Zitat von GregorRiegel, kennst Du dieses Buch?
Nein, das kannte ich noch nicht, danke für den Hinweis. Historistisches Fachwerk ist auch für mich ein noch unbekanntes Forschungsgebiet!
Zitat von AlexanderEs gibt tatsächlich Historismus-Fachwerk im Niedersächsischen Fachwerkstil in der Schweiz? Wenn du davon Bilder zur Hand hast, würde ich mir davon gerne mal einen Eindruck verschaffen.
Du hast mir wirklich den Anstoss gegeben, unsere historistischen Fachwerke das erste Mal genauer anzuschauen. Obwohl ich die historischen Fachwerke in St. Gallen ab dem 15. Jahrhundert in- und auswendig kenne, habe ich bisher diese jüngeren Bauten schändlicherweise eher links liegen gelassen. Wohl sind sie mir bildhaft eingeprägt, was mich zu einer ersten Fragestellung verleiten liess, weshalb sich bei uns im Historismus besonders der niedersächsische Fachwerkstil gegenüber den anderen durchgesetzt hat.
Zitat von AlexanderDie Erklärung liegt wohl darin begründet, dass man vor allem die Schmuckformen verehrt und erforscht hat und weniger die Konstruktion, wie mein letztes Foto belegt (Abb. 25). Hier ergeben sich viele konstruktive Ungereimtheiten zum Vorbild des späten 16. Jahrhunderts, wenn es sich überhaupt um tragendes Fachwerk handelt.
Weil es in vielen anderen deutschsprachigen Regionen kaum plastische Schmuckausbildung gibt (so im Alemannischen), hat man so auf das Niedersächsische zurückgegriffen.
Da muss ich meine Fragestellung bereits korrigieren, weil wohl das "Fränkische" bei unseren Historismus-Fachwerken dominiert. Aber ich hatte zwei bestimmte Erker im Kopf, welche mich sehr an niedersächsisches Fachwerk erinnerten, und auch die auffallende Schmuckfreudigkeit, welche im niedersächsischen noch ausgeprägter ist als im fränkischen.
Die Erklärung hängt auch mit dem aufkommen des Berufs des akademisch ausgebildeten Architekten Mitte des 19. Jahrhunderts zusammen. Waren es vorher meist Baumeister und Zimmermeister, welche private wie auch öffentliche Bauwerke errichteten, wurden für öffentliche Bauvorhaben nun "gebildete" Personen herangezogen. Hat dies wohl mit dem Aufkommen des Eisenbahnbaus zu tun, welcher Bauwerke erforderte, welche nicht mehr nur auf Erfahrungswerten basieren konnten, sondern einen statischen Nachweis erforderten? Jedenfalls ist mir aufgefallen, dass die Architekten in St. Gallen meist in Deutschland (München, Stuttgart) studiert hatten, oder aus Deutschland zugezogen waren. Das erste schweizerische Architekturstudium konnte erst ab 1855 an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich absolviert werden; insofern erstaunt es mich nicht, dass auch aus diesem Grunde deutsche Bauformen Einzug in unser Gebiet fanden. Für den Blockbau, aus dem der Chaletbau hervorging, bezieht sich diese Folgerung aber nicht! Diese Baukunst verblieb in der Hand der traditionellen Zimmermeister, und manifestierte sich unter dem Begriff "Schweizerhaus-Stil".
Doch nun zu den von Dir gewünschten Bildern: https://club.baukultur.pictures/forum/index.php?thread/8200-st-gallen-fachwerkbauten-außerhalb-der-altstadt/&postID=303753#post303753