Hannover - Wiederaufbau des Schlosses Herrenhausen

  • Heute gab es einen Bericht in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Demnach haben diese Woche die Ausgrabungsarbeiten Am Standort des Schlosses Herrenhausen begonnen. Ziel der Ausgrabung ist es, die genauen Dimensionen des Schlossbaus zu ermitteln, da die zur Verfügung stehenden Pläne aus dem 18. und 19. Jahrhundert widersprüchliche Maßangaben enthalten sollen. Die zu gewinnenden Maße sollen als Grundlage für einen Architektenwettbewerb dienen, der frühestens im Frühjahr 2010 ausgeschrieben wird. Mit einem Baubeginn ist somit wohl erst Ende 2010/Anfang 2011 zu rechnen. Bevor aber jemand aufschreckt: Die Wiederherstellung der äußeren Hülle ist bereits festgelegt, es geht um die Raumverteilung, Erschließung und wohl auch um die Gestaltung des unterirdisch einzurichtenden Kongresssaales. Für beide Seitenflügel ist auch bereits eine museale Nutzung festgeschrieben worden, hier sollen die Geschichte des Welfenhauses sowie Leben und Wirken von Gottfried Wilhelm Leibniz dargestellt werden. Die ursprünglich angedachte Aufstellung der historischen Kutschen ist dagegen verworfen worden, da sie im Gegensatz zu ihrem jetzigen Standort in der Halle des Historischen Museums in der Altstadt in den engen Seitenflügeln sehr verloren wirken würden.
    Dem Foto in der HAZ nach zu urteilen haben die Ausgrabungen etwa an der Nordwestecke des Gebäudes begonnen. Sie sollen eine Woche andauern, d. h., es werden die Fundamente wohl (noch) nicht komplett freigelegt, sondern Sondierungen an maßlich relevanten Punkten vorgenommen.

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Zitat

    Wettstreit der Architekten zum Schlossaufbau beginnt

    15 Architekturbüros werden zur Teilnahme am Wettbewerb „Wiederaufbau Schloss Herrenhausen“ aufgefordert
    Der Architektenwettbewerb "Wiederaufbau Schloss Herrenhausen" hat begonnen. 81 Architekturbüros hatten sich beworben, 15 davon wurden jetzt gemäß der im Vorfeld des Bewerbungsverfahrens festgelegten und veröffentlichten Kriterien zum Wettbewerb zugelassen, darunter auch zwei Büros aus Hannover.

    Sie sind nun aufgefordert, ihre Entwurfsplanungen vorzulegen – und die Aufgabe ist komplex: Das Gewinnerkonzept muss eine historisch korrekte Rekonstruktion der Außenfassade und zugleich eine zeitgemäße Nutzung des Bauwerks als modernes Tagungszentrum und Museum garantieren. Zudem muss eine intelligente Lösung für den Anschluss des Schlosses an das bestehende Arne-Jacobsen-Foyer und das Restaurant Schlossküche gefunden werden.

    „Wir sind schon gespannt auf die einzureichenden Arbeiten und hoffen natürlich auf kreative Lösungen, bei denen bauhistorische Rekonstruktion und moderne Nutzung sich zu einem harmonischen Ganzen fügen“, fasst Dr. Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung, die Erwartungen der Beteiligten zusammen. Für die Landeshauptstadt ergänzt Oberbürgermeister Stephan Weil: „Ich freue mich besonders, dass auch Architekten aus Hannover Interesse an diesem schönen und für uns so wichtigen Projekt zeigen.“

    Die ausgewählten Architekturbüros sowie weitere Informationen zum Wettbewerb können Sie unserer Pressemitteilung vom 10. Dezember 2009 entnehmen.
    Weitere Informationen erhalten Sie auch unter http://www.drost-consult.de.


    Quelle: Volkswagenstiftung

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Da sind ja die üblichen Verdächtigen: Kollhoff, Kulka. Über ersteren freue ich mich. Komischerweise wäre das doch ein gefundenes Fressen für Mäckler oder Chipperfield. Wahrscheinlich ist denen der Gestaltungsrahmen zu eng ode sie haben genug anderes zu tun...

  • Zitat

    Streit um das neue Schloss Herrenhausen
    Die Volkswagen-Stiftung will es für 20 Millionen Euro wieder aufbauen. Bedingung: Die Fassade soll originalgetreu aussehen.
    [...]Der Landesverband Niedersachsen des Bundes Deutscher Architekten hatte sich im Dauerstreit der Fachleute um Rekonstruktion oder moderne Architektur vehement für eine "Offenhaltung der Gestaltung der Gebäudehülle" ausgesprochen und dabei ausdrücklich auch auf die Elbphilharmonie in Hamburg als Beispiel dafür verwiesen, dass dieses Gebäude bereits im Bau als "neues Wahrzeichen" der Metropole gelte. Die Ausschreibung für das Herrenhausener Schloss aber schreibt einen schwierigen Kompromiss vor. So erhalten die Architekten etwa im Eingangsbereich entsprechend der Nutzung als Tagungszentrum freie Hand, auch Abweichungen von der historischen Bausubstanz zuzulassen. Auf der anderen Seite müssen die Entwurfsplanungen "im Einklang mit dem Erscheinungsbild des historischen Schlosses stehen". Dies gilt ausdrücklich auch für "Materialwahl und Farbgebung". "Harte Kontraste zwischen Rekonstruktion und modernen Elementen werden von der VW-Stiftung ausdrücklich nicht gewünscht."[...]


    Volltext: Hamburger Abendblatt

    Was hat denn der Neubau der Elbphilharmonie mit der Rekonstruktion eines Schlosses in der Peripherie zu tun?
    BDA=Bund Deutscher (strategischer) Autisten - dass es da keine nennenswerten Widerstände in den eigenen Reihen gibt, wenn solch ein geradezu lächerlicher Quatsch in die Welt geblasen wird, lässt tief blicken.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Sie sehen einfach, daß die Zahl von Rekonstruktionen zunimmt. Und wer sich während des Studiums nicht mit klassischer Architektur auseinandergesetzt hat, kann nun (bei solchen großen und vor allem finanziell lukrativen Aufträgen) auch nicht mitreden - dumm gelaufen, wa ?.
    Was sagte Gorbi doch über die, die zu spät kommen?
    Wünsche allen einen guten Rutsch und ein Jahr mit weiterhin zunehmender Rekonstruktionstendenz!

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • Ich hoffe, dass die Volkswagenstiftung, unbeeindruckt von dem Gemaule und Gejammer der Architektenschaft und ihren Schleppentraegern, an den Originalforderungen festhaelt und sich damit durchsetzt. Wenn eine Aufgabe, oder in diesem Falle ein Ausschreibung, gestellt worden ist, ist sie eben gestellt, und denen, die die sie gern loesen/ausfuehren moechten , steht es einfach nicht zu, diese zu ihren Gunsten zu veraendern um es damit fuer sich selbst leichter zu machen. :boese:

    Der Spruch mit der Elbphilharmonie fiel wahrscheinlich weil der Artikel in erster Linie an das Hamburger Publikum gerichtet ist und dieses wahrscheinlich in verhaeltnismaessig grosser Zahl mit letzterem Projekt vertraut ist.

    Der Gedanke, dass die Elbphilharmonie von Herzog & de Meuron allerdings das "Wahrzeichen" Hamburgs werden wird kaufe ich denen auch nicht fuer eine Sekunde ab. Das Wahrzeichen Hamburgs war und ist die Michaeliskirche, "der Michel," und so wird es auch bleiben. Der pure Gedanke, dass Architekten loslegen um "ein Wahrzeichen" zu schaffen laesst mich erschaudern. Wird auch in den meisten Faellen nichts! :gg:

  • Neuester Sachstand zu den Wiederaufbauplänen: Laut Bericht in den Hannoverschen Tageszeitungen steht das Wettbewerbsergebnis fest. Auf dem ersten Platz kommt ein Hamburger Büro mit komplizierten polnisch klingenden Namen (Die Zeitungen habe ich im Café gelesen und liegen mir hier nicht vor), auf dem 2. Platz ein Hannoveraner Büro und auf dem dritten - Achtung - Peter Kulka, Dresden! Es steht noch nicht fest, Welcher der drei Preisträger mit der Ausführungsplanung beauftragt wird... ! Bitte, bitte nicht auch noch hier... ich will kein gestauchtes, geschrumpftes oder sonstwie in den Proportionen vermurkstes Schloss... Die Entwürfe werden aus "wettbewerbsrechtlichen Gründen" erst am 16. April der Öffentlichkeit vorgestellt.

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Jetzt nichts durcheinander bringen, bitte. Die Proportionen samt Fassadenrekonstruktion, sprich der äußerliche Wiederaufbau, stehen außer Frage.
    Hier soll es meines Wissens nur um den "zeitgemäßen" Innenausbau gehen.

    Siehe dazu:

    Zitat

    Das Schloss Herrenhausen in Hannover blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück, innerhalb derer das Gebäude u.a. als Wirtschaftshof, Sommerresidenz, Soldatenunterkunft und ständige Residenz der Regenten des Königreichs Hannover genutzt wurde. Bevor es im II. Weltkrieg fast vollständig durch Bomben zerstört wurde, waren Teile des Schlosses der Öffentlichkeit als Museum zugänglich. Mit der Zerstörung verlor das Gesamtensemble der Herrenhäuser Gärten einen wichtigen Bezugspunkt, für den seither kein Ersatz besteht.

    Die Ausloberin verfolgt zusammen mit der VolkswagenStiftung und der Landeshauptstadt Hannover das Vorhaben, das Schloss Herrenhausen wieder aufzubauen und es einer zeitgemäßen Nutzung zuzuführen. Der historisch vorgegebene Baukörper, wie er sich nach der Umgestaltung (1818-1821) durch Georg Ludwig Laves darstellte, soll zu einem modernen, multifunktionalen Tagungszentrum ausgebaut werden. Dabei ist insbesondere die Fassade getreu der historischen Gestalt wieder herzustellen.
    Das Tagungszentrum, das in erster Linie für wissenschaftliche und kulturelle Veranstaltungen dienen soll, wird durch ein unterirdisches Auditorium und ein Museum ergänzt, das die besondere kultur- und geistesgeschichtliche Bedeutung des Ortes vergegenwärtigt. Die Symbiose dieser beiden Nutzungen – dem modernen Tagungszentrum zum einen und dem historisch ausgerichteten Museum zum anderen – soll dem Wissenschaftsstandort Hannover und dessen kulturgeschichtlicher Tradition besonderen Ausdruck verleihen und das Zusammenspiel zwischen Historie und Zukunft verdeutlichen.


    Quelle: Competitiononline - Wettbewerbsaufgabe

  • Trotzdem gebe ich Hannoveraner recht. Bei Kulka ist mir nach all den Fehlleistungen beim Potsdamer Projekt nicht mehr sehr wohl. Und dass ein polnisches Unternehmen den ersten Platz gewonnen hat, ist doch erst mal positiv zu bewerten, denn nirgendwo sonst gibt es wohl so viel Erfahrung mit Rekos wie in Polen!

    APH - am Puls der Zeit

  • Letzte Nacht hörte ich im Deutschlandfunk ein Gespräch mit Klaus Theo Brenner , dem Vorsitzenden der Auswahljury. Der Mann trat sehr mutig und selbstbewußt für den Wert von Rekonstruktionen ein:

    Zitat


    Der Jury-Vorsitzende Klaus Theo Brenner betont, hier habe es nicht solche Probleme wie beim Wettbewerb zur Stadtschlossrekonstruktion in Berlin gegeben, weil der Wettbewerb "sehr eindeutig und sehr gründlich vorbereitet war. Wir hatten eine sehr gute Entscheidungsgrundlage und sehr gute Vorgaben für diesen Wettbewerb. Es war von Anfang an unstrittig, dass das Äußere des Gebäudes wieder aufgebaut werden sollte nach historischem Muster, und es gab ein eindeutiges Raumprogramm für dieses Tagungszentrum. Und insofern waren die Grundlagen sehr klar und wir haben eigentlich eine sehr kollegiale und fundierte Entscheidung treffen können."

    Zitat

    Historische Gebäude wie das Schloss in den Herrenhäuser Gärten hätten immer auch "Symbolcharakter", betont der Architekt: "Solche Gebäude sind letztendlich auch eine Brücke in die Vergangenheit, aber sind gleichzeitig eine Schule der Architektur. Das wird aber nicht von allen Architekten so gesehen."

    Diesen Mann an anderer Stelle wäre ein Segen für den Erfolg so manch anderer Rekonstruktionsprojekte.

    Hier die ganze Zusammenfassung:
    Quelle: Deutschlandradio Kultur - Fazit am Abend / Fazit Kultur vom Tage

    Und hier das sehr hörenswerte Interview mit Herrn Brenner:
    dradio.de - Audio on Demand v_as3_1_0_10

    oder hier:
    http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/20…08_0e5679ce.mp3

  • Zitat von "dradio.de"

    In Hannover soll das historische Stadtschloss wieder aufgebaut werden.


    "Armes Deutschland(radio)!", kann man da nur sagen, wenn das die Kulturredaktion publiziert. Gut, dass ich mich an diesem GEZ-Irrsinn mit keinem Cent beteilige...

    Zum Wettbewerbsergebnis gibt es übrigens hier die Ergebnisse im Detail:
    http://www.volkswagenstiftung.de/index.html

    Und hier noch ein Artikel der Kreiszeitung XY dazu.

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    (Immanuel Kant)

  • Die 60er-Jahre-Jury entscheidet über 60er-Jahre-Entwürfe.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Junger Würfler, wie meinst'n das!?
    Die Entwürfe 2 und 3 entwerfen doch eine symmetrische Ergänzung der Schloßanlage in Form eines mittig die Symmetrieachse betonenden und überkuppelten runden Zentralraumes als Hörsaal. Durchaus klassizistisch gedacht. Diese symmetrische Einfügung in die Gesamtanlage gefällt mir gut. Würde ich präferieren. Doch der 1. Entwurf mit diesen Lichtschächten und dem flachdeckigen Kastensaal ist doch wohl völlig obsolet (ja okay, da scheinen die 60iger auf!). Wie werden die denn mit Wasser und Schnee in den Lichthöfen fertig? :augenrollen:
    Kulka hat seine Hörsaalkuppel gleich mit einem Springbrunnen versorgt. Der Mann kann an anderer Stelle richtig kreativ sein!

  • Die 60er-Jahre Jury hat den 60er-Jahre-Entwurf gewählt. Besser? :zwinkern:

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Lt. den Hannoverschen Tageszeitungen beginnt der Aufbau des Schlosses heute mit der Einrichtung der Baustelle (Aufbau des Bauzaunes um den sog. Ehrenhof), die Baugenehmigung ist erteilt und das letzte fehlende Geld für den museal zu nutzenden unterirdischen Verbindungsgang zwischen den beiden Seitenflügeln wurde gestiftet.

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Zitat von "Maxileen"

    Oh, dann weiß ich, wo ich künftig öfters mal vorbeischauen muss :)

    Hoffentlich um fleißig zu fotografieren!? :!::) :idee: :P8):zwinkern: