• Vielleicht ist es auch so, dass ich und vielleicht auch andere Teilnehmer hier den Wiederaufbau im Sinne einer weitreichenden Geschichtssymetrie verstehen. Der Aufbau zum absoluten Beginn des Jahrtausends also eher der Startpunkt für mindestens 300 Jahre Frauenkirche bedeutet.

    Legitim und eine für mein Verständnis positive Einstellung. Ich erweitere diesen Gedanken aber, indem ich die jetzige Frauenkirche als Klammer sehe zwischen der einstigen Kirche und der fortbestehenden der nächsten 300 Jahre. Und diese Klammer ist überdeutlich am Bau ablesbar, nämlich anhand der kontrastreichen Farbunterschiede von Alt und Neu. Diese Klammer wird verblassen, umso mehr wir in der Zeit voranschreiten.

    Das Betrifft viele der Jahrgänge 1950-1980 mit einem reduktionistischen Geschichtsbewusstsein. Mit einem Raum und Zeitgefühl, welches sich lediglich mit dem Tun der eigen, bescheidenen Lebensspanne beschäftigt.

    Kann ich nicht wirklich beurteilen. Als Kunsthistoriker und Historiker umgebe ich mich privat wie beruflich mit vielen Geisteswissenschaftlern, die in aller Regel nicht dazu neigen, geistig im Hier und Jetzt zu verhaften. Insofern ist mein Umfeld vielleicht nicht repräsentativ für den Durchschnitt.

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  • Tegula hätte ja vielleicht einen Punkt, wenn man bewusst ein anderes Material genommen hätte, als das der alten Frauenkirche.
    So hat man In Berlin einen Flügel des Naturkundemuseums zwar von der Architektur her identisch (man hat die originalen Fassaden abgeformt) wiederhergestellt, aber anstatt von Backstein verwendete man Beton.
    Das würde ich noch als kritische Rekonstruktion durchgehen lassen:

    Da kommen wir der Sache schon näher. Jetzt muss man noch den Gedanken zulassen, dass es legitim ist, die kritische Rekonstruktion nicht vom Material abhängig zu machen, sondern von dem erzielten, intendierten Effekt. Und wenn man dann noch berücksichtigt, dass dieser Effekt mit der Zeit verblassen soll und auch damit eine Botschaft verbunden werden soll - und in einem solchen Fall die Wahl eines identischen Baumaterials in der Regel unabdingbar ist -, dann hat man meine Argumentation verstanden. Man muss sie ja nicht unbedingt teilen, aber anerkennen, dass es da durchaus Interpretationsspielraum gibt. Darum geht es hier auf den letzten Seiten.

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  • Wenn es legitim ist, eine Rekonstruktion "kritisch" zu nennen, nur weil sie dunkle alte Steine zwischen den neuen hellen Steinen besitzt, dann wäre ja mal folgendes Gedankenspiel interessant. Angenommen alle Steine wären noch verwendbar gewesen und die Rekonstruktion wäre somit komplett dunkel gewesen. Hier wäre nichts ablesbar und somit wäre es keine kritische Rekonstruktion. Nun erhöhen wir mal vorsichtig die Anzahl der neuen hellen Steine. Erst mal bauen wir 10 neue helle Steine ein. Nun ist schon etwas ablesbar. Ist es nun schon eine kritische Rekonstruktion? Wenn nicht, ab wieviel Steinen könnte man es kritische Rekonstruktion nennen?

    Interessiert mich jetzt mal.

  • Na gut, tegula, wenn deine Interpretation diese riesige Unschärfe weiterhin beinhalten soll und du die Einordnung anderer Beispiele damit objektiv und wissenschaftlich bewerkstelligen kannst, während mit dieser Definition aus anderer Sicht quasi jedes umgebaute oder reparierte Gebäude im Laufe seiner Bestandsgeschichte als "kritische Rekonstruktion" betrachtet werden könnte, kann ich nur The Rt. Hon. John Bercow zitieren ;):

    They are entitled to their opinions but they suffer from the notable disadvantage of being completely wrong.

    Belassen wir's dabei.

  • Wenn es legitim ist, eine Rekonstruktion "kritisch" zu nennen, nur weil sie dunkle alte Steine zwischen den neuen hellen Steinen besitzt

    Nein, das ist meiner Ansicht nach nicht legitim, weil viel zu kurz gedacht. Solltest du der Meinung sein, ich hätte das so verlautbaren lassen, dann lies bitte noch einmal meinen Artikel. Vielleicht macht es auch dieser Satz nochmals deutlich:

    ... denn eine kritische Auseinandersetzung (siehe den von dir ins Feld geführten Stumm!) beinhaltet genau das: die Intention. Zufällige oder ungewollte Effekte fallen da nicht drunter.


    ---

    während mit dieser Definition aus anderer Sicht quasi jedes umgebaute oder reparierte Gebäude im Laufe seiner Bestandsgeschichte als "kritische Rekonstruktion" betrachtet werden könnte

    Ich will es vielleicht nochmals anders formulieren: Handelt es sich um eine wirkliche Rekonstruktion und nicht nur um Sanierungen, Umbauten etc. und weicht man dabei bei entscheidenden Merkmalen vom Original ab und verbindet damit eine tiefergehende Botschaft, wird also die reflektierte Auseinandersetzung mit dem historischen Objekt erkennbar, dann möchte ich darin - und damit folge ich auch Stumm - Aspekte einer kritische Rekonstruktion erkennen.

    Ich glaube, damit habe ich eine für mich allgemeingültige Definition formuliert. Und das meine ich ehrlich: Das war nur dank einiger Diskutanten möglich, die sich auf diese tiefgreifende Diskussion eingelassen haben.

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  • Wir nähern uns da nicht an. Wir sind bei der Frauenkirche noch immer fundamental von einer kritischen Rekonstruktion entfernt.
    Bei dem Beispiel in Berlin haben wir nicht nur den kompletten Material-, Herstellungs- und Konstruktionsunterschied (Backstein vs abgegossene Betonsegmente), sondern auch noch den auf ewig konzipierten Kontrast, und zusätzlich haben wir noch eine persiflierende Note, dadurch, dass man z.B. bewusst Fenstersprossen mitabgeformt hat, obwohl der zu rekonstruierende Flügel gar keine Fenster besitzt.
    Die Frauenkirche wurde hingegen mit aller größtem Respekt so originalgetreu wie möglich, außen sowie innen, rekonstruiert.

  • Letztlich sind solche terminologischen Unschärfen in der Wissenschaft gar nicht so selten. tegulas Auffassung lässt sich nicht restlos widerlegen. ursus carpaticus hat das früh erkannt. Ich habe länger gebraucht. Je mehr die "Antikritischen" insistieren, desto weniger vermögen sie zu überzeugen. Tegulas Definition ist auch keineswegs so weit gefasst, dass sie sich in Beliebigkeit verliert..

    Für mich erzeugt die Widerverwendung der alten Steine eine besondere Magie. Eigentlich finde ich es schade, dass der Unterschied zwischen alten und neuen Steinen mit der Zeit verblasst. Das Farbenspiel der Steine ist einfach schön. Es symbolisiert die Auferstehung.

    Mir fällt in dem Zusammenhang das Neue Museum in Berlin ein. Ist es nicht auch eine kritische Rekonstruktion? Auch das Neue Museum hat etwas Zaubrisches. Auch dieses Bauwerk erzählt von Tod und Auferstehung. Es besticht durch zahllose Originalteile, die eine besondere Aura entfalten. Und die vielen Fragmente wurden behutsam zu einem neuen alten Gebäude ergänzt.

    Die Erwähnung der rekonstruierten Dessauer Meisterhäuser hatte mich anfangs irritiert. Hier liegt der Fall natürlich ganz anders, doch abwegig ist diese Bezugnahme nicht.

  • Man sollte auch bedenken, dass solche ,,Intentionen" bzw. Interpretationen gerne auch erst geschaffen werden, während man bereits einen fixierten Plan hat, um den man wirbt, oder noch weiter nachträglich während das Gebäude entsteht oder entstanden ist. Hintergrund ist, dass Menschen gutes Storytelling lieben. Und dann verbindet man eben das Nützliche mit dem Notwendigen.
    Was dann als große Schöpfungsidee verkauft wird, ist es also häufig gar nicht, sondern Zufällen geschuldet, die dann erst ,,bei der Vermarktung" herangezogen und in schöne Kleider gesteckt werden. Das heißt nicht, dass die Interpretation illegitim wäre, aber es macht eine Kategorisierung auf Intentionsbasis äußerst unscharf, solange es nicht von Anfang eine Planung gab, die diese Intention eindeutig formuliert und nicht nur indirekt abbildet.
    Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass hier bei der Frauenkirche die von Tegula zitierte und für sich übernommene Interpretation auch diesen Zustimmungseffekt erzeugen soll. Bei Tegula hat sie ja offentsichtlich sehr stark verfangen diese Idee. Das zeigt, was solches Storytelling und Interpretation für Mobilisierungspotential schafft und natürlich genutzt wird.

  • Ungeachtet des genannten Texts auf der Frauenkirchen-Website - was ist dann der Unterschied zwischen einer "originalgetreuen" und einer "kritischen" Rekonstruktion?

    Möglichst originalgetreu heißt doch auch, vorhandene Reste weiterhin verwenden, idealerweise im Originalzustand.

    Einen ähnlichen Effekt wie an der Frauenkirche gibt es z. B. bei der Allerheiligen-Hofkirche in München, zuerst eine Art Notlösung von Hans Döllgast, dann doch weitergebaut, aber mit einem sehr schlichten Innenraum. Allerdings war das nie als "kritische Rekonstruktion" gedacht ... umgekehrt stellt sich wiederum die Frage, wie - falls es jemand möchte - dieser Effekt z. B. beim Kurländer Palais erreichbar wäre, mangels sichtbarer Originalsubstanz.

    Und nicht zuletzt stellt sich natürlich die Frage, ob die verschiedenen Farben und Alterungszustände denn überhaupt etwas bedeuten oder einfach zufällig sind, somit überhaupt keine Rückschlüsse zulassen?

    I have not failed. I've just found 10,000 ways that won't work. (Thomas A. Edison)

  • In meinen Augen wird die Frauenkirche im Lauf der Jahrhunderte wieder ein Original , alle Diskussionen werden verblassen , sie steht 2024 oder 2125 , genauso im Herzen Dresden,s wie 1944 .....

  • Quote

    was ist dann der Unterschied zwischen einer "originalgetreuen" und einer "kritischen" Rekonstruktion?

    Das wäre theoretisch leicht zu beantworten: eine originalgetreue Reko hätte eine Verfärbung der neuen Steine erfordert, auf dass sie sich von den alten nicht unterscheiden. Das wäre nämlich eine Wiederherstellung des letzten (dunklen) Zustandes. Vielleicht sollte tegulas Argumentationsansatz darin beruhen, dass das "kritische Element" in der absichtlichen Beibehaltung des hellen "Teints" der neuen Steine bestand?

    Abgesehen von dieser Spitzfindigkeit: die Debatte ist mühsam geworden. Die Rekonstruktion der FK unterscheidet sich schon im schlussendlich erzielten Phänotypus von allen vorangegangenen Pendants. Dieser ist sicher auf neue wissenschaftlich/technische Methoden zurückführbar, die eine umfassende Verwendung der alten Steine am richtigen Fleck ermöglichten. Das so erzielte Ergebnis widerspricht dem ästhetischen Ideal einer maximal am Vorzustand angeglichenen Wiederherstellung fundamental, trägt gerade darin modernistisch-provokative Züge. Kein Architekt der Barockzeit hätte so eine Umsetzung toleriert, und jeder normale Betrachter hätte dies als "eigenartig" bis "lächerlich" empfunden. Es ist unser Wissen um die Historizität und darüber hinaus so etwas wie "Materialfetischismus", der uns das so diametral anders sehen lässt, was zweifelsohne als "kulturelle Reifung" angesehen werden kann. All dies ist vom Gedanken der "kritischen Rekonstruktion" jetzt nicht so meilenweit entfernt, dass man sich über diese Sätze so echauffieren müsste:

    Der Wiederaufbau der Frauenkirche erfolgte als "kritische Rekonstruktion" und doch so behutsam, dass auch Rekonstruktionsfreunde sich damit anfreunden können. Die Erinnerung daran, dass hier kein vollständiges Original steht, verblasst dabei genauso wie das entscheidende Merkmal dieser "kritischen Rekonstruktion", bis eines Tages alle sichtbaren Spuren daran nicht mehr erkennbar sein werden. Die Frauenkirche wird wieder zu einem historischen Objekt, ungeachtet des Alters der baulichen Substanz.

    Man beachte, wie sehr der Autor selbst die "provokative" These seines ersten Halbsatzes umgehend relativiert. Ich finde, dass jedem Satz dieses Zitats, auf dem ersten Halbsatz genug Tiefsinn innewohnt, sodass jeder, also auch derjenige, der den Inhalt nicht (vollständig) teilen mag, davon nur profitieren kann. Das im ersten Halbsatz Gemeinte bezieht sich überdies gar nicht wirklich auf die Definition (=Begrenzung) des Begriffes K.R., indem das "doch so behutsam" im eigentlichen Focus steht. Gesagt werden soll: "Trotz oder vielmehr wegen aller provokanten Scheckigkeit finden auch konservative Rekofreunde an dieser Vorgangsweise Gefallen." Wer würde darüber streiten wollen? Aber das wäre weit weniger schön formuliert gewesen. Schön ist auch die zweite Erwähnung der RK. Der entsprechende Satz ließe sich wie folgt umschreiben: Das Bewusstsein, dass es sich um eine Reko handelt, schwindet wie das entscheidende Element dieser Methode, nämlich die Farbgebung. Das ist alles gut beobachtet, dh das gibt mein ureigenes Empfinden vom ersten Moment an richtig gut wieder. Tegulas Verb "verblassen" hat dabei einen feinen, weil höchst paradoxen Doppelsinn, denn die Aufhebung des farblichen Unterschiedes geschieht eben nicht durch Verblassen, sondern durch das begriffliche Gegenteil. Ehrlich, was gibt es da großartig zum sich Echauffieren?

  • Das wäre theoretisch leicht zu beantworten: eine originalgetreue Reko hätte eine Verfärbung der neuen Steine erfordert, auf dass sie sich von den alten nicht unterscheiden. Das wäre nämlich eine Wiederherstellung des letzten (dunklen) Zustandes. Vielleicht sollte tegulas Argumentationsansatz darin beruhen, dass man das "kritische Element" in der absichtlichen Beibehaltung des hellen "Teints" der neuen Steine bestand?

    Mit der Einfärbung der Steine hätte man genau das erreicht was buarque in einem Beispiel aufgezeigt hatte: Nämlich eine Abweichung vom Vorbild. Eine Einfärbung ist schließlich nicht das Gleiche, wie der Prozess, der über Jahre der Umwelteinflüsse die Reaktionen im Stein hervorruft. Damit hat man dann erst recht keine originalgetreue Ansicht mehr und kann sie auch nicht mehr erreichen. Lässt man dagegen jetzt die Steine natürlich nachdunkeln, hat man ein sehr viel originalgetreueres Gesamtbild, sofern nicht Schwefelverbindungen oder ähnliche Luftverschmutzungen, die es noch vor hundert Jahren gab, signifikant den Prozess beeinflusst haben.

  • Mit der Einfärbung der Steine hätte man genau das erreicht was buarque in einem Beispiel aufgezeigt hatte

    Versteh ich nicht. Das Gegenteil ist der Fall, rein theoretisch gesehen.

    ... umgekehrt stellt sich wiederum die Frage, wie - falls es jemand möchte - dieser Effekt z. B. beim Kurländer Palais erreichbar wäre, mangels sichtbarer Originalsubstanz.

    na äuso... Das war eben keine K.R., voilà.

  • Das wäre theoretisch leicht zu beantworten: eine originalgetreue Reko hätte eine Verfärbung der neuen Steine erfordert, auf dass sie sich von den alten nicht unterscheiden.

    Dann gibt es also so gut wie keine originalgetreue Rekonstruktion, und alle sind "kritisch". Mir fällt jedenfalls auf die Schnelle keine Rekonstruktion ein, wo man neu verbauten Stein großflächig absichtlich geschwärzt hat, um auf die exakte Verfärbung des Steins von 1944/1945 zu kommen.
    Der Schlüterhof besitzt eine schöne aber sehr dunkle Spolie.

    urn-newsml-dpa-com-20090101-211007-99-518142-large-4-3-jpg.jpg

    Heißt das, dass die Schlüterhof-Fassaden (ja, alle Fassaden des Schlosses) auch nur kritisch rekonstruiert wurden, weil man den Stein nicht großflächig geschwärzt hat?

  • Versteh ich nicht. Das Gegenteil ist der Fall, rein theoretisch gesehen.

    Du hast doch bei dem Bild von buarque gesehen, dass die Einfärbung dazu geführt hat, dass der Dom jetzt komplett anders aussieht durch eben diese Einfärbung, die die Turmspitzen grau gemacht hat? Die Spitzen wären niemals so grau geworden und auf dieses Grau setzt sich zusätzlich ja auch noch natürliche Patina. Was meinst Du also mit dem Gegenteil?

  • "Kritische Rekonstruktionen": alles unbedingt nicht 100% rekonstruieren wollen mit Vereinfachung (oder Modernisierung) zum Ziel.
    Das war bei der Frauenkirche nicht der Fall, aber doch am Berliner Schloss mit der moderne Ostseite.

    Die Verwendung von Originalteilen hat damit nichts zu tun. Das kann man machen oder nicht. Ist Geschmacksache, aber teuer.
    Es gibt dann noch etwas" vom Originalgebäude.

    Die Frauenkirche ist für mich die am meisten gelungen Rekonstruktion in D; mit oder ohne Originalsteinen ist mir egal.
    Aber bin auch sehr begeistert vom Quartier III in Potsdam, wo es (gelungen) kritische Rekonstruktionen gibt mit Ausnahme des sehr "nackten" Schnorkelloses und nicht angepasstes Gebäude am 8 Ecken Kreuzung.

  • Ich möchte auch Danke sagen, es ist wirklich sehr spannend die verschiedenen Aspekte von beiden Seiten zu hören. Tegula hat sinnvollerweise ein sehr kontroverses Beispiel für seine These (in meinen Augen viel mehr Anregung, über die Grenzen von Begrifflichkeiten von Rekonstruktion/kritische Rekonstruktion nachzudenken) gewählt, da es entsprechend viele Forumsschreiber anregt, sich zu der Thematik zu äußern.

    In der Diskussion konnten wir nun an verschiedenen Beispielen erkennen, dass die Grenzen zwischen Rekonstruktion/kritischen Rekonstruktion fließend sind bzw. nicht vorhanden sind. Letzten Endes kann in jedes Verändern des Originals ein kritisches Auseinandersetzen mit dem Veränderungsprozess hereininterpretiert werden. Wofür also der Begriff? Warum nennt man nicht alles Rekonstruktionen und spart sich die Differenzierung?

    Ich denke, dass der Begriff der "kritischen Rekonstruktion" vielmehr die Arbeitsweise beschreiben soll, die modernen Rekonstruktionen inne liegt und weniger das fertige Resultat. Als Abgrenzung zur Rekonstruktion, wie wir sie zum Beispiel aus dem 19.Jahrhundert kennen, nach dem Moto: "Wir schaffen das Verlorene wieder neu, aber optisch noch viel herausragender als es je war. Dieser Turm war wirklich schön, aber lass doch noch eine Laterne auf die Turmspitze setzen. Einfach weil es besser aussieht."

    Demnach setzt eine kritische Rekonstruktion da an, wo zum Beispiel die Frauenkirche steht. Eine möglichst genaue Wiederherstellung des Zustandes des Originals, mit allen Details, mögliche künstlerische Unstimmigkeiten werden nicht dem Zeitgeist angepasst, sondern möglichst genau wiederhergestellt. Von diesem Punkt aus können kritische Rekonstruktionen immer mehr hinweise auf ihren Wiederaufbau aufweisen, die jedoch nicht wirklich dazu dienen das Bauwerk einem möglichen Idealzustand anzugleichen.

    Als Fazit würde ich deshalb sagen, die Begriffe Rekonstruktion/kritische Rekonstruktionen dienen vorallem dafür die Entwicklung in der Denkmalschutzarbeit über die Jahrhunderte aufzuzeigen.