Frankfurt a. M. in alten Ansichten

  • Scharf beobachtet! Über das Handwerkerhöfchen hatte ich in diesem Strang bereits mal geschrieben:
    Fünffingerplätzchen und Handwerkerhöfchen
    Das Höfchen entstand 1938 im Rahmen einer Auskernungsmassnahme der Altstadtsanierung in den 1930er Jahren. Zu dieser Zeit hatte man sicher schon an Luftschutzräume und Fluchtwege gedacht. Aber dass da so ein dicker Betondeckel über dem Durchgang eingezogen wurde, ist schon erstaunlich! Ich verlinke die Ansichtskarte aus meiner Sammlung mit der hofseitigen Ansicht nochmals:



    Verlag von Emil Hartmann, Mannheim, ca. 1938/44
    (für eine Vergrösserung ins Bild klicken)

    Über dieser Hofdurchfahrt stand ein Teil des Hauses Lange Schirn 5 in den Hof vorgerückt, ohne seitlichen Halt. Der Betondeckel stabilisierte seine Basis ungemein, und im Fall einer Katastrophe blieb der Durchgang als Rettungs- und Fluchtweg dadurch besser geschützt.

  • Nein, der Hof wurde entkernt, und die Hauptbauten wurden alle umgebaut und renoviert. Diese Umbauten fielen aber recht happig aus, indem in den Obergeschhossen oft viele Stahlträger eingebaut wurden. Das Goethehaus erhielt beispielsweise schon um 1900 auch ein Innenleben mit vielen Stahlträgern, wie man auf Ruinenbildern sehen kann, siehe hier (die oberen beiden Fotos). Auch das Gasthaus "zum Roseneck" (letztes Bild), Grosse Fischergasse 14, erhielt in den 1930er Jahren ein neues Innenleben mit vielen Stahlträgern und drei massiven Scheiben. Beide Beispiele waren ja reine Fachwerkbauten.

  • Nein, der Hof wurde entkernt, und die Hauptbauten wurden alle umgebaut und renoviert. Diese Umbauten fielen aber recht happig aus, indem in den Obergeschhossen oft viele Stahlträger eingebaut wurden.

    Wie es auf Deine Postkarte aussieht wurde das ganze EG mit der Durchfahrt, durch den "Betonbau" ersetzt. Also müssten sie die Obergeschosse zeitweise auf Stelzen und Träger haben und den "Bunker" eingebaut haben. Respekt! Ziemlich aufwendig.

    Zum Roseneck: Der betreiber Walter Thurecht hat 1935 "durch Hinzunahme des benachbarten Heisterhauses Grosse Fischergasse 12" erweitert. (Quelle ISG Frankfurt Bestand: Konzessionsakten Signatur 120) ich vermute das zu dem Zeitpunkt die Träger eingebaut wurden.

  • Gibt es eigentlich eine Ansicht vom Dom auf dieses Areal, also von der Saalgasse bis zur Braubachstraße in unzerstörtem Zustand? Ähnlich der Ansicht von der Webcam des Dom-Römer-Areals. Und was ich auch suche, wäre eine Aufnahme des Teils der Braubachstraße, der gerade wiederaufgebaut wird. Habe das Forum, Pinterest, diverse Internetseite (altfrankfurt.com, etc.) durchgeschaut, aber nicht den richtigen Winkel oder in guter Auflösung gefunden.

    Einmal editiert, zuletzt von svuzhohenburg (22. Januar 2018 um 22:04)

  • Über die Häuser an der Braubachstrasse findest du in der "Dokumentation Altstadt" von Dreysse von 2006 Fotos:
    http://www.stadtplanungsamt-frankfurt.de/show.php?ID=10648&psid=2

    Aufnahmen vom Dom aus westwärts gibt's doch unzählige! Ich wüsste nicht wo zu suchen beginnen. Zwar ist dort immer der Römer im Mittelpunkt, aber Aufnahmen steiler hinunter auf das Altstadtquartier und weiter nach rechts zur Braubachstrasse sind deshalb wohl seltener. Sonst gibt's noch die Luftaufnahme hier:
    Die Braubachstraße


    Zum Roseneck: Der betreiber Walter Thurecht hat 1935 "durch Hinzunahme des benachbarten Heisterhauses Grosse Fischergasse 12" erweitert. (Quelle ISG Frankfurt Bestand: Konzessionsakten Signatur 120) ich vermute das zu dem Zeitpunkt die Träger eingebaut wurden.

    Nein, der Umbau muss ein paar Jahre vorher stattgefunden haben :wink:

    Eine interessante Foto-Ansichtskarte zeigt diesen Zustand ebenfalls, und dort fehlen sogar noch die Schriftzüge an den Fassaden, und die Gläser der neuen Fenster sind mit Leimfarbe markiert (bis in die 1970er Jahre war es üblich, neu eingebaute Fenster mit Tupfern oder einem grossen "S" vor Beschädigung zu markieren). Der "Rosenbusch" ist das zweite Gebäude von links. Versendet wurde die Karte im September 1933, also kann der Umbau spätestens 1932/33 stattgefunden haben. Aufgrund der Seltenheit von Ansichtskarten, die diesen Zustand mit dem renovierten "Roseneck" und dem nicht renovierten "Rosenbusch" zeigen, wird man nicht fehl gehen, den Umbau in diese Jahre zu setzen.



    Ansichtskarte, Verlag Chr. Schöning, Lübeck, versandt 6.9.1933

  • @Riegel

    Betr. Roseneck

    Also das Regest sagt eindeutig 1935. ;) Allerdings hat die Konzessionsakte eine Laufzeit 1934 - 1938.

    Für das Roseneck gibt es zwei Konzessionsakten: Walter THURECHT 1934-38 und Max PFEFFERLE 1938-43 incl. 1950, beide mit Pläne. Soll ich sie mal einsehen? Was auf den Plänen zu sehen ist oder wie umfangreich sie sind kann ich nicht sagen.

  • Ich suche eine Aufnahme vom Römerberg Ostzeile mit einem Aufnahmedatum 1925 +/- 2 Jahre. Die Firmenschilder sollten lesbar sein!

    TIA Peter

  • In einer Mappe mit alten Fotos, zumeist 1892 aufgenommen, habe ich ein Bild mit einem wunderschönen Fachwerkhaus der Renaissance gefunden, das ich euch nicht vorenthalten möchte. Zwar ist nur das oberste Geschoss mit dem Dach und einer bezaubernden Dachgaube zu sehen, dafür aber in den Einzelheiten. Das Haus stand in der "Rothekreuzgasse". Die Frankfurter unter uns werden vielleicht wissen, wo das ist, bzw. wo das war. Leider hat das an sich gestochen scharfe Foto auf Grund der fürs Forum erforderlichen Verkleinerung einiges an Klarheit eingebüßt, was ich zu entschuldigen bitte. Hier nun das Bild:


  • Das war der Nordbau des Patrizierhofes "Großer Speicher", dem ein sehr ausführlicher Wikipedia-Eintrag gewidmet ist (ein Werk unseres Altforisten RMA?):

    https://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fer_Speicher

    Was man auf dem Photo sieht, scheint überwiegend noch vorhanden zu sein:

    "Im Rahmen der Altstadtsanierung der 1930er Jahre wurden die wenigen noch erhaltenen Reste des Hofs sorgfältig abgetragen, um ihn später an anderer Stelle wieder errichten zu können, wozu es aufgrund des Kriegsgeschehens nicht mehr kam. Am einstigen Standort des Gebäudes befindet sich heute der denkmalgeschützte ehemalige Bundesrechnungshof, der dort in der direkten Nachkriegszeit errichtet wurde. Die eingelagerten Teile haben bis heute größtenteils in städtischen Depots überdauert."

    "[...] in städtischen Depots erhaltenen Fassadenteile des Gebäudes. Sie stammen sämtlich vom Fachwerkteil des Nordbaus, sechs von elf Hermen, Teile des Brustriegels, eine Konsole sowie alle geschnitzten Teile des Zwerchhauses sind noch vorhanden, geschätzt etwa 60 % der bildhauerisch bearbeiteten Originalsubstanz."

  • Hallo Tübinger,

    vielen Dank für deine Erläuterungen. Schön, dass zumindest etliche wertvolle Teile des Patrizierhofs Großer Speicher erhalten geblieben sind. Jammerschade, dass dieser großartige Bau nicht wieder errichtet wurde. Wer weiß, vielleicht sind in einigen Jahren Rekonstruktionen möglich, die heute noch schier ausgeschlossen erscheinen. Es muss ja nicht unbedingt auf dem ursprünglichen Grundstück sein.

  • Ein Gemälde mit einer wunderbaren Ansicht der Schirn von Anton Burger, datiert auf 1869.

    Die gleiche Ansicht in weicherer Ausführung hat Burger nochmals im Jahre 1880 gepinselt; jedenfalls ging das folgende Gemälde bei Lempertz im Jahre 2011 für über 67.760 € über den Tisch.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (8. September 2018 um 23:51)

  • Zwei wunderbare Gemälde - die Szenerie ist aber ganz auf romantisches Mittelalter getrimmt, was im 19. Jahrhundert gerne gemacht wurde. Die Fassaden sind sehr der Fantasie entsprungen, lediglich die Volumen und die markanten Schirndächer entsprachen der Wirklichkeit. Beispielsweise fehlt am Roten Haus (links) der markante geschnitze Brustriegel am ersten Obergeschoss. Anstelle der drei Häuser rechts bestand in Wirklichkeit eine lange klassizistische Fassade mit Einzelfenstern.

    Auf den ersten Seiten dieses Stranges gibt es Beispiele dazu von Carl Theodor Reiffenstein, wo wir einige seiner Ansichten als idealisiert entlarvten: hier und hier.

  • Kann zufällig jemand gute historische Vergleichsansichten des Hotel Imperial an der Taunusanlage (Ecke Bockenheimer Landstraße) / am Opernplatz samt seinem Nachbarbau beisteuern? Insbesondere der Dachbereich würde mich interessieren, da ich hier Potenzial auf wiederkehrende Pracht sehe:


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fran….JPG?uselang=de
    Tilman AB, Wiki Commons, gemeinfrei


    Das ist die beste Ansicht, die ich finden konnte, sie zeigt ein prächtiges Dach: https://static.arkivi.de/thumb/630000/arkivi_633270.jpg


    Das wäre eine faszinierende Ergänzung. Leider trägt das Bild ein Wasserzeichen und ist etwas weit weg.
    Vielleicht gibt es dichtere Aufnahmen.

  • Ist nicht ein Bild wie Du es Dir vorgestellt hast, aber wenigstens in diese Richtung. Von deiner verlinkten Ansichtskarte habe ich einfach den entsprechenden Ausschnitt gewählt und das Wasserzeichen ausretouchiert:

  • Immerhin, das Gebäude existiert noch. Damit ist eine Fassadenrekonstruktion in der Zukunft nicht ausgeschlossen. War ja ein echter Traumpalast. Diese Gründerzeit-Architektur ist wirklich phänomenal, ich schwanke da in meiner Begeisterung immer zwischen Berlin und Frankfurt.

    In dubio pro reko

  • Wow, was für ein geniales Bild! Danke, Kaiserpalast. Von dichtem ist der Bau ja noch herrlicher als gedacht. Eine absolute Pflichtreko für die Zukunft! Damals hieß es also noch "Hotel Fürstenhof". Der Tourismus-Markt in Frankfurt boomt ja regelrecht (vor allem seit der Altstadt-Eröffnung), womöglich wäre hier ja künftig Platz für ein neues altes Grand Hotel nach traditionsreicher Machart. In Ergänzung zum nahen Sofitel mit mehr histori(sti)schem Charme. Die Lage direkt am Bankenviertel, den Wallanlagen und der Oper kann nicht besser sein dafür! :thumbup:

    Woher stammt das Foto und von wann genau ist es? Falls du das weißt.