Interview mit Denkmalschützer Gottfried Kiesow

  • Was zum Schmunzeln...

    http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/kulturinterview/433349/\r
    http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/ ... ew/433349/

  • Eigentlich muss man Mitleid haben - der Verweis darauf, dass die Rekos Zeugnisse ihrer Zeit seien, und nicht der Wunsch der Menschen danach, die Geschichte ihrer Stadt in etwas Handfestem wieder zu sehen, ist natürlich der einzige Weg, wie man die Rekonstruktion noch irgendwie unter die überkommenen denkmalpflegerischen Dogmen subsummieren kann. Das zeigt andererseits auch, wie renovierungsbedürftig das ganze System der deutschen Denkmalpflege ist - Achtung, Wortwitz. ;)

  • Zitat von "Restitutor Orbis"

    ...

    Ich denke, daß der Denkmalschutz mit Kiesow nun seinen absoluten Tiefpunkt erreicht hat. Noch realitätsferner und noch ergrauter gehts nimmer. Herr Kiesow, gehen Sie endlich in Rente! :schreckgrau:

  • Was für ein Spinner... in welcher Welt lebt der...?

    Und ja klar, wenn mal was erfolgreich rekonstruiert wurde, war es natürlich immer eine Ausnahme, auf dass sofort wieder opponiert werden kann...

    Das ist kein Denkmalschützer, das ist ein purer Modernist. Soll er mal unsere Geschichte und Tradition denkmalgerecht schützen, anstatt in modernistischem Müll Predigten zu halten mit atonaler Schönberg-Untermalung...

    Und übrigens: Alle leidenschaftlichen Reko-Befürworter, die ich gut kenne, gehören nicht zur Generation der Greisenmoderne, sondern sind einige Jahrzehnte jünger.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Also Herr Kiesow mag ja die eine doer andere eigenartige Sicht haben, aber Spinner? Der Mann hat sich mit unendlichen persönlichen Einsatz, z.B. nicht endenwollenden Besuchen und dem Anschleppen jedes Promis der nur ein paar Mark springen ließ, um die Sicherung der Kulturlandschaft Oberlausitz verdient gemacht. Ohne ihn sähen Görlitz und Zittau sicher heute nicht so aus wie sie es tun. Das trifft auch auf einige Städte in McPomm zu, die ihr heutiges Aussehen zu einem guten Teil dem persönlichen Bemühen dieses Mannes verdanken. An einigen Städten Ostdeutschlands, die für viele Westdeutsche (die mit dem Geld) kurz vor dem Ural zu liegen scheinen, hätte der Zahn der Zeit sonst einiges unweigerlich entdgültig zerstört. Das muß auch gesagt werden.

  • Zitat von "Karasek"

    Also Herr Kiesow mag ja die eine doer andere eigenartige Sicht haben, aber Spinner? Der Mann hat sich mit unendlichen persönlichen Einsatz, z.B. nicht endenwollenden Besuchen und dem Anschleppen jedes Promis der nur ein paar Mark springen ließ, um die Sicherung der Kulturlandschaft Oberlausitz verdient gemacht. Ohne ihn sähen Görlitz und Zittau sicher heute nicht so aus wie sie es tun. Das trifft auch auf einige Städte in McPomm zu, die ihr heutiges Aussehen zu einem guten Teil dem persönlichen Bemühen dieses Mannes verdanken. An einigen Städten Ostdeutschlands, die für viele Westdeutsche (die mit dem Geld) kurz vor dem Ural zu liegen scheinen, hätte der Zahn der Zeit sonst einiges unweigerlich entdgültig zerstört. Das muß auch gesagt werden.

    Aber Karasek, wie tief soll man die Meßlatte legen ? Versteht sich dieser Erhalt nicht sogar von selbst ? Stell Dir mal vor, wenn der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Stiftung Denkmalschutz den Abriß gefordert hätte. Dann wäre er ja auf dem gleichen Level wie die Taliban.

  • wer sonen klischeeunsinn daherredet, hat es in seinem leben wohl mangels ausreichender intelligenz zu keinem selbst erdachten standpunkt gebracht. hohle phrasen aus hohler huelle

    wer nach 74 jahren lebenserfahrung immer noch nichts eigenes zu sagen hat, ausser nachgeplapperten allgemeinplaetzen der alt-moderne, wird's wohl auch zu nichts relevantem mehr bringen :?
    naja, ein weiteres niveauloses gelalle hat mit einiger sicherheit bald sein ende, aber andere trottel werden folgen und das ganze nennt sich

    planet der affen :zungeorange:

  • ich teile karaseks meinung.

    und verstehe auch weitgehend die einschätzung von kiesow, speziell folgende:
    denkmalschutz ist nicht "denkmal"bau.
    erhaltenswertes wurde (und wird) zu allen zeiten gebaut.
    eine (wie auch immer geartete) reko kann kein original ersetzen.

    in diesem kontext sind dann auch seine äusserungen über rekos zu verstehen.
    es geht nicht darum, ob beispielsweise neue "alte" fachwerkhäuser die frankfurter city aufwerten würden. vielmehr geht es darum, dass diese weder die ausstrahlung ihrer vorgängerbauten hätten - und schon gar kein äquivalent für authentische alte häuser wären, die gleichzeitig überall in der republik von verfall und abriss bedroht sind.
    aus dieser sicht sind rekos in der tat nicht erstrebenswert, weil diese (sicher ungewollt) den wert originaler bausubstanz relativieren würden. wozu häuser aufwändig sanieren, wenn man sie - vielleicht auch irgendwie, irgendwo, irgendwann - angeblich "rekonstruieren" könnte?

    natürlich ist das eine sichtweise, die passanten, die ums technische rathaus frankfurt oder den dresdner neumarkt streifen, bescheuert vorkommen kann (hier entscheidet jedoch eh der markt, was gebaut (werden) wird.). aber aus sicht eines denkmalschützers ist sie logisch. und wer durch görlitz oder bautzen läuft, wird froh sein, dass der denkmalschutz oben genannte prämissen setzt.
    schutz heisst abwehr von gefahren. wer auch nur ansatzweise einschätzen kann, was seit der wende auf dem gebiet von erhaltung und sanierung von altbauten erreicht wurde, würde sich schämen, dies mit planet der affen oder den taliban in verbindung zu bringen.
    okay, manche wollen oder können das eben nicht. aber dafür kann herr kiesow wiederum nichts...

  • Zitat von "Antiquitus"

    Und übrigens: Alle leidenschaftlichen Reko-Befürworter, die ich gut kenne, gehören nicht zur Generation der Greisenmoderne, sondern sind einige Jahrzehnte jünger.

    Ich denke auch, daß Kiesow hier irrt.

    Natürlich gibt es viele Rekonstruktions-Befürworter, die 70 Jahre und älter sind. Sie haben ja die untergegangenen Bauten noch authentisch erlebt, ihr Herz hängt daran, diese Erinnerung wieder erstehen zu lassen, um sie den nachfolgenden Generationen noch vermitteln zu können. Also das Anliegen dieser Teile der Kriegsgeneration ist ganz nachvollziehbar.

    Das Gros der Rekonstruktionsbefürworter, die mir bekannt sind, sind hingegen ganz junge Leute - teils um die 30 Jahre alt, teils noch jünger. Es ist vielmehr also eine "Jugendbewegung" von Menschen, die der Moderne ihrer architektonischen Väter- und Großvätergeneration überdrüssig geworden sind. Und die eine neue Freiheit im Bau und im Umgang mit der Geschichtlichkeit fordern, obwohl oder weil sie bislang weitgehend machtlos gegenüber den etablierten Eliten sind.

  • Nehmt meine obige Äußerung direkt seine Person betreffend nicht wörtlich, sie soll einfach ein deutlich Unmutsbekundung sein.
    Solche Leute ärgern mich einfach maßlos. Es sind genau solche Leute mit solcher Geisteshaltung, die für das bauliche Elend hierzulande (mit-)verantwortlich sind.
    Aber dann immer so tun, als hätte man die einzig wahre Moral auf seiner Seite. Ekelhaft.

    "die von mir bekämpften Fachwerkhäuser in Frankfurt"

    Das sollte man sich schon merken. Er ist nicht nur einfach dagegen, er _kämpft_ dagegen. Ein echter Ideologe.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Zitat

    und schon gar kein äquivalent für authentische alte häuser wären, die gleichzeitig überall in der republik von verfall und abriss bedroht sind.
    aus dieser sicht sind rekos in der tat nicht erstrebenswert, weil diese (sicher ungewollt) den wert originaler bausubstanz relativieren würden. wozu häuser aufwändig sanieren, wenn man sie - vielleicht auch irgendwie, irgendwo, irgendwann - angeblich "rekonstruieren" könnte?

    natürlich ist das eine sichtweise, die passanten, die ums technische rathaus frankfurt oder den dresdner neumarkt streifen, bescheuert vorkommen kann (hier entscheidet jedoch eh der markt, was gebaut (werden) wird.). aber aus sicht eines denkmalschützers ist sie logisch.

    Ich finde sie eigentlich überhaupt nicht logisch. Ich weiß, daß man das Argumente immer wieder hört, Rekonstruktionen würden originale Bausubstanz abwerten oder gar bedrohen. Ih halte dieses Argument aber, offen gestanden, für völligen Unsinn. Selbst der entschiedenste Rekonstruktions-Befürworter wird niemals behaupten, eine Rekonstruktion könne originaler Bausubstanz gleichwertig sein und dementsprechend auch keiner je sagen: reißt's ruhig ab, wir können's ja später rekonstruieren - im Gegenteil. Wo liegt also das Problem?

    Mir scheint auch, daß da oft einiges durcheinandergeht. Es gibt die theoretische Ebene, auf der das besagte Argument wirklich Unsinn ist. Es gibt aber auch noch eine ganz andere, praktische Ebene, auf der - zumindest nach Meinung der Denkmalschützer - Rekonstruktionsprojekte und Denkmalschutz um Spendengelder konkurrieren. Das scheint mir der eigentliche Punkt zu sein, um den es den Denkmalschützern geht und das Argument mit der vermeintlichen Abwertung der Originalsubstanz wird da wohl nur vorgeschoben.
    Ich glaube aber, daß sie sich auch darin irren, denn ich halte es für eine sehr gewagte These, daß die Spenden, die derzeit z.B. für [lexicon='das Berliner Schloss'][/lexicon] oder seinerzeit für die Frauenkirche aufgebracht wurden ansonsten für den Denkmalschutz gespendet worden wären.

  • rakete,
    der gesamte denkmalschutzgedanke ist logisch unfundiert.
    visuelle information, zBsp durch alte bilder uebertragen, ist fuer jene doch anscheinend ok, da original?!! wenn ich diese informationen, daten aber anstatt mit photo oder bildschirm durch ein physisches object darstelle, sprich ein rekonstruiertes haus zBsp, dann ist es fuer jene nicht ok, da nicht original??!! was ist denn dann nicht original? was ist original????
    also ich moechte den gedanken nicht zu ende schreiben, das ist mir zuviel arbeit. nur soweit:

    wieso, warum, wann, wozu, in welcher hinsicht?
    bitte umfassend neu durchdenken... wann hat/hatte das original haus welche ausstrahlung seiner selbst??????
    usw usw

    ich relativiere und zerlege dir logisch jede aussage der denkmalschutzdoktrin, da diese auf allgemeinplaetzen basierend unfundiert in der luft haengt und den anschluss an philosophie und logik nie gesucht hat. schon einfach nur der begriff 'original' ist facettenreich und erklaerungsbeduerftig.

    ganz abgesehen davon, was man denn mit dem denkmalschutz letzlich ueberhaupt erreichen will, und da wirds dann endgueltig politisch, das heisst meinugswillkuerlich entsprechend der position des individuums.

    ergo:
    kiesow labert unfundiert, er ist vermutlich nur ein flachgruendiger intellekt und will seine 'kaempferische' doktrinaere meinung zur alt-moderne vertreten, weil er diese als nichtselbstdenker damals in seiner jugend als toll praesentiert bekommen hat, daran haelt er sich halt noch immer. solche leute waeren heute eben auch ueberzeugte taliban, wenn ihnen an der uni dies in jungen jahren in ihrem kulturkreis als progressiv :gg: von einer geistigen/geistlichen authoritaet eingeredet worden waere...

    und was will der denkmalschutz in D ueberhaupt erreichen??
    etwa die letzten originalsteine in der frauenkirche herzeigen, die derart als laecherlich unaesthetische streuselkirche dasteht, sehr genial...
    alles willkuerlich, leute, willkuerlich, willkuerlich...
    warum nicht ganz schwarz anstreichen das ding, waere die 'originale ansicht' von vor 65 jahren, oder die alten steine aussen reinigen, waeren ja dann noch immer original steine und auch wieder die originale ansicht der Frauenkirche 1.0, nur halt zum ersten entstehungszeitpunkt des modells!!!? usw usw

    diskurs:
    demnaechst werden wohl flugreisen und das automobil verboten... wer nicht noch schnell aus D/EU wegzieht, darf dann den rest seines lebens in kompetent gestalteten, DENKMALGESCHUETZTEN alt-moderne stadtleichen verbringen, der individuelle aktionsradius wird so auf einen zu fuss absolvierten 'gefaengnisrundgang' in original (?) :gg: deprimierender bausubstanz eingeschraenkt, mit blick auf steurfinanzierte reproduktion der anspruchslosen bevoelkerung, die selbst noch wohncontainer intellektuell gustiert...

    also dieser denkmalaschutz gedanke ist in west deutschland ein luxus der weit hinter die reko der verschwundenen staedte zuruecktreten sollte und sich sein nutzloses, plattes geplaerre fuer den alt 68er wohnkuechen kuenstler diskurs aufsparen kann. mich nervt diese niveaulosigkeit.

    capitain haddock wuerde sagen:
    nachplapperer.
    papageienhirne.
    hoelenmaler.
    planet der taliban affen
    eben doch.
    :?
    denkmalschutz???
    ja, bitte, denk mal schutz!!!

    zeige er mir das gegenteil.

  • Zitat von "Heimdall"

    Ich denke auch, daß Kiesow hier irrt.

    Natürlich gibt es viele Rekonstruktions-Befürworter, die 70 Jahre und älter sind. Sie haben ja die untergegangenen Bauten noch authentisch erlebt, ihr Herz hängt daran, diese Erinnerung wieder erstehen zu lassen, um sie den nachfolgenden Generationen noch vermitteln zu können. Also das Anliegen dieser Teile der Kriegsgeneration ist ganz nachvollziehbar.

    Das Gros der Rekonstruktionsbefürworter, die mir bekannt sind, sind hingegen ganz junge Leute - teils um die 30 Jahre alt, teils noch jünger. Es ist vielmehr also eine "Jugendbewegung" von Menschen, die der Moderne ihrer architektonischen Väter- und Großvätergeneration überdrüssig geworden sind. Und die eine neue Freiheit im Bau und im Umgang mit der Geschichtlichkeit fordern, obwohl oder weil sie bislang weitgehend machtlos gegenüber den etablierten Eliten sind.

    Und es sind einfach die Leute, die in den von unseren Vätern und Großvätern verschandelten Städten wohnen müssen. Und die Hässlichkeit und Bausünden nicht mehr ertragen.

  • Mich kotzt vor allem an, dass immer argumentiert wird, dass jede Zeit ihre spuren hinterlassen soll..etc. pp...alles o.k. aber bitte nicht vergessen, das in diesem Land, wie in keinem anderen auf der erde, die spuren der geschichte nicht durch natürlichen wandel der stadtbilder und neue stile etc. verloren gingen, sondern durch einen brutalen bombenkrieg regelrecht ausgelöscht wurden. das konnte sich ein herr dehio vermutlich nicht in seinen schlimmsten albträumen vorstellen... reko erscheint vor diesem Hintergrund für mich als notwendig, um nicht gänzlich in geschichts- und identitätslosigkeit zu versinken...abgesehen von aller ästhetik... und ich möchte auch nicht immer hören, dass die aggression ja von deutschland ausging und wir das alles selber schuld seien..ich bin gar nichts schuld...und die meisten hier wohl auch nicht...schön, dass auch historiker nun zulassen, dass man den bombenkrieg der aliierten unmoralisch nennen darf... ich glaube, die kiesow-generation hängt noch zu tief in den kriegserfahrungen und ursachen drin...

  • dass es hauptsächlich ältere menschen sind, die rekos wünschen, glaube ich auch nicht so recht. vielleicht enstand dieser eindruck, weil diese oft emotionaler mit dem thema (und ihren erinnerungen an verlorene gebäude)umgehen.

    Philon: dass rekonstruktionen originale bausubstanz bedrohen könnten, ist vor allem in folgendem zusammenhang bedenkenswert: leider ist - besonders im osten - die bausubstanz oft so marode, dass es billiger käme, häuser abzureissen und sie anschliessend in alter gestalt neu zu bauen. zumindest von aussen betrachtet würde sich nichts ändern, aber es wäre eben nicht mehr das originale haus. würde man dem gedanken folgen, man könne originales gleichwertig ersetzen, würde man somit den - eh schon aus vielen gründen gefährdeten - schutz von originalsubstanz weiter aushebeln. und dass kann ja nun nicht im sinne des denkmalschutzes sein.

    marc!: wenn ich deinen ausführungen richtig folgen kann (was nicht ganz einfach ist), empfindest du die dresdner frauenkirche als "lächerlich unästhetische streuselkirche". diesen eindruck (bei dir) nicht entstehen zu lassen, hätte es entweder des abrisses noch verbliebener fragmente oder deren unkenntlichmachung bedurft. und das wäre dann denkmalschutz in deinem sinne?
    in meinem nicht.
    auch wenn du diesen gedanken nicht goutierst, äh ...intellektuell gustierst.

  • rakete
    ja, ich hab's etwas schwieriger geschrieben, da ich nie weiss, welche gemeinsame ideenwelt ich voraussetzen kann und welche nicht, ich setze dann jetzt mal nicht..

    Also ich wollte sagen, fundiert bedeutet, die ueberlegung moeglichst weit gefasst zu beginnen, also:
    was ist ein (denkmal) objekt fuer uns ueberhaupt?

    1. visuelle information
    2. abstrakte information (konstruktionsdaten, erinnerungen, literatur etc)
    3. physischer bestand

    die denkmalschutzdoktrin betrachtet meist punkt 3, punkt 1&2 dann nur im zusammenhang mit punkt 3

    meines erachtens kann man sich aber feste streiten, ob der originale moertel unter 500 jahren fassadenumgestaltungen in 15 schichten, oder die ansicht des objectes selbst, also die visuelle information (welche uebrigens immer auch zeitgebunden ist) groesseren stellenwert besitzt.

    der denkmalbegriff arbeitet nun mit mehr oder weniger willkuerlichen praemissen (originalsubstanz ist hauptkriterium) http://und laesst den teilaspekt der traegermaterie-freien visuellen info aus. daher meine aussage: unfundiert, da ein object nach mehreren hundert jahren meist nur noch dort urspruengliche materie besitzt, wo sie eh niemand sieht, alles andere, aussen wie innen, wurde zig mal erneuert, getauscht.

    und jetzt sehen die KIESOWS dieser welt aber den grossen unterschied zwischen zBsp einem 2007er leitbau in FFM und dem 300jaehrigen Haus in XY. ganz klar oder? ne, nix klar.

    Denn letztlich kann der neue leitbau vielleicht viel naeher am ursprungsobject sein, als das 300 jaehrige haus in brandenburg, welches innen und aussen bereits 10 mal umgebaut, saniert und erneuert wurde.
    somit ist der sachverhalt also lange nicht mehr so klar, wie es sich klein haenschen kiesow mit seinem 74 jahren beschraenkter begriffswelt denkt, die begriffe 'original' und 'denkmal' glaubt er als sicher und fest...

    mir persoenlich reicht gerne eine reko, wenn's aussen einigermassen aussieht wie kuenstlerisch-historisch von gusto oder gout (kannste selber waehlen alter besserwisser, ich nutze halt gerne das oesterreichische gustieren, da mir als halbfranzose das goutieren nicht liegt, wir verwenden diesen begriff eher kulinarisch und weniger fuer haeuser, das du kulturell naeher an Preussen oder Frankreich ankerst, als an oesterreich, italien oder spanien, kann ich nachvollziehen... )

    also zum abschluss:
    ich habe nicht die angewohnheit, loecher in mauern zu meisseln, um das darunter liegende mauerwerk zu begutachten, auch laesst mich nicht jeder hausbesitzer in die ecken seines dachstuhls kriechen und markierungen der zimmeleute begutachten, wenn ich sie denn verstehen wuerde.

    dass ist wie mit guter klassischer literatur, der originaltext kann von mir aus auch gerne im reklam format daherkommen, und das haus meinetwegen als brandneuer leitbau mit verstecktem elektronischen gebaeudemanagement.

    wichtig ist mir da eher die historisch moeglichst genau ueberlieferte information (am besten gleich noch aus der schoensten epoche :gg: ) und somit letzlich die kunst, nicht das papier und der moertel.

    klar, toll wenn man dann noch die gebundene originalausgabe von moliere in haenden haelt, aber wenn alles verbrannt ist, oder die besitzer einen nicht ranlassen... 8)

    verstehste jetzt? die kiesows reden blech wie immer, weil sie halt nen schlechten geschmack vertreten mit ihrer halbbegabung und unbildung.
    greisenmoderne eben. die idee, nen behnisch zu lesen, nur weil der schinkel umgepfluegt wurde und somit der behnisch zeitgenoessich zum zuge kommen muss, mit seinem irrelevanten muell, diese idee kann nur ein trottel wollen der kunst (koennen) nicht von abfall unterscheiden kann, weil fuer 5 minuten der geschichte, seinen 5 minuten, abfall gueltige kunst war, aber diese gueltigkeit ist lange dahin, aufwachen, opas und als opa geborene...

  • Zitat von "Oliver"


    Aber Karasek, wie tief soll man die Meßlatte legen ? Versteht sich dieser Erhalt nicht sogar von selbst ? Stell Dir mal vor, wenn der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Stiftung Denkmalschutz den Abriß gefordert hätte. Dann wäre er ja auf dem gleichen Level wie die Taliban.

    Nun, sicher versteht sich Erhalt von selbst. Aber das Maß der Anstrengungen kann durchaus unterscheidlich sein. Kiesow wird nicht müde jeden Promi, den er sich greifen kann, persönlich durch Görlitz oder Zittau zu schleppen. Der Besuch des Bundespräsidenten Weizsäcker in Zittau war Kiesow zu verdanken, und mit dem Besuch kam neuer Schwung in diverse Projekte, etwa zur Restaurierung des Heffter- Giebels. Er stellt Kontakte her, was wahrscheinlich das Wichtigste überhaupt ist, die etwa zur Rettung der Fastentücher führten oder zu einer Ausstellung des örtlichen Stadtmuseums, welche weit über dem lag was sich ein kleines Museum in einer kleinen Stadt normalerweise erlauben würde.
    Er zeigt einfach ein Maß persönlichen Engagements für diese abgelegene Region die man von anderer Seite, etwa dem Land Sachsen mit seiner unsäglichen Leuchtturmpolitik, oder dem Bund mit seiner gerade in der Provinz nie erfüllten "Chefsache Ost", nie erleben wird. Diese schmerzende Erfahrung macht Kiesows Einsatz umso achtenswerter.

  • Zitat

    würde man dem gedanken folgen, man könne originales gleichwertig ersetzen, würde man somit den - eh schon aus vielen gründen gefährdeten - schutz von originalsubstanz weiter aushebeln.

    Wenn es denn so wäre, hättest du wohl recht, aber den Gedanken vertritt ja auch kein Rekonstruktions-Befürworter in dieser Form.

  • Zitat von "Philon"

    Wenn es denn so wäre, hättest du wohl recht, aber den Gedanken vertritt ja auch kein Rekonstruktions-Befürworter in dieser Form.

    Richtig. Also mal wieder eine Phantom-Diskussion: Die Auseinandersetzung findet nicht mit den wirklichen Reko-Befürwortern statt, sonder mit den imaginären, die man sich gebastelt hat...

  • ich denke nicht, dass dies eine phantom-diskussion ist, weil sie in der praxis zumeist ja nicht mal mit "wirklichen reko-befürwortern" geführt wird, sondern mit wirklichen bauherren, die denkmalgeschützte bausubstanz erworben haben, um diese "optimal zu entwickeln", was ein-, auf-, um-, aus- und neubauten einschliesst.
    wer sich (oftmals vergeblich) für den erhalt alter treppenhäuser, grundrisse, etc. eingesetzt hat, ist es (so glaube ich) nicht zu verübeln, wenn er "rekos" skeptisch gegenübersteht, die, nicht ihren intensionen, aber ihren auswirkungen nach, seinen bemühungen in den rücken fallen.

    nehmen wir als beispiel das dresdner projekt an der frauenkirche 16/17:
    kein zugang zum innenhof, beton, hinter zwei fassaden versteckt sich ein gebäude. wie sollte er dies begrüssen - und gleichzeitig bei anderen projekten auf aufwändige trockenlegungen und teure sanierungen von originalsubstanz bestehen?
    vielleicht erschwert eine solche haltung die eine oder andere "reko". aber sie bewahrt ungleich mehr alte gebäude vor ihrem teil- oder totalabriss.

    im wahrsten sinne des wortes oberflächlich betrachtet, könnte man dies vielleicht als intellektuelle spinnerei abtun. aber wer weiss, welche umnutzungsideen das braunschweiger schlosseinkaufscenter schon für andere schlösser und herrensitze ausgelöst hat, wird hoffentlich verstehen, dass "die kiesows" nicht "blech" reden "wie immer, weil sie halt nen schlechten geschmack vertreten mit ihrer halbbegabung und unbildung".