Hamburg - nördliche Innenstadt, Gänsemarkt

  • Hamburg bleibt für mich die Stadt, in der am besten modern gebaut wird in Deutschland. Gerade diese großen Umnutzungsprojekte in der Innenstadt sind wirklich beispielhaft, wie man klassisch-modern und metropolitan bauen kann. Mit der Gänsemarktpassage wird die typische Schrottarchitektur der 70er (?), optisch vielleicht gar 80er Jahre ersetzt durch sowas hier:

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    Biwermau Architekten Hamburg

    Innenhöfe und attraktiver Stadtraum, der da entsteht im Vergleich zu den dusteren, verschlossenen und gedrungenen "Passagen" der 80er Jahre. Hamburg ist in seinem Zentrum auch ein gutes Beispiel dafür, dass das Problem zumindest in großen Städten gar nicht so sehr in der Architektur der 50er Jahre liegt, die mit ihrem klassischen und jetzt oft aufgegriffenen "Mid-Century-Schick" eine gewisse reduzierte Eleganz ausstrahlt, sondern in der Zeit der 60er-80er Jahre. Gerade letzteres Jahrzehnt hat neben einigen Lichtblicken auch unheimlich viel Schrott produziert.

    Ein weiteres, hier glaub ich komplett unter dem Radar gelaufenes Projekt sind die Stadthöfe, ebenfalls ein großes Umnutzungsprojekt mit Abriss von Bausünden, Aufstockungen von historischem Bestand, Sanierung und Ertüchtigung des "Palais Görtz" und guter Neubauarchitektur, auch hier ist ein schicker, modern-klassischer Stadtraum entstanden, wo vorher 60er-Verwaltungsgebäude verschlossen und unzugänglich vor sich hin standen:

    medicke.de - Stadthöfe-Bilder

    Insgesamt eine überaus erfreuliche Entwicklung. Hamburg ist natürlich auch geeignet für derlei Architektur, da es ohnehin sehr viel Innenstadtarchitektur aus der ersten Hälfte des 20. Jhdts. aufzuweisen hat. In einer barock geprägten Kleinstadt oder einer Fachwerkstadt ginge sowas natürlich nicht. Überall im Zentrum werden Nachkriegsbausünden abgerissen (s.a. Neues Burstah-Ensemble - ehemaliges Allianzareal) und durch mehr oder minder gelungene modern-klassische Architektur ersetzt. Um diesen eher von hellen Steinfassaden geprägten Stil im direkten Zentrum entwickelt sich v.a. nach Osten hin nun eine Art moderner Kontorhausstil mit Anleihen an den Backsteinexpressionismus:

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    Urheber: Goljan/ Quelle Sontowski und Partner Group

    Dieses ist nur ein Beispiel für unzählige Projekte dieser Art im Hamburger Osten, von denen die meisten hier weitgehend unbekannt sein dürften. V.a. im vom Krieg vollkommen zerstörten Stadtteil Hammerbrook und in der Umgebung des Schnellbahnknotens Berliner Tor ist extrem viel in der Mache.

  • Puh, bei dem Anblick der neuen Pläne für die Gänsemarktpassage, bin ich doch echt erleichtert. - Wenn es denn tatsächlich so umgesetzt wird.

    Es gab für diese Ecke einmal folgende Planung, die aber verworfen wurde:

    https://abload.de/img/01_gaensemarkt2cjgk.jpg

    Das hat mir auch ziemlich gut gefallen. Danach wurden dann diese Visualisierungen bekannt:

    https://abload.de/img/02198_9886_7421ca55b4fljrq.jpg

    Das Ding hat mich schon in Schrecken versetzt. Glücklicherweise ist das nun nicht mehr aktuell.

    Bei dem nun geplanten Bau hätte ich jedoch zwei Kritikpunkte. 1. Die Dächer würde ich lieber mit richtigen Dachziegeln und Gauben sehen. 2. Die linke und mittlere Fassade würden in unterschiedlichen Materialien/Farbtönen besser wirken.

  • Hamburg bleibt für mich die Stadt, in der am besten modern gebaut wird in Deutschland. Gerade diese großen Umnutzungsprojekte in der Innenstadt sind wirklich beispielhaft, wie man klassisch-modern und metropolitan bauen kann.

    Definitv der bisher beste Entwurf, danke Neußer fürs Aufzeigen der Schritte dahin und wie Du sagst, Heinzer, hat schon Flair. Wobei ich mich schon frage, warum das nicht in der Hafencity auch geschafft wurde, wenn Hamburg da eigentlich so viel Gutes kann. Zumindest habe ich, als sie fertiggestellt war eine Dokumentation drüber angeschaut und das war vom Eindruck wie eine Schlafstadt, kühl, anonym und teilweise auch natürlich noch etwas verlassen. Also es ging damals um diesen Straßenzug direkt zur Elbphilharmonie. Hoffe das hat sich noch gewandelt seitdem, machen ja auch bisschen die Bewohner aus, wie ein Viertel ausstrahlt.

  • Mir hätte die von Neußer gezeigte erste Visualisierung am besten gefallen. Das wäre elegant im Stil der 20er Jahre geworden. Der aktuelle Entwurf ist annehmbar, aber nicht sehr originell.

    In dubio pro reko

  • Ich stimme Heinzer zu, Hamburgs moderne Architektur, vor allem im Zentrum, wirkt in der Mehrheit wertig und klassisch oder von der Frühmoderne inspiriert. In so gut wie jedem Fall ist sie eine deutliche Aufwertung des Vorzustands. Immerhin sind wir so weit gekommen! :) Berlin und München könnten sich da eine dicke Scheibe abschneiden.
    Kleiner Nachtrag zu Berlin: Die Stadt weist zwar schon seit vielen Jahren mehr schöne, traditionalle Neubauten auf als Hamburg, München und weitere deutsche Großstädte zusammengenommen, aber die überwältige Masse an Neubauten, vor allem an prominenten Orten, ist leider nichts anderes als uninspirierte, triste, graue Schuhschachteln.

  • Genau, es ist natürlich moderne Architektur, ganz klar. Aber eben eine, die geht und die zumindest, was die Bauformen angeht, klar an die "große Zeit" Hamburgs zwischen etwa 1900 und 1930 anschließt. Am Ende ist das natürlich auch "nur" ein Rasterentwurf, aber viele kleine Details wie die Rundbögen, die Plastizität der Fassade sowie die äußerst gelungenen Innenhöfe machen es eben zu etwas "Gutem". Dazu kommen ordentliche Geschosshöhen, dieses Gedrungene ist mittlerweile auch etwas, was mich an der Nachkriegsarchitektur so stört mit diesen niedrigen, gar nicht abgehobenen Erdgeschosszonen.

    In Berlin geht deutlich mehr im neuklassischen Bereich, auch hierzu Zustimmung. Aber wie Du schon sagtest, ist im Bereich "moderne Geschäftshäuser" dort noch kein so eindeutiger Trend zu guten Sachen zu verzeichnen. Helfen tut Hamburg natürlich, dass der Bestand gerade imInnenstadtbereich in vielen Ecken auch noch echt gut ist, sodass Neubauten ein bisschen mit nach oben gezogen werden (oder man sich eben zumindest keinen Schrott erlauben kann), während auf der grünen Wiese in Hamburg ja auch nicht alles Gold ist.

    reklov2708: Ich weiß zwar, was Du mit "elegant um Stil der 20er" meinst, aber im Vergleich wirkt der Entwurf für mich wie ein Vorstadtentwurf. Unten hochmodern und wieder mit einer wenig überzeugenden, irgendwie asymmetrischen "90er"-Erdgeschosszone, pfiffig in der Tat die abgerundeten horizontalen Fensterbänder. Trotzdem finde ich, dass der Gewinnerentwurf besser in die Innenstadt Hamburgs passt, zumindest in diese Gegend. Richtung Kontorhausviertel wäre das vielleicht etwas anderes gewesen.

    Majorhantines: Ja, die Hafencity enttäuscht mich auch in vielen Bereichen. Und ich sage das als jemand, der mit guter moderner Architektur hier wahrscheinlich mehr anfangen kann als viele andere. Zwischendurch gab es mal einen Trend zur Besserung, aber ich stimme Dir zu, dass die Hafencity mich auch nicht überzeugt, und das ist wie gesagt keine Polemik von jemandem, der sowieso alles Moderne schlecht findet.

    Neußer: Ja, auch dieser Entwurf hat Schwächen. Die Dachgeschosszonen finde ich auch nicht so überzeugend, mal gespannt wie sowas dann in natura aussieht. Es ist auch gar nicht dieser eine Entwurf, der nun die Innenstadt Hamburgs rettet, sondern einfach diese Tendenz dort zu wirklich ganz ordentlichen Entwürfen. In Hamburg passiert wirklich viel, und vieles hat eine vergleichbare Qualität.

  • Von sowas können wir in Kopenhagen nur träumen. Hier regiert meistens eine Art neo-70-er Jahre Architektur. Demnächst könnte man in Hamburg mit einer Sanierung der vielen Gründerzeitler beginnen - vor allem im Bereich der Fenster (meistens Plastikfenster).

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • vor allem im Bereich der Fenster (meistens Plastikfenster).

    Entschuldigt, wenn es leicht ins OT abrutscht, wollte jetzt nicht gleich n Thread aufmachen, aber mir ist das öfter schon aufgefallen, dass Plastikfenster im Forum sehr kritisch gesehen werden; konnte aber nur einige Male einzelne Begründungen lesen, wie Entsorgung und Schimmel. Aber der Schimmel kommt doch eher von Diffusionsdichten Wandflächen und insgesamt abgedichteten Häusern ohne Lüftungsanlage? Und ich nehme an, dass die über Jahrzehnte eingelassenen oder lackierten Holzrahmen bestimmt auch kein Recyclingwunderwerk sind? Plastik hat aber ja doch auch Vorteile, es ist leicht und günstiger und es hat eine super wartungsarme Beständigkeit. Gibt bestimmt auch gut gemachte Plastikfenster oder?

  • Majorhantines

    Ich bin mir nicht sicher, aber es gibt hierfür glaublich sogar einen eigenen Strang unter "Wärmedämmung" oder so. Ich kann hier nur aus eigener Erfahrung sprechen. Meine Firma hat vor ca 15 Jahren einen nachträglich und vom Voreigentümer wärmegedämmten Altbau gekauft. Bei den Wohnungen, die noch alte Holzkastenfenster eingebaut hatten, gab es kein Schimmelproblem. Bei allen anderen Wohungen mit Plastikfenstern gab es leider Schimmelschäden unterschiedlichster Ausprägung, Zuerst haben wir dort Zwangslüftungen eingebaut, aber als das auch nicht den erwünschten Effekt brachte, haben wir die Plastikfenster sämtlich entfernt und durch Holzkastenfenster wieder ersetzt. Leider war der Voreigentümer schlecht beraten worden, denn einen Altbau im Stadtgebiet zu dämmen ist sowieso däm(m)lich. Optisch sind Plastikfenster leider auch keine Augenweide und nach 20 Jahren sind mitunter stark vergilbt, die Dichtungen brüchig und die Rahmen teilweise verzogen, dass ich nur noch zu Holzkastenfenstern bei Altbauten greife, die bauphysilalisch bessere Eigenschaften besitzen und - wie man bei zum Glück bei noch unzähligen Altbauten sieht - auch zwei Jahrhunderte halten, wenn man sie regelmäßig und am besten mit Ölfarbe anstreicht.

  • Zusätzlich zu den richtigen Anmerkungen von Exilwiener kommen auch noch die optisch oft minderwertigen Eigenschaften. Mag sein, dass sich da einiges getan hat in den letzten Jahren, aber die klassischen weißen Plastikfenster sehen einfach unheimlich billig aus, besonders an Altbauten. Häufig sind die Profile zu breit und plump, dazu kommen natürlich die häufigen fehlenden oder reduzierten Gliederungselemente oder gar noch schlimmer, Gliederungselemente "in Aspik", also eingelegt zwischen den Scheiben.

    Nein, Plastikbauelemente haben v.a. an Altbauten nichts zu suchen. Es gibt mittlerweile zwar etwas liebevoller gestaltete Kunststoff- oder Hybridfenster (innen Holz, außen Plaste), die z.B. eine holzimitierende Maserung aufweisen etc. - aber die sind dann auch fast wieder so teuer, dass man lieber gleich Holz nehmen kann.

  • Ich bin mir nicht sicher, aber es gibt hierfür glaublich sogar einen eigenen Strang unter "Wärmedämmung" oder so.

    Bei allen anderen Wohungen mit Plastikfenstern gab es leider Schimmelschäden unterschiedlichster Ausprägung, Zuerst haben wir dort Zwangslüftungen eingebaut, aber als das auch nicht den erwünschten Effekt brachte, haben wir die Plastikfenster sämtlich entfernt und durch Holzkastenfenster wieder ersetzt.

    Optisch sind Plastikfenster leider auch keine Augenweide und nach 20 Jahren sind mitunter stark vergilbt, die Dichtungen brüchig und die Rahmen teilweise verzogen, dass ich nur noch zu Holzkastenfenstern bei Altbauten greife, die bauphysilalisch bessere Eigenschaften besitzen und - wie man bei zum Glück bei noch unzähligen Altbauten sieht - auch zwei Jahrhunderte halten, wenn man sie regelmäßig und am besten mit Ölfarbe anstreicht.

    Danke für den Hinweis, dann muss ich da noch stöbern, hab ich wohl die falschen Schlagworte gesucht. Ich komme auf Plastikfenster, weil ich zu oft erlebe, dass es den Bauherren einfach zu teuer wird Originalmaterialien zu verwenden, deswegen bin ich stets auf der Suche Alternativen aufzeigen zu können, die eben doch eine aufwendigere Gestaltung zulassen. Ich denke halt, dass es bei Kunststoff wahrscheinlich noch mehr auf die inneren Werte ankommt, als bei Holz z.B. Mein Elternhaus hat seit besagten 20 Jahren jetzt nicht gerade die besten Plastikfenster aber immerhin noch schneeweiß und unbeschädigt, dagegen die vorherigen Mahagoni Fenster waren verzogen (ich war trotzdem traurig, als die raus kamen). Und was auch etwas schade ist, weil ich Holzkastenfenster eigentlich auch ziemlich schlau halte, aber die meisten Mieter haben da Vorurteile, eventuell anders in Österreich, wo ich das sehr oft noch sehe.

    aber die klassischen weißen Plastikfenster sehen einfach unheimlich billig aus, besonders an Altbauten. Häufig sind die Profile zu breit und plump, dazu kommen natürlich die häufigen fehlenden oder reduzierten Gliederungselemente oder gar noch schlimmer, Gliederungselemente "in Aspik", also eingelegt zwischen den Scheiben.

    Nein, Plastikbauelemente haben v.a. an Altbauten nichts zu suchen. Es gibt mittlerweile zwar etwas liebevoller gestaltete Kunststoff- oder Hybridfenster (innen Holz, außen Plaste), die z.B. eine holzimitierende Maserung aufweisen etc. - aber die sind dann auch fast wieder so teuer, dass man lieber gleich Holz nehmen kann.

    Aspik, ich musste so lachen. Ich hätte auch die Erwartung, dass das optische der Fenster besser werden kann, was z.B. bei Fußbodenbelägen alles möglich ist (ich würde es mir wegen Ausdünstungen nicht legen aber schon beeindruckend mit Textur und allem). Ein Hauptargument ist bei den Hybriden halt, dass es pflegeleicht ist. Bei teureren Sanierungen sehe ich mittlerweile nur noch Aluminium.

  • Bin sehr beeindruckt davon, mit welcher Entschlossenheit in Hamburg städtebauliche und architektonische Fehlgriffe der 1960er und 70er Jahre korrigiert werden und man echte Verbesserungen in einem qualitätvollen, sehr urbanen neuen Baustil erzielt. Diese Verbesserungskraft würde man auch manchen anderen Städten wünschen. Um einige Kollateralschäden wie das Commerzbank-Gebäude (welches Baujahr?) tut es mir natürlich leid, aber in 95% kommen doch echte Verbesserungen, und das in stadtbildprägenden Zentrumslagen.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Mir scheint, der Eindruck ist nicht verkehrt, aber auch nicht ganz gerecht. Im Vergleich zu Berlin, Köln u.a. gibt es in der Hamburger Innenstadt einen wesentlich größeren Altbaubestand. Hier angepasst zu Bauen und historische Ensembles zu vervollständigen ist natürlich wesentlich einfacher als wenn wenig oder gar keine historische Substanz im Umfeld mehr vorhanden ist, welche die architektonischen und städtebaulichen Leitlinien vorgibt, wie z.B. in Dresden.

    In dubio pro reko

  • Das stimmt natürlich. Hamburg hat auch den Vorteil, weiterhin mit der Verwendung von Backstein bzw Klinker auf ein enorm qualitätvolles, schönes und haltbares traditionelles Fassadenmaterial zurückgreifen zu können - während zB in Berlin eher Putzfassaden Tradition sind, was leider die unschöne Folge mit sich bringt, dass die Putzfassaden jetzt direkt auf die WDVS-Platten geklebt werden und man noch nicht einmal einwenden kann, solche Putzfassaden wären nicht regionaltypisch.

    Ein weiterer Vorteil von Hamburg ist, dass man dort mit dem ja schon ornamental ziemlich reduzierten, aber großmaßstäblichen Kontorhausstil auch heutzutage absolut wirtschaftlich im Sinne der Investoren bauen kann, ohne damit gleich den Unmut von Stadtbild-Traditionalisten wie uns auf sich zu ziehen.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Das neue Deutschlandhaus am Gänsemarkt


    Wenn man genau hinsieht, kann man erkennen, dass der "Gründerzeitler" am rechten Bildrand hälftig ein Neubau ist (- deutlich weniger Patina auf dem Kalkstein).

    Die unstimmige Gestaltung des Erdgeschosses ist der Tatsache zu verdanken, dass die Stadtbäckerei sich während des Baus mit ihrem Architekten zerstritten und die Gestaltung des EG einem rein modern orientiertem Büro überlassen hat.

    Da das Architektenbüro Theodor Speckbötel bzw. Speckbötel Nachfolger, das seinerzeit den Gründerzeitler errichtet hat, nach wie vor existiert, musste die Stadtbäckerei für die Genehmigung, das Bauwerk zu kopieren, gem. Urheberrecht eine Zahlung leisten.

    Zu besagtem Herrn Speckbötel sei noch anzumerken, dass er nach dem 1. Weltkrieg voll auf einen modernen Baustil wechselte. Von ihm stammt zum Beispel auch dieser Industriebau in Hamburg-Lurup.

  • Ebenfalls am Gänsemarkt, direkt in der Nähe vom Jungfernstieg. Abriss steht bevor.

    Das kommt:

    Planung Neubau Gänsemarktpassage. IMHO eine klare Verbesserung des Stadtbildes in einem sensiblen zentralen Bereich!

    Plan:

    40397236cj.jpg

    Nur zur Erinnerung....

    Insgesamt bin ich bei Hamburg immer zwiegespalten, auf der einen Seite ist Snork absolut zuzustimmen, dass gerade der Innenstadtbereich wirklich einen guten Eindruck macht und auch architektonisch hier bemerkenswert richtige Entscheidungen getroffen werden (auf Basis einer aber auch schon recht modernen überkommenen Bebauung, oft in recht strengen Formen der Übergangsstile aus der späten Kaiserzeit, die viele Anknüpfungspunkte zur Moderne bieten), auf der anderen Seite hat Hamburg auch tatsächlich und weiterhin eine ausgemacht deprimierende 1960er-Jahre-Seite mit überdimensionierten Verkehrsanlagen, riesigen Kreuzungen, die große Barrieren für alle Nichtautofahrer darstellen und einer in vielen Teilen immer noch so im Nachkriegsprovisorischen verhafteten Architektur, gerade im Norden und Osten. Allerdings werden nun immer mehr dieser für eine Metropole wie Hamburg eigentlich unglaublichen Brachen und untergenutzten Flächen nun im Zuge des Zuzugsbooms doch geschlossen.

    Neben der Grandezza der Innenstadt stand und steht Hamburg für mich aber auch weiterhin für Gebrauchtwagenhändler in einstöckigen Nachkriegsbaracken auf geschotterten Bombengrundstücken selbst an wichtigen Kreuzungen in zentralen Stadtteilen. Man darf nicht vergessen, dass Hamburg -atypisch für eine westdeutsche Großstadt abseits des Ruhrgebiets- erst gerade seine Vorkriegseinwohnerzahl wieder erreicht hat. Von allen wirklich großen westdeutschen Großstädten hat wohl Hamburg am meisten unter der deutschen Teilung gelitten, da es einen großen Teil seines traditionellen Hinterlands verloren hatte. Hinzu kam und kommt der schwierige Strukturwandel mit viel alter Industrie und Hafenwirtschaft, der kleinere Städte wie Bremerhaven oder Gelsenkirchen an den Rand des Zusammenbruchs gebracht hat, den Hamburg aber natürlich besser meistern konnte als kleinere Städte ohne die Ressourcen und die Kraft für einen Neustart.

    Zu guter Letzt ist der Zustand vieler Altbauten abseits der wirklich traditionell hochpreisigen Gegenden leider echt "westdeutsch", egal wie oft ich hier Hamburg in den Himmel gelobt habe. Kunststofffenster ohne oder mit nur einer Oberlichttrennung sind immer noch die Regel, was viele Straßen massiv entwertet.

    Trotzdem bleibt ganz zweifellos festzuhalten, dass Hamburg es gerade im Innenstadtbereich mit einer mittlerweile überzufällig häufigen Konstanz hinbekommt, eine angepasste und trotzdem ansehnliche moderne Architektur die Wettbewerbe gewinnen zu lassen. Selbst die Architektur der 1950er ist von einer hohen Qualität (auch hier passte der Stil natürlich wie der jetzt gerade viel gebaute Stil ganz gut zur Architektur der 1910er-1930er). Und der schlimmsten Sünden der 1960-1980er wird sich peu a peu entledigt.