• Ach ja, die alte Deutsche Spießigkeit - es begeistert sich da jemand für neue Technik, will sie nutzen, seine geliebte Stadt bei allem schlechten Ruf ins beste Licht zu rücken, liefert ein Kunstwerk ab, welches Tourismusmanager vor Neid erblassen lassen muss, und schon grätschen die Behörden dazwischen.
    Welches lächerlich enge französische Hinterhofbistro, welcher in Turmnischen verschachtelter italienischer Dachgarten, welches zugewachsene Mökki in Finnland und welches polnische Dachatelier würde noch bestehen, wäre jedes Land so grausam kleinkariert wie unseres? Man schwadroniert in hochtrabenen Kreisen des Scheinintellektualismus über Kant, doch die eigene Unmündigkeit zu überwinden, die eigenen Gesetze zu hinterfragen - dazu ist man schlicht zu dumm oder zu faul. Vergesst die orwellianischen Massenüberwachungen, hier hat ein technik- und kulturversierter Mitmensch eine Kameradrohne!

    Es ist schlichtenst eine Schande angesichts eines der atemberaubendsten Internetvideos seit langem.

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)

  • Nach Informationen der SZ vom 04.07.2014, sind für das "Prizotel" Dresden die Umnutzung eines Bestandsgebäudes oder aber ein kompletter Neubau im Gespräch.

    http://www.sz-online.de/nachrichten/ne…en-2874949.html

    Wenn ich zwischen den zwei Möglichkeiten wählen dürfte, würde ich mir aufgrund der Hotel-Kategorie fast die Umnutzung wünschen. Auf der anderen Seite harrt aber noch so manche laute Straßenschneise einer Bebauung, für die Hotels bestens geeignet wären.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Umbau soll ja der lange Bau an der Kleinen Brüdergasse sein. Bei Neubau vermute ich mal ganz stark Schweriner Straße(Ecke Wettiner Platz)

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Davon ist mir nichts bekannt.

    Das Parkhaus scheint jedoch bereits konkretere "Planungsformen" angenommen zu haben, als das besagte Hotel. Das könnte sich spätestens mit der Akquise eines Betreibers - Stichwort "Prizeotel" - ändern.

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  • Mein letzter Stand war, dass ein Hotel kommt, welches aber uch PArkflächen für das Kraftwerk Mitte zur Verfügung stellen muss

    Wenn nicht anders angegeben, sind alle Bilder von mir.

  • Das Video ist gerade auch für Nicht-Dresdner von Interesse, zeigt es doch eine schöne Zusammenfassung aktueller Bauvorhaben.

    Viele der noch im letzten Jahr beim Messeauftritt beworbenen Grundstücke scheinen nun nicht mehr über die Expo vermarktet zu werden. Das betrifft etwa das Gewandhausgrundstück, die Teilfläche am Ferdinandplatz, die Liegenschaft am Stadthaus oder die ausgedehnten Baufelder am Kollwitzufer. Ob sich hier etwa schon Entwickler gefunden haben?

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  • Die Stadt hat ihre Liste der aktuellen Hotelvorhaben in Dresden endlich aktualisiert:

    http://mediaserver.dresden.de/details.php?img_id=21276

    Erwartungsgemäß finden sich die genannten Projekte alle in einem relativ niedrigen "Sternesegment" wieder. Wirklich konkret, also im Bau oder kurz vor der Vollendung, sind allerdings nur drei, nämlich das Star-Inn (Altmarkt), Holiday-Inn (Ostra-Allee) und Kim-Hotel (Jüdenhof).
    Nicht mehr auf der Liste enthalten ist die ehedem geplante Umnutzung des Tesar-Riegels an der Brüdergasse, dessen Zukunft vollkommen ungewiss scheint, und die Revitalisierung der Obergeschosse des Days-Inn in der Strehlener Straße, wofür es des Anbaus eines zweiten Rettungsweges bedürfte.
    Man darf gespannt sein, ob sich im nächsten Jahr weitere konkrete Vorhaben ergeben werden. Nicht zuletzt versuchen sich viele Hotelketten - siehe die Expansion von Holiday-Inn, die bald mit drei Häusern in Dresden vertreten sein werden, oder die Planungen von Priceotel - auf dem Dresdner Markt zu positionieren.

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  • Zu Beginn des neuen Jahres möchte ich euch viel Glück, Gesundheit und Erfolg wünschen.

    Wie es sich gehört wollen wir, nachdem wir in 2014 nur bedingt interessante Baugruben zu sehen bekamen, einen Ausblick auf die Bautätigkeit im Stadtzentrum Dresdens im Jahr 2015 wagen.
    Viele bereits angelaufene Vorhaben werden wohl für durchaus erbauliche Entwicklungen sorgen. Das betrifft etwa die Quartiere IV/3 und VII/2 am Neumarkt. Bei Letzterem, also dem Kimmerle-Projekt, dürfte sich endgültig entscheiden, welche Fassadenvariante zum Kulturpalast hin umgesetzt wird. Obgleich ich in dieser Frage selbst noch unentschieden bin, scheint mir das derzeit akuteste Problem am Neumarkt aber die Ostseite des Quartiers VI zu sein. Hier waren im Jahr 2014 weder von der Firma USD, noch von Herrn Blobel sonderlich positive Nachrichten zu vernehmen.
    Daneben werden uns weitere, vor allem dem Wohnungsbau gewidmete Vorhaben beschäftigen. In diesem Zusammenhang seien das in großem Tempo aus dem ehemaligen Wiener Loch wachsende Prager Carrée, aber auch die Großbaustellen in der Herzogin Garten zu nennen. Voraussichtlich in diesem Jahr beginnt der Bau des Wohnprojektes der Saal GmbH. Ob und in welcher Form es dabei zu einer Teilrekonstruktion der Orangerie von Otto von Wolframsdorf kommen wird, dürfte eine spannende Frage bleiben.
    Gleichsam nebenan, am Postplatz, haben sich im letzten Jahr ganz erstaunliche Dinge getan. So kann man sagen, dass nunmehr alle den Platz bzw. die angrenzenden Räume des Ringes flankierenden Grundstücke verkauft oder zumindest optioniert sind. An der Wallstraße finden gar schon archäologische Ausgrabungen statt, die in diesem Jahr beginnende Bauaktivitäten ankündigen. Somit dürfte die These, wonach der Platz bis zum Ende des Jahrzehntes geschlossen sein könnte, gar nicht allzu vermessen gewesen sein.
    Großes scheint sich auch in anderen Bereichen der Innenstadt anzukündigen. Man denke etwa an den Verkauf einer fast 10 Hektar umfassenden Fläche im ehemaligen Robotron-Areal an einen durchaus vertrauenserweckenden Investor, der hier in den nächsten Jahren ein Wohn- und Geschäftsquartier entwickeln möchte. Ein weiteres, zur Stadtreparatur beitragendes Großvorhaben, dürften die Wettiner Höfe in der Wilsdruffer Vorstadt sein, für die höchstwahrscheinlich die Nöfer-Architekten verantwortlich zeichnen. Hier kann man nur hoffen, dass sich die auch aus der ambitionierten Revitalisierung des ehemaligen Kraftwerks Mitte resultierenden Synergieffekte weiter fortsetzen und bis auf das Packhofviertel ausstrahlen werden.
    Neben den genannten Neubauvorhaben, möchte ich aber noch an einige unter Denkmalschutz stehende Objekte erinnern. Das Hochhaus am Albertplatz dürfte in diesem Jahr nun endlich saniert und daran anschließend eine weitere umfangreiche Stadtbrache verschwunden sein. Auch gut voran kommt der von der Stadt betriebene Umbau des Kulturpalastes, dessen Vorfeld sogar denkmalgerecht saniert werden soll. Weniger gut sieht es hingegen immer noch für die zwei größten Sorgenkinder der Dresdner Denkmalpflege aus: den eindrucksvollen Konsum-Komplex in der Fabrikstraße und das Hotel Stadt [lexicon='Leipzig'][/lexicon] in der Inneren Neustadt. Letzteres steht dieser Tage ohne ein schützendes Dach der Witterung ausgesetzt da und erweckt nicht gerade den Eindruck, als ob wir in diesem Jahr mit der seit geraumer Zeit angekündigten Sanierung rechnen könnten. Hier kann man eigentlich nur hoffen.

    In diesem Sinne wünsche ich euch noch einmal ein gutes neues Jahr!

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Aufmerksame Passanten werden am Hietzigbrunnen neben dem Dresdner Rathaus neuerdings einen freundlichen Zeitgenossen antreffen: den Breslauer Zwerg, der die Stadtwappen von Dresden und Breslau in den Händen hält und Ausdruck der Freundschaft zwischen diesen beiden Städten ist.

    http://www.dresden-fernsehen.de/Aktuelles/Arti…erg-in-Dresden/

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Bau hat sich während seiner Sitzung am 04.03.2015 mehrheitlich für die Einrichtung eines Gestaltungsbeirates ausgesprochen. Vor ca. zwei Jahren war das Vorhaben noch an der "bürgerlichen" Ratsmehrheit gescheitert. Das letzte Wort hat nun der Stadtrat, der das Thema am 19.03.2015 behandeln wird.

    Hier kann man sich die entsprechende Vorlage ansehen:

    http://ratsinfo.dresden.de/vo0050.php?__k…8&voselect=4142

    Für uns interessante Eckpunkte dürften u.a. sein, dass die Sitzungen öffentlich sind und die GHND das Vorschlagsrecht für eines der insgesamt sieben Mitglieder erhalten soll.

    Abschließend kann man aus den Erfahrungen in anderen Städten sagen, dass ein solcher Gestaltungsbeirat durchaus zu einer architektonischen Qualitätssteigerung beiträgt. Die Investoren sind dadurch immerhin bestrebt, aus "Angst" vor teuren Umplanungen und langwierigen Auseinandersetzungen von Anfang an einen höheren Anspruch an ihre Projekte anzulegen. Das kann Dresden nur gut tun.

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  • Meine Erfahrungen mit Gestaltungsbeiräten u.a. in Stralsund, Rostock, Regensburg und Dortmund sind zwiespältig. Tatsächlich tragen sie zu einer stärkeren Diskussionskultur und mehr Beachtung für das Städtebauliche bei. Man muss aber aufpassen, dass sich keine Doktrin von solch einem Rat ausgehend ausbreitet, ähnlich dem Denkmalschutz (Dehios "Neues muss völlig anders als Altes sein, sich abheben" etc.).

  • Diesen Beitrag/Kommentar hab ich heut verfasst, weil es mir unter den Nägeln brennt. Wenn auch der Anlass fremd ist, ist der Inhalt m. M.n. hier gut im Forum aufgehoben. Der Beitrag ist höchst subjektiv, erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ist eher emotional geprägt. Es werden keine Quellen genannt, sondern stützt er sich auf allgemein Bekanntes, subjektiv Empfundenes und der mir eigenen Erfahrung.


    Dresden – diese Stadt ist das NEGATIV


    Mit dem neuesten Verhalten oder
    gar Streich der Stadtverwaltung, dem CSD
    e.V. die politische Demonstration in der Innenstadt zu verwehren und damit an
    den Innenstadtrand gedrängt werden soll, beweist sich wieder einmal der
    staubige rechtsgerichtete Konservatismus einer Stadt, die in ihrem
    Negativ-Verhalten der letzten Jahrzehnte ihresgleichen in Deutschland sucht.

    In einer Zeit, in welcher PEGIDA
    in Massen Zulauf erhält und genehmigt lärmend die Innenstadt wöchentlich lahm
    legt und nicht nur etablierte Kulturprogramme, wie etwa Aufführungen im
    Staatsschauspiel und der Semperoper, stören und massiv behindern, sondern auch
    dem Einzelhandel, Gastronomie und Tourismus existentiell zusetzt, gilt in
    Kreisen der Verwaltung der Geräuschpegel einer Demonstration für
    Gleichberechtigung und Ausgrenzung schon als Grund, diese aus dem
    Innenstadtraum zu verbannen.

    Dresden hat damit den Rubikon
    überschritten und ist in Anbetracht aller sich häufenden Fakten eine Stadt,
    welche den Zusatz oder das Stigmata des NEGATIV nicht mehr verhindern kann.
    Beweise gibt es seit 1990 nahezu endlos.

    Dresden hat es verpasst nach 1990
    eine freie und demokratische Stadt zu werden, welche eine Entwicklung zu
    Gunsten der Gemeinschaft, der in ihr lebenden Bürger, des Landes und Europas
    befördert und verwirklicht.

    Von internationaler Tragweite kann man schon in den frühen 90ern mit
    dem Verlust des Museumsprojektes von Frank Stella an der Herzogin Garten und
    der damit verbundenen Bereicherung des Kulturstandortes beginnen. Es ist
    traurig darüber zu lesen, wie diese Chance schon in den 90ern vertan wurde. Und
    um dessen Standort gibt es heute noch keine reibungslose Behandlung. So wird
    dem Wohnprojekt Vorschub geleistet und gleichzeitig behindert, welches aus dem
    Baukasten eines Plattenbauingeneurs aus den 80er Jahren stammen könnte. Dem
    Investor sei Lob ausgesprochen, sich den Widrigkeiten der Verwaltung zu
    stellen, aber ein optischer Gewinn ist der Neubau in unmittelbarer Nähe zum
    Wahrzeichen Dresden, dem Zwinger, keinesfalls. Selbst ein kompensierendes
    Moment, wie etwa die originalgetreue Wiedererrichtung der Orangerie, wird ad
    absurdum geführt, indem maximal die Raumeinnahme dem des Originals entsprechen
    wird.


    Weiter zeigt sich das Unvermögen kulturell wertvoll zu agieren in der
    Stagnation und Vergessenheit des Hundertwasser-Projektes in der äußeren
    Neustadt. Zwei Möglichkeiten diese Stadt international weiter an die Spitze zu
    katapultieren wurden mit wehenden Fahnen in den Sand gesetzt.


    Negativ auch die optische Entwicklung und Aufenthaltsqualität in der
    Innenstadt direkt und in der Stadt als solches. Nachdem der als Advanta-Riegel
    bekannte Missgriff in Stadtstruktur vollendet war, hat Dresden nicht daraus
    gelernt. Nein, es wurde sogar vehement weiter dem willkürlichen,
    unstrukturierten, planlosen, gesichtslosen, einheitlichen, verwechselbaren und
    ästhetisch fragwürdigen Bauen Vorschub geleistet. Man weiß gar nicht, wo man da
    beginnen soll.


    Als Brennpunkt bezeichnet die Stadt selbst den Postplatz. Dieser hat
    in den letzten Jahrzehnten eine traurige Entwicklung genommen. Mit der
    Einmündung der Wilsdruffer Straße mit dem Bau der Altmarktgalerie und dem SAP
    Würfel, umrahmt dieses plane weißgraue Ensemble eine Zentralhaltestelle, die
    über den Köpfen ein wirres und augenscheinlich planloses Gestänge aus Stahl und
    Glas bietet, dessen Sinn und Zweck sich dem Flaneur nicht erschließt. Dieses
    Schmetterlingsdach ist allenfalls im Modell erkennbar, nicht aber im realen
    Leben – und diesem Ungetüm noch einen Wetterschutz zuzugestehen ist absurd.


    Damit nicht genug am Postplatz. Die Fehlplanung wurde schnell zum
    Politikum. Der unzureichenden Aufenthaltsqualität wurde mit Interimslösungen
    versucht Herr zu werden, indem man mobile Holzbeete platzierte. Eigentlich nur
    ein Beweis für das Unvermögen und dem ästhetischen Missgriff der Planung und
    der Stadt. Selbst im Genehmigen von Neubauten hat man aus den offensichtlichen
    Fehlern nicht gelernt. So sind solche Fehlleistungen, wie das Zwingerforum
    möglich gewesen, welche dem Platz zusätzlich eine Negativkomponente zumutet.
    Und so wird es leider auch weitergehen.


    Im Bereich der Wallstraße werden sogar Baumreihen wieder entfernt, um
    dem Bau von Wohn- und geschäftskomplexen Freiraum zu bieten, welche an
    Hässlichkeit nicht zu überbieten sind. Mit dem Haus Merkur entsteht ein Objekt,
    welches als Relikt der 70er Jahre in anderen Städten wieder abgerissen werden
    würde. Und dazu kommt, dass dem eignen Entwicklungsplan der Stadt – bekannt als
    Schürmann-Plan der Hahn zugedreht und das Projekt selbst den Investoren vom
    Baubürgermeister höchst selbst zum Fraß vorgeworfen wird. Mit dem Erhalt der
    Marienstraße zugunsten des Autoverkehrs – einer hoheitlichen Gottheit in
    Dresden – ist das Projekt eines Promenadenringes und der Schürmannplan selbst
    nicht mal mehr das Papier wert, auf welchem er festgehalten wurde.


    Der Autoverkehr ist hingegen das Lieblingskind der Dresdner
    Verwaltung. Um diesem Mephistopholes des rollenden Bleches alle Wünsche zu
    erfüllen, geht die Stadt gern über alles. Beispiele wären die Bergstraße, der
    Ausbau aller innerstädtisch großen Hauptverkehrswege, wie Sankt Petersburger
    Straße, der Wilsdruffer Straße oder der planmäßigen Stadtautobahn Königsbrücker
    Straße. Dem Auto wird in Dresden alles untergeordnet. Da nimmt man gern das
    Prädikat „Fahrradunfreundlichste Stadt“ entgegen. Kein Wunder, wenn Fahrradwege
    nach einigen Metern in vierspurigen Fahrbahnen oder engen Fußwegen enden. Oder
    man gern mal Bäume auf dem Fahrradweg pflanzt, wie etwa an der Josefinenstraße.
    Der Bau der Waldschlösschenbrücke war der vorläufige Höhepunkt einer verfehlten
    Verkehrsplanung und hatte nicht weniger als den Verlust des
    Weltkulturerbetitels der Unesco zum Resultat. Weltweit einmalig.


    Selbst Entwicklungen, welche man eigentlich als angenehm betrachten
    müsste, werfen in Dresden einen Schatten von Unwohlsein und Ekel. Das
    Vitalisieren des Wiener Loches mit Wohn- und Geschäftsbauten ist an sich ein
    begrüßenswerter Fakt. Die Umsetzung aber wie in allen Bereichen der neugebauten
    Innenstadtkomponenten ein eher unterirdisches. Aus dem Hauptbahnhof kommend von
    einem Tor zur Stadt zu sprechen ist weit übertrieben. Der Wiener Platz ist
    nichts weiter als eine Bauwüste mit Gebäuden, welche keiner Ensemblewirkung
    oder ästhetischen Anspruch haben. Sie zeigen Eindrucksvoll in welche Richtung
    die Innenstadt von Dresden gerade einschlägt: eine baum- und grünlose
    Quader-Wüste aus Glas, Beton und Stahl, welche wahlweise mit Sandsteinplatten
    verkleidet werden kann, da man sich ja im „Sandsteingebiet“ befindet. Hohn an
    dieser Geschichte zeigt sich in den Werbemaßnahmen des Prager Carreé, welche
    mit den anspruchsvollen Gegenden der Stadt, wie etwa dem Zwinger, dem Blauen
    Wunder oder dem Neumarkt wirbt. Alles Bereiche der Stadt, die das nahezu optisch ästhetische Gegenteil bilden.


    So auch die stadtverdichtende Maßnahme an der Freiberger Straße, wo
    die Errichtung von Eigentumswohnungen die zu weiten Freiräume etwas
    zusammenziehen sollte, hat nur zum Ergebnis, dass man sich auf der Freiberger
    Straße mittlerweile fühlt, als würde man vom WTC zum Zentrum einem Abwasserkanal
    entlangfahren/-laufen. Eine grauweiße triste Baumassenstudie in realer
    Umsetzung. Würden die Bäume nicht stehen, man wähnte sich in einem
    Modellbaughetto.


    Und dies ist in Dresden auch nicht selbstverständlich. In den
    vergangenen Jahrzehnten nahm die Entgrünung der Stadt bereits messbare Züge an.
    Das Fällen von Bäumen in Vielzahl und das vernichten von Grünflächen, wie etwa
    an Bahndämmen in der äußeren Neustadt oder beim Straßenbau der Schandauer
    Straße wird keinesfalls durch das Anlegen von sogenannten Stadtplätzen
    kompensiert. Denn diese sind in Wahrheit meist zubetonierte Parkplätze, denen
    ein Baum oder geometrisch im rechten Winkel angeordnet mehrere Bäume
    zugestanden wird. Beispiele gäbe es genug: am Bahnhof Mitte oder etwa
    Weißeritzstraße/ Ecke Schäferstraße.


    Derzeit kulminiert das städtische Negativ in solchen Fragen, wie
    Marina Garden, der Hafencity, dem Umgang mit Pegida, den Tramstrecken nach
    Weißig, Plauen oder durch den Unicampus, dem Lärmschutzsstreit am Kulturpalast
    (da wird den Anliegern befohlen Lärmschutzmaßnahmen zu ergreifen, während der
    Verursacher eine Bibliothek („Pssssssst!“) in das Objekt, welches den Lärm
    generiert einziehen lassen möchte und KEINEN Handlungsbedarf sieht – hochgradig
    absurd), dem Umgang mit Flüchtlingen, Kita- und Schulneubauten, der Königsbrücker
    Straße, der Lingner-Vorstadt, der Fernzuganbindung, einem Zentralen
    Omnibusbahnhof, usw. Die Liste an negativ auffallenden Bereichen der
    städtischen Verwaltung und Planung ist sehr lang. Und nahezu allen Punkten ist
    eine fehlende Lösung oder Kompromiss oder sogar nur ein tragfähiger Vorschlag
    obsolet.


    Mittlerweile ist die Anzahl
    vergebener Chancen in dieser Stadt höher, als jene, die allgemein gute
    Entwicklungen oder Verwirklichungen notiert. Und auch die Zukunft scheint in
    Hinblick auf Personalia in Stadtrat und kommendem Bürgermeisteramt eher düster
    und trist. Es ist traurig mitzuerleben und Teil der Generation sein zu müssen,
    welche eine bedeutungsvolle Metropole an den geistigen Rand der entwickelnden
    Welt drängt.

    Aber es tut gut, dies mal von der
    Seele geschrieben zu haben. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

  • Also, den architekturkritischen Passagen dieses Beitrages kann ich mich zu einem großen Teil anschließen, doch sonst ist der Artikel für mich eher linksgerichtetes Mainstreamdenken. Über den antidemokratischen Umgang mit Pegida und seine Denunziation als einen Haufen braunideologischer Nazis kann man genau umgekehrter Meinung sein. Hat Frankfurt aus Protest gegen die linken Krawallmacher auch schon die Lichter der Oper abgeschaltet oder wurden die Chaoten dort von der Politik sofort mit einem neuen Programm mit dem Namen "Kampf gegen Links" bedacht? Hat man über die Veranstalter der linken Krawalle auch schon Negatives aus der Vergangenheit ausgegraben oder wurde in jüngster Zeit zumindest mal eine linke Demo wegen angeblich mangelnder Polizeikapazitäten verboten oder abgebrochen?
    Richten sich die "bunten Demos" in Deutschland eigentlich auch gegen Salafisten, die immerhin schon auf Polizisten eingestochen haben?

    Und zu guter Letzt kann ich das Negativ-Bild über Dresden auch architektonisch nicht stehen lassen, auch wenn man sich über den Postplatz und andere Pfuschereien beklagen darf. Denn andere Städte in Deutschland sind ein einziger Postplatz und Dresden hat mit der Frauenkirche und der Wiedererrichtung des Neumarktes (bald vielleicht auch Neustädter Markt) deutschlandweit ein Zeichen gesetzt und eine nie geahnte Rekowelle in Gang gesetzt.
    Dresden ist also eher der Trendsetter Deutschlands in punkto Rückbesinnung und Ästhetik. Und vielleicht wird eines Tages auch rückblickend Pegida als Trendsetter wahrgenommen, der ein Umdenken von der ideologisch erzwungenen multikulturellen Gesellschaft mit der damit verbundenen Masseneinwanderung zur Wertschätzung der eigenen Kultur und dem Glauben an die Stärken des eigenen Volkes auf den Weg gebracht hat.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Inhaltlich stimme ich dem Beitrag von RobBerg in wesentlichen Teilen ebenfalls zu. Ich finde dass das architektonische, aber auch das Wertedesaster der Dresdner Institutionen und eines Teiles des Dresdner Mainstreams sehr gut herausgearbeitet wurde. Der Münchner kritisiert das im Beitrag aus seiner Sicht enthaltene "linksgerichtete Mainstreamdenken", kontert allerdings mit rechtskonservativen Mainstream par excellence. Nur eines dazu, ein Volk welches an seine Stärke und Kultur glaubt, braucht sich mit Sicherheit nicht vor Zuwanderung zu fürchten. Hier geht es aber wohl weniger um Assimilation sondern um Abschottung, und das hat nichts mit Stärke zu tun.

    Bezüglich der Stadtentwicklung seit 1989 gibt es selbstverständlich eine Menge positives zu bemerken. Neben den vielen wichtigen Sanierungen, beschränken sich die tatsächlichen Rekonstruktionen allerdings im wesentlichen auf das Neumarkt Areal. In diesem Zusammenhang von der Stadt Dresden als Vorreiter zu sprechen, ist irreführend, da die Aussage den politischen Willen der städtischen Institutionen unterstellt. Wer allerdings in den letzten 25 Jahren, den Kampf um den Neumarkt aktiv begleitet hat, weiss das die Rekonstruktionen einzig und allein der Zivilgesellschaft und damit zu forderst der GHND zu verdanken sind und nicht der Städtischen Verwaltung. Dresden allerdings als Trendsetter in puncto Rückbesinnung und Ästhetik zu bezeichnen und als Basis einer nie geahnten Rekowelle, ist meines Erachtens schon harter Tobak. Wo ist den die Rekowelle festzustellen, wo findet in Dresden eine signifikante Rückbesinnung auf Maßstäbe und Ästhetik statt?

  • Nur eines dazu, ein Volk welches an seine Stärke und Kultur glaubt, braucht sich mit Sicherheit nicht vor Zuwanderung zu fürchten. Hier geht es aber wohl weniger um Assimilation sondern um Abschottung, und das hat nichts mit Stärke zu tun.

    Das ist auch so ein Gemeinplatz, der in der Diskussion immer wieder auftaucht. Wer hat denn je behauptet, dass dieses Volk vor Stärke und Kultur strotzt? Inwieweit fördert denn die Zuwanderung die Stärke und Kultur dieses Landes? Wird das und der Deutsche gestärkt, wenn er der letzte Abkömmling seiner Art in der Schulklasse ist und Gefahr läuft, das Handy abgerippt zu bekommen? Klar leben wir in einer Krisenzeit. Und ein starkes Deutschland mit Stolz auf seine Kultur ist ja nun offenbar auch gar nicht so erwünscht. Sonst würden statt Schuld-Stolpersteinen die spendenwilligen 68er-Rentner lieber Bismarcktürme errichten wollen. Mit derselben Logik könnte man auch sagen, wenn "Stefanius" ein selbstbewusster Mensch ist, der an sich glaubt, dann hat er keine Angst davor, beliebig viele Menschen, die an seiner Wohnungstür klingeln, einfach einzuladen, zu beherbergen und zu versorgen. Was also soll ein Volk machen, dass nicht an seine Stärke und Kultur glaubt? Die Antwort bleibt in der offiziellen Lesart nämlich trotzdem die Gleiche: Egal ob es sich stark oder schwach fühlt, es soll nach gegenwärtiger landläufiger Meinung niemals Zuwanderung ablehnen, sondern zu allem Ja und Amen sagen. Die Hirne werden ja via TV tagtäglich damit zugeballert, wie schön bunt wir zu sein haben, wir also möglichst gar kein Volk mehr, allenfalls Bevölkerung, sein sollen. Damit sind wir doch am Punkt. War der Indianer nun stark oder schwach? War der Römer stark oder schwach, als die Hunnen vor seinen Toren standen? Waren die Balkanstaaten stark oder schwach, als die Osmanen vorbeischauten? Waren die Aborigines stark oder schwach, als der weiße Mann kam, um seine Farmgrenzen abzustecken? Egal, Verdrängung und Krieg sind allemal das Ergebnis. Das wird das große Vorbild Amerika, das ja die Folie für unsere heutigen Vorstellungen von Gesellschaft darstellt, auch noch mitbekommen, wenn die Ressourcen knapper werden.