Ich bin Altenpfleger in einem Dresdner Altenheim. Was mich damals, Anfang der 90ger Jahre, erstaunte - ,,meine'' Bewohner waren zu 98 % gegen den Wiederaufbau der Frauenkirche. Viele kannten ja noch das Original und sagten gleich - Das wird nur ne Kopie! Ich hatte ähnliche Gedanken, kannte ja nur die Ruine. Heute steht sie nun da - als wäre sie nie weg gewesen. Klar, die hellen Steine... Trotzdem meine Hochachtung vor den Bauleuten von heute, die mit dem Wissen und Können von heute ein architektonisches Meisterwerk von damals wieder entstehen ließen. Das geht mir genauso mit dem Neubau (Rekonstruktion) vom Berliner Schloss, äh Humboldtforum oder dem Potsdamer Stadtschloss, äh Landtag.
Dresden - Frauenkirche
-
-
Die Unterscheidung einer kritischen Rekonstruktion von einer historischen unter dem Gesichtspunkt der Intention der Erbauer, ist eine, die sich gut machen lässt, aber praktisch sich deutlich in ihrer Umsetzung unterscheidet und große Räume umfasst. Dies halte ich für den Grund der negativen Konnotation. Alternde Baumaterialien zur Erzielung einer bestimmten Wirkung, die mit der Zeit abnimmt, ist eine subtile Sache, bei der die kategorischen Limitationen dieser Begriffe klar werden. Die Intention ist Vervollständigung. Es ist die Eigenwilligkeit der Interpreten von Gebäuden für andere, die so manchmal bei mir aufstößt. Manchmal wird der Begriff der kritischen Rekonstruktion jedoch verwendet, um nicht die heilige Authentizität der Dinge anzutasten. Kritisch konnotiert verstanden ist der Begriff für mich dadurch, dass diese Authentizität vielen wichtiger scheint als die Vision, die Intention der Schönheit durch den ursprünglichen Architekten zu bewahren oder wie es wohl typischer ist: Im Sinne des nachfolgenden Architekten zu verändern und so in seinem Sinn zu verbessern. Es besteht der Glaube der Verbesserung. Den finde ich wichtig, ob es auch zur Verbesserung kommt müssen wir alle entscheiden, was der Architekt vom Vorgänger hält wird schon deutlicher.
-
Ich bin Altenpfleger in einem Dresdner Altenheim. Was mich damals, Anfang der 90ger Jahre, erstaunte - ,,meine'' Bewohner waren zu 98 % gegen den Wiederaufbau der Frauenkirche. Viele kannten ja noch das Original und sagten gleich - Das wird nur ne Kopie! Ich hatte ähnliche Gedanken, kannte ja nur die Ruine. Heute steht sie nun da - als wäre sie nie weg gewesen. Klar, die hellen Steine... Trotzdem meine Hochachtung vor den Bauleuten von heute, die mit dem Wissen und Können von heute ein architektonisches Meisterwerk von damals wieder entstehen ließen. Das geht mir genauso mit dem Neubau (Rekonstruktion) vom Berliner Schloss, äh Humboldtforum oder dem Potsdamer Stadtschloss, äh Landtag.
Nur das die Gesamtqualität von Frauenkirche im gegensatz zu Stadtschloss Potsdam und Humboldtforum völlig unterschiedlich ist(vor allem was das Innenleben betrifft) , als würde man Birnen mit Äpfeln vergleichen wollen ......
-
Trotzdem bin ich froh für diese drei Rekonstruktionen. Auch bei der FK gibt es suboptimal gewordene Bereiche.
-
Eigentlich ist der Wiederaufbau eine weiterführung ihrer Geschichte , ein weiterleben , ein wiederbefüllen mit Leben einer langen Geschichte .... die Ruine mitten in der City war ja eigentlich Stillstand und Resignation das hier irgendetwas zuende geht .....
-
Als Abgrenzung zur Rekonstruktion, wie wir sie zum Beispiel aus dem 19.Jahrhundert kennen, nach dem Moto: "Wir schaffen das Verlorene wieder neu, aber optisch noch viel herausragender als es je war. Dieser Turm war wirklich schön, aber lass doch noch eine Laterne auf die Turmspitze setzen. Einfach weil es besser aussieht."
Aber ist das wirklich international so üblich? Das ist doch eigentlich die typisch polnische Vorgehensweise, bei der auch gern etwas hinzu erfunden wird (auch heute noch, siehe Posener Königsschloß).
Wobei ich diesen flexiblen Ansatz aber auch sinnvoll finde, die Neue Welt in Warschau orientiert sich am Stand des beginnenden 19. Jahrhunderts und "optimiert" das noch etwas, den Vorkriegszustand mit teilweise recht geschmacklosen historistischen Bauten und gigantischen Höhenunterschieden möchte doch vermutlich niemand zurückhaben.
-
Quote
Aber ist das wirklich international so üblich?
Beispiele, außer deinem eigenen kann ich gerade keines liefern, einfach weil ich mich mit internationalen Rekonstruktionen nicht sonderlich auskenne. Eigentlich bezog ich mich beispielhaft auf Rekonstruktionen in Deutschland aus dem 19.Jh, da würden mir auf die Schnelle verschiedene Burgen einfallen, die künstlerisch erhöht aufgebaut wurden.
QuoteWobei ich diesen flexiblen Ansatz aber auch sinnvoll finde
Da stimme ich dir teilweise zu, was mein ästhetisches Empfinden betrifft. Da jedoch auch der halbe Spaß an der Rekonstruktion ist, eine vergangene Zeit Schicht wiederaufleben zu lassen, geht das zu leiden der Authentizität. Dieses Für- und Wider prägt ja die Rekonstruktionsgeschichte der letzten Jahrhunderte, je nachdem überwiegt mal eine Seite mehr, mal eine Seite weniger.
-