Was zum Schmunzeln...
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ZitatAlles anzeigenKein Trend zur Rekonstruktion
Gottfried Kiesow zum Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche
Moderation: Eckhard Roelcke
Nach Ansicht des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Gottfried Kiesow, gibt es keinen generellen Trend zum Wiederaufbau von historischen Gebäuden. Die Rekonstruktion der Dresdner Frauenkirche sei eine "große Ausnahme" und vor allem auf das Engagement der Bürger zurückzuführen, sagte Kiesow.
[...]
Roelcke: Herr Kiesow, wenn man nach dem Original fragt, fragt man natürlich auch nach der Aura. Ist die Aura entscheidend für ein Kunstdenkmal?Kiesow: Ja, natürlich, nur muss man sich auch klar sein, dass mit der Zeit eine solche Aura auch wieder entstehen kann. Die Aura des Originals ist jetzt auch bei der Frauenkirche vielleicht noch nicht gegeben, aber auch selbst die von mir bekämpften Fachwerkhäuser in Frankfurt, gegen die ich mich ja eindeutig gestellt habe, den Argumenten des eben gehörten Kommentars folgend, selbst die werden eines Tages Geschichte. Sie sind dann auch Zeitzeugnisse, weniger für das Mittelalter oder für die Zeit danach, Renaissance oder Barock, sondern mehr für die Geisteshaltung damals der 80er Jahre in Frankfurt. Geschichte schreitet ja ständig fort.
Roelcke: Wird denn durch den Wiederaufbau der Frauenkirche ein Trend zum Wiederaufbau insgesamt eingeläutet?
Kiesow: Das wäre falsch. Die Frauenkirche ist die ganz große Ausnahme in jeglicher Hinsicht. Dieses wirklich überwältigende Engagement der Bevölkerung, wenn man das gestern im Fernsehen gesehen hat, dass man selbst auf den Platz nicht mehr konnte, geschweige denn in die Kirche, was sich ja die ganze Nacht fortgesetzt hat, und was heute sicher weitergeht, wenn man das mit ansieht, dann muss man doch feststellen, dass das ein einmaliger Akt ist und den wird man auch beim Braunschweiger Schloss z.B. nicht erreichen können und sicherlich auch nicht bei der Garnisonenkirche in Potsdam.
Roelcke: Wenn wir über die Menschen sprechen, über das bürgerliche Engagement, das diesen Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden ermöglicht hat, stellt sich natürlich die Frage: Welche Menschen sind das, welche Generation? Kann man das zuordnen?
Kiesow: Ich glaube, dass das im Wesentlichen meine Generation ist. Ich bin also 74, um das deutlich zu machen, was ich damit meine. [...]
Roelcke: Und zu dieser Kultur gehören alte aber auch neue und moderne Bauten, zeitgenössische Architektur.
Kiesow: Ja, selbstverständlich, ich habe gerade ein Seminar über die Architektur des 20. Jahrhunderst gemacht, vorige Woche mit einer Reihe von Teilnehmern und da haben wir die ganz modernsten Kirchen in Frankfurt angeguckt, von Gottfried Böhm und natürlich ist es wie mit moderner Musik, man kann Mozart Menschen näher bringen als Arnold Schönberg, aber wir haben es versucht. Die Geschichte und die Kultur hört ja nicht auf, sondern das ist ein ständiger Prozess und in dieses Konzert der großartigen Leistung der Vergangenheit von Städtebauarchitektur muss auch unsere Zeit ihre Spuren hinterlassen.