Dresden, Altstadt - Sophienkirche

  • einfach nur falsch interpretiert

    Wenn es doch nur das wäre...Nein, m.E. stellt dieses Ding eine bewusste Dekonstruktion der historischen Kirche und des Umfeldes dar, bewusst und in voller Absicht so abstossend und ahistorisch wie möglich gebaut und genau da liegt der Hase im Pfeffer: In welch einer Zeit leben wir eigentlich in der die propagierte architektonische Höchstleistung in solch einem Haufen aus Glas, Stahl und Pseudogotischem Betonmüll besteht und es auch noch Menschen gibt denen sowas dann doch irgendwie gefällt oder denen es schlichtweg egal ist.

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Ich glaube, so viele Gedanken hat man sich hier gar nicht gemacht. Man wollte einfach nur die vorhandenen Originalsteine wieder auf- bzw. ausstellen und benötigte dafür einfach eine Art Halterung. Dass das nicht nur ein Gerüst wurde, sondern ein Abbild der Kapelle in Beton mit Aussparungen für die Spolien, ist so gesehen eher noch Glück.
    Ich meine, dass das ein rein pragmatischer Ansatz war - schon aus Kostengrüden gegenüber einer Voll-Reko und nicht "auf Teufel komm raus" destruktiv sein sollte. Vielleicht irre ich mich auch. Den Glaskäfig hätte man sich aber wirklich sparen sollen.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Nein, m.E. stellt dieses Ding eine bewusste Dekonstruktion der historischen Kirche und des Umfeldes dar, bewusst und in voller Absicht so abstossend und ahistorisch wie möglich gebaut [...].

    Du meinst also, dass sich der Stadtrat vor gut zwanzig Jahren bewusst für eine Art Karikatur der Kapelle entschieden hat?

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ja, warum denn nicht, oder wie erklärst Du Dir diese ganzen tiefgreifend strukturellen stadtverändernden Maßnahmen und Dekonstruktionen vorhandener Strukturen oder Resten in unseren Städten?

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Das Kapital halt...

    Die Stadt hat sich zu Beginn der 90er Jahre für die Kapelle entschieden, um einen Gedenkort für die 1963 vollständig beseitigte Sophienkirche zu schaffen, deren Baufeld im Anschluss an den Abriss teils überbaut worden war.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Die SZ berichtet heute, am 05.04.2017, über den aktuellen Stand der Arbeiten an der Busmannkapelle. Derzeit beginnt langsam der Innenausbau. Mit einer Fertigstellung ist im Herbst dieses Jahres zu rechnen.


    In diesem Monat soll der Innenausbau der Busmannkapelle beginnen. Dann werden auch die Gerüste rund um die Erinnerungsstätte verschwinden. Der Schmerzensmann, der derzeit in der Kreuzkirche steht, wird aufgestellt, ebenso die Büsten des Ehepaares Busmann. Die Familie gehörte im 14. und 15. Jahrhundert zu den bedeutendsten Patriziern Dresdens und war wohlhabend. Lorenz Busmann war viermal Bürgermeister. Er und seine Frau stifteten das Geld für die Seitenkapelle der Sophienkirche, die um 1400 gebaut und nach ihnen benannt wurde. Von den Eheleuten gibt es heute noch Konsolsteine.


    Läuft alles planmäßig, könnten die ersten Besucher im Spätherbst die Gedenkstätte erleben, hofft Glaser. Im Keller, der nicht barrierefrei über eine Wendeltreppe erreicht werden kann, liegen im sogenannten Raum der Stille jetzt schon ausgewählte originale Grabplatten aus dem 17. Jahrhundert. Sie stammen aus den drei Großgrüften, die früher unterhalb der Sophienkirche angelegt waren.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Eine kleine Frage zur Kirche: gäbe es eigentlich die Möglichkeit die Fassade der Kirche vor dem Büroriegel zu rekonstruieren? Oder ist der Platz überbaut? Für das Stadtbild sind vor allem die Türme wichtig...

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Sie waren an dem einst so wertvollen Bau aber das Unwichtigste.

    Wer sollte und wozu zwei einzelne Türme dorthin setzen???

    Das ist aussichtslos.

  • Eine kleine Frage zur Kirche: gäbe es eigentlich die Möglichkeit die Fassade der Kirche vor dem Büroriegel zu rekonstruieren? Oder ist der Platz überbaut? Für das Stadtbild sind vor allem die Türme wichtig...

    Fänd ich auch toll auch wenn es "nur" Zutaten des 19. Jhds waren....

    und soweit ich weiß wäre der Teil für die Türme sogar noch frei - sie sind ja dort auch auf dem Boden anhand von Steinen "eingezeichnet"

    gerade nochmal bei google earth geguckt...wohl nur der rechte Turm wäre komplett unüberbaut. Der linke zu 1/3 frei...

    Einmal editiert, zuletzt von Kaiserpalast (29. Mai 2017 um 01:22)

  • Den Bau der Türme der Kirche als freistehendes, nur durch das Portal verbundene Westwerk wär doch wunderbar. Da hätte man genau das, was die lieben Verantwortlichen der Stadtplanung wollen: einen richtig derben Kontrast. Die Türme der Sophienkirche als Furunkel am Advanta-Riegel.

    Das könnte man trotz Überbau des Nordturmes an den Riegel angliedern und dann meinetwegen von der Dachterrasse einen Aussichtspunkt weiter oben in den Spitzen der Türme aufsuchen. Wär doch sicher ein lohnendes Geschäft - in Sachen Marketing und Stadtbaueffekt. Außerdem würde diese gravierend störende weiße halbrunde Wand verschwinden.

    Und der zerhackte Gesamteindruck der Reste der Kirche in der Vitrine und dem rekonstruierten Turmbau (meinetwegen auch etwas "abgeschwächt") dürfte doch jeden Bruchliebhaber und Vertreter des "wir müssen die kaputten Wunden besondern sichtbar machen" entzücken lassen. :thumbup:

  • War jemand bei der gestrigen Veranstaltung zur Sophienkirche?

    07.11.2018 „Die Sophienkirche und deren Bedeutung für die Entwicklung der Stadt Dresden
    Referent: Dr. P. Schumann
    Gesellschaft zur Förderung einer Gedenkstätte für die Sophienkirche Dresden e.V.

    http://www.neumarkt-dresden.de/veranstaltungen-2/