Dresden - Prager Straße und Seevorstadt

  • Herzlichen Dank für deine Buchempfehlung, werter Arwed!
    Die Autoren schließen eine Lücke, die seit dem Werk „Historische Straßen und Plätze heute“ von Waltraud Volk spürbar klaffte. Dabei ist es sehr zu begrüßen, dass Nitzschke und Loesch auch die jüngste Vergangenheit nicht aussparen und die Entwicklungen der 90’er- und frühen 00’er-Jahre kritisch hinterfragen.
    Hier sehe ich neben vielen Billig-Sanierungen (Ibis-Hotels) und unmaßstäblichen Neubauten, vor allem die inadäquate Freiflächengestaltung als größtes Manko an. Immerhin entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, dass man den Mittelteil der Anlage gleichsam zum Prager Platz umfunktionieren wollte und dabei eine Freiflächengestaltung wählte, die den Durchgangscharakter stark überbetonte. Vollkommen misslungen und der interessanten Raumschöpfung der DDR-Zeit abträglich!

    Übrigens findet im Buchmuseum eine begleitende Fotoausstellung statt, die ich euch gern empfehlen möchte.

    http://www.slub-dresden.de/ueber-uns/buch…eranstaltungen/

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Hier gibt es einen schönen Film zur Ausstellung "Der Kurfürstendamm Dresdens. Die Prager Straße in Fotografien 1871 bis 2013":

    http://www.dresdeneins.tv/nachrichten/De…sdens-2408.html

    Da müssen wir mal hin!

    Die im Buchmuseum stattfindende Sonderausstellung steht im Zusammenhang mit dem von Arwed vorgestellten Buch "Die Prager Straße. Geschichte einer Dresdner Prachtstraße". Eine der Autoren, Frau Katrin Nitzschke, ist passenderweise auch die Leiterin des Buchmuseums.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Am 10.09.2014, 17:00 Uhr, findet die letzte öffentliche Führung durch die Sonderausstellung "Die Prager Straße. Geschichte einer Prachtstraße" statt. Vielleicht schaffe ich es ja diesmal...

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Na ja, wäre das wirklich so wünschenswert eine verkleinerte Version der beiden Platten an dieser Stelle zu erhalten? :unsure:
    Trotz der berechtigten Wünsche nach Verdichtung im ehemaligen Dresdner Zentrum ist das doch freundlich ausgedrückt die Suboptimal-Lösung.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Und warum jetzt genau? Hast du etwas gegen die Höhe, die offene Bebauung oder die eigentliche Architektur?

    Dieser Teil der Innenstadt war vor dem Krieg von einer offenen großbürgerlichen Villen-Bebauung geprägt, die einen sehr hohen Durchgrünungsgrad aufwies. Ab Ende der 50'er Jahre folgte eine reine Wohnbebauung in Zeilenform, die sich am überkommenen Straßenraster orientierte. Dabei wurden die Hauptstraßenzüge, die eine entsprechende Verbreiterung erfuhren, weitgehend ignoriert; sie blieben ungefasst. Erst ab Mitte der 60'er versuchte man zumindest die großen Knotenpunkte durch "städtebauliche Dominanten" zu markieren. Die angesprochenen Hochhäuser am Lennéplatz zählen dazu.
    Meiner Ansicht ist es richtig und sinnvoll, diese heute weitgehend als Grünraum verbliebenen Hauptverkehrszüge städtebaulich zu fassen. Hierbei sollte man sich sowohl an der Vorkriegsbebauung (offene "Punktstrukturen"), als auch am heutigen Bestand orientieren. In dieser Hinsicht finde ich den Baukörper, der mit seiner Höhe auf die Aufweitung des Straßenraumes reagiert, durchaus angemessen.

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  • Dort standen keine Villen, sondern Blockrandbebauung. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite waren ein paar wenige Villen. Architektur des Kubus dort ist abzulehnen. Es geht alles anders und viel einladender. So sah es dort früher aus:
    http://picload.org/image/crllgro/hauptbahnhof.jpg
    (Vergleich heute: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…ahnhof_2005.jpg )
    Einfach wieder so planen und bauen und man hätte dort einen lebendigen Stadtteil und nicht so eine Wüste wie jetzt. Kann mir durchaus vorstellen, dass dort viele HTW-Studenten wohnen würden und in den Villen einige Firmen Büros haben wollen würden (gut erreichbar eben nahe Hauptbahnhof) oder eben irgendwelches Sekundärgewerbe, dass sich um die Bedürfnisse der Studenten kümmert. Hoffentlich fallen auch irgendwann mal die Plattenbauten dort und man fasst den Lenneplatz dann dort vernünftig ein. Herrje, die Vorkriegssituation dort war einfach hervorragend … Allein der Bau, der die Gleisanlagen abschirmt …

  • Oh, Entschuldigung. Das steht weiter hinten/südlich, als ich in Erinnerung hatte. ^^ Dann ist es durchaus zu begrüßen, dass man dort villenartig verdichten möchte. Aber nunja, meine Kritik an der Architektur bleibt.

  • Nun ist sogar schon das Grundstück beräumt und gerodet worden.


    Blick vom stadteinwärtigen Gehweg der Wiener Straße in Richtung Westen.

    Ich hätte nicht vermutet, dass man hier zeitnah mit Aktivitäten würde rechnen können.

    Bild ist von mir.

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  • Ich bin auf eine interessante Studie für ein Wohngebäude gestoßen:
    http://www.leinertlorenz.de/projekte/2013/…Wiener-Str.html
    Ich hätte nicht vermutet, dass jemand an dieser Stelle einen Neubau in Erwägung ziehen würde. Zu wünschen wäre es allemal.


    Bilderbuch, ich meine, das hier ist ein Architekturforum für Rekonstruktion und neue klassische Architektur. Ich kann leider keine Rekonstruktion noch irgendetwas Klassisches an dem Projekt erkennen. Kannst Du es?

  • Zirp,

    ich vermute einmal, dass Bilderbuch meinte, dass das jetzt in den inneren Stadtvierteln nicht gerade mit Schönheit gesegnete Dresden durch so einen Entwurf auch nicht noch mehr verunstaltet werden kann. Wenn man sich die Umgebung dieser Planung so ansieht, dann ist das womöglich noch das am wenigsten hässlichste Gebäude weit und breit, obwohl banal und eher fad. Im Endeffekt wird es dort kaum jemanden stören.

  • Ist aber eine schwache Argumentation und ein bisschen wie mit den Müllecken im Park. Ach naja, da liegt ja eh schon Müll, da kann ich meinen ja noch mit dazu packen.

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Ich kann leider keine Rekonstruktion noch irgendetwas Klassisches an dem Projekt erkennen.

    Wahrscheinlich haben über 95% aller Bauvorhaben nichts mit Rekonstruktion oder „neuer klassischer Architektur“ zu tun. Dennoch prägen sie das Bild unserer Städte. Ich weiß nicht, warum man im Forum von Stadtbild Deutschland e.V. nicht darüber sprechen sollte.

    Dir, lieber Zirp, steht es wie jedem anderen engagierten Forumer jederzeit frei, über Rekonstruktionsvorhaben oder „neue klassische Bauprojekte“ zu berichten. Ich würde mich darüber freuen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Die DNN berichteten gestern, am 21.10.2014, über die weitere Zukunft des Karstadt-Warenhauses, die - so konnte man auch bisher vermuten - sicher ist.
    Dem leider recht mageren Artikel war zu entnehmen, dass der Mietvertrag mit der Signa-Gruppe jüngst erst um weitere 30 Jahre verlängert wurde. Außerdem sollen 25 Millionen Euro in den Standort investiert werden.

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  • Heute vor 50 Jahren, am 08. Februar 1965, begann der Neuaufbau der Prager Straße. Nach Kriegszerstörung und Großflächenenttrümmerung entstand bis 1978 eines der bedeutendsten städtebaulichen Ensembles der Nachkriegsmoderne in Deutschland.


    Quelle: Bundesarchiv

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Irgendwann wird da bestimmt saniert.

    In Anbetracht der Tatsache, dass der Gebäudekomplex erst 25 Jahre alt und nahezu vollständig vermietet ist, wird eine Sanierung aber wohl noch etwas auf sich warten lassen.

    Jedoch könnte ich mir vorstellen, dass im Zuge einer in den nächsten Jahren einsetzenden Entwicklung des Ferdinandplatzes ein gewisser Druck entsteht, den Wohnblock und vor allem sein stark vernachlässigtes Umfeld aufzuwerten.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Am bis 2008 nach einem Entwurf des Büros NPS Tchoban Voss errichteten Intercity-Hotel am Wiener Platz, werden erste äußerlich sichtbare Sanierungsarbeiten durchgeführt.


    Blick von der Nordhalle des Hauptbahnhofes zum aus zwei Würfelbauten bestehenden Hotelgebäude.


    Hier wird der gläserne Verbindungsbau zwischen den beiden Würfelbauten instandgesetzt.

    Hier der Link zum Architekturbüro:

    http://www.nps-tchoban-voss.de/projekt.php?id=228&b=1&k=4&pg=2

    Bilder von von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Für die zahlreichen Liebhaber der Prager Straße in diesem Forum habe ich auch noch etwas in Petto - die Bilder entstanden ebenfalls am heutigen Ostersonntag. Die Passantendichte trotz geschlossener Läden ist zu beachten, ergo kann es mit der Ablehnung der ja ach so missratenen Schneise ja offensichtlich doch nicht so weit her sein. Ich habe sogar einige knipsende Touristen gesichtet ;)

    Südeingang mit Prager Spitze und Baufeld vom nördlichen Brückenfeld des Hauptbahnhofs aus:

    Südteil der Prager Straße, hier wird deutlich, welch immense Wichtigkeit der gerade entstehenden westlichen Straßenfront zukommt:


    Zurückgeblickt in Richtung Wiener Platz:


    In der Quergasse, Würfelhäuser im Bau:


    Das Wandbild "Dresden grüßt seine Gäste" am ehemaligen Restaurant Bastei schmückte dereinst den Leninplatz, heute liegt es hinter dem eher mediokren Geschäftsgebäude verborgen, das zukünftig durch den Neubau aus Richtung Wiener Platz gottseidank nicht mehr wahrnehmbar sein wird:


    Der "Prager Platz" im Mittelteil der Prager Straße:


    Das Pullman-Hotel, ex Mercure, exex Interhotel Newa, durch die Blume fotografiert; mir gefällt die Fassade aus den 1990ern:


    Wasserbänder in der Mitte der Prager Straße, die Freiflächengestaltung halte ich für recht gelungen:


    Der Blick zurück zum Hauptbahnhof, noch vor wenigen Jahren konnte man von hier dessen Nordfassade in voller Pracht bewundern; zu erahnen ist das Observatorium des Beyer-Baus der TU am Horizont:


    Wasserspiele und Nordseite des "Prager Platzes":


    Leider sehr eingebaut präsentiert sich das "Rundkino", einst eine Dresdner Institution:


    Nordteil der Prager Straße, wiedergewonnene urbane Dichte auf 18 Metern, wie in Dresden einst üblich:


    Blick zurück auf den "Prager Platz":


    Am Ausgang der Prager bietet sich dieser sonntägliche Blick auf das repräsentative 50er-Jahre-Eckgebäude Doktor-Külz-Ring/Ecke Seestraße, einst südlicher Abschluss der Altmarkt-Westseite, das Café Prag wird durch die doofe Ampel verdeckt:


    Haus des Buches im Zwickel zwischen Doktor-Külz-Ring und Waisenhausstraße, quasi die Dresdner Variante des Flatiron:


    Nordeingang der Prager, links Karstadt, einst als Hertie begonnen. Hier war ursprünglich eine historisierende Anlehnung an das an selber Stelle befindliche REKA (Residenz-Kaufhaus) geplant, leider wurde Hertie ein Jahr zu früh durch Karstadt geschluckt. Rechts das neue "Kaufhaus Esders".


    Zum Abschluss und zur Erholung nach derart viel Zumutungen noch der einzige überlebende Altbau zwischen Rathaus und Hauptbahnhof, das Bankgebäude am Doktor-Külz-Ring. Ich hoffe, alle betrachtenden Nutzer haben bis hierhin überlebt :wink:


    Na dann, fröhliches Prager-Straßen- und Dresden-Bashing... :biggrin: