Der Architekt Léon Krier - New Urbanism

  • Durch Zufall bin ich im Dokumentarfilm über die sog. Welthauptstadt Germania auf den Architekten Léon Krier gestoßen. Beim googeln fand ich allerhand über diesen interessanten und mutigen Mann. Besonders schön die Zeichnungen auf dieser Seite:

    http://www.umbau-verlag.com/Buecher/afof.html

    Auch hier im Forum war er schon Thema:

    http://www.aphforum.de/forum/viewtopic.php?t=845

    sowie sein, wie ich finde, sehr schönes Projekt Poundbury:

    http://www.aphforum.de/forum/viewtopic.php?t=1510

    Schöne Bilder davon gibts hier:

    http://www.wirednewyork.com/forum/showthread.php?t=3799

    Wikipedia hier in englisch

    http://en.wikipedia.org/wiki/L%C3%A9on_Krier

    und hier in deutsch

    http://de.wikipedia.org/wiki/Leon_Krier

    Kennt jemand sein Buch ARCHITEKTUR : Freiheit oder Fatalismus oder das Buch New Classicism?

    "Nichts zeichnet eine Regierung mehr aus als die Künste, die unter ihrem Schutze gedeihen."
    Friedrich der Große

  • Das Buch von Krier kann man jedem empfehlen! Es ist sehr gut zu lesen, sehr anschaulich und klar geschrieben. Viele Zeichnungen erläutern die Ausführungen Kriers. Der Verfasser argumentiert nie, wie so viele Architekturtheoretiker, im luftleeren Raum, sondern erläutert immer an konkreten Beispielen das Gesagte. Die insgesamt schöne Gestaltung des Buches, die auch für Titelbild und Schrift gilt, erhöht den Lesegenuss. Sehr aktuell sind insbesondere seine Städtebau-Überlegungen. Auch wer ganz andere Architekturauffassungen vertritt wird aus einer Auseinandersetzung mit Krier Gewinnn ziehen. Selbst Zaha Hadid hat sich mit Krier auseinandergesetzt. :zwinkern:

  • "Freiheit oder Fatalismus" ist ein Klassiker der traditionalistischen Architekturrevolte. Nur zu empfehlen. Krier erklärt dabei sehr deutlich, daß wir es in der Hand haben, die Erde zu einer lebenswerten Heimat (bei Beachtung der klassischen Bauprinzipien) oder zu einer Hölle zu machen.

    Als kleine Literatur-Ergänzung möchte ich auch ein Buch über Leon Kriers Bruder Rob Krier erwähnen:
    Ursula Kleefisch-Jobst, Ingeborg Flagge (Hg.): Rob Krier. Ein romantischer Rationalist: Architekt und Stadtplaner, Wien 2005

    http://www.amazon.de/Rob-Krier-Ein-…ie=UTF8&s=books

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (5. März 2011 um 00:46)

  • Es ist doch erstaunlich: Ob nun Mode, Musik oder Architektur. Irgendwann kommt man wieder auf das "Klassische" zurück. Die "mc Donalds-Wegwerf-Kultur" hat zwar viele Bauwerke entstehen lassen (60-er/70-er Jahre Schrott), aber irgendwann heißts auch hier: ABREISSEN!
    Architekten wie Krier werden dann wieder Standart, Corbusier, Gropius und die anderen Betonköpfe hoffentlich "auf nicht mehr Wiedersehen" in der Versenkung verschwinden...

    Der Tiefpunkt der Baukultur wurde in den 60er und 70er Jahren des 20sten Jahrhunderts erreicht...

  • Ich kann mich mit den Wohnhäusern des Herrn Krier nicht anfreunden. In England mag das etwas besonderes sein, hier ist es nur lästig und Besonderheiten dazwischen zu setzen macht die Wohnhäuser nicht schöner: http://www.poundbury.info/5203/260089.html\r
    http://www.poundbury.info/5203/260089.html Ich weiß nicht wie die Profitrechnung in England aufgeht, aber dem Herrn Prince Charles war sie wohl maßgebend laut der Betonung des Architekten bei seiner Rede zum Altstadtforum in Frankfurt, was man auch an den Wohnhäusern DEUTLICH sehen kann. Nichts innovatives (hier?), bis auf die wenigen Laden und Verwaltungsgebäude. Aber welche Deutsche Stadt hat nicht sogar ECHTE Altbauten zwischen diesen Massen an 08/15 Wohnhäusern? Naja, das ist Geschmacksache... aber wie schon gesagt 08/15, was Professor Krier auch anmerkte das ihm die schöne Architektur in Deutschland aus dem Flugzeug auffiel, nur das eben Frankfurt verschandelt sei... Wie auch immer, Wohnhäuser scheinen nicht seine Stärke nach Deutschen Maßstäben!

  • @ archy-art:

    Ich finde, du hast dich im Frankfurt-Thread in zahlreiche Widersprüche verwickelt. Wenn z. B. Poundbury dasselbe ist wie die deutsche 60er Jahre bis heute-Architektur, "die alle hassen", warum ist dann Poundbury ein Erfolg? Sorry, aber diese Art der Argumentation kommt mir vor wie die typischen Aussagen von Bartetzko, Jourdan & Co, die einer Sache absprechen wollen, dass sie bei vielen Menschen sehr populär ist (was man eigentlich gar nicht kann).

    Hier ein paar Infos über Poundbury:

    Zitat

    "Poundbury ist ein sehr persönliches Projekt des Prinzen von Wales", erklärt Simon Conibear, der Projektmanager von Poundbury. Es ist die Antwort von Prinz Charles auf "die Sünden der Architektur des 20. Jahrhunderts". Der Prinz gilt als einer der schärfsten Kritiker moderner britischer Architektur. Schon Mitte der Achtzigerjahre legte er sich mit der Gilde der Architekten an, als er in einer Rede behauptete, die modernen Häuserbauer hätten "in Großbritannien mehr Schaden angerichtet als die deutsche Luftwaffe während des ganzen Zweiten Weltkrieges".
    [...]
    Und wie sieht nun die städtebauliche Vision des Prinzen für das 21. Jahrhundert aus? Ungefähr so wie ein Dorf in der Grafschaft Dorset im 17. und 18. Jahrhundert. Im Dorset dieser Jahrhunderte holten sich die Schöpfer von Poundbury, das von einigen Spöttern bereits "Charlesville" genannt wird, auch ihre Anleihen. "Jedes der erstellten Häuser in Poundbury ist anders. Allen aber ist gemeinsam, dass sie in einem Stil erbaut wurden, wie man ihn hier in der Grafschaft Dorset findet", erläutert Simon Conibear auf unserem Rundgang durch die erste Etappe von Poundbury. Und: "Wir haben auch ganz bewusst nur Baumaterialien verwendet, die zwar nicht unbedingt aus unserer Gegend stammen, die aber von alters her in der Grafschaft Dorset verwendet wurden."
    [...]
    Und Besucher kommen viele nach Poundbury. Ihre Geister aber scheiden sich an den städtebaulichen Visionen des Thronfolgers. "Wunderhübsch", schwärmt eine ältere Besucherin. "Ich könnte mir durchaus vorstellen, hier meinen Lebensabend zu verbringen."

    "Walt Disney wäre stolz auf Poundbury", glaubt hingegen ein Architekt, der einen Freund und Berufskollegen hierher gebracht hat. "Mir kommt das Ganze vor, als hätte man sich ein Bilderbuch angeschaut, die schönsten Bilder ausgeschnitten und sie zu einer Collage zusammengeklebt. Das alles ist etwas zu sehr Chichi für meinen Geschmack. Queen Mary, seine Urgroßmutter, sammelte Puppenhäuser. Prinz Charles hat sich ein ganzes Puppenhäuserdorf gebaut."

    Solche Kritik allerdings lassen die Einwohner von Poundbury nicht gelten. "Am Anfang hat mich solche Kritik noch verunsichert", sagt Peter Bryant. "Doch jetzt leben wir hier. Und Sie können in Poundbury fragen, wen Sie wollen. Die Leute, die hier leben, sind alle begeistert. Bei der Kritik der Architekten spielt womöglich noch immer verletzter Stolz eine Rolle. Und bei vielen Kritiken, die von Besuchern geäußert werden, schwingt auch etwas Neid mit."

    Quelle:
    http://www.nextroom.at/article.php?article_id=5218\r
    http://www.nextroom.at/article.php?article_id=5218

  • Ich möchte "Restitutor Orbis" zustimmen und hinzufügen, daß Leon Krier vor allem ja deswegen immer wieder kritisiert wird, weil er mit seiner Architekturauffassung entgegen der derzeit herrschenden modernen Baugesinnung steht. Und nichts läßt die Wut bekanntlich stärker aufschäumen als der Renegat, der "Verräter" aus dem eigenen Lager...

    Poundbury mit deutschen Reihenhaussiedlungen der 70er Jahre gleichzusetzen, sollte sich eigentlich schon durch Kriers Verwendung traditioneller, regional typischer Baustoffe und durch die organisch geschwungene Anlage seiner Wegenetze verbieten. Ich sehe eher Parallelen zur Bautheorie der konservativen Moderne, z.B. eines Paul Schultze-Naumburg.

  • Zitat von "archy-art"

    Ich kann mich mit den Wohnhäusern des Herrn Krier nicht anfreunden.

    Das erwartet ja auch keiner. Das ist Ansichtssache, und jeder kann seine eigene Meinung haben. Dass Du hier aber seit Tagen in mehreren threads so ueber Kriers Poundbury herziehst nervt nun langsam. Deine Ansichten ueber diese Siedlung sind inzwischen allgemein sattsam bekannt.

    Ich wuerde lieber dort als in einem sogenannten "Neubaugebiet" wohnen. :D

  • Wichtig ist auch, sich im Detail mit Kriers Arbeit zu beschäftigen, bevor Kritik geübt wird:

    Gerade mit der Entwicklung neuer Herangehensweisen zur Definition von Bebauungsplänen unterscheidet sich Kriers Vorgehen nämlich in nahezu 100% von dem, was in Deutschland für die Planung neuer Reihenhaussiedlungen berücksichtigt wird (und womit unser Lebensgefühl beeinträchtigt wird):

    Seine Philosophie für Neubaugebiete lässt sich z.B. durch neue, intelligente Straßenführung, häufige Abwechslung von Form und Größe der einzelnen Parzellen, Funktionsmischung usw. charakterisieren (Einbahnstrassen oder Sackgassen gibt es bei ihm zB. nicht).

    Schon neben seinen Vorstellungen zur Neudefinition des Bebauungsplans unterscheidet er sich m.E. extrem von dem, was in D in Sachen Reihenhaussiedlung läuft - vom stereotypen Müll der eigentlichen Häuser ganz zu schweigen. Mit Krier gäbe es ganz andere Siedlungsphysiognomien, eben nicht die langweiligen, monotonen und sterilen Neubaugebiete, die in D aus dem Boden gestampft werden, sondern gerade die Vielfalt, die wir hier so einfordern.

    @archy
    da solltest Du wirklich nochmal nachlesen ... :zwinkern:

  • Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Allerdings scheint es ein allgemeingültiges Ästhetik-Empfinden zu geben das für fast alle Menschen zutrifft. Ich arbeite in einem wunderschönen Altbau in Frankfurt/M. und alle Besucher dieses Hauses quer durch alle Gesellschaftsschichten sind begeistert über dieses Gebäude. Dieses Grundbedürfnis nach harmonischen qualitativ hochwertig gestalteten Gebäuden wird schon seit jahrzehnten von einer kleinen Schicht von Architekturtheoretikern mit Füßen getreten. Leon Krier und sein Bruder Rob Krier, die bei vielen Architekten verhasst sind, sprechen der Mehrheit unserer Gesellschaft aus der Seele.

    ...

  • Zitat

    Allerdings scheint es ein allgemeingültiges Ästhetik-Empfinden zu geben das für fast alle Menschen zutrifft.

    Gibt es hierzu wissenschaftliche Untersuchungen? Das wäre doch mal interessant und würde bei Modernisten u.U. Knieschlottern auslösen... 8)


    Zitat

    Ästhetik (gr. aísthesis: Wahrnehmung) war bis zum 19. Jahrhundert vor allem die Lehre von der wahrnehmbaren Schönheit, von Gesetzmäßigkeiten und Harmonie in der Natur und Kunst.

  • ja, meine:
    gaussche normalverteilung in beurteilung formen:
    passiv: 80% für dekorative gestaltung
    aktiv: 15% talent, diese selber zu gestalten


    => 85% der architekten beruf verfehlt

  • Im neuen CATO befindet sich neben einem Artikel über Poundbury auch ein großes Interview mit Krier, u.a über seine Freundschaft zu Prince Charles (der wohl gesagt hätte "I want to build Krier-Town").

    "Wie schön ist es doch zu leben." Pippi Langstrumpf

  • Abstrakte Themen zeichnerisch herunterzubrechen hilft enorm viel beim Transportieren seiner Botschaften. Umso dankbarer kann man der Leistung Léon Kriers sein, der sich oft in Unserem Sinne betätigt hat. Entsprechend sind bereits einzelne versprengte Ergebnisse dieser Arbeiten im Forum gelandet, aber nie gesammelt, was ich gerne nachholen möchte, da es wie gesagt für die Kommunikationsstrategie ein großer Gewinn ist:

    Zunächst einmal was bereits vorgestellt wurde:

    Seine Facebook-Seite, wo die meisten Zeichnungen veröffentlicht wurden.

    erbse
    13. Dezember 2022 um 17:30

    Hier wird wohl kritisiert, dass die gestalterische Uniformität zugenommen hat. Das würde auch zu Aussagen aus einem anderen gestalterischen Gewerbe passen: Im Design-Bereich gibt es auch zunehmend kritische Stimmen, die sich beklagen, dass eine sehr spezifische Anmutung nur noch Chancen hat bei Designpreisen oder Fachmedien gewürdigt zu werden.

    Bei dieser Zusammenstellung würde ich gerne auf das dritte Bild eingehen: Hier wird in meinen Augen kritisiert, dass es eine lange Entwicklung gibt weg von distinktiven Ausdrucksformen je nach Nutzungsform. Oder um es herunterzubrechen, ,,nichts ist einem heilig". Repräsentative Gemeinschaftsgebäude können aussehen wie eine Industrieanlage, ein einfaches Pumphaus wird gestaltet, wie ein Heiligtum (hier wohl konkret gemeint ist das Pumphaus in Sanssouci von 1843). In diesen Beispielen hat man nicht einmal den Vorteil dieser sonstigen gestalterischen Austauschbarkeit: Umnutzbarkeit. Das Centre Pompidou dürfte nie für irgendetwas anderes nutzbar sein, ist also ähnlich festgelegt, wie wenn man einen sehr würdevollen Stil gewählt hätte extra für ein öffentliches Museum.

    So, nun aber endlich zu meiner Auswahl

    https://scontent-muc2-1.cdninstagram.com/v/t51.2885-15/69982435_127989005170833_7064409714589810612_n.jpg?stp=dst-jpg_e15&_nc_ht=scontent-muc2-1.cdninstagram.com&_nc_cat=109&_nc_ohc=-bJCgozWKgIAX_R6zK3&edm=AP_V10EBAAAA&ccb=7-5&oh=00_AfCYbDOGPOwDiQLzybP9jVIb3bNrXmnqRfnOMaaJibeoog&oe=642081A0&_nc_sid=4f375e

    Zu dieser Darstellung passt sehr gut, was ich vor Jahren einmal etwas hemdsärmelig ausformuliert hatte zu unserer natürlichen Wahrnehmung:

    Majorhantines
    17. Februar 2021 um 15:26

    Ich breche das heute oft herunter auf einen angenehmen Detailierungsgrad, welcher sich möglichst gleichmäßig über das Gebäude ziehen sollte.

    17.jpg?1529449992

    Hier zeigt sich für mich, dass das dekorative Element, das zum technisch bedingten dazukommt, erst eine bewusste Gestaltungsentscheidung beinhaltet. Überspitzt gesagt, einen Bau einfach im Rohbauzustand zu belassen, ist nicht die Aufgabe eines Architekten. Natürlich würde ein Architekt entgegen, aber ich entscheide die Materialität, wo was in welchem Abstand platziert ist im Raum. Richtig, das ist die Gestaltungsleistung heute. Nimmt man eine reine Ingenieurskonstruktion, so wird man jedoch feststellen, dass heute der überwiegende Teil an Bauten kaum unterscheidbar ist zwischen einem Werk eines Architekten oder einem Ingenieur. Fensterraster von unten bis oben, alles möglichst standardisiert, möglichst reduziert. Das sind technische Anforderungen und Lösungen.

    Kommen Wir nun zu städtebaulichen Aussagen:

    43.jpg?1529450018

    Interessant finde ich hier die Erklärung für die Notwendigkeit von Abschottung im Suburbanen, während dies im Urbanen zwar in Form der Innenhöfe auch geschieht, aber viel subtiler, es gibt eine öffentliche Seite und eine in sich gekehrte Seite. Auf der öffentlichen Seite herrschen klare Bedingungen, wie im Innenhof. Man würde jetzt wohl nicht seinen BH zum Trocknen raushängen zur Straßenseite, auf dem Balkon in den privaten Hof wohl schon. Übrigens ein Problem der modernen Sozialsiedlungen mit quer zur Straße stehenden Riegeln. Es gibt keine privatere Seite, jeder kann um das Gebäude komplett herumgehen. Auch das bereits bekannte Problem zeigt sich dort, dass die nicht klare Trennung zwischen öffentlichen und Privatflächen zu Vernachlässigung und sogar Gefahren führen, wenn z.B. die großen Grünflächen um den Wohnblocks wegen der nahen Straße nicht extra beleuchtet werden, und so ggf. als unsicherer Raum wahrgenommen wird.

    203.jpg?1529449786

    Schöne Veranschaulichung, dass es im Raum Fixpunkte geben muss, die sich durch besondere Gestaltung hervorheben. Auch kann Unterkomplexität im Straßenzuschnitt trotz Vorhandensein solcher hochwertigen Gestaltungen zu einem nicht idealen Ergebnis führen. Ich merke das auch immer ein wenig an der Ludwigstraße in München. Diese hat zwar Fixpunkte mit dem Siegestor und der Feldherrenhalle, dazu die hochwertige Architektur entlang der Straße. Aber richtig zur Geltung kommen gerade die Gebäude entlang der Straße meiner Wahrnehmung darin stehend nicht. Und das ist jetzt eine historische und auch eine der schönsten Prachtstraßen, die es so gibt. Bei modernen Gebäuden wird das erst richtig zum Problem, weil man die Architektur komplett ausblenden kann. Verbunden mit dem oben in einem anderen Bild geschilderten Problem, dass Gebäude nicht mehr betrachtet werden müssen, um auf ihre Funktion zu schließen, weil jede Form jede Funktion fast beherbergen könnte, führt das zu der heutigen völligen Abstumpfung in meinen Augen, welche Gebäude in vielen Straßen stehen. Ich sage nicht, dass es keine schönen langen Achsen geben sollte, aber man sollte sich der Wirkungen einfach bewusst sein, und je nach Situation wählen.

    Hier dann ein Verbesserungsvorschlag für eine Stadt im Raster:

    leon2.jpg

    Ich denke es wird augenfällig, welche Qualität entsteht, die unmöglich anders zu generieren ist im Raster. Übrigens höchst funktional, wenn man bedenkt, der Turm steht nun in zwei Achsen, dient als Orientierung, die leichte Wegeverlängerung lädt dazu ein den Platz ausfüllend zu nutzen und einen ausreichenden Blick auf die Gebäude zu erhalten (Höhe-Betrachterdistanz). Dazu dann noch ein Brunnen zur Einladung zu verweilen. Da steckt so viel Gefühl für die menschlichen Bedürfnisse drin, ich habe noch nicht mal alles erwähnt.

    Und zum Abschluss noch ein kleines Nischenthema:

    FHEw4WTVQAIhNAW?format=jpg&name=orig

    Hier werden meiner Betrachtung nach zwei Probleme thematisiert. Einmal, dass Verkehrswege, welche nur eine Zu- und Ausfahrt haben, die Ineffizienz im Gesamtnetz erhöht. Die gleiche Kreuzung muss den doppelten Verkehr schultern, und es wird immer schlimmer je mehr Nutzer an dieser einen Sackgasse hängen. Insofern ist es völlig unverständlich, dass man gerade erst in den letzten drei Jahrzehnten den Großteil solcher Straßennetze in Deutschland erst hingebaut hat. Es zeigt die Hassliebe zum Auto. Einerseits will man Durchgangsverkehre aussperren, will aber gleichzeitig damit in den verkehrsberuhigten Straßen alles zuparken und letztlich weitere Wege fahren.

    Und zum Zweiten wird dargestellt, wie sich das Verkehrsproblem noch verschärft, wenn man baulich dann nochmal zusammenfasst. Also nicht nur die Zusammenfassung von auf der Fläche verteilten Häusern, nein auch in der Höhe geschieht selbiger Effekt. Die Infrastruktur zu einem Hochhaus ist eine Engstelle, wo alle durch müssen, die in diese vertikale Siedlung wollen. Hochhäuser führen dadurch in der Regel nicht zu einem sehr dichten Stadtgeflecht, weil für die Versorgung des Hochhauses mit Luft, Licht (bzw. Verschattung), Zugängen, Parkraum, ihnen viel Raum im Umfeld zur Verfügung gestellt werden muss in der Regel. Damit sind dichte Hochhausagglomerate nur in effizienten großen Straßenrasterstrukturen und extrem leistungsfähigem U-Bahnnetz praktikabel.

    Soviel zu meinen Gedanken zu diesem wunderbaren Anschauungsmaterial von Léon Krier.