Dresden - Prager Straße und Seevorstadt

  • Zum Glueck hast du das auch nicht zu entscheiden :)

    (ich auch nicht leider)

    Bei eine Reko des Kaiserpalast wuerde der haessliche Rest rund herum weniger stoeren. Momentan ist das nur gebaute Katastrophe dort wie fast ganze Altstadt

  • Was ich sagen will: Es sollte uns um qualitativ hochwertiges Bauen gehen - nicht nur in Dresden. Ihr seht ja, was da städtebaulich abgeht. Wenn wir vor diesem Hintergrund die Rekonstruktion von Historismuspalästen fordern, zeigt man uns - nicht ganz zu Unrecht - den Vogel. Und wir ergehen uns in Tagträumen, statt auf das real existierende Baugeschehen einzuwirken. Was ist sinnvoller?

    In dubio pro reko

  • Recht hast du.
    Jedoch muss man bei dem Wettbewerb für den Wiener Platz Ost, dessen Ergebnis du hier ja verlinkt hast, bedenken, dass es sich um ein wahrhaft diffiziles Terrain handelt. Das Grundstück ist von Hauptstraßen und dem Hochbahnviadukt umgeben, die es gleichsam von der Umgebung abkoppeln. Zusätzlich wird es noch durch zwei Tunneneinfahrten durchschnitten. Nicht gerade günstige Voraussetzung für eine Grundstücksentwicklung. Vor diesem Hintergrund kann ich recht gut mit dem Wettbewerbsergebnis leben. Der Sieger weist eine klare Karreestrutkur auf und setzt einen städtebaulich äußerst sinnvollen Hochpunkt. Daraus kann man was machen, vor allem wenn man bitte anspruchsvoll baut.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Die Reko der Frauenkirche war auch einmal ein Tagtraum und erst der Neumarktbereich...Apropos Historismuspaläste...das hat doch Tradition in Dresden, denn immerhin wurde das herrliche Historismusfassadenstadtschloß teilrekonstruiert und die Semperoper und ich hoffe auch auf das Belvedere und das Palais Oppenheim!!!.

    Für die Reko des Kaiserpalastes ließe ich mir täglich einen Vogel zeigen :D ! Ein Kaiserpalast Vogerl, wäre mir gotteszahlunendlich lieber als der Vogel den alle anderen zeigen, wenn sie den Neumarktbereich verlassen (müssen), um zB zum Hauptbahnhof zu gelangen. Bei diesem Geisterbahnweg kommt man von lauter Vögeln nicht mehr zur Ruhe ablachen:)

  • Königsbau: die Vorschläge für urbanes vernünftiges Bauen gab es doch nun alle schon zigfach. Siehe etwa auf der Webseite von StadtbilDD. Gebracht hat es in dieser Stadt bislang relativ wenig. Siehe die städtebaulichen Entwürfe von Fabian Jäkel, Axel Spellenberg und Pakertharan Jeyabalan.

    Nun müssen eben mutigere Forderungen her, damit sich endlich mal was tut.

    Ob man dafür erstmal als Spinner abgetan wird ist egal. Es muss endlich ins Bewusstsein, welch großstädtische gründerzeitliche Herrlichkeit einmal das Zentrum Dresdens rund um die Altstadt prägte. Sonst werden wir dort noch hundert Jahre mit unbedachtem Würfelhusten malträtiert.

  • Ich mime gern so lang den Spinner, damit sich endlich was tut! :D

    Wobei ich sagen muss: Einiges hat sich schon getan. Auch wenn gewisse Persönlichkeiten nicht müde werden ihre Brüche und "Moderne" zu zelebrieren und im ganzen Stadtgebiet zu verteilen, sind doch auch qualitativ und ästhetisch bessere Konstrukte zu verzeichnen als noch vor 5-10 Jahren. Gewisse Entwicklungen brauchen Vorlaufzeit. Noch heute werden Pläne umgesetzt, die noch aus Zeiten des BauBü Marx stammen - und der war erwiesenermaßen die kleinste Leuchte in seinem Lampenladen.

    Und am Wiener Platz: Den kannste kaum noch retten - egal wie die Entwürfe für das neue Areal am Ende aussehen werden. Zumal an seiner Westseite schon dieses LSD Ufo von Simmel kommt. Man darf ja fast schon froh sein, dass wenigstens an der Ostseite der eine Kopfbau höher wird, als die allesamt gleichhohen Umgebunsgbauten (laaaaaaaaaaangweilig).

  • Was ihr Träumer nicht begreift: Frauenkirche und Neumarkt waren in ihrer Bedeutung immer unumstritten, das machte einen Wiederaufbau realistisch und letztlich möglich. Auf den Kaiserpalast werdet ihr dagegen vergeblich hoffen. Wir sprechen uns diesbezüglich wieder in 5 Jahren, mal sehen wie dann der Zwischenstand ist. Dresden hat ja städtebaulich sonst keine Sorgen.

    In dubio pro reko

  • Bloedsinn. Sogar die eigene evangelisch Kirche war gegen Reko der Frauenkirche und Institutionen auch. Alles vergessen? Eine Hand volle Kunstler hat dafuer erst Uberzeugung geleistet bis Stimmung endlich da war mit Presse! Ohne diese Leute waere Neumarkt heute Postplatz Nummer roemisch 1.

  • @Gardone


    Zügele deine Ausdrucksweise, solange du augenscheinlich nicht dazu in der Lage bist, die Beiträge anderer Diskutanten richtig zu lesen. "Königsbau" schrieb von der unbestrittenen architektonischen Bedeutung von Frauenkirche und Neumarkt, nicht von den Auseinandersetzungen um die Rekonstruktion der Kirche bzw. des Platzes.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Es steht ja jedem frei, einen Verein "Dresdner Kaiserpalast" zu gründen. Dass eine deutsche Großbank sich des Themas annimmt, regelmäßig Benefizkonzerte dafür stattfinden, das ZDF kostenlos Werbespots dafür ausstrahlt, der Enkel eines RAF-Piloten kostenlos die Dachfirste nachschmiedet und die Königin von England einen namhaften Betrag dafür spendet, sehe ich irgendwie nicht kommen...

  • Es geht aber auch um Rückhalt oder zumindest Interesse in der Bevölkerung. Beides gab es für die Frauenkirche und gibt es für das Narrenhäuschen. Eine steingewordene Sahnetorte, die gerade einmal 50 Jahre das Stadtbild prägte, hat es da deutlich schwerer als ein Gebäude, das vom Canaletto gemalt wurde und in jedem Reiseführer auftauchte. Wenn man vom Alten Dresden spricht, denkt jeder an die Frauenkirche, mancher an das Narrenhäuschen, kaum einer an den Kaiserpalast. Zu recht: letzterer war nämlich nicht alt.

  • Es ist aber doch nicht nur eine Frage des reinen Alters, sondern der kunst- und kulturhistorischen Gesamtbedeutung eines solchen Bauwerks, die über pro oder contra eines evtlen. Wiederaufbaus entscheidet.

  • Wenn es nach mir ginge, würde man natürlich alle Historismuspaläste wiederaufbauen. Aber wünschen ist das eine, glauben das andere. Das gegenwärtige geistige Klima in Deutschland, in einer Zeit in der man in Architekturkreisen wieder seine Liebe zur Nachkriegsmoderne und dem Brutalismus der 70er entdeckt, gibt da wenig Anlass zu Hoffnung. Lassen wir uns von Projekten wie Neumarkt und Frankfurter Altstadt nicht täuschen, das waren Ausnahmefälle in denen die Gegner ihr Geschütz nicht auffahren konnten, weil der kunsthistorische Wert dieser Ensembles unumstritten war. Schlägst du dagegen den Wiederaufbau eines wilhelminischen Prachtbaus vor wirst du einen riesen Shitstorm ernten, weil gerade diese Architektur noch immer gerne als minderwertig und geschmacklos diskreditiert wird. Wer sich dem aussetzen will und das durchsteht, der möge den ersten Schritt machen. Ich hoffe da eher auf ideologische Entspannung in der Zukunft, dann kann man sowas vielleicht mal ernsthaft ins Gespräch bringen.

    In dubio pro reko

  • In welchen Strang gehört eigentlich das Gebiet zwischen Wiener Platz und Budapester Straße? Ich füge es mal hier ein.

    Folgendes Bild zeigt nicht nen alternativen Simmelentwurf am Albertplatz, sondern eine Version des Fahrradparkhauses am Hauptbahnhof entlang der Bahnlinie 10 und 7. Blickrichtung Budapester Brücke. Interessant ist hier der ein möglicher weiterer Hochhausbau UND von wem diese "Planung" stammt. Mal wieder haben die Architekten *) vom Postplatz ihre Finger im Spiel: Knerer & Lang. Im Auftrag der Stadt... ein Schelm wer jetzt noch an Seil- und Machenschaften denkt *hüstel.


    *) kleine Zensur, bitte namentlich genannte Architekten nicht als Verbrecher bezeichnen.

  • Die Stadt hat eine Variante zur Gestaltung und Aufwertung des Wiener Platzes erarbeiten lassen. Das Landschaftsarchitekturbüro Rehwaldt hat dazu diese Präsentation erarbeitet.

    Erstes Fazit von mir: Lauwarmes Weichspülen der Situation ohne richtige Gesamtkomposition.

    Irgendwie ist jeder Baum mehr eine Verbesserung, aber wird das viel zu inkonsequent angegangen. Dazu werden offensichtliche Defizite (wie ich finde: die Brunnen, die TG-Fenster, der Eingang in den Untergrund, die Fußgänger- und Radfahrerführung) kaum bis garnicht korrigiert oder verbessert.

    Thema Brunnen und ovale TG-Fenster
    Zustand: Barriere, ohne Außenwirkung, Zweckentfremdung und hohes Unfallpotenzial
    Varienten der Lösung:

    1) Brunnen "sanieren" - IST-Zustand erhalten - keine sichtbare Verbesserung. Ich mein, von den Brunnen hat KEINER was, weil Gitter diese mehr oder weniger verstecken. Nur die kleinen Fontänen drängen sich da mal hoch. Die Brunnen sind in der Form absolut überflüssig oder unsichtbar oder eben einfach nur dumm. Weiß nicht genau wie ich das beschreiben soll. Hinzu kommt die Einfassung mit diesen Stolperfallen, die bestenfalls grad mal als Anschnallplatz für Räder genutzt werden. Positiv: Sitzgelegenheiten als Einfassung.

    2) Brunnen begrünen - besser, da optisch sichtbare Elemente dazu kommen. Leider fällt damit dann das Element Wasser aus der Planung vollkommen raus. Restliche Einschätzung wie bei 1.

    3) Alles ebenerdig zurück bauen - jedenfalls für die Durchlässigkeit besser und sicherer, aber am Ende doch ziemlich unkreativ und Verlust von Hochelementen am Platz.

    Am besten ist wohl eine Kombination aller Varianten. Die zentrale Anlage, welche die Verkehrsströme am meisten tangiert wird rückgebaut, und die restliche Anlage sollte einen Brunnen zentral und Hochbeete drumrum enthalten. Die Ränder als Sitzflächen auszubauen halte ich für die beste Lösung. Und diese Abdeckgitter müssen verschwinden.

    Weitere Maßnahme ist das Pflanzen eines Baumfeldes an der Prager Spitze: An sich sehr gut, aber irgendwie doch sehr sehr unkreativ und in seiner Flächenform ziemlich simpel. Wie ich ich finde auch völlig frei von Bezügen zu Raumkanten den Umgebung.

    Was fehlt:
    - Der Eingang zum Tiefbereich bleibt scheinbar wie er ist: Beton, beschmiert, eine Barriere
    - die unübersichtliche Geländersituation und damit gelenkte Passantenströhme wird auch nicht korrigiert
    - Korrektur der übermäßigen Versiegelung
    - Bezugnahmen zum kommenden ZOB und Simmel-LSD-Haus?
    - Zusammenführung im Bodenbelag zwischen Wiener Platz und Prager Straße

    Coclusio:

    Am Wiener Platz ist nach 30 Jahren Planung und Umsetzung deutlich abzulesen, was Stadtplanung (und Architektur) alles falsch machen kann und falsch macht. Vom ersten Wettbewerb, der auf dem Papier so glänzend daherkommt, bis zur Umsetzung in schlechester Manier und noch unwürdigerer Wirkung für den Menschen. Denn was ist als "Tor zur Stadt" entstanden? Ein unübersichtliches Gewirr aus Stahl, Glas, Beton und Asphalt, welches in erster Linie Dresdens erster zentraler Drogenumschlagplatz wurde und an welchem Menschen keine freiwillige Aufenthaltsdauer verschwenden. An viel zu vielen Stellen wirken Elemente als Barriere - Prager Spitze, Geländer, "Brunnen", Straße. Die Belebtheit rührt einzig und allein aus der zentralen Rolle des Hauptbahnhofes heraus plus die gewollte Fußgängerführung potenzieller Käufer durch den kapitalistischen Konsumschlauch Prager Straße. Unterstützt wird das durch die Abwesenheit eines durchgängigen Fußweges entlang der gesamten Prager Straße Westseite.

    Die vorgelegten Maßnahmen sind demnach nur ein fast wirkungsloses Korrektiv, was mit seinen Mitteln nur zur Aufwertung führen kann (weils schlechter kaum mehr geht), dabei aber so unkonsequent bleibt, dass sich am negativen Gesamterlebnis Wiener Platz auf lange Sicht nichts ändern wird.