Hamburg - Baugeschehen

  • Wäre das ein Kandidat für das Gebäude des Jahres 2023?

    Die Fassade wurde wunderbar detailliert gestaltet. Aber der unpassende Penthouse-Aufbau nimmt dem Gebäude einen Teil seiner Wirkung. Weiterhin zieht sich die Fertigstellung enorm lange hin, der Altbau ist immer noch verhüllt und bislang eine Gesamtansicht nicht möglich.

    Ich tue mich im Augenblick mit einer Beurteilung noch schwer.

  • Wurde in diesem Strang (oder einem anderen über Hamburg) eigentlich schon vom Haus Winter berichtet? Bei einer kurzen Suche habe ich nichts darüber gefunden. Das Gebäude wurde 2014 fertiggestellt, liegt in Eimsbüttel und ist laut Angaben der Erbauer das erste Passivhaus im Gründerzeitlichen Stil. Ich habe den Bauherren, Dr. Georg Winter, 2015 auf einer Tagung kennengelernt. Ich finde es genial, wie hier Nachhaltigkeit mit Ästhetik in einem Gebäude verbunden wird - ein leuchtendes Beispiel, dass das geht. Hier erstmal ein Bild zum Haus:

    Haus-Winter-5.jpg

    Der entsprechende Artikel dazu:

    Sieht aus wie ein Altbau, ist es aber nicht! - Eimsbütteler Nachrichten
    Anlässlich der Tage des Passivhauses im November hat das Haus Winter in Eimsbüttel seine Türen für Besucher geöffnet. Ein Blick in Deutschlands ersten…
    www.eimsbuetteler-nachrichten.de

    Die Webseite der Architekten (Architekturbüro Siemonsen):

    Projekte | Architekturbüro Jakob Siemonsen · Donnerstraße 5 · 22763 Hamburg

    Eine ausführliche Broschüre zum Haus:

    https://www.zebau.de/fileadmin/images/Veroeffentlichungen/Broschueren_2016/Broschuere_HAUS_WINTER_web.pdf

    Und zum Schluss noch die aktuelle Google Street-View Perspektive:

  • Bauherr ist Conrad Meissler, über den im Abendblatt ausführlich berichtet wurde. Langsam nähert sich das schmalste Haus von Altona der Vollendung. Wird ein Prachtstück werden...

  • Ist euch gar nicht aufgefallen, das es sich beim Neubau Schulterblatt 37-39 um eine exakte Kopie des Eckgebäudes neben der Roten Flora handelt, außer das eine zusätzliche Etage eingefügt wurde (aber selbst die ist nur eine Kopie der Etage darunter), außer das eben die Ecke fehlt, dafür aber Balkone dazu gekommen sind. Also ist es eigentlich eine Kopie bzw. Rekonstruktion am neuen Ort, also keine vollständige Neuschöpfung.

    Ein weiterer Unterschied ist, dass beim Neubau Schulterblatt 37-39 die Fenster und die entsprechenden Stockwerkshöhen um einiges niedriger ausfallen als bei dem Eckbau an der Roten Flora mit seinen schlanken, hohen Fenstern und authentischen Deckenhöhen, was die Proportionen des Neubaus etwas beeeinträchtigt, wenn auch nur geringfügig.Trotzdem gefällt mir dieser Neubau ausgesprochen gut.

    Wäre schön, wenn Neubauten solcher Art Schule machen würden!

  • Ja der Vorgänger sah deutlich besser aus. Stand der eigentlich nicht unter Denkmalschutz?

    Nein. Das Deutschlandhaus war faktisch ein 70er-Jahre Bau (- es waren keinerlei Bestandtteile des schwer kriegsbeschädigten Originals mehr nach Außen sichtbar, und im Inneren war ohnehin alles zerstört), s. Wikipedia:

    Von 1975 bis 1978 wurde der im Krieg völlig zerstörte Gebäudeflügel zur Drehbahn neu errichtet; verantwortlicher Architekt war Heinz Schudnagies vom Büro Dietrich & Partner. Im zweiten Bauabschnitt von 1979 bis 1982 wurden auch die erhaltenen Trakte umgebaut. Die Modernisierung galt unter denkmalschützerischen und ästhetischen Gesichtspunkten als wenig gelungen,[2] unter anderem wurden die Fensterprofile vergröbert und die originale Klinkerfassade am Erkerband komplett durch Ziegel mit rustikaler Handstrichoptik ersetzt.[3]

    Das Deutschlandhaus war eines von wenigen erhaltenen frühmodernen Gebäuden (Stromlinien-Moderne) dieser Art in Deutschland, stand jedoch nicht unter Denkmalschutz.

    Die 70er Jahre Ziegel sahen aus der Nähe betrachtet wirklich fürchterlich aus - so nach Restepalette im Baumarkt. Es ist kaum zu sagen, ob die 70er Jahre Variante oder die jetzige dem Original näher ist. Beide weichen merklich vom Urzustand ab. Mindestens die heutigen Ziegel aber dürften - was im Vergleich mit alten Schwarzweiß-Aufnahmen nicht gut zu erkennen ist - deutlich mehr am Original orientiert sein.

  • Ein weiteres Problem waren beim "alten" Deutschlandhaus auch die ungelenken, breiten weißen Kunststoffprofile der Fenster - aber das hätte man natürlich ändern können. Und in der Tat die relativ billig wirkenden Klinker. Insgesamt muss man auch sagen, dass schon das Original aus meiner persönlichen Sicht nicht der Kracher war, anders als viele andere Kontorhäuser.

  • Hier jedenfalls - am Holstenwall - durchaus eine gewisse Verbesserung, obgleich ein bisschen weniger gleichförmige Strenge der Fassadenrasterung auch nicht geschadet hätte.

    Cells und DFI revitalisieren
    Hamburg. Der Bürokomplex Holstenwall 20-22 wird von der Cells Group und DFI bis 2025 revitalisiert.
    www.iz.de

    Referenzen – CELLS Group (cells-group.com)

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Das neue Deutschlandhaus versus vorher. War leider schwer zu fotografieren wegen Straßenfest zum Tag der Deutschen Einheit.

    Ich zähle: 9 Etagen beim Neubau, 9 Etagen beim Altbau.

    Wo liegt der Vorteil für den Investor?

    Der Nachteil für die Stadt und deren Bürger ist klar: das Gebäude aus den 20er-Jahren war ansprechender, schöner.

    Ich verstehe den Abriss nicht!

  • Hier jedenfalls - am Holstenwall - durchaus eine gewisse Verbesserung, obgleich ein bisschen weniger gleichförmige Strenge der Fassadenrasterung auch nicht geschadet hätte.


    Cells und DFI revitalisieren Hamburg. Der Bürokomplex Holstenwall 20-22 wird von der Cells Group und DFI bis 2025 revitalisiert. https://www.iz.de/projekte/news/…eren-2000019370


    Referenzen – CELLS Group (cells-group.com)

    Nur eine "gewisse" Verbesserung? Ich habe mir mal den jetzigen Zustand angesehen. In meinen Augen ist das sogar eine ganz erhebliche Verbesserung durch die Beseitigung dieses Glas-Ufos und die Schließung der Straßenfront. Das kleinere weiße Eckgebäude scheint auch zu dem Komplex zu gehören. Es bleibt bestehen, und der Zwischenbau erfährt durch den Umbau der größtenteils verglasten Fassade zu einer Lochfassade mit zum Eckhaus passenden Fenstern (im EG sogar mit Rundbögen) eine deutliche Aufwertung.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Ich weiß gar nicht, wann das bei mir passiert ist, aber diese milde postmodernisierenden 80er-Klinkerkästen mit den weißen breiten Kunststoffprofilen finde ich kaum noch erträglich, obwohl ich mich noch daran erinnere, dass ich die in den 90ern für mit das Schickste hielt, was so modern in Norddeutschland gebaut wird. Jede zweite Kleinstadtsparkasse, jedes dritte Arbeitsamt, und dazwischen unzählige normale Geschäftsbauten wurden so gebaut und sehen jetzt wirklich nicht mehr gut aus.

  • "Plaste" altert eben richtig scheußlich. Ich finde bei der Postmoderne so schade, dass die Idee an sich in die richtige Richtung ging, die Ausführung im Detail dann aber so garstig war, dass wir heute die Nase darüber rümpfen. Die nackten Beton-Balkone mit ihren furchtbaren Gittern und verchromten sichtbar billgen Metallaufhängungen, den erwähnten Plastefensterprofilen...einfach ziemllich geschmacklos.

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Wurde in diesem Strang (oder einem anderen über Hamburg) eigentlich schon vom Haus Winter berichtet? Bei einer kurzen Suche habe ich nichts darüber gefunden. Das Gebäude wurde 2014 fertiggestellt, liegt in Eimsbüttel und ist laut Angaben der Erbauer das erste Passivhaus im Gründerzeitlichen Stil.

    Darüber haben wir uns 2015 bei der JHV sehr gut aus erster Hand und vor Ort informieren können. Ein lobenswerter Musterbau eines wunderbaren Architekten (Jacob Siemonsen).

  • Das neue Deutschlandhaus versus vorher. War leider schwer zu fotografieren wegen Straßenfest zum Tag der Deutschen Einheit.


    Das alte Deutschlandhaus hatte was von den 1920ern, dass neue Deutschlandhaus was von den 2020ern. ;)
    Ist eigentlich Geschmack- und Modesache, was man jetzt schicker findet. Der tatsächliche Unterschied sind ja nur die Fensterbänder.
    Die weißen Fenstersprossen gaben dem Ganzen was traditionelles aber auch altbackenes, die dunkelgrauen Sprossen im Zusammenspiel mit dem stark spiegelnden Glas haben was modernes, schnittiges an sich.
    Ich weiß jetzt nicht, wie es aus der Nähe aussieht. Wirkt die Ziegelfassade genau so beständig und wertig, wie die des 70er Jahre Baus?