Innsbruck (Galerie)

  • Und die Tatsache, dass sich hinter dem wie auch immer zu bewertenden Stuckzierrat ein großartiges gotisches Bürgerhaus mit wunderbaren Erkern und höchstwahrscheinlich bauzeitlichen Gewölben, Holzdecken, usw... befindet, während unser wahrscheinlich den spontanen Investitionsgelüsten eines Kaufmanns entsprungene gründerzeitliche Freund genau so eines ersetzt, wird völlig ignoriert?

    Falls dem so ist, ist der Vorgang aber nun einmal vor vermutlich 120 Jahren passiert. Man kann nicht ewig trauern. Und einen Abriss mit Rekonstruktion des Vorgängergebäudes würde ich in diesem Fall nicht gutheißen, er wäre wohl auch völlig unrealistisch (fehlende Pläne/Fotos; veränderte Bauaufgaben). Insofern muss man heute nicht das eine gegen das andere Gebäude moralisch ausspielen. Und deshalb kann ich z.B. des "Münchners" Urteil akzeptieren, denn es handelt sich um eine Geschmacksäußerung aufgrund des heutigen Bestandes und die Sorge, dass durch Abrisse derzeit nichts besseres nachkommt.

  • Falls dem so ist, ist der Vorgang aber nun einmal vor vermutlich 120 Jahren passiert.

    Noch viel früher - so um 1725 rum. Durch diese Mischung der ursprunglichen Gothik und den späteren Rokko- Barockelementen erscheint der Stil hier zunächst einmal "neobarock"

  • Falls dem so ist, ist der Vorgang aber nun einmal vor vermutlich 120 Jahren passiert. Man kann nicht ewig trauern. Und einen Abriss mit Rekonstruktion des Vorgängergebäudes würde ich in diesem Fall nicht gutheißen, er wäre wohl auch völlig unrealistisch (fehlende Pläne/Fotos; veränderte Bauaufgaben). Insofern muss man heute nicht das eine gegen das andere Gebäude moralisch ausspielen. Und deshalb kann ich z.B. des "Münchners" Urteil akzeptieren, denn es handelt sich um eine Geschmacksäußerung aufgrund des heutigen Bestandes und die Sorge, dass durch Abrisse derzeit nichts besseres nachkommt.


    Nein, nein, so habe ich das nicht gemeint! Ganz klar, dass auch der Gründerzeitler ein wertvolles Gebäude ist und unter keinen Umständen abgerissen werden dürfte, selbst wenn der Vorgänger rekonstruiert werden würde. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass ich es ein wenig grotesk finde, dass hier die alte Historismusdiskussion ausbricht, wo wir es doch mit einem historisch so bedeutenden Bau zu tun haben.

    @Wahlhall: Mit "vor 120 Jahren" ist der Gründerzeitler gemeint und nicht der Gotik/Barockbau.

  • Ja, aber noch einmal der Gründlerzeitler steht außerhalb der Altstadt und substituiert, wenn überhaupt, einen schlichten vorstädtischen Barockbau. Innsbrucks gotische Altstadt ist klein, aber ziemlich kompakt erhalten. Im übrigen verwundert mich die Gehässigkeit, die dem Helblinghaus entgegengebracht wird. Ich halte auch die Komposition des Rokoko für erlesen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Mich hat Innsbruck wirklich sehr beeindruckend, vor allem die großartige gotische Altstadt bei Nacht. Allerdings gab es einen herben Tiefschlag, das Kaufhaus Tyrol... die Tatsache, dass dort ein wohlproportionierter Gründerzeitler durch solch eine modernistische Monsterfassade ersetzt wurde und das gesamte Platzgefüge zerstört, ist daher leider genauso mit meinen Erinnerungen an die Stadt verbunden wie die wirklich vielen schönen Ecken. Wobei... der Bahnhofsviertel war auch ziemlich abstoßend.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ja, aber noch einmal der Gründlerzeitler steht außerhalb der Altstadt und substituiert, wenn überhaupt, einen schlichten vorstädtischen Barockbau. Innsbrucks gotische Altstadt ist klein, aber ziemlich kompakt erhalten. Im übrigen verwundert mich die Gehässigkeit, die dem Helblinghaus entgegengebracht wird. Ich halte auch die Komposition des Rokoko für erlesen.

    Ich sehe hier überhaupt keine Gehässigkeit, sondern eine Befassung der Architektur was den Geschmack anbelangt, und dies ist ja auch durchaus professionell. Allerdings sollten uns dann Schuhschachteln aus Glas Stahl und Beton, keinen Buchstaben mehr wert sein. :biggrin:

  • ich finde das sehr bedenklich dass sich ausser diese paar Beiträge und seit Jahren über die Stadt Innsbruck nichts mehr getan hat. Denn es gehen immer noch zig weitere Sehenswürdigkeiten bildokumentarisch ab. Wie das Damenstift mit seiner überaus seheenswerten Barockfassade in dem jetzt das Volkskundemuseum befindet, das gesamte Wilten-Areal mit mehreren Baudenkmälern, das ehemalige kaiserliche Zeughaus usw.

    http://www.burghauptmannschaft.at/uploads/670.36…useum-01-hw.jpg
    http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.data.image.w/w736918a.jpg
    http://www.cuscoon.at/zeughaus-innsbruck

  • Ja, das wäre natürlich am schönsten, wenn es alles gäbe, jetzt und hier und sofort, und alles kostenlos sowieso. Wäre mir auch lieber, aber so funktioniert das Leben eben nicht.

    Was es hier im Forum zu sehen und zu lesen gibt, ist genau das, was irgendjemand gepostet hat (abgesehen von einem gewissen Schwund durch Löschen). Und aus irgendwelchen Gründen hat eben bisher noch kein Forumsmitglied eine Bilddokumentation zu den Denkmälern von Innsbruck erstellt. Wer weiß, wieviele Forumer in Tirol leben, die dann auch noch systematisch und konsequent alles Sehens- und Wissenswerte beitragen müssten, dem ist auch klar, dass es nicht verwunderlich oder gar "sehr bedenklich" ist, dass wir hier nicht mehr zu sehen kriegen.

    Also, wer fängt an? Nachdem Du das heutige Neujahrsskispringen in Innsbruck ja offenbar nicht in natura mitverfolgst, könntest Du in den nächsten Tagen, wenn der Rummel wieder vorbei ist, dorthin reisen und mal eine Fotodokumentation über den Denkmalbestand erstellen und hier posten. Wenn Du nicht damit anfängst, und ich nicht und jeder andere auch nicht, werden wir nie haben, was Dir vorschwebt.

  • Da geb ich dir schon recht, nur bin ich für dieses Anliegen bis Mitte März verhindert [...]. Ich kann deshalb bis dahin nur in die nahe Umgebung Münchens.

    Von Moderator gekürzt. Man muß nicht alles erzählen.

  • ich finde das sehr bedenklich dass sich ausser diese paar Beiträge und seit Jahren über die Stadt Innsbruck nichts mehr getan hat. Denn es gehen immer noch zig weitere Sehenswürdigkeiten bildokumentarisch ab.

    Für so etwas gibt es die Wunschliste hier im Forum. Abgesehen davon hat glaube ich dieses Forum nicht den Anspruch, eine allumfassende Dokumentation historischer Architektur zu liefern, vielmehr ist es eine Diskussionsplattform zu Themen, die von Nutzern initiiert werden. Ich kann Zeno daher hier nur zustimmen.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Es ist vor allem das enttäuschende optische Ergebnis meiner bisher hier eingestellten Bilder, die mich vor weiteren Zutaten und Beiträgen hier im Forum abhält.

    Lieber Lexa, ich glaube, jeder hier im Forum freut sich über Fotos. Auf die künstlerische Qualität kommt es dabei nicht an, sondern eher auf die dokumentarische. Sofern dasselbe Motiv nicht gleich 37 mal gezeigt wird, die Fotos eine vernünftige Größe haben und idealerweise zumindest mit einem Wort erläutert wird, was zu sehen ist, ist hier jeder mehr als zufrieden. Also nur zu!;-)

  • Zeno, GründerzeitFan… umarmt euch, jetzt! :biggrin: :knuddel: :kuss:


    Nachtrag: Ich habe mir gerade die Galerie angeschaut und musste feststellen, dass nur ein einziger anderer User mehr Bilder in der "Österreich" Kategorie zur Verfügung gestellt hat als Lexa. Von 6 Seiten sind 2 ½ von Lexa.

    Wenn mein Computer wieder repariert ist, werde ich auch etwas zur Galerie beitragen!

    Einmal editiert, zuletzt von Sean Apollo (4. Januar 2016 um 17:17)

  • Innsbruck

    Nachdem es seit kurzem löblicherweise endlich ein Bahnticket gibt, mit dem man von München nach Innsbruck günstig fahren kann (und diese Strecke noch nicht durch abartige Vermauerungen geprägt ist), war ich diese Woche nach längerer Zeit mal wieder in Innsbruck.

    Besonders toll ist die Strecke von Seefeld nach Innsbruck ins Inntal hinunter, mit gewaltigen Tiefblicken und Ausblicken auf die Zentralalpen:


    Angekommen am Hauptbahnhof

  • Salurner Straße westwärts, eine unverkennbar klassische Innsbrucker Ansicht (mit der Hauptpost):


    Mit Triumphpforte


    Triumphpforte von 1765 und Karwendel, rechts das Palais Sarnthein (Peterlongohaus).


    Hergezoomt die Seegrube am Hafelekar/Karwendel, bequem erreichbar über die Nordkettenbahn.

  • Leopoldstraße 2, Winklerhaus


    Ein ganz tolles Gebäude an der Triumphpforte ist das sog. Winklerhaus von 1873, die Jugendstilfassade stammt vom in München lehrenden Anton Bachmann (1902/03) und erinnert u.a. durch die Masken (von Koepf und Seidler) an manches in München, so insbesondere die beiden bekannten Schwabinger Jugendstilhäuser in der Ainmiller- und Römerstraße.

    Das links angeschnittene Autohaus Linser von 1955/56 findet sich übrigens auch auf der Denkmalliste.

    Details:


    Großartig auch der Teil des Winklerhauses zur Maximilianstraße hin:


    Erinnert ebenfalls an einige Gebäude aus der gleichen Zeit in München, der Erker z.B. an Bauten von Ostenrieder in der Münchner Sendlinger Straße oder im Tal.


    Erstaunt war ich beim jüngsten Innsbruck-Besuch über die Vielzahl von Häusern, die mit Mosaiken geschmückt sind, so auch hier am Winklerhaus. Gibt auch in München ein paar, aber in Innsbruck war das doch sehr auffällig.

  • Maria-Theresien-Straße


    Südteil der Straße nordwärts, von der Triumphpforte aus.


    Maria-Theresien-Straße 46 und 44, letzteres um 1740 barockisiert.


    Links das ab 1946 wiederaufgebaute Servitenkloster samt Kirche.


    Hier wird die jüngst erfolgte massive Entstellung und Verschandelung des Straßenzuges bereits sichtbar.

    Auf der Westseite das Palais Trapp-Wolkenstein:


    Maria-Theresien-Straße 34 und 32, Tschoner- und Zelgerhaus, letzteres wurde 1911 neu gebaut und fügt sich wie einige andere Gebäude der Zeit in den Straßenzug ein.


    Bankgebäude von 1905/06. Erinnert an manch ein Bankhaus in der Münchner Innenstadt aus derselben Zeit, so am Promenadeplatz oder in derTheatinerstraße.


  • Maria-Theresien-Straße 37, 39 und 41


    Mosaikfelder des 1909/10 erbauten Eckhauses Nr. 41


    Nr. 39 ist das um 1680 erbaute Palais Troyer-Spaur.


    Die Nr. 37 findet sich nicht (mehr?) in der Denkmalliste.


    In etwaig vielleicht auch noch einmal kommenden architektonisch wieder ein klein wenig anspruchsvolleren Zeiten möglicherweise ein Musterbeispiel für die mutwillig-sinnlose massive Beeinträchtigung und Zerstörung eines höchstbedeutsamen Straßenzuges...


    Maria-Theresien-Straße mit Annasäule und Spitalkirche, Stadtturm und Karwendel (Nordkette), die berühmt-großartige Innsbruck-Ansicht, Fortsetzung folgt…