• Ich möchte hier ganz kurz meine Stadt Kopenhagen vorstellen. Beruflich habe ich viel zu tun, deshalb wird es etwas dauern, bevor mein Beitrag fertig ist. Ich bitte um Geduld!

    Gross-Kopenhagen hat Heute 1,5 mio. Einwohner und ist seit dem Mittelalter die Wirtschaftliche, Politische und Kulturelle Hauptstadt Dänemarks. Für Architektur-liebhaber ist die Stadt meiner Meinung nach einer der wichtigsten Städte Europas. Aber warum ist es so? Um das heutige Stadtbild zu verstehen, muss man natürlich die Geschichte der Stadt kennen:

    Von der Mittelalterlichen und der Renaissancestadt ist abgesehen vom Strassennetz kaum was übriggeblieben. Die Altstadt ist nämlich 3 mal abgebrannt: in 1728, 1795 und 1807. Das Stadtschloss 2 Mal (1794 und 1884!). Verschont wurden Christianshavn (auf der anderen Seite des Hafens) und die Friedrichstadt (Frederiksstaden, die ab 1640 angelegt wurde).

    Nach dem ersten Brand in 1728 (wo 2/3 der Altstadt abgebrannt sind) wurde die Stadt barock wiederaufgebaut. Die sehr schönen "Brandhäuser" wurden damals gebaut:


    Quelle: http://www.sns.dk\r
    http://www.sns.dk

    Leider ist ein Grossteil davon wieder verschwunden: in 1795 und 1807 und vor allem in den letzten 100 Jahren. Heute stehen noch etwa 100-200 Brandhäuser.

    Kurz vor dem zweiten Brand in 1795 baute der Architekt Harsdorff sein eigenes Haus am Kongens Nytorv (kön. Neumarkt):

    Ein Haus mit 3 Fassaden! Dieses Haus diente dann als Modell für den wiederaufbau Nach 1795 und 1807. Die Kopenhagener Altstadt ist noch Heute durch diese Strenge, schlichte aber sehr qualitätvolle Architektur ("Kopenhagener Klassizismus") geprägt. Ganze Quartiere stehen noch was in Europa ziemlich einmalig ist. Dazwischen stehen Grossbauten von C.F. Hansen, der auch in Altona tätig war (Palmaille).

    Typisches Eckhaus (1801):

    und aus 1798:


    Studiestræde:

    Wohnhaus (es gibt mindestens 400-500 davon).

    !

    Die Klassizistische Stadt wird ausserdem von den vielen Kirchtürmen geprägt (es gibt keine Hochhäuser in der Altstadt). Bekannt ist vor allem die Erlöserkirche mit der auswendigen Treppe (1752 - Höhe 90 Meter):

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Kopenhagen hat viel Flair, das habe ich bei einem Besuch vor einigen Jahren selbst gemerkt. Man gibt sich Mühe mit dem Stadtbild im "königlichen" Zentrum, oder zum Beispiel am Nyhavn. Das dänische Talent für nordisch-puristisches Design harmoniert meistens gut mit dem ebenfalls strengen, aber eleganten Klassizismus. Außerhalb gibt es natürlich auch die typischen städtebaulichen Experimente der vergangenen Jahrzehnte. Interessant fand ich auch die Grundtvigskirke.

    Danke für die Fotos, ich hoffe auf einige mehr.

  • Über C.F. Hansen gibt es einen wunderbaren Katalog, herausgegeben vom
    Altonaer Museum:
    "C.F. Hansen in Hamburg, Altona und den Elbvororten." Wer sich für bürgerlichen Klassizismus interessiert, ist hier bestens aufgehoben.
    Eigentlich fehlt mir aber noch eine Werkschau seiner Bauten in Dänemark.

  • Ich werde bald eigene Photos machen - auch von den CF Hansen Bauten.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Leider habe ich keine persönliche Homepage. Wie soll ich denn meine Bilder reinstellen? Kennt Ihr eine Homepage, wo ich die Bilder hochladen kann?

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Fangen wir an! Erst durch die kleine Teglgårdsstræde (stræde = gasse), die gleich nach dem Brand in 1795 neu errichtet wurde. War früher einer der ärmsten Strassen (bis mitte der 80er Jahre).

    Dann durch die Larsbjørnstræde: die geknickten Ecken sind typisch für Häuser, die nach 1795 errichtet wurden.

    Wir gehen jetzt durch Studiestræde zum Frue Plads (Frauenkirchplatz):
    Links das haus des Bischofs (1730), Turm der deutschen !! Petrikirche, ein weiteres Bürgerhaus (1740) und ganz rechts der älteste Teil der Uni (1740, meine ich). Alles was Ihr sieht wurde nach dem 1728er Brand errichtet.

    Am Frue Plads steht auch die Metropolitanskole (schule) von C.F.Hansen (1820, nach der Bombardierung in 1807 errichtet):

    Detail:

    Hier befindet sich auch der Kopenhagener Dom (Vor Frue Kirke), auch von C.F.Hansen. Bis 1728 stand hier der Mittelalterliche Dom (eine Schwesterkirche steht in Malmö, Johan), danach wurde eine Barockkirche mit einem 130 Meter hohen Turm errichtet. Leider ist diese Kirche 1807 zerstört worden. Die heutige Kirche (leider ohne Turmspitze :boese: ) wurde bis 1829 errichtet:

    Innen:

    Morgen geht's weiter!

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  • Wir gehen weiter zum Nytorv (Neumarkt) mit Bürgerhäuser, die nach 1795 erbaut wurden:

    (Rechts das alte Rathaus - ebenfalls von C.F.Hansen.

    Teil des Rathauses - im Hintergrund der Turm des neuen Rathaus (1905 - 110 Meter). Die Kleine Brücke führt zum Gefängnis:

    Gefängnis (von C.F.Hansen - die kleine Brücke solle an Venedig errinern:

    Altes Rathaus:

    Der Neumarkt und der Altmarkt waren früher zwei getrennte Plätze. Sie wurden nach 1795 zusammengelegt. Der Altmarkt ist etwas heterogener:

    Wir gehen jetzt durch "Strøget", die Flaniermeile und Hauptstrasse der Altstadt (im Hintergrund die Nikolaikirche):

    Wir erreichen jetzt das Herz der Altstadt: Amagertorv:

    Hier steht ein Haus, das alle Brände überlebt hat (ca. 1620):

    Nikolaikirche und Bürgerhäuser aus 1797:

    Højbro Plads. Im Hintergrund die Schlossinsel mit Christiansborg (ehm. Stadtschloss) mit dem Parlament:

    Kurz zu Christiansborg: hier schlägt das politische Herz Dänemarks. Im Mittelalter stand hier die Burg der dänischen Könige, die 1730 durch eines der schönsten und grössten Rokoko-schlösser Europas ersetz wurde. Dieses Schloss ist dann 1794 abgebrannt. Danach baute CF Hansen das 2. Christiansborg von dem die Schlosskirche noch steht. Der Rest ist 1884 abgebrannt :augenrollen: Die Kirche brannte 1994 aus, wurde aber wiederaufgebaut... Das heutige (3.) Christiansborg stammt aus dem 20er Jahren. Schlosskirche:

    Gegenüber stehen schöne Bürgerhäuser: das Haus mit dem Säulen ist das Geburtshaus vom Nobelpreisträger Niels Bohr. Ohne Ihm hätte es die A-Bombe nicht gegeben.

    (Im Hintergrund der Turm der Erlöserkirche mit der Treppe)

    Rechts stehen auch schöne Bürgerhäuser:

    wir gehen weiter zum Königlichen Neumarkt (die Grenze zur barocken Friedrichstadt) mit der Oper.


    Die Kuppel gehört zur "Marmorkirche". Dort war eine dänische "Frauenkirche" geplannt. Leider wurde sie erst Ende des 19. Jhd fertiggestellt - Ohne Steinkuppel. Geplannt war im 18 jhd. eine doppelt ! so hohe Steinkuppel als Mittelpunkt der Barocken Friedrichstadt.

    wir gehen weiter zum Königsgarten (Kongens Have). Es wurde leider dunkel:

    Der Park wird von schönen, klassizistischen Bürgerhäuser umrahmt:

    Hier steht das Rosenborg Schloss aus dem 17 Jhd. Hier befindet sich das königliche Schatzkammer:

    Alte Kaserne (18 Jhd.):

    Leider gibt es in Kopenhagen auch hässliche Neubauten. Hier stand bis 1997 ein schönes, barockes Bürgerhaus. Der Neubau ist für Dänemark ganz typisch (glass, und zwar schwarz :augenrollen: ).

    Was soll ich demnächst photographieren:

    Weitere Teile der Altstadt/Friedrichstadt?
    Neubauten in der Altstadt?
    Gründerzeitviertel?

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Danke. Erst war ich ein bisschen enttäuscht, weil die Straßen auf den ersten Bildern doch etwas trist wirkten, so ohne Bäume (scheint aber generell der Fall zu sein) und der etw. monotonen Stimmung...
    Aber die letzten zeigen dann wohl die bessere Seite der Stadt. Das sind auch die Motive, die ich aus dem Fernsehen oder Reiseführern kenne.
    Mir ist egal, was du als nächstes zeigst. Ich bin für alles offen ;)! Gibt's vielleicht noch ein Paar schöne Ecken am Wasser/an den Kanälen? Darauf fahr ich ja total ab!

  • Die Strassen sind in der Tat etwas monoton - man könnte aber auch homogen sagen! Man sollte bedenken, dass ich fast ausschliesslich Strassen photographiert habe, die von 1795 bis etwa 1810 erbaut worden sind. Damals war eben eine gewisse Strenge angesagt. Irgenwie errinern einige Strassen an den 50er Jahre Bauten in der Nürnberger Altstadt - nur sind die Fenster in Kopenhagen sehr viel schöner. Es war übrigens Sonntag - deshalb wirkt die Stadt wie ausgestorben. Dänen mögen strenge und einfachkeit - auf jedem Fall seit dem Ende des 18. Jhd. In den letzten Jahren wurden oft Bäume gefällt damit man die Häuser besser sehen kann.

    In der Gründerzeit gab es Kritik an der Innenstadt: Zu Kahl, zu ornamentlos. Es war um 1910 geplant die barocke Haube der Frauenkirche wieder zu errichten. Daraus wurde (leider?) nichts. Heute wird die klassizistische Architektur von Architekten hochgelobt…während die Gründerzeitbauten immernoch als minderwertig gelten.

    Ich werde versuchen andere Teile der Alt- und Neustadt zu photographieren. Zuerst ältere Teile der Altstadt (hier gibt es auch Fachwerkhäuser, aber auch moderne Bauten), dann Christianshavn ("klein Venedig) und vielleicht die Friedrichstadt. Hier gibt es sehr viele Palais aus dem 18. Jhd. (der Architekt, Eigtved, hatte in Dresden studiert. Das Kurländer und das Japanische Palais dienten oft als Vorlagen).

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Ich werde auch paar Fotos fur die Kopenhagen beisteuern...es war ja trotzallem die Grosstadt um die Ecke......ich will dann etwas anders zeigen und dass ist ein paar netten Wohnflecken ausserhalb die Innenstadt....

    Dane...

    ....auf jeden fall Grabrodretorv.....

  • Petrikirche

    Rosenborg

    So sah die Altstadt vor dem 1795er Brand aus

    Kongens Nytorv

    Nyhavn



    Speicher am Hafen

    Links alte Börse mit Drachenturm, Rechts Christiansborg

    Ved Stranden

    Kulturministerium

    Gl. Strand

    Magstræde:

    Palads Hotel:

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  • Bravo. Eine beeindruckende Stadt, die sehenswert zu sein scheint. Nicht immer nur Stockholm...

    Ich habe da noch ein sehr beeindruckendes Zeugnis moderner Architektur der 20er Jahre in einem Kopenhagener Vorort:

    Die Grundvigskirche, erbaut 1921 bis 1926 von Jensen-Klint. Wirkt irgendwie expressionistisch, auf jeden Fall aber auch für die 20er Jahre doch verdammt modern!

  • Wirklich interessant! Sieht fast aus, wie eine Orgel...Nur dieses runde Ding an der Wand hätte man ruhig mit eine gläs. Rosette füllen können.

  • Neubauten in Kopenhagen - nur ein Paar Beispiele:

    Neubau der Kgl. Bücherei auf dem Schlossinsel, dem ältesten Teil Kopenhagens..

    http://www.ses.dk/db/images/det_kgl.jpg

    Neubau des Nordea-Bankes gegenüber:

    http://archiguide.free.fr/PH/DAN/Cop/CopenhagNordeaLa.jpg

    Haus der Dänischen Architekten von der schönsten Seite - die andere Seite sieht aus wie ein Bunker. Die Nachbarbauten stammen teilweise aus dm 18. Jh..:

    http://archiguide.free.fr/PH/DAN/Cop/CopenhagDAC3xN.jpg

    Und zu guter letzt: Neubau des Schauspielhausen 50 meter von Nyhavn, dem bekanntesten Teil der Altstadt.

    http://www.cphx.dk/template/cphxs…uage=dk&id=5906

    In den letzten Jahren wurden in Kopenhagen sehr viel gebaut - auch im Altstadthafen. Die dänischen Architekten stehen nur auf "Klassische Kuben" und fühlen sich der Klassischen, Dänischen Moderne verpflichtet. Weitere Beispiele sind auf die Copenhagen X - Copenhagen X\r
    Copenhagen X - Copenhagen X seite zu finden. Traditionelle, neue Architektur gibt es in Dänemark seit der Postmoderne nicht mehr.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Ja, es ist traurig. Teilweiss weil ich habe eine gute Beziehung zu Kopenhagen. In Stockholm versucht man seit ihre Betonexcesse in 70 damagecontroll zu unternehmen. In Kopenhagen leidet man jetzt unter Grossstadt träume. In ehrliche Meinung finde ich die Hafenprojekte in Malmö mehr gelungen und kleinteiliger (Västra hamnen, BO01) als die um die Oper in Kopenhagen. Wahrscheinlich wird ja auch Christiana abgerissen und von Kuben ersetzt.

    Däne, warum gibt es diese Trend in Dänemark am Moment?

  • Oh je, was für ne Gülle. Foster konnte auch schon bessere Wolkenkratzer zeichnen.

    EDIT Antiquitus: Bitte etwas gemäßigter und näher am Thema. Danke.

    Nein, die werden gedünstet

  • Vor allem ist es immer die absurde Vorstellung, eine gewachsene, historische Stadt sei provinziell. Doch genau das Gegenteil ist der Fall (was wir hier ja alle wissen). Das Problem liegt aber eigentlich tiefer: Die Einwohner vor allem vieler europäischer "Mittelmetropolen" wie Hamburg oder Kopenhagen haben den merkwürdigen Wunsch an die Weltspitze anzuschließen. Anstatt sich der eigenen Größe still bewusst zu sein (wie es die Bewohner richtiger Metropolen sind) wird immer wieder die vermeintliche Größe herbeigeredet und durch monströse Bauvorhaben untermauert. Dass das aber das eigentlich Provinzielle ist, kapieren die Entscheidungsträger (und viele Bewohner) einfach nicht. Hier ist nur eins zu raten: Zurück zum Understatement. Dafür war früher der Norden mal berühmt. Das wäre der erste Schritt heraus aus der Provinz.

    Wissmut: das hat im übrigen nicht viel mit linksliberal usw. zu tun. Im Gegenteil: die Urheber kommen oft aus dem bürgerlichen Lager. Diese missverstehen Lokalpatriotismus mit Großmannsstreben, einer weitverbreiteten Krankheit, die den Ersteren allzuoft diskreditiert hat.