Hannover - Wiederaufbau des Schlosses Herrenhausen

  • Ganz bemerkenswert finde ich den Einbau von Kastenfenstern; solche Fenster sind wesentlich für den authentischen Eindruck einer rekonstruierten Fassade. Man erkennt diese im Film nach 4' 25".

  • Hallo. Da ich so gut wie nie nach Hannover komme, mich das Reko-Projekt aber sehr interessiert, schaue ich öfter mal im Konkurrenzforum nach Neuigkeiten. In diesem Beitrag sieht man relativ aktuelle Ansichten. Im Dachbereich über dem Haupteingang sind vier kleine Sockel zu erkennen, welche hoffentlich bald mit Skulpturen besetzt werden.

    http://3.bp.blogspot.com/_MCAbb78W1Mc/S…errenhausen.jpg

  • @Palantir: wunderbar! Toll, dass sich die Volkswagenstiftung für diese Rekonstruktion entschieden hatte. Das Projekt zeigt doch mal wieder, dass man auch mit einfachen Mitteln und ohne große Mehrkosten ein ansprechendes Bauwerk errichten kann, das sicherlich einer großen Mehrheit der Bevölkerung besser als die meisten modernistischen Neubauten in Hannover und anderswo gefallen wird.

  • Das ist eine wirklich tolle und erfreuliche Sache - 70 Jahre nach der Zerstörung steht dort wieder, was seither gefehlt hat! :applaus:

    Genau das bemängelt NATÜRLICH ein Stadtbauhistoriker, der gerne die im Krieg geschlagene Lücke kenntlich gemacht hätte (sic!!!!) - als hätte nicht jeder sensible Besucher der Gärten genau dies in den vergangen 70 Jahren schmerzlich empfunden...

    Ich frage mich schon seit längerer Zeit, ob solche Leute bei sich zu Hause wohl auch die Spuren eines Wasserrohrbruches konservieren, um kenntlich zu machen wo genau das Wasser bei diesem Ereignis durch die Decke geflossen ist und welchen Schaden es verursacht hat...

    Der deutsche Ruinenkult hätte etwas lächerliches, wenn er nicht seit Jahrzehnten für die Hässlichkeit vieler unserer Städte verantwortlich wäre.

  • Der Ruinenkult hat etwas lächerliches. Diese Leute nimmt doch keiner mehr ernst. Kein von den Bürgern gewolltes Reko-Projekt konnte je von solchen Schwätzern verhindert werden. Eine neue Generation ist inzwischen am Ruder und sobald ein Projekt angestoßen ist und eine Mehrheit hinter sich hat, kann es nicht mehr verhindert werden. Wer hätte sich vor 2 Jahrzehnten ernsthaft das DomRömer-Projekt und den Neumarkt vorstellen können? Die Selbstverständlichkeit mit der die Rekonstruktionen auch sofort wieder ihren angestammten Platz einnehmen wenn sie erst mal sehen, führt die Argumentationskette der Ruinenfetischisten vollends ad absurdum. Ich denke wir werden uns in Zukunft noch an vielen kleinen und großen Projekten erfreuen können.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • @Steelenser: leider wahr. Das Gleiche denke ich mir auch immer. Als ob Geschichtsbewusstsein von der Anzahl an historischen bzw. historisch rekonstruierten Bauten abhängen würde, die jemand täglich erblickt. Leider gibt es genug Leute, die solchen Schwachsinn tatsächlich glauben.

  • 70 Jahre nach seiner Zerstörung wird heute in Hannover das Schloss Herrenhausen wiedereröffnet. Das NDR Fernsehen berichtet von der Veranstaltung in der Sendung "Mein Nachmittag" ab 16.10 Uhr.
    "Sissi-Romantik" vermittele das neue Schloss allerdings nicht, so der NDR. Gleichwohl wundert mich das, wo doch heute so viele Blaublüter und Rolf Seelmann-Eggebert als Hofberichterstatter anwesend sein werden. :koenig:

    Auf jeden Fall ist der Bau eine gelungende Rekonstruktion, auch wenn leider auf die Rekonstruktion einiger Innenräume verzichtet wurde.
    Siehe:
    http://www.welt.de/geschichte/art…aus-Ruinen.html
    http://www.ndr.de/regional/niede…nhausen145.html
    http://www.ndr.de/regional/niede…ssinnen107.html

  • Als ich das Video sah und die Innengestaltung des Schlosses, insbesondere des Treppenhauses sah, war ich doch sehr enttäuscht. In abgewandelter Form passt hier zum Schloss ein altes Sprichwort: Außen Hui, innen Pfui! Irgendwie gleicht das Gebäude einem Weihnachtsgeschenk, welches man jenen Leuten schenkt, die man nicht so gerne mag: Äußerlich wunderbar verpackt, aber der Inhalt besteht aus einem Brikett oder Schlimmerem. Wenigstens das Treppenhaus hätte man doch ansprechender gestalten können; es sieht eher nach Bürohochhaus als nach Schloss aus! sad:) Ob vielleicht einer der wohlhabenderen adligen Besucher generös genug ist und eine aufwertende Umgestaltung wenigstens des Treppenhauses sponsert?

  • Also vorab, ich kenne die historische Innenaustattung nicht und habe daher nur vage Vorstellungen ähnlicher Objekte im Sinn. Ich finde die neue Gestaltung durchaus sehr gelungen. Sie versprüht eine schlichte, klassische Eleganz aus wie ich sie auch von der äußeren Hülle her eigentlich erwarten kann. Generell kann ich mich für die Gestaltung mit warmen, dezenten Farbtönen sowie dem Einsatz von hellem Holz und Naturstein begeistern. Ein Umstand der mir übrigens auch bei ersten Verwaltungsbauten der frühen DDR die noch mit neoklassizistischen Anlehnungen entstanden sind, sehr gut gefällt (wie bspw. im LG1 der Universität Erfurt.)
    Schlimm wäre es gewesen wenn man hier versucht hätte zwangshaft modernistisch daherzukommen mit irgendwelchen abstrakten Formen, deplatzierten Glasflächen oder "zeitgenössischen Interpretationen".

  • Wir sollten doch, trotz aller Ansprüche an eine möglichst originalgetreue Rekonstruktion, nicht vergessen, dass es sich nicht mehr um die luftige Sommerresidenz eines barocken Monarchen handelt. Die Volkswagenstiftung hat mit ihrem eigenen privaten Kapital das Schloss äußerlich wieder hergestellt und damit für alle Besucher der Herrenhäuser Gärten eine klaffende Wunde geschlossen. Dass sich die innenarchitektonische Gestaltung an der neuen Nutzung als modernes Kongresszentrum ausrichtet und auf deren Bedürfnisse zugeschnitten ist, kann man nicht wirklich übelnehmen. Das Schloss steht wieder, der Steuerzahler wurde nicht gezwungen, sein Geld in Kultur statt in Kitas oder Hartz IV zu investieren, alle können also glücklich sein!

    Die Welt muss romantisiert werden! - Novalis

  • Der Wiederaufbau ist doch eine ordentliche, ehrliche Sache. Gerade in Zusammhang mit dem Garten war das Äußere das Wichtigste und wenn das moderen Innere zu einer sinvollen Nutzung beiträgt soll es mir recht sein.

    Verwunderlich sind die geringen Kosten von 21 Millionen Euro. Wieso kosten Wiederaufbauprojekte deutlich geringer Größe immer gleich ein Mehrfaches?

    Kann jemand etwas über Baumaterial etc. sagen?

  • Also vorab, ich kenne die historische Innenaustattung nicht und habe daher nur vage Vorstellungen ähnlicher Objekte im Sinn. Ich finde die neue Gestaltung durchaus sehr gelungen. Sie versprüht eine schlichte, klassische Eleganz aus wie ich sie auch von der äußeren Hülle her eigentlich erwarten kann. Generell kann ich mich für die Gestaltung mit warmen, dezenten Farbtönen sowie dem Einsatz von hellem Holz und Naturstein begeistern. Ein Umstand der mir übrigens auch bei ersten Verwaltungsbauten der frühen DDR die noch mit neoklassizistischen Anlehnungen entstanden sind, sehr gut gefällt (wie bspw. im LG1 der Universität Erfurt.)
    Schlimm wäre es gewesen wenn man hier versucht hätte zwangshaft modernistisch daherzukommen mit irgendwelchen abstrakten Formen, deplatzierten Glasflächen oder "zeitgenössischen Interpretationen".


    Damit haben wir hier schon mehr als bei anderen - insbesondere öffentlichen Bauten - , denn was vor 20 Jahren noch selbstverständlich war, Holz, verputzte Wandflächen und Natursteinboden, findet man heute nur noch selten. Aufgrund von modernistischer Ideologie und/oder Sparzwängen "glänzt" heute bei vielen Bauten der nackte Beton and den Wänden und der Linoleum auf dem Boden, was dann als besondere Leistung der modernen Architektur verkauft wird. Also generell gefällt mir der Bau innen gut, wobei es doch noch ein bisschen mehr (Neo-)Klassizismus sein hätte dürfen, ich denke dabei in Richtung der gelungenen Wiedergewinnung der Räume der ehemaligen Reichsbank (heute Auswärtiges Amt) in Berlin durch Kollhoff wie man sie hier sieht:
    http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fore…in_2007_024.jpg
    http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fore…lin_2007_WS.jpg
    http://medien.merian.de/bildarchiv/201…-amt-berlin.jpg
    oder an Zitate von wiederkehrenden Elementen aus Laves Œuvre, wie z.B. einfache Pilaster oder dergleichen. Aber gut, das sind, denke ich, Luxus-Problemchen.

    Mal abgesehen davon denke ich nicht, dass es im Inneren so nüchtern bleiben wird. Sicherlich wird in den kommenden Monaten noch das ein oder andere Kunstwerk, Pflanzen aufgestellt und evtl Teppiche verlegt werden.

    Ein anderer Punkt was mich mit dem Inneren des Schlosses versöhnt, ist die Tatsache, dass es der Wissenschaft/der Öffentlichkeit dient. Anders als beim Braunschweiger Schloss, mit dem ich heute noch "fremdl" aufgrund des Einkaufszentrums, dient das Herrenhäuser Schloss einem "höheren" Ziel denn als eine Kulisse für den Kommerz.

    Wir können zufrieden sein: alles in allem eine gelungene Rekonstuktion, welche die Lücke im Garten schließt, ohne irgendwelche modernistischen Zutaten am Äußeren des Gebäudes. cclap:)

  • Ach du Schreck. Hat man es wieder getan? Wieder eine moderne Zutat in Sichtbetonoptik? Bitte sagt mir, dass die Treppenanlage noch mit Sandstein verkleidet wird und ihren Figurenschmuck erhält. :kopfwand:

  • Es gibt eine Bauverzögerung von ca. vier Wochen, da im letzten Sommer durch einen Blitzschlag der Strom und somit auch einige Wasserhaltungspumpen auf der Baustelle ausgefallen waren, in Folge dessen lief reichlich Regenwasser ins Kellergeschoss und machte einen frisch verlegten Estrich unbrauchbar. Da das Tagungszentrum dieses Jahr nahezu ausgebucht sein soll, musste sich zunächst auf den Innenausbau konzentriert werden, um den Eröffnungstermin zu halten. Am 31. März soll Tag der offenen Tür sein... das Museum, eine Aussenstelle des Historischen Museums am Hohen Ufer, eröffnet irgendwann im Frühjahr, einen Eröffnungstermin wollte der Museumsdirektor Dr. Schwark mit Blick Richtung gewisser öffentlicher Einrichtungen in Berlin und Hamburg vorsichtshalber nicht nennen...

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Gestern war ich in Hannover und konnte ein paar Bilder von der Schloss-Reko machen. Ich hätte das Ganze auch in der Bauphase gerne intensiver begleitet, aber so ganz oft komme ich auch nicht vorbei. Ich bin nun nicht der Wahnsinns-Fan solcher barocker Anlagen, aber daran, dass dieses Schloss an diese Stelle gehört, dürfte kein Zweifel bestehen. Es wird nicht mehr lange dauern, bis Zeitgenossen den Kopf darüber schütteln werden, dass es 70 Jahre gebraucht hat , die Anlage wieder aufzubauen.

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    Weiter sehen wir vier vorher-nachher Vergleiche mit und ohne, die wohl für sich sprechen.

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  • Tja, was soll man da sagen? Schöne Farbe, einfach Formen...Ein Traum an Schlichtheit und Eleganz. Vorher-Nachher-Bilder sind eh die besten! Das war schon ein ziemliches Loch davor. Wenn man sich dann mal vorstellt, das Innere wär Außen (solche Pläne gabs ja sicher auch)...Oh Gott!