Das größte Gebäude Europas

  • Vor ein paar Wochen hatte ich zufällig einen Fernsehbericht über das größte Gebäude Europas gesehen. Das überraschende für mich war, dass es ein traditionalistischer Neubau aus den 1980er Jahren ist, der mir bis dahin unbekannt war.

    Zuerst ein Photo von außen:

    Quelle: Wikipedia

    Nun, das Gebäude ist der Palast des Parlaments in Bukarest, der in den 80er Jahren nach dem Willen des rumänischen Staatschefs Ceau?escu errichtet wurde. Die federführende Architektin Anca Petrescu war bei Baubeginn gerade mal 28 Jahre alt.

    Die Entstehungsgeschichte des Bauwerks ist nicht nur damit belastet, dass es das Bauwerk eines Diktators ist, der zeitweise unglaubliche 40% des Staatshaushalts für den 3,3 Mrd. Dollar teuren Bau ausgegeben haben soll, sondern auch damit, dass Teile der Bukarester Altstadt dafür platt gemacht bzw. z.T. transloziert worden sind.

    Weitere Infos unter:

    http://en.wikipedia.org/wiki/Palace_of_the_Parliament\r
    en.wikipedia.org/wiki/Palace_of_the_Parliament

    http://de.wikipedia.org/wiki/Parlaments-Palast\r
    de.wikipedia.org/wiki/Parlaments-Palast

    Ein sehr interessanter Artikel über die Baugeschichte:

    Brandeins

    Laut Fernsehbericht wurde gerade beim Innenausbau der mehr als 3000 Räume Wert auf Abwechslung gelegt, so dass kein Raum wie der andere aussieht.

    Photos von Innenräumen gibt es hier:

    http://www.fotocommunity.de/pc/pc/cat/2861/display/3175968\r
    http://www.fotocommunity.de/pc/pc/cat/2 ... ay/3175968

    http://oasis.halfmoon.jp/extphoto/romania_main.html\r
    oasis.halfmoon.jp/extphoto/romania_main.html

    Besonders die Bilder in folgender Seite (etwa in der Mitte der Seite zT mit der Beschriftung „Palatul Parlamentului , Casa Poporului“) solltet ihr mal anklicken (da sie von halbwegs ordentlicher Qualität sind) und euch ein paar der prachtvollen Innenräume ansehen:

    http://oasis.halfmoon.jp/extphoto/romania_main.html\r
    oasis.halfmoon.jp/extphoto/romania_main.html

    Auch wenn eine nüchterne Betrachtung bei einem solchen gigantomanischen und politisch vorbelasteten Projekt kaum möglich ist, muss ich gestehen, dass mir der Bau an sich doch sehr gefällt und ich insbesondere die variantenreiche Innengestaltung für zumeist sehr geschmackvoll und gelungen halte.

  • Die Größe des Baus führt leider dazu, daß er nicht mehr ästhetisch wirkt
    und die richtigen Proportionen besitzt. Diese sind aber für gute Architektur
    eben so wichtig, wie Material, Ornamente und Skulpturen innen und
    außen. Sind eigentlich alle 3000 Räume so prachtvoll gestaltet oder gibt
    es auch viele einfache Räume ?

  • Dort bin ich als Kind mal gewesen, kann mich an die Größe des Baus und die Prachtstraße noch erinnern. Der "Palast" war bestens gepflegt und rundherum die Gebäude waren grau und schäbig. Habe auch mal einen Fernsehbericht über die Bauzeit gesehen, ist aber schon so lange her dass ich mich nicht mehr erinnern kann.

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Wenn man sich die Lage des Objektes und seiner Umgebung im Google earth anschaut, kann man ermessen, was dafür alles plattgemacht wurde.

    Ähnliche Dimensionen gibt es wahrscheinlich nur noch in Pjöngjang.

  • Zitat

    Wenn man sich die Lage des Objektes und seiner Umgebung im Google earth anschaut, kann man ermessen, was dafür alles plattgemacht wurde.

    Ähnliche Dimensionen gibt es wahrscheinlich nur noch in Pjöngjang.

    Nee, in Pjöngjang musste nix mehr plattgemacht werden. Das hatten die Amis schon mit diversen Flächenbombardements im Koreakrieg besorgt (Dresden läßt grüßen).

  • Das sich ausgerechnet die "Regierungen" der ärmsten Länder immer mit solchen protzigen Bauwerken profilieren müssen... :augenrollen:

    Abgesehen davon bin ich sehr beeindruckt. Die Innenräume sind ein Traum!

  • Naja, die wollen es ja meist auch klassisch haben. :D


    (Die altdeutsche Dachform ist für Monumentalprojekte auch irgendwie... unpassend)

    Nein, die werden gedünstet

  • Zitat von "Wissmut"

    Naja, die wollen es ja meist auch klassisch haben. :D


    (Die altdeutsche Dachform ist für Monumentalprojekte auch irgendwie... unpassend)

    Wobei ein 400m Fachwerkhochhaus ja sicher auch seine Reize hätte. So mit Butzenscheiben bis in den 60igsten Stock. Wäre doch was für die Deutsche Bank! :gg:

  • Zitat von "Oliver"

    Wobei ein 400m Fachwerkhochhaus ja sicher auch seine Reize hätte. So mit Butzenscheiben bis in den 60igsten Stock. Wäre doch was für die Deutsche Bank! :gg:


    "Ja, wir hätten da schon etwas für sie..."

    http://www.ronnetteriley.com/images/photos/RepBankExterior.jpg\r
    http://www.ronnetteriley.com/images/pho ... terior.jpg


    Gut, kein Fachwerk, aber die Herkunft der Form ist wohl unübersehbar. Philipp Johnson konnte sich das erlauben; in Houston, USA. Einer der schönsten Wolkenkratzer, den ich kenne. So ein Ding für Frankfurt/Main - in gefälligerer Farbe und mit richtigem Dach, YAR; dummerweise liegt der erforderliche Höhenrekord bald jenseits der 800 Meter.

    Mmmh, obwohl: vielleicht sollte sich der alte, müde Wirtschaftsriese mal wieder erheben und den Kameltreibern von Dubai zeigen, was es heißt, eine auf Eigenleistung gegründete Wirtschaftsmacht zu sein.

    Nein, die werden gedünstet

  • Zitat

    Wenn man sich die Lage des Objektes und seiner Umgebung im Google earth anschaut, kann man ermessen, was dafür alles plattgemacht wurde.

    Vor einiger Zeit habe ich mir in Bukarest die "Casa Poporului" von Diktator Ceau?escu von außen ansehen können. So beeindruckt man von dortigen Neoklassizismus sein mag, muß man allerdings sehen, daß dafür und angrenzende klassizierende Plattenblocks erhebliche Teile der Bukarester Altstadt abgerissen wurden.
    Glücklicherweise blieben einige Altstadtteile bis zu Ceau?escus unrühmlichem Abgang verschont. Diese werden nun langsam saniert und füllen sich mit Leben - kleine Läden mit orientalischem Einrichtunsambiente, Cafés etc. In diesem Viertel steckt noch großes Potenzial sofern man den Verfall stoppt.

    Hier zwei Links mit Fotos:

    http://www.tabibito.de/balkan/bukarest.shtml

    http://www.pbase.com/romebu/bukarest

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (5. März 2011 um 00:51)

  • Also mir gefällt das erstgenannte Gebäude gar nicht so schlecht. ;)
    Und ab und zu ein wenig (architektonischer) Größenwahn kann auch nicht schaden, siehe z.B. Schloss Neuschwanstein. ;)

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Zitat von "Wissmut"

    "Ja, wir hätten da schon etwas für sie..."...

    Hallo Wissmut,
    wäre das denn technisch möglich ? Also typisches Fachwerk + Butzenscheiben als Hochhaus ? Und innen dann alles mit schönen Renaissance-Holzarbeiten ausgekleidet ? Inklusive Fassadendekoration, wie man es vom Knochenhaueramtshaus her kennt und höher natürlich als die Glas-Commerzbank. :grinsenlachen:

  • Das Haus erinnert etwas an die ersten amerikanischen Wolkenkratzer aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, Anfang des 20. Jahrhunderts. Die sahen auch alle schlecht aus, weil man vorhandene Archtektur einfach größer skaliert hat. So funktionierte das aber nicht.
    Ab 1915 wurden die Entwürfe dann langsam besser und fast alle amerikanischen Wolkenkratzer bis ca. 1950 sehen ausgesprochen gut proportioniert und gut dekoriert aus. Leider hat dann irgendjemand die Glasfassade eingeführt. :(