Denkmalverzeichnisse und -datenbanken

  • Wenn man sich für mehr oder weniger bedeutende Baudenkmäler ferner Städte interessiert sucht man zwangsläufig die offiziellen Homepages der jeweiligen Städte auf - und findet selten zufriedenstellende Ergebnisse.

    Wo kriegt man gute, wo brauchbare und wo schlechte Informationen? Habt ihr da schon Erfahrungen gemacht? Wenn ja welche?


    Hier mal eine kleine Bewertung von 5 großen Städten in NRW:

    1. Duisburg:
    Eine Denkmalliste findet man nicht direkt, wenn man die Suche auf http://www.duisburg.de">http://www.duisburg.de nutzt. Daher den üblichen Schritt -> Tourismus und nach Sehenswürdigkeiten suchen. Dann landet man auf der Seite von Applaus Marketing, wo man unter DU-Informationen -> Stadtführer tatsächlich etliches über Duisburger Gebäude erfahren kann. Sogar bebildert. Über Google hab ich dann auch die Denkmalliste der Stadt gefunden Link.
    Fazit: Bebilderte und ausreichende Informationen, zusätzlich ausführliche Denkmalliste, teilweise mit Jahreszahlen usw.
    Meine Note: Vier von fünf Sternen


    2. Essen:
    Mit ein bisschen Suchen findet man auf http://www.essen.de">http://www.essen.de einen Link zur Seite Cliolink, einer ausführlichen Abschrift der Denkmalliste der Stadt, allerdings mit sehr, sehr wenigen Fotos. Die meisten Objekte stehen ohne Bild in der Liste beschrieben. Dafür ist die Seite jedoch up to date, wird permanent aktualisiert. Unter Sehenswürdigkeiten findet man nur die üblichen, darunter sogar das häßliche Rathaushochhaus was einst den wunderschönen neugotischen Bau überflüssig machte.
    Fazit: Wenig zu sehen aber sehr viel zu lesen, wenn es noch Bilder gäbe wäre es perfekt.
    Meine Note: Vier von fünf Sternen


    3. Bochum:
    Auf http://www.bochum.de">http://www.bochum.de ist eine Denkmalliste Fehlanzeige, lediglich die Sehenswürdigkeiten sind ganz gut beschrieben und bebildert. Die jüngst hier zur Diskussion stehende Marienkirche wird nirgendwo erwähnt. Über Google findet man allerdings noch eine private Seite über Bochumer Bauwerke, hochinteressant aber kann nicht gewertet werden. Hier der Link.
    Fazit: Keine Informationen über Denkmäler, nur Sehenswürdigkeiten wenn auch viele.
    Meine Note: Zwei von fünf Sternen


    4. Dortmund:
    Auf http://www.dortmund.de">http://www.dortmund.de findet man mit etwas Suchen die Seite der Denkmalbehörde. Hier findet man eine Denkmalliste, die aber leider nur aus Adressen und einer knappen Objektbenennung besteht ("Wohnhaus", "Kirche St. Marien" usw.). Dazu allerdings die Rubrik "Denkmal des Monats", in der ein Baudenkmal Dortmunds besonders vorgestellt wird. Kann aber ab und zu mal dauern bis die Stadt dieses aktualisiert. Zusätzlich noch Informationen über den Denkmalschutz. Unter den Sehenswürdigkeiten sind bis auf Dortmunds Parks und Schlösser nur die Sehenswürdigkeiten in der ehemaligen Altstadt und davon nichtmal alle aufgezählt.
    Fazit: Nur interessant, wenn man sich vor Ort ein Bild machen kann, schön dagegen das "Denkmal des Monats"
    Meine Note: Zweieinhalb von fünf Sternen


    5. Düsseldorf:
    Die Sehenswürdigkeitenliste auf http://www.duesseldorf.de">http://www.duesseldorf.de ist nicht nennenswert, braucht sie aber auch nicht sein denn mit etwas Suchen kommt man auf die Seite des Denkmalamtes... und die Denkmalliste dort hat wirklich fast alles, was das Herz begehrt. Eine komplette Denkmalliste, zum größten Teil bebildert und mit Jahreszahlen etc. versehen. Lediglich die Informationen sind etwas knapp, aber irgendwo muss ja Kritik noch möglich sein.
    Fazit: Vollständig und bebildert, leider ein wenig knappe Informationen.
    Meine Note: Viereinhalb von fünf Sternen

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Auf den Seiten der Stadt Rottweil findet man folgende Liste über sämtliche Kulturdenkmale der Stadt:

    http://www.rottweil.de/neu/pages/rath…ad/denkmale.PDF

    Eine ausführliche Beschreibung der Gebäude fehlt zwar, aber mit dem umfangreichen Bildmaterial auf der privaten Seite http://www.rwbilder.de lässt sich zumindest äußerlich ein Bild von den Gebäuden machen.

  • Eine absolut geniale Seite über Nürnbergs Architektur ist unter
    http://www.baukunst-nuernberg.de/ zu finden!

    Ist aber wie so oft auch nichts offizielles, sondern eine private Seite.

    Der Webmaster ist ja seit wenigen Wochen bei uns Mitglied, ich hoffe der Alltag erlaubt es ihm, mal einen Beitrag beizusteuern. Wird bestimmt interessant...

    Von hier aus Grüße nach Erlangen!

  • Jürgen

    Ein großer Freund von traditionellem, der Altstadt angepasstem Bauen scheint der Betreiber der Seite allerdings nicht gerade zu sein.
    Unter dem Foto eines an der Vorkriegs-Altstadtbebauung sich orientierenden Neubaus steht auf der Seite:

    Zitat

    Soll so in der Altstadt gebaut werden? Es handelt sich hierbei keineswegs um Postmoderne oder einen Ganz-Neu-Nürnberger-Stil, sondern um mehr oder weniger angepasstes Bauen in der Altstadt. Der konventionell-rationelle Bau wurde nach außen klischeehaft Alt-Nürnberger Bauten angepaßt, mit aufgedübelten Sandsteinplatten, Satteldach, Erkern, Pseudofachwerk und Sprossenfenstern sowie historischen Versatzstücken.

    Und die Einlassungen zu den Altstadtfreunden sind auch nicht eben freundlich. Da wird ihnen z.B. "Populismus" vorgeworfen.

  • Entschuldige bitte, aber wer den Abschnitt Alt und Neu - Umgang mit Baudenkmälern, auf den Du Dich beziehst, unvoreingenommen liest, der wird Deine Beurteilung nicht nachvollziehen können. Du hast die einzige Bemerkung über die Altstadtfreunde, die man als negativ interpretieren könnte, herausgezogen, und Deine Bewertung des gezeigten Gebäudes als einen an der Vorkriegs-Altstadtbebauung sich orientierenden Neubau ist sehr beschönigend. Bei solchen Gebäuden kann ich nur unterschreiben, was der Betreiber darüber schreibt: Die historisierenden Details täuschen jedenfalls bei vielen neuen Häusern nicht darüber hinweg, dass der Nutzwert vorrangig ist: möglichst viele Geschosse bei niedriger Bauwerkshöhe, ausufernder Dachausbau, Kunststofffenster mit funktionsloser Sprossenteilung. Obgleich man hier ein im Grunde wichtiges Ziel verfolgt, ist das Ergebnis nicht besonders überzeugend. 100% richtig. Man sieht diesem Haus sofort an, daß es aus den 1980ern stammt (vielleicht auch noch etwas später). Die aufgedübelten Sandsteinplatten sind oft ein Graus, weil man merkt, daß sie aufgedübelt sind. Und wenn man den oben zitierten Satz genau anschaut, dann erkennt man, daß sich der Autor wünscht, daß die Gestaltung über das innere hinwegtäuschen würde - das kann kein "Modernist" sein. Ein solcher würde "Authentizität" fordern und "Täuschung" verteufeln. Schlechte "historisierende" Architektur darf aber auch als schlecht bezeichnet werden, sonst wird man unglaubwürdig.

    Es tut mir leid, wenn wir uns etwas vom eigentlichen Thema wegbewegen, aber ich konnte das nicht unkommentiert stehen lassen.

  • immer noch besser als ein modernistischer klotz. der autor sollte seine kritizistische energie auf die wirklichen schandflecken konzentrieren und keine zaghaften versuche in die richtige richtung verdammen (das tun andere genug).
    das entspricht in abgeschwächter form ganz genau der geschichts- und geschmacksfreien nachkriegsverwüstungsmentalität, die uns unsere verhunzten städte beschert hat.
    wenn ich das schon lese: "funktionslose sprossenteilung" - sprossenfenster wirken durch ihre kleinteiligkeit zuvörderst einmal ansprechend, das ist ihre heutige hauptfunktion, aber soviel einsicht kann man von einem funktionalisten bestimmt nicht erwarten.
    ich gebe aber gleich zu, den originaltext bislang noch nicht gelesen zu haben. ;)

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Liebe Forumsmitglieder,

    es freut mich, daß über meine Internetseiten bereits diskutiert wird, ohne hier bislang etwas veröffentlicht zu haben. Schön, nun kann ich mit meinem ersten Beitrag gleich in medias res gehen.

    Antiquitus:
    Danke für die kleine Provokation, die ich als Steilvorlage nutzen möchte.
    Richtig ist, daß die "wirklichen Schandflecken" eine krassere Kritik verdient haben als das, was ich im zitierten Beitrag geschrieben habe. Das macht aber die Feigenblattarchitektur nicht besser; vielleicht habe ich da sogar noch mehr "Originalheimer" als du. Was die Fenster betrifft, so meine ich natürlich, daß die heutigen Normen bei Neubauten dazu führen, daß neue Fenster auch mit Sprossenteilung (natürlich besser als unästhetische Einscheibenfenster) nicht so filigran wirken wie vom Schreiner gefertigte Kastenfenster, die sich natürlich kein normaler Mensch mehr leisten kann. Da fängt auch eine ganz andere Diskussion an: kann sich die Gesellschaft es überhaupt leisten, "historistisch" zu bauen, oder muß sie es gar?

    Ich verstehe deinen Standpunkt, beanspruche aber für mich, eine differenzierte Meinung zu vertreten. Ich denke, daß dieses ausgezeichnete Forum es verdient hat, über die seelisch-gemütshafte Begeisterung für schöne alte Architektur hinaus zu gehen, damit wirklich etwas hängenbleibt. Insbesondere lade ich dich ausdrücklich ein, http://www.baukunst-nuernberg.de">http://www.baukunst-nuernberg.de zu besuchen, und etwa meine Meinung zum Pellerhaus (in der Unterrubrik Renaissance) zu lesen, mit der du eher einverstanden sein dürftest. Dabei dürften sich einige deiner Vorurteile legen. Insbesondere, daß von mir keine Einsicht zu erwarten sei: ich stimme dir im übrigen zu, daß Funktion auch die Befriedigung geschmacklicher Bedürfnisse bedeutet. Insoweit war die in diesem Forum hier favorisierte Bauweise funktionaler als die "modernistische" (oder anders ausgedrückt: schlechte) Architektur.


    Norimbergus, Jürgen:
    Vielen Dank für die Schützenhilfe. Ich bin selbst Mitglied der Altstadtfreunde.

  • Ach ja, zum eigentlichen Thema "Denkmäler" wollte ich darauf hinweisen, daß ich immer die Online-Denkmalliste des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege benutze. Natürlich staubtrocken und nur Text, aber extrem informativ und Ausgangspunkt für viele weitere Recherchen:

    http://www.blfd.bayern.de/\r
    http://www.blfd.bayern.de/

    (Dabei kommt auch raus, daß so manches noch eingetragene Denkmal nicht mehr steht!)

    Sicher gibt es so etwas auch in den anderen Bundesländern. Vielleicht weiß jemand die entsprechenden Netz-Adressen?

  • hallo baukunst-nbg,

    erst einmal herzlich willkommen im Forum und ich bitte um Nachsicht, dass ich erst jetzt anworte, aber bei dem wunderbaren Wetter hält man sich naturgemäß etwas seltener in Internet-Foren auf.

    Freut mich übrigens, dass du meine zugegeben überspitzte Provokation so locker nimmst, wie sie auch gemeint war.

    Jetzt habe ich endlich kurz die Zeit gefunden, mir deine Seite anzuschauen. Gratuliere! Es ist eine sehr schöne. Wir arbeiten ja auch schon seit längerem an einer Seite und es wird vermutlich noch einige Zeit dauern, bis wir eine solche inhaltliche Dichte erreichen.

    Es ist ja auch klar, dass eine allgemeine Seite auch "moderne" Objekte umfassen muss. Z.B. die Halle im Milchhof gefällt mir recht gut. Da merkt man aber auch mal wieder, wie alt die angebliche Moderne inzwischen ist. Die Halle stammt von 1929, hat bald 80 Jahre auf dem Buckel, und z.B. die neue Bibliothek der HU in Berlin, die in den nächsten Jahren gebaut werden soll, ähnelt ihr ziemlich, wird aber als wunderwasmodern verkauft. Und so wie der Milchhof außen wurden seit der Wende in Berlin mindestens dutzende Gebäude gebaut. So etwas als "modern" zu verkaufen ist auch eine ganz spezielle Form des Modernismus.

    Anmerken möchte ich auch noch, dass ich das eine oder andere Objekt in deiner Moderne/Gegenwart-Kategorie nicht zwingend als "Baukunst" bezeichnen würde ;) (andere Gebäude darin wiederum würde ich nicht als "modern" bezeichnen - machst du das nur an der Bauzeit fest?).

    Dass ich deine Meinung zum Pellerhaus gut finde, hast du richtig vermutet. Eigentlich kann man es vernünftigerweise ohnehin kaum anders sehen... ;)

    Im Übrigen gehen wir in diesem Forum regelmäßig über die bloße Begeisterung hinaus, sie ist aber zugegeben für viele Kraftquelle für die Mühen, die man als Liebhaber historischer/regionaler Architektur und Befürworter von Rekos (Achtung: Euphemismus ;) ) bisweilen hat.

    Wie findest eigentlich du die Zeit, eine so umfangreiche Seite (allein?) zu pflegen?

    Das mit der Einsicht brauchtest du übrigens nicht auf dich persönlich zu beziehen, das war eher allgemein gehalten... ;)
    Bei den Fenstersprossungen scheinen wir ja dann doch weitgehend einer Meinung zu sein.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Auch von mir nochmal ein herzliches Willkommen!

    Tut mir leid, wenn der Empfang von meiner Seite ein bißchen "ungestüm" war; mir war nur beim flüchtigen Blick dummerweise gerade diese eine Stelle aufgefallen. Ich muß mich nach Lektüre deiner ganzen Seite korrigieren.
    Kompliment für die hervorragende Arbeit!

  • Danke für die Lobesworte! Ich fühle mich jetzt in den Stamm aufgenommen. :D

    Die Seite ist über die letzten zehn Jahre entstanden, anfangs habe ich mein Fotomaterial eingescannt. Später habe ich immer, wenn ich in Nürnberg unterwegs war, etwas fotografiert. Im Laufe der Jahre kam immer mal wieder die eine oder andere Seite hinzu, und so ist das Ding gewachsen.

    Zurzeit entwickelt sich die Seite etwas schleppend, obwohl noch viel fehlt. Natürlich ist auch systematisch noch nicht alles perfekt, aber es ist halt nur eine Freizeittätigkeit. Die Texte zu schreiben fällt mir nicht schwer. Ich lebe schon immer hier und interessiere mich ebensolange für Architektur. Ich erinnere mich an den traumatischen Moment, als ich als Kind erkannt habe, daß die ganze Altstadt ja nicht mehr alt, sondern wiederaufgebaut ist.

    Ich freue mich sehr, wenn meine Seite Anklang findet, und häufig besucht wird. Ich habe sie gemacht, weil ich so etwas bislang vermißt hatte. Nur die Zusammenschau heutiger und historischer Architektur kann helfen, das gegenwärtig häufig zu erlebende völlige Scheitern beim Planen und Bauen zu erkennen und zu demaskieren. Viel zu oberflächlich werden Entwürfe begutachtet, genau wie du sagst: Was heute als neu und zeitgemäß verkauft wurde, ist oft vor Jahrzehnten, nicht selten vor Jahrhunderten schon gedacht und in wesentlich besserer Form ausgeführt worden. Es ist blanker Hohn, was man hier zum Teil erlebt. Die meisten Projekte und dafür sprechenden Feigenblattargumente locken doch keinen mehr hinter dem Ofen hervor. Ehrlich - leztlich läuft am Ende die Diskussion immer auf Geld hinaus.
    Zu Rekonstruktionen meine ich im übrigen, daß diese sich schon daraus rechtfertigen, daß das Wesentliche an Architektur die geistige Leistung des Entwerfers ist. Dessen Entscheidung, auf den bestimmten Ort ein bestimmtes Gebäude zu stellen, wird aber nicht durch physische Zerstörung desselben vernichtet. Es spricht aber nichts dagegen, das geistige Werk, welches der Verkörperung bedarf, immer wieder herzustellen, weil die Entwurfsleistung das höher stehende Kulturgut ist.

    Mir war bei baukunst-nuernberg.de auch wichtig, die mir bekannte und benutzte Literatur zu nennen, was bei wissenschaftlichen Veröffentlichungen ohnehin Pflicht ist, aber hier vor allem dem interessierten Besucher die Möglichkeit eröffnen soll, weitere Recherchen vorzunehmen. Künstler-, Link- und Stichwortverzeichnis sollen am Ende alles abrunden. Zur Auswahl und Kategorisierung der Objekte betrifft, so habe ich versucht, kunstgeschichtliche Epochen zu verwenden. Dabei orientiere ich mich an der Sichtweise der Denkmalpflege und an kunsthistorischen Erkenntnissen. Nahezu sämtliche Objekte außer der Gegenwartsepoche sind als Baudenkmäler eingetragen. Das bedeutet natürlich nicht, daß mir alle diese Gebäude gefallen. Insbesondere bei der Architektur der Gegenwart handelt es sich natürlich um streitbare Bauten. Dennoch: es handelt sich um, wenn auch neue und nüchterne, dennoch eher weniger banale Architektur. Es ist bei diesen Objekten zu befürchten daß es sich dereinst um Baudenkmäler handeln wird, wenn unsere Kulturepoche abgeschlossen sein wird und sich von Kunsthistorikern beurteilen lassen muß.

    So, jetzt verschone ich euch mit weiteren Schwällen (nicht daß ihr einschlaft)!

  • Da habe ich gerade mal wieder deine Seite zum Thema "Jugendstil" besucht (Kaffeepause ;) ) und da sind mir zwei Dinge aufgefallen, die ich kurz ansprechen möchte.
    Zum einen wäre für Nicht-Nürnberger wie mich schön, wenn bei den einzelnen Objekten immer auch die Adresse stünde, damit man nicht zusätzlich recherchieren muss, um den Standort zu finden.
    Das andere betrifft dieses Objekt:


    Quelle: http://www.baukunst-nuernberg.de/\r
    http://www.baukunst-nuernberg.de/

    Dazu schreibst du:
    "Prinzregentenufer 11 (1909). Besonders interessant ist die Eingangspartie: Unter einem Segmentbogen sind der Haupt- und ein Nebeneingang zusammengefasst. Der Bogen schneidet Pilaster, die zwischen dem Portal und dem darüberliegenden Erker vermitteln, und teilt sie farblich in zwei Zonen auf."

    Eines vorweg: Ich finde die Gestaltung auch interessant, aber, sie gefällt mir nicht. Ich halte sie zwar für insgesamt nur mittelmäßig. insbesondere missfällt mir aber der Übergang von den Pilastern auf den Sockel. Ich bin der Ansicht, dass die Struktur der Ornamentierung so weit wie möglich der Tektonik des Gebäudes entsprechen sollte. Die Pilaster vermitteln nun den Eindruck, das Gewicht des Erkers aufzunehmen und abzuleiten. Doch wohin? Der Architrav über den Pfeilern liegt nur auf dem mittleren. Es tut mir im Auge weh, dass er nicht auch auf den äußeren beiden liegt. So kommt das ganze Fassadenstück ins Schwimmen und man befürchtet, die Pilaster würden sich umgehend links absenken (wegen der unsymmetrischen Auflage). Mir ist echt ein Rätsel, wie ein Architekt auf so eine blöde Idee kommen kann, und den Balken vor den Pfeilern aufhören lassen.

    (PS: Auf der Postkarte, die du zum Herunterladen anbietest, ist unten auf dem Bild der Kaiserstallung ein Grafikfehler, und worauf sich das ".de" bezieht, weiß man auch nicht so recht. ;) )

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Hallo Baukunst!
    Ich sehe schon, wir Mittelfranken müssen zusammenhalten... :zwinkern: Es ging ja hier gleich ganz schön in die vollen, deswegen von mir noch mal ein ausdrückliches Lob für die umfangreiche, gestalterisch gelungene und fast schon perfekt recherchierte Seite! Ich kenne den Link schon seit zwei Jahren und hab immer mal wieder reingeschaut, wenn ich mir zu Objekten unsicher war. Du schreibst, da stecken 10 Jahre Arbeit drin - das glaub ich Dir sofort ...

    Das ist zwar "off topic", aber weisst Du näheres zu den Sebalder Höfen? Von Schmelzer kann man ja erwarten, das er so altstadtgerecht wie möglich baut, aber was ich bisher an Bildern gesehen habe, hat mich nicht gerade vom Hocker gerissen. Mal sehen... In der örtlichen Presse sind schon wieder Jubelstürme angesagt... :zwinkern:

  • Antiquitus:

    Ich gebe dir Recht, daß das Portal etwas eigenartig gestaltet ist und nicht unbedingt angenehm wirkt. Ich werde heute nochmal ein bauzeitliches Foto ansehen, ob die Gestaltung dem Original entspricht.

    Die Adressen habe ich anfangs nicht eingesetzt, da ich früher bezweifelte, ob man das darf (wie dumm). Es ist nun eine Menge Arbeit, das nachzuholen, aber ich bin gerne bereit, alle individuellen Anfragen zu beantworten.

    Die Postkarte war eigentlich nur ein Experiment, nach einem 100 Jahre alten Vorbild mit den gleichen Blicken gestaltet. Auf dem rechten Bild "Luginsland" ist im Original eigentlich das kriegszerstörte Toplerhaus zu sehen, eines meiner verlorenen Lieblingsbauwerke. Eine Schande, was heute da steht, das brauche ich hier wohl nicht extra zu unterstreichen.
    Der Grafikfehler ist durch das Komprimieren entstanden, das werde ich bei Gelegenheit ausbessern.

    Jürgen:

    Vielen Dank nochmal für das Lob. Früher habe ich das nur für mich selbst gemacht, aber ich freue mich jetzt sehr, daß die Seiten so gut ankommen.
    Ich hab halt über die Jahre immer gelesen, zugehört, fotografiert usw. und dann alles ins Internet gepackt.

    Zu den Sebalder Höfen (siehe http://www.alpha-gruppe.com">http://www.alpha-gruppe.com) habe ich erst im Deutschen Architekturforum etwas geschrieben, aber es würde auch hier passen.

    Generell finde ich, daß die Stadt heute schon genug emanzipiert sein sollte, es nicht nötig zu haben, um jeden Preis etwas gegen den Altbestand zu setzen. Dabei geht es gar nicht um Rekonstruktion, denn die Stadtmauer fehlt hier bekanntlich schon seit dem 19. Jahrhundert. Doch: einen fehlenden Takt in einer Mozartsinfonie würde man auch nicht mit einem Disco-Beat ergänzen, um sie aufführbar zu machen.

    Ich bin sehr interessiert an Gegenwartsarchitektur, aber was ich erkennen konnte, begeistert mich schlicht und einfach nicht. Begeisterung auszulösen, wäre aber an einer so wichtigen Stelle notwendig, und nicht nur bei Personen des öffentlichen Lebens. Mir scheint, daß hier der Name des Architekten, dessen Qualitäten ich nicht bestreiten will, ein Selbstläufer ist.

    Gruß
    Michael

  • Baukunst:

    Zitat

    Doch: einen fehlenden Takt in einer Mozartsinfonie würde man auch nicht mit einem Disco-Beat ergänzen, um sie aufführbar zu machen.

    Ich liebe Vergleiche! ( vorweg: bin Orchestermusiker)
    Im großen und ganzen gebe ich Dir recht- nur, spinnen wir den Faden mal weiter:
    Stichwort Stravinsky: diesem hat es selbstredend höllische Freude bereitet, altes Material vorzunehmen und es so lange zu bearbeiten und zu kneten bis was ganz neues bei rauskam. Oder Britten- "Young persons guide to the orchestra" altes Motiv zu Anfang und nach ein Dutzend Variationen kommt was völlig neues heraus.
    Nur zwei Beispiele großer und anerkannter Komponisten.
    Zurück zur Architektur- man könnte sagen: "Klar, wie im Historismus" man könnte es aber als Ansatz zum Verständnis heutiger Architekten sehen, zwischen zwei alten Bauten einen Glaskasten zu setzen...
    Nur son Gedanke

  • Ein guter Gedanke. Meine Aussage ist natürlich stark polarisierend, und Kultur ist natürlich differenzierter. Generell meine ich:

    Wer auf Basis eines bestehenden Werkes etwas Neues schafft, kann bei entsprechender Qualität natürlich ein neues, eigenständiges Werk schaffen, bei dem zwar die Quellen sichtbar sind, aber das neue Werk einen solchen Grad an Individualität hat, daß nicht mehr das vorbestehende Werk prägend ist sondern die Bearbeitung.

    Der Vergleich mit der Musik ist in einem weiteren Punkt problematisch: Bearbeitungen musikalischer Werke lassen das Original unberührt. Architektur wird nur ein Mal "aufgeführt", denn ein Gebäude wird einmal gebaut und steht dann. Wird es modifiziert, ist das Originalwerk verloren.

    Wagt man trotzdem eine "Bearbeitung" eines historischen Bauwerks, ist es umso wichtiger, die Aussage des Originals zu wahren. Daraus folgt aber als Voraussetzung, daß keine Banalitäten, sondern nur Genialitäten beim Ergänzen historischer Bauwerke akzeptabel.

  • Absolut. Du hast auch insofern Recht: man muss nicht ins Konzert gehen, wenn man nichts von einem Komponisten hält- mit einem Stadtbild indentifiziert man sich gewöhnlich und es ist ständig vor Augen...
    Aber das ist ,glaub ich, nicht die richtige Stelle den Faden weiterzuspinnen.

    Aber übrigens: sehr ansprechende und informative Seite! :applaus:

  • Antiquitus: Der Vollständigkeit halber komme ich nach längerer Zeit nochmals auf das eigenartige Jugendstil-Portal zurück (siehe oben). Es gibt bei bildindex zufällig eine bauzeitliche Aufnahme, und es sah offensichtlich schon immer so aus:

    Nochmal zum Vergleich der Istzustand:

  • Herzlichen Dank!

    Na gut, damals war halt auch nicht jeder Bau gelungen - ich finde jedenfalls den Portalbereich nach wie vor völlig misslungen. Kennt man von diesem Architekten eigentlich auch noch Anderes/Besseres?

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.