Palais Kolle Belle - Prenzlauer Berg

  • "Das "Palais Kolle Belle" wird im Kiez einen Akzent setzen. Der Schweizer Architekt Marc Kocher will mit dem siebengeschossigen Komplex aus fünf Häusern französischen Charme mit Berliner Wohngefühl vereinen, erklärt Torsten Bülow. Er ist einer der drei Gesellschafter des Bauherrn, der Econ-Cept Immobilien GmbH Berlin. "Die Fassaden der Häuser werden mit historischen Elementen bestückt", sagt Bülow. So sollen Loggien, Erker, Konsolen und Dekomalereien an die schöne Zeit der Baukunst im Paris der 20er-Jahre erinnern. "
    mehr unter: http://www.welt.de/data/2006/12/30/1161081.html

    http://www.kollebelle.de/architektur.htm

    In dubio pro reko

  • Als ich mir die Seite angesehen habe überkam mich ein Gefühl der Enttäuschung. Das mag daran liegen dass die paar Skizzen möglicherweise nicht den ganzen Detailreichtum zeigen, oder aber die Marketingabteilung feuert aus allen Rohren.

    Zitat

    Die Fassaden der Häuser werden mit historischen Elementen bestückt

    Wo sind denn die historischen Elemente? Für mich sieht das alles sehr reduziert aus, wenngleich es in die richtige Richtung geht. Mir gefallen außerdem zwei Dinge überhaupt nicht:

    1. Das Staffelgeschoß

    2. Die beiden rundlichen "Erker" (?) am Eck.

    Vor einigen Monaten habe ich irgendwo von einem Projekt gelesen welches von Disney initiert wurde aber mittlerweile gestorben sein dürfte. DAS war viel überzeugender!

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Wenn ich den Lageplan richtig deute, dann liegt das Projekt nicht am prestigeträchtigen Kollwitzplatz sondern nahe dem öden Sennefelder Platz.

    Die Fassadengestaltung gefällt mir recht gut. Mal schauen, was konkret daraus wird...

    Der Wind gedreht
    Albtraum verweht
    Zum Schluss jetzt das Glück
    Das Schloss kommt zurück!

  • Insgesamt ein nettes Projekt.
    Diese beiden runden Geschwüre an der Ecke gefallen mir auch nicht sonderlich, sie scheinen mir unglücklich angeordnet, obwohl von der Idee her nicht schlecht. Ansonsten wird es wohl sehr schlicht, immerhin scheinen die Fenster gut gesprosst zu werden. Naja, mal sehen, viell. gibt es irgendwann bessere Skizzen, dann ist ein objektiveres Urteil möglich. Auf den Bildern sind auch noch Dinge, die typischerweise von den Berliner Baubeamten weggekürzt werden, z.B. der Dreiecksgiebel.
    Je nachdem wie sich die Skizzen im Laufe des Bauens verändern, kann das Projekt ziemlich gut oder auch ziemlich bescheiden werden.
    Hoffentlich wird es nicht wieder was mit viel Lärm angekündigt mit Verweis auf Paris, Mailand, etc., nur das am Ende eine schlichte Lochfassade rauskommt, die aussieht, wie ein entstuckter Gründerzeitbau.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Dieser Entwurf könnte tatsächlich übarall stehen: London (weisses staffelgeschoss & Runde Türme); Paris, Amsterdam, Hamburg, Kopenhagen, Stockholm. Nicht südlicher. So ... Berlin auch. Finde es aber nicht in der Still der ehemalige Sennefelder Platz. Schade...
    Wenn würde der Architekt einmal etwas entwerfen was zu der Vorgängerbau anschliesst??? Wäre doch einmalig und ....sehr geeignet sein.

    Vorläufig ist es noch immer warten auf richtig vernünftige Entwürfen!!!!

    Rob

  • Ich habe hier einen Artikel gefunden, der ist so dämlich, dass ich beim Lesen herzhaft lachen musste, anstatt mich über diese weltfremde und ideologische Dummheit des Autors aufzuregen (wobei solche Schreiberlinge in dem zitierten Blatt ja regelmäßig eine Plattform finden).

    Es beginnt harmlos (wenngleich bereits nicht gerade intelligent):

    Zitat

    Die Berliner Architekturdebatte mag längst weiter sein: doch angesichts des "Palais Belle-Kolle" muss noch einmal über Fassaden gesprochen werden.

    Und geht schnell in die Vollen:

    Zitat

    Inmitten eines Gründerzeitviertels, das seine Geschichte als düstere Arbeiterkaserne durch groß angelegte Abrisse seiner Hinterhöfe entsorgt hat, variiert das "Palais Belle Kolle" die Tradition des Berliner Historismus, [...] In ihrer Formensprache, die alle Errungenschaften der vergangenen hundert Jahre ignoriert, sind diese Häuser systematisch abgedichtet gegen die komplizierten Bruchlinien und Lücken der Gegenwart.

    Genau: modernistische Errungenschaft des letzten hundert Jahre. Genau: Der Bruch darf nicht fehlen. :lachen:

    Aber dann geht's ab:

    Zitat

    in ihrem Bedürfnis nach historischer Gefälligkeit zeichnen sie die zentrale Wunschbilder der ästhetischen Reaktion nach.

    Genau: die ästhetische Reaktion. :totlachen: Ich lach mich tot. Vive la revolution! Nieder mit den reaktionären Anti-Bauhäuslern!

    Und auch wenn die Dummheit bereits zum Himmel schreit, der Autor legt noch nach:

    Zitat

    Im "Palais Belle Kolle" allerdings können nun [Menschen mit Bedürfnis nach "Bürgerlichkeit sowie Neokonservative] Tür an Tür wohnen. Denn hier finden sie aus unterschiedlichen Gründen genau das Deutschland, das den Kern ihrer ästhetischen Vorstellungen ausmacht: in einem mit ein bisschen Savoir-vivre aufgehübschten Neowilhelmismus.

    :kugelnlachen:
    Ist das nicht herrlich. Spiel nicht mit den bösen Berliner Neocons, mein kleines Rasta-Kind. Wenn das der intellektuelle Stand des rezenten Modernisten ist, dann muss einem nicht bange sein. :)

    Quelle: DIE ÄSTHETISCHE REAKTION MARSCHIERT: DAS "PALAIS BELLE KOLLE" IN BERLIN-PRENZLAUER BERG

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Ein Artikel aus der TAZ - natürlich! Weltfremd ist der passende Ausdruck, Antiquitus. Wenn also ein Neubau in deren Augen traditionell daherkommt, können darin nur Leute wohnen die ebenso traditionell (=Konservativ o.ä.) denken. Die Äußerlichkeiten machen´s. Was sich hinter der Fassade, im wortwörtlichen Sinn, abspielt kommt denen gar nicht in den Sinn. Ich hatte mal solch einen Spinner während meiner Schulzeit in der Klasse, immer die TAZ unter dem Arm und anderen die Welt erklären.

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Antiquitus schrieb:

    Zitat

    Wenn das der intellektuelle Stand des rezenten Modernisten ist, dann muss einem nicht bange sein.

    Das glaube ich auch, leider aber gibt es auch noch andere die sich geschickter äußern und noch immer viel Anhänger in (pseudo)Intellektuelle Kreise haben! :?

  • Ich habe selten so einen undifferenzierten und dummen Zeitungsartikel gelesen.

    Zitat

    Ihnen gegenüber stehen die Neokonservativen, die in ihrem verzweifelten Abwehrkampf gegen alles, was sie mit "1968" verbinden, Deutschland endlich von seinen Verbrechen reinwaschen wollen. Auch sie hätten gerne ein Deutschland in den Mauern von 1907, nicht unbedingt weil es schöner ist, sondern um sich von hier aus in ein 20. Jahrhundert hineinzufantasieren, das anders hätte verlaufen können.


    Ach du dickes Ei, welche Komplexe quälen denn den Autor so sehr, dass er solchen Unsinn schreibt? Ich überlege gerade, wer so dumm denkt: außer der Autor wahrscheinlich niemand.

    Philon

    Ist der Autor so ein Typ, der neuerdings in Sachen Wohnformen das überwältigende Bedürfnis nach "Bürgerlichkeit" verspürt, und in den Bergmannkiez nach Kreuzberg zieht?

  • Natürlich ist der taz-Artikel ideologisch extrem überzogen. Er zeigt aber auch, wie viel ideologischer Ballast in der auf den ersten Blick rein ästhetischen Debatte mitschwingt. Tobias Rapp ist Musikjournalist und dürfte bei der so genannten "Pop-Linken" beheimatet sein. Möglichenfalls ist er identisch mit dem Redakteur bei der linksradikalen, betont "antideutschen" Zeitung "jungle world".
    http://www.nadir.org/nadir/periodik…rld/impress.htm

    Insofern ist das keineswegs nur ein "undifferenzierter und dummer Zeitungsartikel", sondern er zeigt die seelischen Tiefenschichten von radikalen Rekogegnern. Deren Anker ist der Schuldkult. Da die Deutschen der historische Abschaum der Welt seien, hätten sie mit jeder positiven eigenen Vergangenheit zu brechen und nur noch in Betonkisten zu hausen. Hier verbindet sich der altkommunistische Fortschrittswahn mit religiösen Vorstellungen einer vermeintlichen, kollektiven "Schuld".

    Das ist keine ungefährliche Mixtur, und man sollte das nicht einfach als "dummen Quatsch" abtun. Dieses Gedankengut hat nämlich bereits weite Teile der staatlichen und kulturellen Eliten infiltriert.

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (5. März 2011 um 00:55)

  • Zitat von "Heimdall"

    Natürlich ist der taz-Artikel ideologisch extrem überzogen.
    ...
    Dieses Gedankengut hat nämlich bereits weite Teile der staatlichen und kulturellen Eliten infiltriert.


    Wer glaubt, er könne Architektur ideologie- oder gar politikfrei beeinflussen, der verkennt die Verbissenheit, mit der die Linke den Kulturkampf betreibt.
    Dummerweise - im wahrsten Sinne des Wortes - haben das viele Bürgerliche noch nicht begriffen.

    Der Wind gedreht
    Albtraum verweht
    Zum Schluss jetzt das Glück
    Das Schloss kommt zurück!

  • Nur sollte man a) das Ganze nicht zu sehr an sich ran lassen und b) ändert es nichts daran, dass ich im Sinne eines friedlichen Forenbetriebs hier so wenig Politik wie möglich will.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Na, auch mit 'ner anderen politischen Ausrichtung kann man eine Beobachtung mit dem taz-Mann teilen: Es gibt in Deutschland 'ne breite Schicht, deren Leben auf Kinder, Küche und auch oft Kirche programmiert ist, denen "bürgerlich" ein Schimpfwort ist. Prenz'lberg ist deren Hauptstadt.

    Wahrscheinlich war der Schreiber vorher auf dem Kollwitzmarkt und hat eine auf Boheme getrimmte Prenzlberg-Familie mit dem Doppelkinderwagen beobachtet, wie sie ihr Filet aus mecklenburgischer Biohaltung für 25 Euro gekauft hat - und ist dann am Bauschild vorbeigelaufen...

  • Ich finde das Projekt durchaus ansprechend, da kommt doch sonst kaum ein Wohnungsbauprojekt in der Hauptstadt gegen an - höchstens die Townhouses am Friedrichswerder.

    Wie steht es eigentlich momentan um das Projekt? Befindet es sich noch immer in der Entwurfsphase, oder wird mittlerweile am Prenzlberg-Palais schon fleißig geackert?

  • Ich empfinde dieses Projekt bei visueller Betrachtung der Pläne als außerordentlich erquickend. Es ist mit Abstand eines der schönsten Bauprojekte, welche die Hauptstadt derzeit aufzuweisen hat. Und nachdem wir wissen wie in den vergangenen Jahrzehnten Schindluder getrieben wurde, aufgrund einer politisch intonierten Ideologie, sollten wir froh sein, wenn sich diese allmählich auflockert und die Architektur freier und mutiger wird. Ich freue mich für Berlin, dass Marc Kocher sein Gebäudeensemble verwirklichen darf. Normalerweise hätten wir nämlich eigentlich 5 Betonklötze hingestellt bekommen. Deswegen möchte ermuntern zur Dankbarkeit und zu ein wenig Bescheidenheit.

    Lg
    JWv.G

  • Der TAZ-Artikel ist eine Witznummer. Abgesehen davon, dass der Autor durchgängig den Namen falsch schreibt (Palais Belle Kolle statt Kolle Belle), ist seine Wortschöpfung "ästhetische Reaktion" absolut lächerlich. Ist es mir eigentlich gestattet grün zu wählen und die traditionelle Formensprache schön zu finden oder werde ich dann gleich politisch abgestempelt? Außerdem ist auch die Bauhaus-Tradition nicht politisch so rein, wie einige sie gern hätten. Unter Mussolini wurden auch moderne staatliche Bauten errichtet. Diese Verknüpfung von Architekturstilen mit politischen Gesinnungen halte ich für vollkommen überholt.

    Übrigens würde ich mir wünschen, dass man sich auch in Dresden endlich mal mehr solcher Bauprojekte gönnen sollte anstatt weiter an der Verunstaltung der Stadt zu arbeiten.

  • So looft det eben in Balin, da kann man nüscht machen...:kopfschuetteln:

    Zitat

    Linke legten Feuer in Luxusneubau
    Die Brandstifter aus der linken Szene kamen um 7 Uhr früh. Sie zündeten in dem Bauprojekt "Kolle Belle" in Prenzlauer Berg Baumaterialien an und schmierten die Parole "Man kann mit Geld nicht alles kaufen" an die Wand.

    http://www.tagesspiegel.de/berlin/Friedri…;art270,2772781

    Neidzerfressene, dem Vandalismus frönende, nichtsnutzige Tagediebe. Gentrifizierung durch Neubauten :?:

    In absehbarer Zeit kann ich ein paar aktuelle Bilder einstellen, sofern die Planen endlich mal unterkommen.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Zunächst einmal: solche Aktionen gehen natürlich gar nicht. Genauso wie die zahlreichen anderen Aktionen in letzter Zeit in Mitte, F'Hain und P-Berg.

    Aber:

    Zitat

    Gentrifizierung durch Neubauten :?:

    Ja, genau solche edlen Neubauten sorgen erst für die Gentrifizierung. Ob man das jetzt gut findet oder nicht, hat damit erstmal nichts zu tun.