Hamburg im Frühling - Eine Reise in die Gründerzeit (Galerie)

  • Hallo,
    da ich beruflich wieder mal in Hamburg unterwegs war, hatte ich Zeit ein paar Handy-Fotos von einem meiner Lieblingsstadtteile zu machen, in diesem Fall Eppendorf.
    Auch wenn die Fotos nicht im Frühling entstanden sind, so passen sie doch thematisch zu diesem Strang.

    Jungfrauenthal, Ecke Hochallee


    Jungfrauenthal


    Dieses Haus hat sehr schöne Stuckelemente. Leider habe ich davon kein Detailfoto.


    Jungfrauenthal


    Oderfelder Straße


    Loogestieg


    Lenhartzstraße


    Hochallee


    Hochallee


    Und als Abschluss die beliebte Isestraße


    Es kann sein, das einige Straßennamen nicht stimmen. Bitte berichtigt mich falls dies so sein sollte.

  • Dankeschoen, Denny! :D

    In Hamburg mag zwar einiges verkehrt gehen (immer wieder Abrisse und Verhaesslichungen alter Bausubstanz wie Du in mehreren Straengen in "Nord" nachlesen kannst), aber diese Wohngegenden in Eppendorf sind erste Reihe! :daumenoben:

  • Danke sehr, Denny. HH-Bilder sind immer sehr willkommen bei mir. Das südliche Eppendorf, Hoheluft und Harvestehude sind schon wirklich äußerst lebenswert, falls man es sich dort leisten kann.
    Da ich gar kein Kamera-Mobiltelefon habe, muss ich doch immer wieder staunen, welch überraschend gute Bilder man damit hinbekommen kann. :schockiert:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Die Frühlingssehnsucht treibt mich, Hansefans herrliche Galerie über Hamburg-Harvestehude und Eppendorf nach oben zu holen. Hamburg wird ja, aus begreiflichen Gründen, in diesem Forum etwas stiefmütterlich behandelt. Aber was zu preisen ist, soll gepriesen werden. Harvestehude und Eppendorf sind Stadtteile, die in Deutschland einzigartig dastehen, kaum erreicht werden von den urbansten Quartieren in Berlin, [lexicon='Leipzig'][/lexicon] oder München. Der anmutige Wechsel aus komplett erhaltenen Etagenhäuserblocks in elegantem Jugendstil mit Reihenvillen, deren rückwärtige Gärten vom Wasser begrenzt werden, das Grün gepflegter Gärten und hoher Alleebäume, die durchsonnte Weite und Großzügigkeit anspruchsvoll konzipierter Wohnstraßen - es ist gut, dass sich so etwas in Deutschland bis heute erhalten hat und als Modellstadt für ein besseres Morgen besichtigt werden kann.

    Aber die aristokratische Eleganz dieser Stadtteile ist nicht der einzige Grund für angehende Stadtplaner und Architekten, sich in Hamburg gründlich umzusehen. Östlich der Alster hat der Zweite Weltkrieg das größte zusammenhängendeTrümmerfeld aller deutschen Städte hinterlassen: Barmbek, Eilbek, Wandsbek, Borgfelde, Hammerbrook und einiges mehr wurden ausgelöscht, und der Nachkriegsstädtebau erwies sich hilflos und demoralisiert gegenüber der gigantischen Aufgabe, in diesen Bereichen wieder Stadt entstehen zu lassen. Bis heute vermitteln diese Stadtteile ein schauriges Gefühl des Unbehaustseins, der Leere und Gestaltlosigkeit. Nirgends in Deutschland ist das Versagen der Nachkriegsmoderne so mit Händen zu greifen wie hier und nirgends in Deutschland klaffen der Hochstand der Stadtbaukultur an der Wende zum 20. Jahrhundert und der vollständige Zerfall derselben ein halbes Jahrhundert später so auseinander wie in Hamburg. Hamburg zu erwandern ist eine unvergleichliche Lernerfahrung.

  • Frage ans Forum: Welche Stadt "verdient sich den 1. Preis" in Sachen rigoroser Abrisspolitik nach dem Zweiten Weltkrieg? Ist es vielleicht Berlin, Frankfurt/M. oder vielleicht Stuttgart?

    Alles falsch! N.m.E. ist ganz klar die Nummer 1 unser schönes Hamburg. Eine Stadt, die trotzt apokalyptischer Feuersturmschäden, rigoros übriggebliebene historische Ensembles zur Disposition gestellt hatte bzw. gleich weggerissen hat, wie Teile der historischen Bebauung an der Ludolfstraße, die komplette Ulricusstraße (36 Fachwerkhäusern), der „Hapag-Pavillon“ am Jungfernstieg, die „Kutscherhäuser vom Grindelberg“, die alte „Münchmeyer-Bank am Ballindamm“, die Vorderhausruine der Oper (1953), die Bürgerhäuser „Bei den Mühren 57 bis 60“ (Hafenrandbebauung aus dem 18. Jahrhundert, Abriss 1971), Häuser des historischen Gängeviertels (Abriss bis auf ein paar Reste 1958), das Haus „Brahmskeller" am Valentinskamp 60 (Gebäude von 1742, war letzte erhaltene Stätte von Brahms in HH), die klassizistische Nordfassade der Esplanade, der „Dovenhof“, das „Winterhuder Fährhaus“, das „Wittenbergener Fährhaus“, der alte „Bierpalast Dammtor“, das Amsincksche Stadthaus („umgestürzte Kommode“ von 1860, Abriss 1960), der Altonaer Bahnhof, der „Ostflügel des Harburger Schlosses“, die „alte Häuserzeile am Stephansplatz“, Haus an der Drehbahn von 1860, Abriss 1998. Abgerissen wurden zudem an der Rothenbaumchaussee weite Teile des „Mollerschen Palais“ und und und. Jüngst gestoppt werden konnten, nach Bürgerprotesten, die Abrisspläne der Häuser an der Elbtreppe und die letzten Häuser des Gängeviertels.

    ...

  • Ein Nachtrag noch zu den Abrissen von 36 historischen Altbauten/Fachwerkhäusern im Zuge einer "Stadtsanierung" 1958 in der damaligen Ulricusstraße. Auf chroniknet gibt es ein Bild zu den Gebäuden - es war eines der letzten nach dem Weltkrieg erhaltenen Gängeviertel aus dem 17. bis 19. Jahrhundert in Hamburg http://www.chroniknet.de/dspl_de.0.html?photo=10414 und nach dem Krieg ein Standort des ältesten Gewerbes der Welt.

    Außerdem gibt es im Netz einen zeitgenössischen Artikel dazu "Unter der roten Laterne", Die Zeit, 23.10.58: http://www.zeit.de/1958/43/unter-der-roten-laterne

    Hier die heutige Lage auf Google-Maps http://goo.gl/maps/ZmNRl. Die Straßenbezeichnung ""Ulricusstraße" gibt es wohl nicht mehr. Auf dem Gelände wurde das Unilever-Haus (heute Emporio-Hochhaus) errichtet. Unilever ist mittlerweile in die HafenCity gezogen. Wieviel Gebäude tatsächlich auf diesem Gelände abgerissen wurden ist unklar. Laut Wikipedia-Artikel zum Emporio-Hochhaus http://de.wikipedia.org/wiki/Emporio-Hochhaus wurden wohl 1965 noch einmal - wegen weiteren Platzbedarf - Gebäude an der Caffermacherreihe und Valentinskamp beseitigt. Das Emporio-Hochhaus steht heute unter Denkmalschutz.

    ...

    5 Mal editiert, zuletzt von Wikos (29. Juli 2013 um 12:40)

  • Warum tun wir uns das nur immer wieder an? Das APH-Forum schafft es regelmäßig meine Laune zu vermiesen. Daß massenhaft Bausubstanz durch den Krieg vernichtet wurde, kann ich noch irgendwie akzeptieren. Doch der unglaubliche Abrisswahn in Friedenszeiten, ist für mich einfach nur unverzeihlich und krankhaft. Warum einige offensichtlichen Bausünden der Nachkriegszeit auch noch für schützenswert erklärt werden, lässt sich nur damit begründen, daß sie der Nachwelt als mahnendes Zeugnis völlig verblendeter und irrgeleiteter Stadtplanung erhalten bleiben sollen. Doch leider weiss unsere abgestumpfte Gesellschaft ja gar nicht, welche Kostbarkeiten hier mutwillig und ohne Not beseitigt wurden. Ein Mahnmal ohne Wirkung.

  • Geht mir genauso. Die Kriegszerstörungen kann ich irgendwie verarbeiten. Aber das wie oben geschildert 1958 - in der Hamburg von kriegsbedingten Leerflächen und Brachen noch überzogen war - unversehrte Altbausubstanz abgerissen wurde - das ist einfach ohne Worte.

    ...

  • Vier Gedanken fallen mir zum Vorgenannten ein:

    1. Es ist eine mittlerweile antiquierte Auffassung von Denkmalschutz, Denkmäler nur als rein sachbezogen und ausschließlich in ihrer Zeit verhaftet zu sehen, sodass faktisch "aus der Zeit fallende" Rekonstruktionen, ohne dass noch was da ist, dieser Denkmalstatus in aller Regel zunächst aberkannt wird.

    Das Unilever-Hochhaus ist in seiner endlosen, beliebigen Fensterreihung (ob 100, 500 oder 1.000) zwar zeitgebunden, der Begriff einer Authentizität und eines Unverwechselbaren halte ich jedoch für weit hergeholt. Selbst der dreieckige Grundriss ist aus seiner Zeit mindestens dreimal vertreten: Neben dem Unilever-Hochhaus bei der Hamburgischen Landesbank (anstelle der Wiege Alt-Hamburgs) und dem Bau der Postbank in der Bürostadt City-Nord.

    Irgendwann werden wir zu Zuständen kommen, wo selbst 8-spurige Straßenknoten, hineingeschlagen in den innerstädtischen Raum, als zu konservierende "zeit-authentische" Denkmale gelten, zumindest dann, wenn sie wie das Unileverhaus zu einer späteren Zeitschicht gelungen konserviert werden.

    :crying:

    2. Das Ausmaß der Nachkriegsverwüstung, was ja verheerender war als die Zerstörungen durch den Krieg selber - da, wo Geld da war -, lässt Menschen und auch mich erschaudern, und wenn ich gleichzeitig noch über das Geplante oder glücklicherweise nicht Umgesetzte nachdenke, weiß ich ehrlich gesagt nicht, ob ich noch mehr erschaudern soll über Gleichgültig und Destruktivität oder mich freuen soll, dass es verhindert und nicht zustande gekommen ist.

    Daran schließt sich ein weiterer Gedanke an,

    3. , der allerdings wohl nur schwer umsetzbar sein wird, außer verbalen Beschreibungen und dass sehr findige Geister die Giftschubladen öffnen als Horror-Kabinett.

    Gut dokumentiert sind die NS-Planungen der Welthauptstadt Germania, zu denen auch schon zahlreiche Ausstellungen stattgefunden haben. Das Gleiche gilt wohl für Nürnberg und für das Neue (Hamburg-)Altona.

    Das ganze Panorama wüster Stadteingriffe, kann es als Gruselkabinett nicht zugleich auch Lehrstück sein, weil die Seinerzeitigen doch davon überzeugt waren?

    In der Hamburger Nachkriegszeit als städtebaulicher Rahmenplan: Vom geplanten und dann nicht zustande gekommenen Stadtautobahn-System bei Überbauung des Isebekkanals und des Osterbekkanals, bei Unterquerung der Außenalster selbstverständlich an der breitesten vorhandenen Stelle, die Fortführung des Wallringtunnels auf Ebene +1 in Form der 1. Etage eines Lombardsbrücken-Spannbetonbauwerks, das vorgesehene Niederlegen des Straßenzuges Esplanade mit Rampen und Tunnelmündern, um im Holstenwall das Gleiche zu veranstalten wie am Glockengießerwall und am Klosterwall, die Bebauung St. Georgs mit der Alster-City mit vier 65 Etagen-Hochhäusern, als Umrandung gut 10 und 12 Geschosser wie eine Schüssel drumherum, wo es nur der Alstergrund war, der die Tragfähigkeit letzten Endes und schließlich nicht hergab?

    4. Zuschlechter- und Zuguterletzt:
    Das Unilever-Hochhaus habe ich immer als Fremdkörper empfunden und mit keinem einzigen Baudetail auf das Vorhandene bezogen.
    Irgendwer muss denen allerdings "gesteckt" haben, dass der Blick von Bellevue ganz im Norden des Alstersees doch irgendwie Hamburg auszeichne und dass dasjenige, was da zwischendurch nach oben gleichfalls herausrage, der Silhouette unangemessen sei. So blieb es dabei, dass kein Hochhaus in der Innenstadt und im weiteren Umkreis höher sein dürfe als der Hamburger Michel.

    Die Münchner haben per Volksabstimmung eine gleiche Entscheidung mit ihrer Frauenkirche getroffen. Köln wurde dazu - in Bezug auf den Kölner Dom - per UNESCO verdonnert. gebührenden Abstand zu halten, [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon], das den US-Städten nacheifert, hat sowohl die erste Stätte der deutschen Demokratie als auch die Krönungsstätte deutscher Geschichte dagegen zu Winzligen geraten lassen und sie zugunsten eines schnell Vergehenden in den Schatten gestellt.

  • Tolle Bilder! Mit welcher Kamera wurden denn die Bilder des ersten Posts gemacht? Weiß das zufällig jemand, womöglich der Threadersteller selber? Die Farbkontraste sind der Wahnsinn

  • Wenn es um den Isebekkanal geht, so will ich einfach nochmals an meine Bemerkungen im Beitrag 23 anknüpfen und einen (wenn auch schlecht abgedruckten) Plan beisteuern:

    http://www.strassenbahn-hamburg.de/forum/index.ph…=file&mode=view

    Die im Plan bezeichnete "Kerntangente" ist jene Linienführung durch die Außenalster mit Vorlauf durch das hier so schön abgebildete Harvestehude, die nördlich davon verlaufende Diagonalroute ist jene im Bett des Isebekkanals.
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    * Amsterdam hatte sich zu jener Zeit planungsmäßig übrigens gleichauf mit Hamburg befunden, als geplant war, einen Teil der Grachten um des schnelleren Fortkommens willen einfach zuzuschütten.