großstädtisch. Mir ist es ein Rätsel wie man dieses wundervolle Gebäude in den 60er Jahren so verunstalten konnte. Die Alubüxn wirkt auf mich irgendwie biederbillig. Naja, immerhin haben die Kummerl in L nicht die ganze Fassade abgeräumt (welch ein Glück, dass dieses Haus nicht in Dresden stand), wodurch nun doch noch zumindest 15 m zurückkommen können. Finde ich gut, wenn auch ich mich über noch mehr Hänsel mehr freuen täte.

  • Super Bild!!! Die wuchtige Fassade und Giebel faszinieren mich ungeheuer!!! Wenn nur dieses Gebäude wieder entstehen könnte....welch ein wunderbare Aufwertung ganz D. Vor dem Krieg standen doch fast in alle Grosstädte solche Wilhelminische Bauten. Heute fast alle verschwunden. Also um diese Epoche dar zu stellen ist es fast notwendig der Hänsel Bau zu rekonstruieren, in al seine "Wuchtigkeit"!!!!

    Da könnte [lexicon='Leipzig'][/lexicon] doch im Bezug zu Dresden an Qualität gewinnen.......

  • Zitat von "Exilwiener"

    Mir ist es ein Rätsel wie man dieses wundervolle Gebäude in den 60er Jahren so verunstalten konnte


    .... und in der Modernisierungswelle des Ostens im Jahre 2010 die ganze Historismus-Bude wegreißt, statt sie zu restaurieren und das olle provisorische Blech in die Schrottpresse zu werfen.

    Zitat

    Da könnte [lexicon='Leipzig'][/lexicon] doch an Qualität gewinnen.......


    Könnte. Soll aber nicht.

  • Jetzt kann man immerhin sehen, warum man eigentlich in den 60'ern die Fassade vorgehängt hat. Wenn ich mir die Fotos so anschaue, sieht das für mich, abgesehen vielleicht von den noch vorhandenen Tragwerkseigenschaften, nach einer Komplettreko der Fassade aus.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Schwerer wiegt in meinen Augen, dass das Ganze noch nichtmal eine "Historismus-Bude", sondern doch ziemlich reiner Reformstil ist, von dem es nun selbst in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] weißgott nicht allzu viele Beispiele gibt, in dieser monumentalen Größe sowieso nicht. Sehr traurig.

  • ^ Ich glaube, da irrst du. Den Reformstil, also so ziemlich alles, was in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] nach 1907 erbaut wurde, trifft man in nahezu jedem Stadtteil zuhauf an. Selbst von Emil-Franz-Hänsel kann man im Leipziger Stadtbild noch zahlreiche Gründerzeit- und Reformstilbauten bewundern: http://de.wikipedia.org/wiki/Emil_Franz_H%C3%A4nsel\r
    de.wikipedia.org/wiki/Emil_Franz_H%C3%A4nsel

    Ganz anders verhält es sich mit der Harry-Müller-Fassade. Ich habe es schon einmal an anderer Stelle gepostet, dass man den Verlust bzw. die Nichtwiederherstellung der alten Hänsel-Fassade zwar bedauern kann, es aber auch Fakt ist, dass die Müllersche Alu-Wabenhaut ein Alleinstellungsmerkmal im Leipziger Stadtbild (und darüber hinaus) ist, und somit zurecht unter Denkmalschutz gestellt wurde.

    Ein Reformstilklassiker von Emil Franz Hänsel findet man übrigens nur ca. 300 vom Brühl: Specks Hof.